Freitag, 20.3.2020
FG Baden-Württemberg: Selbstständiger Buchhalter darf nicht bei Umsatzsteuervoranmeldungen helfen

Ein selbstständiger Buchhalter, der Hilfe bei der Erstellung von Umsatzsteuervoranmeldungen geleistet hat, ist zu Recht als Bevollmächtigter zurückgewiesen worden. Dies hat das Finanzgericht Baden-Württemberg mit Urteil vom 30.10.2019 entschieden. Der Kläger dürfe zwar mechanische Arbeitsgänge bei der Führung von Büchern und Aufzeichnungen vornehmen, laufende Geschäftsvorfälle buchen, die laufende Lohnabrechnung machen und Lohnsteueranmeldungen erstellen. Diese Ausnahmeregelung gelte jedoch infolge der Komplexität des Umsatzsteuerrechts im Interesse der Allgemeinheit nicht entsprechend für das Erstellen von Umsatzsteuervoranmeldungen, befand das Gericht (Az.: 4 K 1715/18, BeckRS 2019, 39733). Die Nichtzulassungsbeschwerde ist beim Bundesfinanzhof anhängig (Az.: VII B 37/20).

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Ex-Ministerin Zypries soll Streitfälle bei VW-Entschädigung klären

Die frühere Bundesjustizministerin Brigitte Zypries soll Streitfälle bei der Entschädigung für Dieselkunden im VW-Abgasskandal klären. Wie Volkswagen und die Verbraucherzentralen am 19.03.2020 mitteilte, wird Zypries zusammen mit dem früheren Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar und dem ehemaligen Versicherungsombudsmann Günther Hirsch die Ombudsstelle für den zwischen beiden Parteien geschlossenen Vergleich leiten.

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OLG Hamburg: IS-Mitglied zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt

Wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland ist ein 29-jähriger Islamist in Hamburg zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Hanseatische Oberlandesgericht sprach den Deutschen, der zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gehörte, am 19.03.2020 schuldig. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Pro Asyl fordert Stopp für Abschiebungen wegen Coronavirus

Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl fordert wegen der Auswirkungen des Coronavirus einen Abschiebestopp und eine Aussetzung ablehnender Bescheide für Asylbewerber. Derzeit könnten Geflüchtete nicht effektiv gegen Ablehnungen ihrer Schutzgesuche vorgehen, erklärte Pro Asyl am 19.03.2020. Maßnahmen zur Eindämmung des Virus seien grundsätzlich zu begrüßen. "Der Schutz und die prekäre Situation geflüchteter Menschen sind jedoch unbedingt mitzubedenken – Solidarität muss für alle gelten."

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BAG: Vergütung des außerbetrieblichen Einigungsstellenbeisitzers

BetrVG § 76a III, IV; BGB §§ 315, 316; UStG § 19 I, II

1. Der Anspruch eines außerbetrieblichen und umsatzsteuerpflichtigen Beisitzers einer Einigungsstelle gegenüber dem Arbeitgeber auf Vergütung seiner Tätigkeit nach § 76a III BetrVG schließt einen Anspruch auf Erstattung der auf die Vergütung entfallenden Umsatzsteuer mit ein.

2. Ein außerbetrieblicher Einigungsstellenbeisitzer ist derzeit berechtigt, den Umfang der Vergütung mit dem Arbeitgeber zu vereinbaren oder durch eine einseitige Erklärung zu bestimmen. Diese Leistungsbestimmung ist nach billigem Ermessen nach §§ 315, 316 BGB unter Beachtung der Bemessungsgrundsätze des § 76a IV S. 3 bis 5 BetrVG vorzunehmen.

BAG, Beschluss vom 18.09.2019 - 7 ABR 15/18 (LAG Niedersachsen), BeckRS 2019, 38417

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Rechtsprechung in Zeiten der Pandemie – die Justiz und das Virus

Die Coronavirus-Krise stellt auch Gerichte und Gefängnisse auf eine Belastungsprobe. Vorkehrungen zur Verlangsamung der Ausbreitung des Coronavirus verzögern den Betrieb. "Es ist richtig, den Zugang zu den Gerichten jetzt auf das absolut notwendige Minimum herunterzufahren, um die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen", erklärten die Co-Vorsitzenden des Deutschen Richterbunds (DRB), Barbara Stockinger und Joachim Lüblinghoff, am 18.03.2020 in Berlin. Die Justiz werde ihre Kernaufgaben aber erfüllen können, versicherten sie. Ein Überblick zur Lage in einigen Ländern.

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LG Lübeck: Geiselnehmer von Lübeck zu weiteren neun Jahren Haft verurteilt

Neun Monate nach einer Geiselnahme in der Justizvollzugsanstalt Lübeck ist ein 37-Jähriger zu einer Haftstrafe von weiteren neun Jahren verurteilt worden. Das Landgericht Lübeck verurteilte den geständigen Mann am 18.03.2020 zusätzlich zu einer anschließenden Sicherheitsverwahrung (Az.: 7 KLs 716 Js 25351/19).

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Donnerstag, 19.3.2020
Corona: Trump will vorsorglich Gesetz aus Kriegszeiten aktivieren

US-Präsident Donald Trump will in der Coronakrise im Notfall auf ein ursprünglich für Kriegszeiten vorgesehenes Gesetz zurückgreifen. Der Defense Production Act (Verteidigungs-Produktions-Gesetz) stattet den Präsidenten bei Bedarf mit weitreichenden Befugnissen aus, im Interesse der nationalen Sicherheit in die Privatwirtschaft eingreifen zu können. Angeordnet werden kann zum Beispiel die Produktion essenzieller Materialien und Waren, um angemessen auf die Krise zu reagieren.

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EuGH zum Begriff aufeinanderfolgender befristeter Arbeitsverhältnisse

Die Mitgliedstaaten dürfen den Fall eines Arbeitnehmers, der aufgrund mehrerer Einstellungen dauerhaft eine Vertretungsstelle innehatte, ohne dass ein Auswahlverfahren stattfand, und dessen Arbeitsverhältnis daher implizit von Jahr zu Jahr verlängert wurde, nicht vom Begriff "aufeinanderfolgende befristete Arbeitsverhältnisse" ausnehmen. Dies hat der Europäische Gerichtshof mit Urteil vom 19.03.2020 entschieden. Dass der Arbeitnehmer den aufeinanderfolgender befristeten Arbeitsverhältnissen zugestimmt habe, beraube ihn nicht des Schutzes, den er aufgrund der Rahmenvereinbarung über befristete Arbeitsverträge genieße (Az.: C-103/18 und C-429/18).

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Baden-Württemberg will wegen Coronakrise von Schuldenbremse abweichen

Baden-Württemberg will die Voraussetzungen dafür schaffen, um in der Coronakrise Kredite aufnehmen zu können. Ein entsprechender Antrag zur Abweichung von der Schuldenbremse solle der Landtag bei einer Sondersitzung am 19.03.2020 in Stuttgart beschließen, hieß es am 18.03.20202 aus Regierungskreisen. Demnach soll das Coronavirus als Naturkatastrophe betrachtet werden.

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Seehofer verbietet erstmals Reichsbürgervereinigung

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat am 19.03.2020 den Verein "Geeinte deutsche Völker und Stämme" und ihre Teilorganisation "Osnabrücker Landmark" (im Folgenden "GdVuSt") verboten und aufgelöst. Wie das Bundesinnenministerium mitteilte, wird damit auf Bundesebene erstmals eine Reichsbürgervereinigung verboten. Das Verbot erfolge auf Grundlage von Art. 9 Abs. 2 GG in Verbindung mit § 3 VereinsG. Die Zwecke und Tätigkeiten des Vereins "GdVuSt" liefen den Strafgesetzen zuwider, richteten sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung und gegen den Gedanken der Völkerverständigung, heißt es in der Begründung.

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FG Niedersachsen bejaht erneut Betriebsausgabenabzug für Zahlungen an inaktive ausländische Domizilgesellschaften trotz fehlender Empfängerbenennung

Die Vorschrift des § 48 Abs. 4 Nr. 1 EStG findet auch auf inaktive ausländische Domizilgesellschaften Anwendung. Dies hat das Niedersächsische Finanzgericht mit Urteil vom 05.02.2020 – soweit ersichtlich als erstes Finanzgericht – klargestellt (Az.: 9 K 95/13, BeckRS 2020, 3544). Die Entscheidung erging im zweiten Rechtsgang, nachdem der Bundesfinanzhof das Urteil des FG im ersten Rechtsgang allein aus formellen Gründen aufgehoben hatte (BeckRS 2018, 21173). Die vom FG zur jetzt ergangenen Entscheidung zugelassene Revision wurde eingelegt. Das Verfahren wird beim Bundesfinanzhof unter dem Aktenzeichen IV R 4/20 geführt.

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DAV warnt vor "hektischen" StPO-Änderungen

Der Deutsche Anwaltverein (DAV) sieht zu hektische Veränderungen in der Strafprozessordnung kritisch. Bereits in der kommenden Woche könnte der Bundestag ein Gesetz beschließen, das eine Pausierung der strafrechtlichen Hauptverhandlung von über drei Monaten ermöglicht. Davor warnen die Rechtsanwälte Stefan Conen und Ali Norouzi in einer Mitteilung des DAV vom 19.03.2020. Krisen definierten nicht das Recht, geben die Mitglieder des DAV-Strafrechtsausschusses zu bedenken. Es müsse daher unbedingt gewährleistet sein, dass eine längere Hemmung der Unterbrechung als Sonderregelung auf die gegenwärtige Pan- beziehungsweise Epidemie beschränkt bleibe.

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Coronakrise: EU-Kommission legt Leitlinien für Fahrgastrechte vor

Vor dem Hintergrund der Reisebeschränkungen und Grenzkontrollen, die einzelne EU-Mitgliedstaaten wegen der Corona-Krise eingeführt haben, hat die Europäische Kommission am 18.03.2020 Leitlinien zu Passagierrechten veröffentlicht. Diese sollen sicherstellen, dass die Rechte der Reisenden in der gesamten EU einheitlich angewendet werden, so die Kommission. "Im Falle von Annullierungen muss der Reiseanbieter den Fahrgästen das Geld zurückzahlen oder ihnen eine neue Flugverbindung vorschlagen. Wenn die Fahrgäste selbst beschließen, ihre Reise zu stornieren, hängt die Erstattung des Ticketpreises von der Art des Tickets ab", sagte EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean.

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OVG Münster: Kein Familienasyl für Eltern bei zwischenzeitlicher Volljährigkeit des Sohnes

Die Eltern eines als Flüchtling anerkannten Syrers können nicht unter dem Gesichtspunkt internationalen Schutzes für Familienangehörige ihre Flüchtlingsanerkennung beanspruchen, wenn der ledige Sohn zwar bei ihrer Meldung als Asylsuchende noch minderjährig war, im Zeitpunkt der Gerichtsverhandlung aber nicht mehr. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in Münster mit Urteil vom 13.03.2020 entschieden (Az.: 14 A 2778/17.A).

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FG Baden-Württemberg: Zivilrechtlicher Vergleich über "Schrottimmobilienfinanzierung" wirkt nicht steuererhöhend

Ein Darlehenserlass wirkt sich im Rahmen eines Vergleichs zur Beilegung eines Rechtstreits bezüglich einer "drückervermittelten Schrottimmobilienfinanzierung" nur unter bestimmten Voraussetzungen steuererhöhend aus. Dies hat das Finanzgericht Baden-Württemberg mit einem Urteil vom 26.07.2019 klargestellt (Az.: 13 K 1991/17, BeckRS 2019, 34936). Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig, da Revision beim Bundesfinanzhof eingelegt worden ist (Az.: IX R 32/19).

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EuGH: Mitgliedstaaten dürfen zivilrechtliche Einziehungsverfahren unabhängig von Feststellung einer Straftat vorsehen

Das Unionsrecht hindert die Mitgliedstaaten nicht daran, unabhängig von der Feststellung einer Straftat zivilrechtliche Einziehungsverfahren vorzusehen. Dies geht aus einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 19.03.2020 hervor. Ein solches Verfahren falle nicht unter den Rahmenbeschluss über die Einziehung von Vermögensgegenständen, heißt es in der Begründung (Az.: C-234/18).

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LG Bonn: Milde Bewährungsstrafen für britische Aktienhändler in Cum/Ex-Strafprozess

Das Landgericht Bonn hat im ersten Strafverfahren um die umstrittenen Cum/Ex-Aktiengeschäfte die beiden angeklagten britischen Aktienhändler zu milden Bewährungsstrafen verurteilt. Die Privatbank M.M. Warburg, die von den angeklagten Geschäften profitiert hatte, muss als Einziehungsbeteiligte gut 176 Millionen Euro Steuerschulden zahlen (Az.: 62 KLs 1/19). Die Bank will aller Voraussicht nach Revision einlegen.

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BFH: Als externer Datenschutzbeauftragter tätiger Rechtsanwalt ist gewerblicher Unternehmer

Ein externer Datenschutzbeauftragter ist gewerblicher Unternehmer, auch wenn er zugleich als Rechtsanwalt tätig ist. Wie der Bundesfinanzhof am 14.01.2020 entschieden hat, liegt keine freiberufliche Tätigkeit im Sinne des § 18 Abs. 1 EStG vor. Der externe Datenschutzbeauftragte ist daher nach dem Urteil gewerbesteuerpflichtig und -– bei Überschreiten bestimmter Gewinngrenzen – auch buchführungspflichtig (Az.: VIII R 27/17).

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BGH: Konkludente Entbindung des Rechtsanwalts von der Verschwiegenheitsverpflichtung durch rechtsschutzversicherten Mandanten

BGB §§ 401, 412, 666, 667, 675 I; BRAO § 43a II; VVG § 86 I 1

1. Dem Rechtsschutzversicherer, der einen Prozess vorfinanziert hat, steht zur Ermittlung eines möglichen Herausgabeanspruchs ein Auskunftsanspruch gegen den durch seinen Versicherungsnehmer beauftragten Rechtsanwalt zu.

2. Finanziert der Rechtsschutzversicherer mit Einverständnis seines Versicherungsnehmers einen Prozess und überlässt der Mandant dem beauftragten Rechtsanwalt den Verkehr mit dem Rechtsschutzversicherer, ist von einer konkludenten Entbindung des Rechtsanwalts von der Verschwiegenheitsverpflichtung durch den rechtsschutzversicherten Mandanten auszugehen, soweit es die Abrechnung des Mandats betrifft. (Leitsätze des Gerichts)

BGH, Urteil vom 13.02.2020 - IX ZR 90/19, rechtskräftig (LG Berlin), BeckRS 2020, 2657

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