Freitag, 10.3.2017
BVerfG: Verfassungsbeschwerde gegen Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten in Deutschland unzulässig
Die gegen den Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim am 18.02.2017 in Oberhausen gerichtete Verfassungsbeschwerde bleibt erfolglos. Mit Beschluss vom 08.03.2017 hat das Bundesverfassungsgericht die Beschwerde schon nicht zur Entscheidung angenommen. Zwar hätten Staatsoberhäupter und Mitglieder ausländischer Regierungen weder von Verfassungs wegen noch nach einer allgemeinen Regel des Völkerrechts einen Anspruch auf Einreise in das Bundesgebiet und könnten sich in ihrer amtlichen Eigenschaft auch nicht auf Grundrechte berufen. Die Verfassungsbeschwerde sei jedoch bereits unzulässig, weil der Beschwerdeführer nicht hinreichend substantiiert dargelegt habe, dass er selbst betroffen ist, teilte das Gericht mit (Az.: 2 BvR 483/17). Mehr lesen
OLG Stuttgart: Pressebericht zu "Panama Papers" überwiegend zulässig
Im Verfahren um die Zulässigkeit eines Presseberichts zu den "Panama Papers" bleibt der klagende ehemalige Privatdetektiv und "Geheimagent", über den in dem Artikel berichtet wird, überwiegend erfolglos. Dies geht aus einem am 08.02.2017 verkündeten Berufungsurteil des Oberlandesgerichts Stuttgart zum Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen Äußerungen in dem am 05.04.2016 in der "Süddeutschen Zeitung" und unter "www.sueddeutsche.de" erschienenen Beitrag "Das Phantom" hervor. Das OLG verweist in seiner Begründung zwar darauf, dass die Beschaffung bestimmter Informationen durch die Journalisten möglicherweise rechtswidrig war. Der Kläger könne sich hierauf aber nicht berufen, da es sich nicht um eine Straftat zu seinem Nachteil gehandelt habe. Äußerungen in dem Beitrag zum Wohnort des Mannes und zum Vorwurf der Bestechung von Polizisten gingen dem Gericht hingegen zu weit und verletzen nach Einschätzung des OLG das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Klägers (Az.: 4 U 166/16). Mehr lesen
EuGH: Keine Europäischen Vollstreckungstitel​ für auf Grundlage "glaubwürdiger Urkunde" erstellte Vollstreckungsbefehle kroatischer Notare
Die in Zwangsvollstreckungsverfahren auf der Grundlage einer "glaubwürdigen Urkunde" tätig werdenden Notare in Kroatien können weder im Sinne der Verordnung über den Europäischen Vollstreckungstitel noch für die Zwecke der Anwendung der Verordnung über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen als "Gericht" eingestuft werden. Nach zwei Urteilen des Gerichtshofs der Europäischen Union sind die von ihnen ausgestellten Vollstreckungsbefehle daher grundsätzlich nicht als Europäische Vollstreckungstitel zu bestätigen und dürfen in den anderen Mitgliedstaaten nicht als gerichtliche Entscheidungen anerkannt und vollstreckt werden (Az.: C-484/15, BeckRS 2017, 103305 und C-551/15, BeckRS 2017, 103307). Mehr lesen
OVG Berlin-Brandenburg: Keine Auskünfte über Hintergrundgespräche der Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramtes im Eilverfahren
Ein Journalist kann einen Anspruch auf Auskünfte über die Praxis der sogenannten Hintergrundgespräche der Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramtes mit Medienvertretern nicht im Eilverfahren durchsetzen. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg mit Beschluss vom 08.03.2017 entschieden. Klärungsbedürftig für die Frage, ob die gewünschten Auskünfte erteilt werden könnten, seien noch Abläufe im Zusammenhang mit der Durchführung und Dokumentation der Gespräche. Diese seien aber Gegenstand des Hauptsacheverfahrens, betonte das Gericht (Az.: 6 S 1.17). Mehr lesen
EuGH bestätigt Geldbuße gegen Samsung wegen Bildröhren-Kartells
Samsungs Klage im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Beteiligung an einem Bildröhren-Kartell bleibt auch vor dem Gerichtshof der Europäischen Union erfolglos. Mit Urteil vom 09.03.2017 bestätigte der EuGH eine Entscheidung des Gerichts der Europäischen Union, wonach die von der Europäischen Kommission gegen Samsung SDI und Samsung SDI (Malaysia) verhängten Geldbußen nicht zu beanstanden sind. Der Einwand, die Warenverkäufe, die nicht Gegenstand des CPT-Kartells gewesen seien, seien bei der Berechnung der Geldbuße auszunehmen, überzeugte den EuGH nicht. Entgegen der Auffassung Samsungs hält der Gerichtshof auch den Wert der in Südkorea ausgehandelten Verkäufe für berücksichtigungsfähig. Eine Benachteiligung gegenüber anderen Mitgliedern des Kartells vermochte er nicht zu erkennen (Az.: C-615/15 P). Mehr lesen
BAG: Voraussetzungen des Ersatzes immaterieller Schäden wegen «Mobbings»

BGB §§ 241 II, 253 II, 278, 280 I, 823 I, 831

Ein Anspruch auf Ersatz immaterieller Schäden wegen „Mobbings“ ist nicht bereits dann gegeben, wenn es im Arbeitsverhältnis zu Konflikten und Meinungsverschiedenheiten oder nicht gerechtfertigten Maßnahmen des Arbeitgebers kommt. Erforderlich sind vielmehr Verhaltensweisen des Arbeitgebers oder seiner Repräsentanten, die bezwecken oder bewirken, dass die Würde des Arbeitnehmers verletzt und ein durch Einschüchterungen, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwürdigungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes Umfeld geschaffen wird.

BAG, Urteil vom 15.09.2016 - 8 AZR 351/15 (LAG Nürnberg), BeckRS 2016, 113588

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VG Saarlouis: Auch Piratenpartei darf nicht an "Elefantenrunde" des SR teilnehmen
Mit Beschluss vom 07.03.2017 hat das Verwaltungsgericht Saarlouis auch den Eilantrag der Piratenpartei Deutschland zurückgewiesen, mit dem deren Landesverband die Teilnahme ihres Spitzenkandidaten an der sogenannten Elefantenrunde des Saarländischen Rundfunks (SR) vor der Landtagswahl am 26.03.2017 begehrt hatte (Az.: 3 L 321/17).
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Donnerstag, 9.3.2017
Anpassungen des Kartellrechts an Digitalisierung beschlossen

Der Bundestags-Ausschuss für Wirtschaft und Energie hat am 08.03.2017 umfassende Änderungen am Kartellrecht beschlossen. Mit dem von den Koalitionsfraktionen zuvor mit Änderungsanträgen abgeänderten Entwurf eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (BT-Drs. 18/10207) sollen Konsequenzen aus der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft gezogen werden. Außerdem werden mit dem Beschluss Erleichterungen für die Zusammenarbeit der unter wirtschaftlichem Druck stehenden Zeitungsverlage geschaffen. Das sogenannte Ministererlaubnisverfahren bei Unternehmensfusionen soll beschleunigt werden. Die Koalitionsfraktionen von Union und SPD stimmten für den Gesetzentwurf, die Oppositionsfraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen enthielten sich.

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LG Nürnberg-Fürth: Verwahrloster Wohnungszustand rechtfertigt außerordentliche Kündigung

Der verwahrloste Zustand einer Mietwohnung kann den Vermieter dazu berechtigen, das Mietverhältnis außerordentlich zu kündigen. Dies hat das Landgericht Nürnberg-Fürth mit Beschluss vom 23.02.2017 entschieden (Az.: 7 S 7084/16).

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OLG Hamm warnt: Vorlage eines Überweisungsauftrags keine Garantie für "Ankommen" des Geldes auf Empfängerkonto

Allein ein Überweisungsauftrag lässt regelmäßig nicht erkennen, dass das vermeintlich angewiesene Geld auch tatsächlich auf dem Empfängerkonto ankommen wird. Denn die, beispielsweise per E-Mail, übersandte ʺBestätigungʺ eines Überweisungsauftrages könne gefälscht sein, verdeutlicht das Oberlandesgericht Hamm unter Bezugnahme auf einen von ihm verhandelten Fall.

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OLG Köln: Böllerwerfer muss 1. FC Köln rund 20.000 Euro Schadenersatz zahlen

Ein Stadionbesucher, der bei einem Heimspiel des 1. FC Köln gegen den SC Paderborn Knallkörper gezündet hatte, muss an den 1. FC Köln 20.340 Euro nebst Zinsen zahlen. Dies entspricht seinem Anteil an der Verbandsstrafe, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dem Verein auferlegt hat, wie aus einem Urteil des Oberlandesgericht Köln vom 09.03.2017 hervorgeht (Az.: 7 U 54/15, nicht rechtskräftig).

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Bundesdatenschutzbeauftragte fordert klare Datenschutzvorgaben im Gesetzentwurf zum automatisierten Fahren

Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), Andrea Voßhoff, mahnt Nachbesserungen am geplanten Gesetz zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes (BT-Drs. 18/11300) an, mit dem die rechtlichen Grundlagen für das automatisierte Fahren geschaffen werden sollen. Der Entwurf sei in Datenschutzfragen vage und ungenau und schaffe so die Gefahr, dass quasi durch die Hintertür elektronische Fahrtenschreiber für automatisierte Privatfahrzeuge eingeführt werden, heißt es in einer Pressemitteilung vom 09.03.2017.

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OLG Hamm: Autokäufer muss bei fehlender Haltereigenschaft des Verkäufers dessen Verfügungsbefugnis prüfen

Wenn ein (privater) Verkäufer nicht als Halter in den Fahrzeugpapieren eingetragen ist, muss ein (privater) Käufer von sich aus prüfen, ob der Verkäufer zum Fahrzeugverkauf berechtigt ist. Die bloße Angabe des Verkäufers, er sei ein gewerblicher Zwischenhändler und auch der Umstand, dass der Verkäufer im Besitz der Fahrzeugpapiere und der Fahrzeugschlüssel ist, erübrige die gebotene Überprüfung durch den Käufer nicht, stellt das Oberlandesgericht Hamm mit Urteil vom 22.02.2016 klar (Az.: 5 U 110/15, rechtskräftig).

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OLG Hamburg hebt verbraucherfreundliches Urteil zu Kosten im Fall eines "Parship-Widerrufs" auf

Im Streit um Wertersatzforderungen, die die Online-Partnervermittlung Parship Kunden bei Vertragswiderruf berechnet, hat das Oberlandesgericht Hamburg eine verbraucherfreundliche Entscheidung des Landgerichts Hamburg aufgehoben. Wie die Verbraucherzentrale Hamburg, die in dem Verfahren Klägerin ist, erläutert, wertet das OLG Hamburg die Methode der Berechnung des Wertersatzes durch Parship lediglich als Rechtsauffassung und sieht darin keine wettbewerbswidrige Irreführung. Die Frage, wie der Wertersatz im Fall eines Widerrufs zu berechnen ist, bleibe nach dem Urteil des OLG vom 02.03.2017 (Az.: 3 U 122/14) jedoch weiterhin unklar.

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BVerfG: Notariatsreform in Baden-Württemberg mit Art. 33 Abs. 5 GG vereinbar

Die Reform des Notariatswesens in Baden-Württemberg, die zum 01.01.2018 einen Systemwechsel vom Amtsnotariat hin zum Notariat zur hauptberuflichen Amtsausübung vorsieht, verstößt nicht gegen Art. 33 Abs. 5 GG. Dies hat das Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 24.02.2017 entschieden und die Verfassungsbeschwerde eines Bezirksnotars nicht zur Entscheidung angenommen (Az.: 2 BvR 2524/16).

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Hawaii klagt gegen Trumps Einreiseverbot
Als erster US-Bundesstaat hat Hawaii gegen das von Präsident Donald Trump erlassene neue Einreiseverbot geklagt. Anwälte für die Regierung reichten die Klage am späten Abend des 08.03.2017 bei einem Bundesgericht in Honolulu ein, wie der Sender NPR meldete. Mehr lesen
EuGH: Kein "Recht auf Vergessenwerden" für in Gesellschaftsregister enthaltene personenbezogene Daten

Nach Ansicht des Gerichtshofs der Europäischen Union gibt es kein Recht auf Vergessenwerden für die im Gesellschaftsregister eingetragenen personenbezogenen Daten. Allerdings könnten die EU-Mitgliedstaaten nach Ablauf einer hinreichend langen Frist nach der Auflösung der betreffenden Gesellschaft in Ausnahmefällen einen beschränkten Zugang Dritter zu diesen Daten vorsehen (Urteil vom 09.03.2017, Az.: C-398/15).

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BGH: Prozessuale Folgen der Löschung einer Limited

ZPO §§ 50 I, 239 I, 241, 249 I, 339 I

Wird eine in Deutschland verklagte Limited nach Rechtshängigkeit im Gründungsstaat England gelöscht und verliert sie hierdurch nach englischem Recht ihre Rechtsfähigkeit, ist sie – vorbehaltlich einer Weiterführung als Rest-, Spalt- oder Liquidationsgesellschaft oder als Einzelunternehmer – nicht mehr partei- oder prozessfähig. (Leitsatz des Gerichts)

BGH, Beschluss vom 19.01.2017 - VII ZR 112/14, BeckRS 2017, 101570

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OLG Frankfurt a. M.: Gerichtskosten auch für eine doppelt eingereichte Klage

GKG §§ 21 I 1, 22 I 1

Der Umstand, dass die Kläger die identische Klageschrift bereits zuvor beim selben Gericht eingereicht hatten und die erneute Einreichung auf einem Versehen beruht, steht einem Kostenansatz nicht entgegen. Denn die Kläger haben mit der Einreichung der zweiten Klageschrift ein Verfahren beantragt und sind gemäß § 22 I 1 GKG Kostenschuldner. (Leitsatz der Schriftleitung)

OLG Frankfurt a. M., Beschluss vom 13.05.2016 - 18 W 86/16, BeckRS 2016, 113656

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EuGH: Beglaubigungen bei Schaffung und Übertragung von Liegenschaftsrechten dürfen Notaren vorbehalten bleiben

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union können den Notaren die Vornahme von Beglaubigungen der Echtheit von Unterschriften auf Urkunden, die für die Schaffung oder Übertragung von Rechten an Liegenschaften erforderlich sind, vorbehalten. Denn dieses Erfordernis trage zur Gewährleistung der Rechtssicherheit von Grundstückstransaktionen und zur Funktionsfähigkeit des Grundbuchs bei, begründet der Gerichtshof der Europäischen Union sein Urteil vom 09.03.2017 (Az.: C-342/15).

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