Dienstag, 9.5.2017
LSG Niedersachsen-Bremen: Krankenkasse kann bei Streit über Zuständigkeit vorerst für Schulwegbegleitung zahlen müssen
Zuständigkeitsstreitigkeiten zwischen der Krankenkasse und dem Sozialhilfeträger in Bezug auf die Übernahme von Kosten für die Schulwegbegleitung eines schwerbehinderten Schülers dürfen nicht zulasten des Schülers gehen. Dies kann dazu führen, dass die Krankenkasse die Kosten übernehmen muss, auch wenn eigentlich der Träger der Sozialhilfe dafür zuständig wäre, wie ein vom Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen im Eilverfahren entschiedener Fall zeigt (Beschluss vom 13.03.2017, Az.: L 4 KR 65/17 B ER, rechtskräftig, BeckRS 2017, 108254). Mehr lesen
Bund und Berlin unterzeichnen neuen Hauptstadtfinanzierungsvertrag

Der Bund und das Land Berlin haben am 08.05.2017 einen neuen Hauptstadtfinanzierungsvertrag unterzeichnet. Mit dem Vertrag werden hauptstadtbedingte Mehraufwendungen des Landes Berlin für Innere Sicherheit durch den Bund abgegolten sowie Regelungen für die Hauptstadtkultur und in Immobilienfragen getroffen. Der Vertrag schaffe für den Zeitraum von 2018 bis 2027 klare finanzielle Perspektiven und solle dazu beitragen, die Entwicklung Berlins als sichere und attraktive Hauptstadt zu fördern, teilte die Bundesregierung dazu mit.

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Kartellbeschwerde erfolgreich: Amazon gibt bei E-Book-Handel nach

Der amerikanische Online-Versandhändler Amazon hat, nachdem die EU-Kartellbehörde Druck gemacht hatte, bestimmte Selbstverpflichtungen in Bezug auf E-Books angeboten, welche am 04.05.2017 von der EU-Kommission angenommen wurden. Mit dem Beschluss der EU-Kommission ist das zu Grunde liegende Beschwerdeverfahren beendet. Amazon hat unter anderem angeboten, von seinen Meistbegünstigungsklauseln Abstand zu nehmen. Der Börsenverin des Deutschen Buchhandels, der die Kartellbeschwerde initiiert hatte, begrüßte in einer Stellungnahme vom 08.05.2017 diese Entwicklung.

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LG Mannheim: Keine zusätzliche Gebühr bei Absprache einer Entscheidung im Strafbefehlsverfahren

VV 4141 RVG

Bei der zusätzlichen Gebühr VV 4141 RVG handelt es sich um eine grundsätzlich eng auszulegende Ausnahme vom Grundsatz, dass die anwaltliche Tätigkeit zur Beratung seines Mandanten, wie er sich –auch prozessual – im Strafverfahren verhalten soll, durch die Grund- und Verfahrensgebühr nach VV 4100 RVG sowie VV 4106 RVG (für das amtsgerichtliche Verfahren) abgegolten sein soll und nur für die Wahrnehmung von Terminen weitere Gebühren anfallen. VV 4141 RVG ist nicht entsprechend anwendbar, wenn der Verteidiger auf den Erlass eines – vom Angeschuldigten akzeptierten – Strafbefehls hinwirkt und dadurch eine Hauptverhandlung vermieden wird. (von der Schriftleitung bearbeiteter Leitsatz des Gerichts)

LG Mannheim, Beschluss vom 07.04.2017 - 6 Qs 9/16, BeckRS 2017, 107375

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FG Düsseldorf zur Grunderwerbsteuer: Mittelbar an Personengesellschaft beteiligte Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft keine "Altgesellschafter"
Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft, die ihrerseits Gesellschafterin einer Personengesellschaft ist, sind an letzterer nicht unmittelbar beteiligt und daher keine Altgesellschafter, sodass ein Übergang von Anteilen der Personengesellschaft auf Gesellschafter der Kapitalgesellschaft Grunderwerbsteuer auslösen kann, wenn sich im Vermögen der Personengesellschaft ein inländisches Grundstück befindet. Dies geht aus einem Urteil des Düsseldorfer Finanzgerichts vom 29.03.2017 hervor (Az.: 7 K 439/10 GE, nicht rechtskräftig). Mehr lesen
Montag, 8.5.2017
Weitere 107 Richter und Staatsanwälte in der Türkei entlassen
Knapp zehn Monate nach dem Putschversuch in der Türkei sind weitere 107 Richter und Staatsanwälte entlassen worden. Zu den Entlassungen sei es im Rahmen von Ermittlungen gegen die Gülen-Bewegung gekommen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am 05.05.2017 unter Berufung auf den Rat der Hohen Richter und Staatsanwälte. Der Rat ist für Ernennungen und Entlassungen von Richtern und Staatsanwälten verantwortlich. Mehr lesen
Waldbrand auf La Palma: Spanisches Gericht verurteilt Deutschen zu dreieinhalb Jahren Haft

Nach dem verheerenden Waldbrand auf der Kanareninsel La Palma im August 2016, bei dem ein Brandbekämpfer ums Leben gekommen war, hat ein spanisches Gericht nun einen 27jährigen Deutschen wegen grob fahrlässiger Brandstiftung zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt. Außerdem muss er zahlreiche Betroffene finanziell entschädigen.

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Sachsens Justizminister besorgt über versuchte rechte Einflussnahme
Bei Pegida & Co. in Sachsen wird die Einstellung eines Verfahrens gegen vier Männer gefeiert, die einen Asylbewerber an einen Baum gefesselt hatten. Rechte Kreise hatten gegen die Anklage mobilisiert, der Staatsanwalt wurde bedroht. Der Justizminister ist alarmiert. Mehr lesen
Ute Hohoff ist neue Richterin am BGH
Der Bundespräsident hat die Vorsitzende Richterin am Oberlandesgericht Ute Hohoff zur Richterin am Bundesgerichtshof ernannt. Die 49-Jährige wurde dem neben allgemeinen Revisionssachen insbesondere für Revisionen in Steuer- und Zollstrafsachen zuständigen Ersten Strafsenat sowie dem Kartellsenat zugewiesen. Mehr lesen
AG Berlin-Wedding: Samenbank muss minderjährigem Kind Auskunft über Samenspender erteilen
Das Amtsgericht Berlin-Wedding hat die Betreiberin einer Samenbank dazu verurteilt, einem minderjährigen Kind, das durch seine rechtlichen Eltern vertreten wird, Auskunft über die Identität eines Samenspenders zu geben. Nach dem Urteil vom 27.04.2017 müssen alle relevanten Daten wie Namen, Geburtsdatum, Personalausweisnummer und Anschrift zum Zeitpunkt der Samenspende genannt werden (Az.: 13 C 259/16, nicht rechtskräftig). Mehr lesen
OVG Schleswig: Start- und Landebahn des Flugplatzes Hartenholm vorerst nicht mehr nutzbar
Die Start- und Landebahn des Flugplatzes Hartenholm darf aus Sicherheitsgründen vorerst nicht weiter genutzt werden. Das Oberverwaltungsgericht Schleswig-Holstein in Schleswig hat die von der Luftaufsicht des Landes verfügte vorläufige Nutzungsuntersagung bestätigt und die Beschwerde der Flugplatzbetreiberin gegen eine im Verfahren des vorläufigen Rechtsschutzes ergangene Entscheidung des Schleswig-Holsteinischen Verwaltungsgerichts zurückgewiesen (Beschluss vom 04.05.2017, Az.: 4 MB 19/17, unanfechtbar). Mehr lesen
BGH: Widerspruch gegen eine im Antragsmodell abgeschlossene Rentenversicherung nach Vertragsübernahme

VVG a. F. §§ 5a II 4, 8 V 1 und 4; ZPO § 552a Satz 1

Will der Versicherungsnehmer nach Vertragsübernahme oder Vertragsübergang mit einem Widerspruch gemäß § 5a VVG a. F. den Vertrag insgesamt und nicht nur dessen Übernahme oder Übergang zu Fall bringen, kommt es auf die Umstände bei Vertragsbegründung an. Der Bundesgerichtshof hat nun entschieden, dass der Widerspruch ins Leere geht, wenn der Vertrag im Antragsmodell geschlossen wurde. Weiter entschied das Gericht, dass die Zulassung der Revision nicht auf ein Rücktrittsrecht gestützt werden kann, wenn das Rechtsmittel wirksam auf den aus einem Widerspruch abgeleiteten Anspruch beschränkt ist.

BGH, Urteil vom 23.03.2017 - IV ZR 365/13 (OLG Hamburg), BeckRS 2017, 106160

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Europarat beschließt neue Strafrechtskonvention zum Schutz von Kulturgütern

Der Europarat in Straßburg hat am 03.05.2017 ein neues "Übereinkommen über Straftaten im Zusammenhang mit Kulturgut" beschlossen, um die Zerstörung von Kulturerbe und den illegalen Handel mit Kulturgut stärker zu bekämpfen. Dies teilte die Bundesregierung am 08.05.2017 mit.

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Türkisches Gericht weist Antrag auf Ende von Wikipedia-Sperre zurück
Ein türkisches Gericht hat die Aufhebung der Sperre des Internet-Lexikons Wikipedia abgelehnt. Als Begründung gab das Gericht am 05.05.2017 in Ankara an, Wikipedia-Artikel brächten "die Türkei mit Terrorgruppen in Verbindung", wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Die Wikimedia-Stiftung hatte ein Ende der Blockade beantragt, die seit 29.04.2017 in Kraft ist. Mehr lesen
VGH Mannheim erkennt syrischem Kurden und syrischem Palästinenser Flüchtlingseigenschaft zu
Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim hat im Anschluss an die mündliche Verhandlung vom 02.05.2017 in zwei von drei Fällen syrischen Asylantragstellern, einem Kurden und einem Palästinenser, die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt und damit die Urteile der ersten Instanz bestätigt (Az.: A 11 S 530/17 und A 11 S 562/17). Mehr lesen
Freitag, 5.5.2017
OLG Düsseldorf: "Stiefkindadoption" eines im Wege der Leihmutterschaft geborenes Kindes allein am Maßstab der Kindeswohldienlichkeit zu messen

Die "Stiefkindadoption" eines Kindes, das von einer Leihmutter unter Verwendung einer anonymen Eizellspende geboren worden ist, ist allein am Maßstab der Kindeswohldienlichkeit des § 1741 Abs. 1 Satz 2 BGB und nicht an den erhöhten Kindeswohlanforderungen des §  1741 Abs. 1 Satz 2 BGB zu messen. Dies hat das Oberlandesgericht Düsseldorf mit Beschluss vom 17.03.2017 entschieden. Dabei stehe es der Kindeswohldienlichkeit nicht entgegen, dass die Kinder von einer Leihmutter geboren wurden (Az.: II-1 UF 10/16, BeckRS 2017, 105401).

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Gruppenvergewaltigung in Indien: Oberstes Gericht erhält Todesstrafe aufrecht
Das Oberste Gericht Indiens hat die Todesstrafe für vier der Täter eines aufsehenerregenden Vergewaltigungsfalls aus dem Jahr 2012 bestätigt. Das bestätigte das Gericht am 05.05.2017. Im Dezember 2012 war eine indische Studentin in Neu Delhi von sechs Männern vergewaltigt worden. Sie starb später an ihren Verletzungen. Mehr lesen
LG Hamburg: "Bunte" muss Michael Schumacher 50.000 Euro Entschädigung zahlen
Wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte muss die Zeitschrift "Bunte" 50 000 Euro Entschädigung an Michael Schumacher (48) zahlen. Dies entschied die Pressekammer des Hamburger Landgerichts am 05.05.2017 (Az.: 324 O 189/16). Die "Bunte" hatte im Dezember 2015, zwei Jahre nach dem schweren Skiunfall des Ex-Formel-1-Weltmeisters, auf ihrer Titelseite berichtet: "Es ist mehr als ein Weihnachtswunder - Michael Schumacher kann wieder gehen." Mehr lesen
OVG Lüneburg: Lehrer müssen mehr als 16,50 Euro für Übernachtungen bei Klassenfahrten erhalten
Eine Erstattung von Übernachtungskosten für Lehrkräfte nach dem niedersächsischen Schulfahrtenerlass aus dem Jahr 2006 in Höhe von pauschal 16,50 Euro pro Nacht ist zu gering. Das gilt jedenfalls für Fahrten, die im Jahr 2013 stattgefunden haben, da dieser Betrag zu diesem Zeitpunkt nicht mehr der Fürsorgepflicht des Dienstherren entsprochen hat. Dies entschied das Oberverwaltungsgericht Lüneburg auf die Klage einer verbeamteten Lehrerin (Urteil vom 04.05.2017, Az.: 5 LB 6/16). Mehr lesen
Schuldenbremse kommt nicht in Berliner Landesverfassung
Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern wird Berlin die von 2020 an geltende Schuldenbremse nicht in der Landesverfassung verankern. Ein Antrag der AfD, dies zu tun, stieß am 04.05.2017 im Abgeordnetenhaus auf breite Ablehnung. Mehr lesen