OLG Oldenburg: Kein Rentenausgleich nach Misshandlung der Ehefrau

Hat ein Ehemann seine Frau während der Ehe mehrfach schwer misshandelt, so kann dies im Rahmen der Scheidung der Durchführung eines Versorgungsausgleichs, der den Mann an den Rentenansprüchen seiner Frau teilhaben lassen würde, entgegenstehen. Dies gilt nach einem Beschluss des Oberlandesgerichts Oldenburg vom 18.04.2017 auch dann, wenn der Scheidung ein Versöhnungsversuch vorausgegangen war (Az.: 3 UF 17/17, rechtskräftig).

Ehemann griff Ehefrau zu Ehezeit wiederholt an

In der Ehezeit war es zwischen den Eheleuten häufiger zu Auseinandersetzungen gekommen. Der Ehemann war deshalb vom Amtsgericht Leer wegen vorsätzlicher Körperverletzung in fünf Fällen sowie wegen gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten auf Bewährung verurteilt worden. In einem der Fälle hatte der Ehemann seiner Frau einen Blumentopf gegen den Kopf geworfen, sodass ihr Trommelfell einriss, und sie dann mit Armen und Beinen am Bett fixiert und ihr ein Kopfkissen ins Gesicht gedrückt. Die Ehefrau musste Todesängste ausstehen. Der Ehemann ließ erst von ihr ab, als der Sohn seiner Frau einschritt.

Familiengericht nahm dennoch Versorgungsausgleich vor

Im Rahmen der Scheidung hatte das Familiengericht die Rentenansprüche trotzdem ausgeglichen. Der Versorgungsausgleich sei nicht "grob unbillig" im Sinne des § 27 VersAusglG. Die gegen die Ehefrau verübten Straftaten seien nicht so erheblich, dass hier eine Ausnahme von dem gesetzlichen Grundsatz der Teilung von Rentenansprüchen gerechtfertigt wäre. Hinzu komme, dass die Ehefrau ihrem Mann mehrfach verziehen habe und das Verhältnis der beiden offenbar nicht nur durch die begangenen Straftaten geprägt gewesen sei.

Ehefrau musste Todesängste ausstehen

Das OLG sah dies anders und gab der Ehefrau Recht, die gegen den Beschluss des Familiengerichts Beschwerde eingelegt hatte. Neben der Summe der Straftaten wiege insbesondere der eine Vorfall besonders schwer. Auch wenn es sich strafrechtlich "nur" um eine gefährliche Körperverletzung gehandelt habe, habe die Ehefrau das Ganze als Tötungsversuch empfinden müssen, dem sie wehrlos ausgesetzt gewesen sei. Hinzu komme, dass der Ehemann sich erst durch das Einschreiten des Sohnes seiner Frau von weiteren Misshandlungen habe abhalten lassen. Bei einer solchen Sachlage wäre eine Teilhabe des Ehemannes an den Rentenansprüchen der Ehefrau nicht mehr zu rechtfertigen, meint das OLG. Dass die Ehefrau sich zwischenzeitlich habe versöhnen wollen, relativiere das Fehlverhalten des Ehemannes nicht.

OLG Oldenburg, Beschluss vom 18.04.2017 - 3 UF 17/17

Redaktion beck-aktuell, 2. Mai 2017.

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