Donnerstag, 6.4.2017
FG Düsseldorf bejaht Arbeitslohn bei Teilnahme an "Sensibilisierungswoche"
Die Teilnahme von Arbeitnehmern an einem Seminar zur Vermittlung grundlegender Erkenntnisse über einen gesunden Lebensstil (sogenannte Sensibilisierungswochen) ist als Zuwendung mit Entlohnungscharakter zu qualifizieren. Dies hat das Finanzgericht Düsseldorf mit einem jetzt veröffentlichten Urteil vom 26.01.2017 entschieden und im zugrundeliegenden Fall eine lohnsteuerliche Inanspruchnahme der Klägerin bejaht. Das FG hat die Revision zum Bundesfinanzhof zugelassen (Az.: 9 K 3682/15 L, BeckRS 2017, 105688). Mehr lesen
EuGH: Nordrhein-Westfalen hat nicht genug für Terrorabwehr getan
Nordrhein-Westfalen hat nach einem Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union nicht genug für den Schutz von Häfen vor Terroranschlägen getan. Bei insgesamt elf Häfen sei die Einhaltung europäischer Standards zur Gefahrenabwehr nicht gesichert gewesen, entschied der EuGH am 06.04.2017 in Luxemburg. Dabei geht es unter anderem um die Festlegung von Hafengrenzen, Risikobewertungen sowie Pläne zur Gefahrenabwehr (Az.: C-58/16). Mehr lesen
BGH verneint Haftung einer Mutter für nicht autorisierte Einkäufe ihres Sohnes über Premiumdienstenummer
Der Inhaber eines Telefonanschlusses haftet nicht für dessen Nutzung durch einen von ihm hierfür nicht autorisierten Dritten im Rahmen eines "Pay-by-Call-Verfahrens". Dies hat der Bundesgerichtshof entschieden und am 06.04.2017 die Haftung einer Mutter für Käufe ihres Sohnes über die Premiumdienstenummer 0900 verneint. Nach Auffassung der Richter findet die Regelung in § 45i Abs. 4 Satz 1 TKG auf die telefonisch veranlasste Ausführung eines Zahlungsdienstes keine Anwendung. Der BGH hat mit der Entscheidung zudem klargestellt, dass die Verlängerung einer Rechtsmittelbegründungsfrist durch Verfügung des Vorsitzenden keiner Unterschrift bedarf (Az.: III ZR 368/16). Mehr lesen
EuGH-Generalanwalt: Landwirtschaftliche Erzeugerorganisationen können unionsrechtswidrige Kartellverstöße begehen

Nach Ansicht von Generalanwalt des Gerichthofs der Europäischen Union Nils Wahl können landwirtschaftliche Erzeugerorganisationen und ihre Vereinigungen unionsrechtswidrige Kartellverstöße begehen. Dies ist nach seinen Schlussanträgen vom 06.04.2017 insbesondere dann der Fall, wenn unter mehreren Erzeugerorganisationen oder ihren Vereinigungen oder zwischen solchen Organisationen und anderen Akteuren des Marktes Absprachen über den Preis oder die auf den Markt gebrachten Mengen getroffen oder Informationen ausgetauscht werden (Az.: C-671/15).

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OLG Hamm: Keine Bewährung bei tödlichem Verkehrsunfall nach verkehrswidrigem Überholmanöver
Ein nicht vorbestrafter Kfz-Fahrer, der bei einem vorsätzlich verkehrswidrigen Überholmanöver einen Verkehrsunfall verursacht, bei dem ein Verkehrsteilnehmer tödlich und drei weitere zum Teil schwer verletzt werden, kann mit einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten zu bestrafen sein, deren Vollstreckung nicht zur Bewährung auszusetzen ist. Diese Entscheidung des Strafrichters des Amtsgerichts Ahaus, bestätigt durch die kleine Strafkammer des Landgerichts Münster, hatte auch im Revisionsverfahren vor dem Oberlandesgericht Hamm Bestand (Beschluss vom 23.03.2017, Az.: 4 RVs 33/17). Mehr lesen
EGMR stützt Kirchensteuer für Konfessionslose
Konfessionslose können weiterhin über ihren Ehepartner an der Kirchensteuer beteiligt werden. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat an der deutschen Regelung nichts auszusetzen, wie sich aus einer Entscheidung vom 06.04.2017 ergibt (Az.: 10138/11 und andere). Mehr lesen
VG Berlin: Pressespiegel dürfen auch an Sonn- und Feiertagen erstellt und verteilt werden
Elektronische Pressespiegel dürfen auch an Sonn- und Feiertagen erstellt und verteilt werden. Dies ergibt sich aus einem Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin vom 10.03.2017. In seiner Begründung verweist das Gericht darauf, dass es sich auch bei einem Pressespiegel um ein klassisches Instrument der Presseberichterstattung handele. Damit komme der gesetzliche Ausnahmetatbestand des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) zur Anwendung. Das VG hat wegen grundsätzlicher Bedeutung der Sache die Berufung zum Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg zugelassen (Az.: VG 14 K 13.15). Mehr lesen
BVerwG: Ganderkesee-Höchstspannungsleitung kann gebaut werden
Der Planfeststellungsbeschluss für den Neubau und den Betrieb einer kombinierten 380 kV-Höchstspannungsfrei- und -erdkabelleitung zwischen den Umspannwerken Ganderkesee und St. Hülfe bei Diepholz ist bestandskräftig. Das Bundesverwaltungsgericht hat mit mehreren Urteilen vom 06.04.2017 die dagegen gerichteten Klagen von fünf Privatklägern und des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Landesverband Niedersachsen, abgewiesen. Die Richter verneinten die Verletzung geltenden Naturschutzrechts. Auch mögliche Beeinträchtigungen für die Landwirtschaft hielten sie für hinnehmbar (Az.: 4 A 2.16, 4 A 3.16, 4 A 4.16, 4 A 5.16, 4 A 6.16 und 4 A 16.16). Mehr lesen
EuGH: Forge de Laguiole darf Eintragung der Marke Laguiole nur für bestimmte Bereiche widersprechen

Die Gesellschaft Forge de Laguiole kann der Eintragung der Marke Laguiole auf Unionsebene insbesondere im Bereich Messerschmiedewaren und Bestecke widersprechen. Nicht widersprechen kann sie hingegen der Eintragung in den Bereichen, in denen sie nicht tatsächlich tätig ist, wie der Gerichtshof der Europäischen Union am 05.04.2017 entschieden hat (Az.: C-598/14 P).

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OLG Karlsruhe bestätigt Vorinstanz: Architekt haftet für Neckargemünder Schulhausbrand

Der bauaufsichtsführende Architekt haftet für den Brand im Schulzentrum der Stadt Neckargemünd im Juni 2003, der Schäden in Millionenhöhe verursacht hat. Dies hat das Oberlandesgericht Karlsruhe entschieden und damit ein Urteil des Heidelberger Landgerichts bestätigt. Bei Schweißarbeiten war es während einer Sanierungsmaßnahme in dem Schulzentrum zu einem Großbrand gekommen. Der von der Stadt verklagte Architekt hatte die Sanierungsmaßnahmen an dem Schulgebäude zu beaufsichtigen (Urteil vom 04.04.2017, Az.: 19 U 17/15).

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Richterbund verleiht Menschenrechtspreis an inhaftierten vietnamesischen Rechtsanwalt

Zum zwölften Mal hat am 05.04.2017 der Deutsche Richterbund (DRB) anlässlich des 22. Deutschen Richter- und Staatsanwaltstages (RiStA-Tag 2017) in Weimar seinen Menschenrechtspreis verliehen. Preisträger ist der vietnamesische Menschenrechtsanwalt Nguyen Van Dai. "Dais Antrieb war und ist, Vietnam in eine demokratische, freiheitliche und rechtsstaatliche Zukunft zu ‚revolutionieren‘ – gewaltfrei, selbstbewusst und demütig. Dass das in Vietnam nicht einfach ist, zeigt Dais Biografie, vor allem seine erneute Inhaftierung. Der Weg Vietnams in eine Demokratie ist noch lang und braucht Menschen wie Nguyen Van Dai“, so die Laudatorin, die Bundestagsabgeordnete Marie-Luise Dött (CDU).

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VG Braunschweig: NPD muss Kundgebungsort in Salzgitter verlegen

Eine von der NPD für den 04.04.2017 angekündigte Kundgebung in Salzgitter-Thiede an der Straße Schäferwiese durfte nicht komplett verboten werden. Dies hat das Verwaltungsgericht (VG) Braunschweig mit Eilbeschluss vom 04.04.2017 entschieden. Die NPD musste die Kundgebung aber an einen etwas südlich gelegeneren Ort verlegen (Az.: 5 B 172/17)

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LG Köln: 15 Minuten Zeittaktklausel in einer Vergütungsvereinbarung ist unwirksam

RVG § 3 a; BGB §§ 307 I 1, II Nr. 1

Die Klausel in einer Vergütungsvereinbarung, wonach ¼ des vereinbarten Stundensatzes für jede angefangenen 15 Minuten berechnet wird, ist unwirksam. Bei dieser Zeittaktklausel handelt es sich nicht um eine kontrollfreie Preisvereinbarung. Die Zeittaktklausel verstößt gegen § 307 I 1, II Nr. 1 BGB, weil sie strukturell geeignet ist, das dem Schuldrecht im allgemeinen und dem Dienstvertragsrecht im Besonderen zugrunde liegende Prinzip der Gleichwertigkeit von Leistung und Gegenleistung (Äquivalenzbeziehung) empfindlich zu verletzen, wodurch der Verwendungsgegner unangemessen benachteiligt wird. (Leitsatz der Schriftleitung)

LG Köln, Urteil vom 18.10.2016 - 11 S 302/15, BeckRS 2016, 117238

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EU-Abgeordnete wollen stärker gegen Falschnachrichten vorgehen

Europaabgeordnete wollen, dass die EU stärker gegen Falschnachrichten vorgeht. "Ich appelliere an die EU-Kommission, die Möglichkeit eines gesetzgeberischen Einschreitens zu prüfen, um die Weitergabe und Verbreitung von falschen Inhalten zu begrenzen“, sagte die Sozialdemokratin Tanja Fajon am 05.04.2017 in Straßburg. Ihre Fraktion hatte die Debatte über Strategien gegen Hassreden, Populismus und Falschnachrichten angeregt.

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Diesel-Nachbesserungen: VW erwirkt einstweilige Verfügung gegen Deutsche Umwelthilfe

Im Streit um die Wirksamkeit von Nachbesserungen an VW-Dieselmotoren hat der Autobauer eine einstweilige Verfügung gegen die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) erwirkt. Die am Landgericht Düsseldorf erwirkte Verfügung richtet sich gegen die Umwelthilfe und ihren Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch, wie die Organisation am 05.04.2017 mitteilte. Volkswagen begrüßte den Beschluss: Damit werde der Organisation und dem Bundesgeschäftsführer untersagt, "unwahre Behauptungen über die Wirksamkeit der technischen Anpassungsmaßnahmen zu streuen, die Volkswagen Kunden mit betroffenen Dieselmotoren bietet." Resch kündigte Widerspruch an.

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EuGH-Generalanwalt: Mehrwertsteuer-Vorteile nicht nur für Gesundheitssektor

Die deutsche Regelung zur Befreiung von der Mehrwertsteuer darf nach Einschätzung des Generalanwalts des Gerichtshofs der Europäischen Union Melchior Wathelet nicht nur Angehörigen des Gesundheitssektors zugute kommen. Die Beschränkung der Vorzugsregelung auf bestimmte Zusammenschlüsse von Selbstständigen aus dem Gesundheitswesen verstoße gegen europäisches Recht, so Wathelet in seinen Schlussanträgen vom 05.04.2017 (Az.: C-616/15).

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VGH Kassel: Ausschluss der Büdinger NPD-Fraktion von Fraktionszuwendungen ist unwirksam

Die am 01.02.2017 in Kraft getretene Bestimmung der Entschädigungssatzung der Stadt Büdingen, nach der Fraktionen aus Vertretern erkennbar verfassungsfeindlicher Parteien/Vereinigungen in der Stadtverordnetenversammlung keine Fraktionszuwendungen erhalten, ist unwirksam. Dies hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof am 05.04.2017 in Kassel entschieden. Aus Sicht der Richter verstößt die entsprechende Satzungsänderung, die auf den Ausschluss der Büdinger NPD-Fraktion von Fraktionszuwendungen abzielte, gegen den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes. Der VGH ließ die Revision zum Bundesverwaltungsgericht wegen grundsätzlicher Bedeutung der Rechtssache zu (Az.: 8 C 459/17.N).

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BSG bejaht Anspruch auf Nachzahlungen trotz Wegfalls der Hilfebedürftigkeit
Ein nicht mehr Leistungsberechtigter kann auch nach Wegfall seiner Hilfebedürftigkeit über Anträge nach § 44 SGB X Nachzahlungen für Zeiten des Leistungsbezugs beanspruchen. Dies hat das Bundessozialgericht mit Urteil vom 04.04.2017 entschieden. Eine fortbestehende Hilfebedürftigkeit als zusätzliche Anspruchsvoraussetzung lasse sich den anwendbaren Verfahrensbestimmungen nicht entnehmen, heißt es in der Begründung des Gerichts (Az.: B 4 AS 6/16 R). Mehr lesen
Mittwoch, 5.4.2017
Bundeskabinett beschließt Gesetz gegen Hasskommentare in sozialen Netzwerken

Die Bundesregierung will Hasskriminalität und strafbare Falschnachrichten in sozialen Netzwerken wirksamer bekämpfen und hat dazu am 05.04.2017 den Gesetzentwurf zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken beschlossen. Dies teilte das Bundesjustizministerium mit. Der Entwurf sieht unter anderem vor, dass Betreiber sozialer Netzwerke offensichtlich strafbare Inhalte wie etwa Verleumdungen innerhalb von 24 Stunden nach Beschwerdeeingang löschen oder sperren müssen.

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Bundeskabinett beschließt Gesetz zur rechtssicheren Abschaffung der Störerhaftung von W-LAN-Betreibern

Das Bundeskabinett hat am 05.04.2017 den Entwurf eines "Dritten Gesetzes zur Änderung des Telemediengesetzes" beschlossen. Dies teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Damit schaffe die Regierung die Störerhaftung von W-LAN-Betreibern rechtssicher ab und mache den Weg frei für mehr freies öffentliches WLAN in Deutschland.

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