Primärverletzung bezeichnet die für die Erfüllung der § 823 Abs. 1 BGB und des § 7 Abs. 1 StVG erforderliche Rechtsgutverletzung. Er enthält kein kausalitätsbezogenes Element. Laut BGH können starke Nacken- und Kopfschmerzen als unfallbedingte Primärverletzung nach einem Verkehrsunfall angesehen werden. Der Schädiger habe dabei auch für psychische Auswirkungen einer Verletzungshandlung einzustehen, die durch vergangene belastende Ereignisse wieder in Erinnerung gerufen werden.
Mehr lesenBei der Beurteilung der Frage, ob in der Lebensversicherung ein sogenanntes ewiges Widerspruchsrecht nach § 5a VVG a.F. besteht, ist auf die eindeutige Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs vom 19.12.2019 (C-355/18 u.a., NJW 2020, 667, «Rust-Hackner») und nicht auf die zum Bankenrecht auf der Grundlage der Verbraucherkreditrichtlinie ergangene Entscheidung des EuGH vom 09.09.2021 (C-33/20, NJW 2022, 40) abzustellen. Dies hat das Oberlandesgericht Brandenburg entschieden.
Mehr lesenMuss sich eine zu Unrecht entlassene Führungskraft arbeitslos melden, damit ihr von dem nachgezahlten Gehalt für die Zwangspause bis zum Sieg im Kündigungsschutzprozess nichts abgezogen wird? Das klärt das Bundesarbeitsgericht. Außerdem: Der Bundesgerichtshof zu Websperren gegen Raubkopien von Wissenschaftstexten. Und das Bundesverwaltungsgericht zu einem Berg mutmaßlicher Überstunden von Polizisten in „Ruhepausen“.
Mehr lesen
Vor knapp einem Vierteljahrhundert wurde die Idee der kommerziellen Prozessfinanzierung geboren. So alt wie das Geschäftsmodell ist auch der Ruf nach ihrer Regulierung. Pünktlich zum silbernen Geschäftsjubiläum hat die EU hierzu Pläne verkündet (Entschließung des Parlaments mit Empfehlungen an die Kommission). Es ist erstaunlich, wie negativ der Rechtsausschuss darin die Prozessfinanzierung beschreibt.
Mehr lesenTriskaidekaphobia oder die irrationale Angst vor der Zahl 13. Auch der Sozialgesetzgeber litt offenbar unter dieser Erkrankung, denn ein Sozialgesetzbuch XIII gibt es bekanntlich nicht. Dies wird auch jetzt nicht geändert. Nur die frühere Unterscheidung von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld im § 19 SGB II soll nach den Plänen der Bundesregierung durch die einheitliche Bezeichnung Bürgergeld ersetzt werden. Wie gut, dass die Presse, die glücklich „Hartz IV wird abgeschafft“ titelt, anscheinend nicht die weltbewegende Umbenennung der Eingliederungsvereinbarung in Kooperationsplan entdeckt hat!
Mehr lesenZwar ist dem gemeinschaftlichen Testament der Wunsch der Eheleute zu entnehmen, dass die im Testament genannten Personen nach dem Tod des länger lebenden Ehegatten das Wohnhaus erhalten sollten, doch reicht dies - so das OLG Brandenburg - nicht aus, um das Testament dahingehend auszulegen, dass die Eheleute sich gegenseitig als Alleinerben des gesamten Nachlasses einsetzen wollten.
Mehr lesenMiete im Sinn des § 535 Abs. 2 BGB kann nach Ansicht des Oberlandesgericht Brandenburg jede geldwerte Leistung sein, so auch die Übernahme von Lasten.
Mehr lesenEin etwas makabrer Rechtsstreit steht vor dem Bundesarbeitsgericht an: Eine Witwe fordert vom Arbeitgeber ihres Ex-Mannes die Auszahlung einer Abfindung aus einem Aufhebungsvertrag. Doch das Unternehmen weigert sich, weil er seine Gegenleistung – die Aufgabe des Arbeitsplatzes – nicht mehr habe erbringen können, da er vor Gegenzeichnung durch den Geschäftsführer verstorben sei. Vor dem Bundesverwaltungsgericht wehrt sich ein Naturschutzverband gegen die Erweiterung eines Kiesabbaus. Und wie die angemessenen Unterkunftskosten für Sozialhilfeempfänger zu ermitteln sind, wenn preisgünstiger Wohnraum knapp ist, will das Bundessozialgericht klären.
Mehr lesenDie Insolvenzanfechtung von Arbeitsentgelt umfasst nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts auch den auf den gesetzlichen Mindestlohn entfallenden Bestandteil.
Mehr lesenHat die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer keinen Verwalter, wird sie nach Ansicht des Bundesgerichtshofs bei einer Beschlussklage durch die übrigen Wohnungseigentümer vertreten.
Mehr lesenNotwendiger, aber auch in Anbetracht der Eingriffsintensität einer Wohnungsdurchsuchung hinreichender Anlass für eine Durchsuchung ist der Verdacht, dass eine Straftat begangen wurde. Das Gewicht des Eingriffs verlangt auf konkreten Tatsachen beruhende Verdachtsgründe, die über vage Anhaltspunkte und bloße Vermutungen hinausreichen. Eine Durchsuchung darf somit nach Ansicht des BVerfG nicht der Ermittlung von Tatsachen dienen, die zur Begründung eines Anfangsverdachts erst erforderlich sind.
Mehr lesenWie kritisch darf eine Bewertung auf eBay ausfallen? Das muss der Bundesgerichtshof klären. Auch geht es dort darum, ob Apotheker angebliche Datenschutzverstöße von Konkurrenten über das Wettbewerbsrecht angreifen können. Außerdem befinden die obersten Zivilrichter über die Fernabschaltung von Autobatterien bei ausbleibenden Zahlungen. Und das Bundesverwaltungsgericht befasst sich mit einem angeblich geifernden Beamten des Bundesnachrichtendienstes.
Mehr lesenZahlt ein Arbeitgeber, der nicht dem Pflegebereich angehört, freiwillig an seine Beschäftigten eine Corona-Prämie, ist diese Leistung - so das BAG - als Erschwerniszulage nach § 850a Nr. 3 ZPO unpfändbar, wenn ihr Zweck in der Kompensation einer tatsächlichen Erschwernis bei der Arbeitsleistung liegt, sobald die Prämie den Rahmen des Üblichen nicht übersteigt.
Mehr lesen
Das Betreiben eines Geschäfts, das eine Geschäftsgebühr auflöst, setzt einen Auftrag des Mandanten voraus, der auf eine Tätigkeit des Rechtsanwalts nach außen gerichtet ist. Eine nach außen gerichtete Tätigkeit des Rechtanwalts liegt nach einem Urteil des LG Gießen bereits dann vor, wenn von ihm erarbeitete rechtliche Ausführungen Grundlage der Gespräche zwischen dem Mandanten und dem Gegner werden sollen und die Stellungnahme des Rechtsanwalts dem Gegner vorgelegt werden soll.
Mehr lesenDie Methodenlehre hat große Anstrengungen unternommen, die Gesetzesauslegung sowie die Gesetzesergänzung durch richterliche Rechtsfortbildung zu konkretisieren und rechtssicher auszugestalten. Dass sich dabei stets eine einzige richtige Entscheidung ergibt, ist freilich ein frommer Wunsch. Die richterliche Entscheidung ist einer rational strukturierten Erörterung zugänglich, das Ergebnis ist dagegen nicht rational determiniert. Josef Esser hat das 1970 unter dem plastischen Titel „Vorverständnis und Methodenwahl in der Rechtsfindung“ dargelegt.
Mehr lesenVom Arbeitgeber aufzubringende Beitragsanteile, die das während der Freistellungsphase fingierte Arbeitsentgelt betreffen, sind – jedenfalls soweit in der Ansparphase die Beitragsbemessungsgrenze überschritten wurde – erst in der Freistellungsphase fällig und können deshalb nicht im Rahmen der Betriebsprüfung nachgefordert werden- so das LSG Baden-Württemberg..
Mehr lesen„Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein“ – so steht es im Koalitionsvertrag der Parteien der Ampel-Regierung. Doch was heißt das konkret? Und wie verhalten sich völker- und europarechtliche Vereinbarungen dazu? Fragen an den Kriminologen Dr. Robin Hofmann.
Mehr lesenBei vereinbarter Staffelmiete wirkt nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs eine vom Mieter nach § 556g Abs. 2 BGB aF erhobene Rüge in der folgenden Mietstaffel fort und muss nicht wiederholt werden.
Mehr lesenIn der Insolvenz besteht - so das Bundesarbeitsgericht - kein Wiedereinstellungsanspruch.
Mehr lesenDass Politik mit dem Betrachten der Wirklichkeit anfängt, soll Kurt Schumacher gesagt haben, ist aber nicht belegt. Kann auch vom früheren CDU-Politiker Erwin Teufel sein, der sich allerdings auf Schumacher berief – vermutlich wollte er Sozialdemokraten von etwas überzeugen, da helfen Schumacher- wie auch Brandt-Zitate immer. Richtig ist es auf jeden Fall. Auch wenn es um Anwälte und deren Zukunft geht.
Mehr lesen