Mittwoch, 22.3.2017
Gesetzentwurf zur Umsetzung der Vierten Geldwäscherichtlinie in Bundestag eingebracht

Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf unter anderem zur Umsetzung der Vierten Geldwäscherichtlinie 2015/849/EU (BT-Drs. 18/11555) in den Bundestag eingebracht. Dies teilte der parlamentarische Pressedienst am 22.03.2017 mit. Danach soll es strengere Vorgaben für die geldwäscherechtlich Verpflichteten geben, etwa bei grenzüberschreitenden Korrespondenzbeziehungen. Daneben sieht der Entwurf auch vor, dass die Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen vom Bundeskriminalamt in die Generalzolldirektion überführt und neu ausgerichtet wird.

Mehr lesen
Bundesfinanzministerium gründet FinTechRat
Das Bundesfinanzministerium will Veränderungen im Bereich der digitalen Finanztechnologien durch Experten begleiten lassen und hat daher am 22.03.2017 den FinTechRat gegründet. Dieser soll das Ministerium insbesondere zu (informations-)technologischen Entwicklungen, ihren Potentialen sowie zu Chancen und Risiken beraten. Mehr lesen
BAG: Nachträgliches Wettbewerbsverbot bei fehlender Karenzentschädigung trotz salvatorischer Klausel nichtig
Ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot ist nichtig, wenn die Vereinbarung entgegen § 110 GewO in Verbindung mit § 74 Abs. 2 HGB keinen Anspruch des Arbeitnehmers auf eine Karenzentschädigung beinhaltet. Wie das Bundesarbeitsgericht mit Urteil vom 22.03.2017 erneut bekräftigt hat, können weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer aus einer solchen Vereinbarung Rechte herleiten. Eine in Allgemeinen Geschäftsbedingungen enthaltene salvatorische Klausel kann nach der Entscheidung nicht – auch nicht einseitig zugunsten des Arbeitnehmers – zur Wirksamkeit des Wettbewerbsverbots führen (Az.: 10 AZR 448/15). Mehr lesen
BSG: Falschabbiegen auf Weg zur Arbeit kann gesetzlichen Unfallschutz entfallen lassen

Wer irrtümlich vom direkten Weg zur Arbeitsstätte abweicht (hier: Falschabbiegen), ist nur dann weiter gesetzlich unfallversichert, wenn der Irrtum auf äußeren, mit der besonderen Art des Weges verbundenen Gefahren wie etwa schlecht beschilderten Wegen oder Sichtbehinderung durch Nebel beruht. Dies hat das Bundessozialgericht mit Urteil vom 20.12.2016 bekräftigt. Hingegen entfalle der Versicherungsschutz, wenn sich der Versicherte aufgrund von Umständen verfährt, die in seiner Person liegen, etwa weil er unaufmerksam ist. Die objektive Beweislast für die Gründe des Verfahrens trage der Versicherte (Az.: B 2 U 16/15 R, BeckRS 2016, 116935).

Mehr lesen
Wegen Homosexualität verurteilte Männer sollen rehabilitiert werden
Die Bundesregierung will homosexuelle Männer, die nach § 175 StGB verurteilt wurden, rehabilitieren. Dafür hat sie am 22.03.2017 den Entwurf eines Gesetzes zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 08.05.1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen und zur Änderung des Einkommensteuergesetzes beschlossen. Die alten Urteile seien aus heutiger Sicht eklatantes Unrecht. Sie verletzten jeden Verurteilten zutiefst in seiner Menschenwürde, betonte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Mehr lesen
VG Mainz: Spedition muss Daten zur Kontrolle von Lenk- und Ruhezeiten vorlegen
Transportunternehmen sind grundsätzlich verpflichtet, zur Überprüfung der Einhaltung straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften auf Aufforderung der zuständigen Aufsichtsbehörde Daten aus dem Massenspeicher des Kontrollgeräts eines Lkws vorzulegen. Dies hat das Verwaltungsgericht Mainz mit Urteil vom 08.03.2017 entschieden (Az.: 3 K 621/16.MZ). Mehr lesen
BVerwG: Abschiebung zweier als "Gefährder" eingestufter Salafisten wird nicht ausgesetzt
Zwei Göttinger Salafisten sind mit ihren Anträgen auf Aussetzung ihrer Abschiebung gescheitert. Das Bundesverwaltungsgericht hat mit Beschlüssen vom 21.03.2017 die Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes abgelehnt. Damit können die Betroffenen schon vor der Entscheidung des Gerichts in der Hauptsache abgeschoben werden. Die beiden als "Gefährder" eingestuften Männer, ein Algerier und ein Nigerianer, wurden Anfang Februar 2017 im Rahmen einer Groß-Razzia verhaftet (Az.: 1 VR 1.17 und 1 VR 2.17). Mehr lesen
BFH: Entschädigungen für ehrenamtliche Richter teilweise nicht zu versteuern
Ehrenamtliche Richter haben entgegen der bisherigen Auffassung der Finanzverwaltung die Entschädigung für Zeitversäumnis nicht zu versteuern. Dies hat der Bundesfinanzhof mit Urteil vom 31.01.2017 entschieden. Steuerpflichtig bleibe demgegenüber die Entschädigung für Verdienstausfall. Wie der BFH betont, wird mit der Entscheidung zukünftig das Engagement der circa 60.000 ehrenamtlichen Richter in der ordentlichen Gerichtsbarkeit und bei den Fachgerichten steuerrechtlich besser behandelt (Az.: IX R 10/16). Mehr lesen
LSG Niedersachsen-Bremen: Zuständigkeitsstreit zwischen Jobcenter und Sozialamt darf sich nicht zulasten des Hilfebedürftigen auswirken

Das Jobcenter des Landkreises Northeim ist vorläufig verpflichtet, einer 18-jährigen Auszubildenden eine Zusicherung für einen Umzug aus der Wohnung ihrer Mutter zu gewähren. Die Zusicherung hatte das Jobcenter ihr zuvor mit der Begründung verweigert, die junge Erwachsene habe die Kosten für die eigene Wohnung vorrangig aus Jugendhilfeleistungen des Sozialamtes des Landkreises Northeim zu bestreiten. Das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen hat mit Beschluss vom 02.02.2017 entschieden, dass der Zuständigkeitsstreit zwischen den Leistungsträgern auszutragen sei und sich nicht zulasten der Auszubildenden auswirken dürfe (Az.: L 11 AS 983/16 B ER) .

Mehr lesen
EU will e-Papers wie Gedrucktes steuerlich begünstigen

Für Zeitungen und Bücher gibt es in Deutschland Nachlässe bei der Mehrwertsteuer, für dieselben Inhalte in elektronischer Form aber nicht. Die EU-Finanzminister finden das nicht schlüssig. Das könnte sich bald ändern. Es bestehe in der EU breiter Konsens, die für gedruckte Publikationen gewährten Ermäßigungen auch auf die elektronischen Versionen zu übertragen, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am 21.03.2017 in Brüssel nach einem Treffen mit seinen EU-Kollegen. "Ich glaube, dass wir das jetzt auch schnell umsetzen können.“

Mehr lesen
Indien: Gericht erklärt Ganges zu einem Lebewesen

Für Hunderte Millionen Menschen ist das Wasser des Ganges für religiöse Zeremonien sowie als Wasserspender und für die Landwirtschaft wichtig. Am 20.03.2017 hat ein indisches Gericht den Fluss nun zu einem Lebewesen erklärt. Somit hätten der Ganges sowie die Yamuna – der wichtigste Nebenfluss des Ganges – die gleichen Rechte wie ein Mensch, teilte der Hohe Gerichtshof von Uttarakhand im Norden des Landes mit.

Mehr lesen
VGH Mannheim: Keine Beschwerde gegen den Gegenstandswertbeschluss in Rechtsstreitigkeiten nach dem Asylgesetz

RVG § 1 III; AsylG § 80

Der Beschwerdeausschluss nach § 80 AsylG erstreckt sich in Rechtsstreitigkeiten nach dem Asylgesetz auch nach Einführung von § 1 III RVG auf die Festsetzung des Gegenstandswerts als Nebenverfahren. Dass sich an dem Willen des Gesetzgebers, für Asylverfahren spezielle gerichtliche Vorschriften zu treffen und insbesondere Rechtsmittel jeglicher Art zu beschränken, durch Einführung des § 1 III RVG etwas geändert haben sollte, findet in den Gesetzesmaterialien keine Stütze. (von der Schriftleitung bearbeiteter Leitsatz des Gerichts)

VGH Mannheim, Beschluss vom 28.02.2017 - A 2 S 271/17, BeckRS 2017, 103950

Mehr lesen
OLG Hamm: Auch Beifahrer kann Täter eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr sein

Öffnet ein Beifahrer die Beifahrertür eines fahrenden Pkw, um einen neben dem Fahrzeug befindlichen Radfahrer auffahren zu lassen oder zu einem riskanten Ausweichmanöver zu zwingen, kann er wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr gemäß § 315b Abs. 1 Nr. 2 StGB zu bestrafen sein. Das hat der Vierte Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm in einem am 21.03.2017 veröffentlichten Fall entschieden und die Bewährungsstrafe eines verurteilten Beifahrers bestätigt (Beschluss vom 31.01.2017, Az.: 4 RVs 159/16, rechtskräftig, BeckRS 2017, 102989).

Mehr lesen
Dienstag, 21.3.2017
Gabriel: Nazi-Vergleiche verstoßen gegen deutsches Recht

Im Streit um Wahlkampfauftritte türkischer Politiker verschärft die Bundesregierung weiter die Gangart. Mit Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) warf am 21.03.2017 erstmals ein Mitglied der Bundesregierung der türkischen Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan vor, mit ihren Nazi-Vorwürfen gegen deutsches Recht zu verstoßen. Er verwies auf § 90a StGB, nach dem eine Beschimpfung oder Verächtlichmachung der Bundesrepublik Deutschland oder ihrer Verfassung strafbar ist. "Ein Vergleich mit dem Nationalsozialsozialismus wäre eine solche."

Mehr lesen
Langjährige Jugendstrafen nach Anschlag auf Essener Sikh-Tempel

Wegen eines Bombenanschlags auf einen Tempel der Sikh-Religion in Essen sind drei Jugendliche zu langjährigen Jugendstrafen verurteilt worden. Das Landgericht verurteilte die 17-Jährigen am 21.03.2017 zu Strafen zwischen sechs und sieben Jahren, wie ein Gerichtssprecher aus dem nicht-öffentlichen Verfahren berichtete.

Mehr lesen
Verkehrsausschuss: Experten halten Verantwortlichkeit beim automatisierten Fahren noch nicht für geklärt

Die von der Bundesregierung beabsichtigte Anpassung der Straßenverkehrsordnung an die Möglichkeiten des automatisierten Fahrens hat prinzipiell die Zustimmung von Experten gefunden. Allerdings warteten die Sachverständigen bei einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur mit einer Reihe von kritischen Anmerkungen zum Gesetzentwurf zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes (BT-Drs.:18/11300) auf.

Mehr lesen
Anhörung: Automobilhersteller befürchten höhere Kfz-Steuer durch neues Messverfahren für CO2-Ausstoß

Automobilhersteller befürchten durch die Einführung eines neuen Messverfahrens für den Kohlendioxid-Ausstoß bei Kraftwagen Erhöhungen der Kraftfahrzeugsteuer. Die von der Bundesregierung geplante Umstellung des Messverfahrens führe zu einer Erhöhung des gemessenen Kohlendioxid-Ausstoßes, ohne dass die Fahrzeuge technisch oder in ihrer Effizienz verändert würden, erklärte der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller in einer öffentlichen Anhörung des Finanzausschusses des Bundestages am 20.03.2017.

Mehr lesen
OLG Hamm: Keine Ordnungshaft bei schuldunfähig begangenen Verstößen gegen Gewaltschutzanordnung

Zuwiderhandlungen gegen eine Gewaltschutzanordnung, die im Zustand der Schuld- und Zurechnungsunfähigkeit begangen wurden, können zivilrechtlich nicht mit Ordnungsgeld oder Ordnungshaft geahndet werden. Dies hat das Oberlandesgericht Hamm mit Beschluss vom 03.03.2017 entschieden (Az. 7 WF 130/16).

Mehr lesen
Innenausschuss: Experten uneins über neues BKA-Gesetz

Die von der Regierungskoalition vorgesehene "Neustrukturierung des Bundeskriminalamtsgesetzes" stößt bei Experten auf unterschiedliche Einschätzungen. Dies wurde bei einer Anhörung des Innenausschusses am 21.03.2017 zu gleichlautenden Gesetzentwürfen der Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und SPD (BT-Drs.:18/11163) sowie der Bundesregierung (BT-Drs.:18/11326) deutlich. Neben der geplanten Einführung der "elektronischen Fußfessel" für sogenannte Gefährder soll mit den Vorlagen ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BeckRS 2016, 44821 ) sowie eine EU-Richtlinie zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten vom April 2016 umgesetzt werden.

Mehr lesen
BGH: Ersatzpflichtigkeit des Rentenkürzungsschadens

BGB § 249; SGB X §§ 116, 119; SGB VI §§ 77, 187a

1. Ob eine Kürzung der Altersrente wegen des Bezugs der vorgezogenen Altersrente nach § 77 Abs. 2 SGB VI auch dann gerechtfertigt ist, wenn in einem Haftpflichtschadensfall der Schädiger oder dessen Haftpflichtversicherer den nach §§ 116 und 119 SGB X regressierenden Rentenversicherungsträger durch Erstattung der jeweiligen Rentenzahlungen und Zahlung der entgangenen Pflichtbeiträge wirtschaftlich so stellt, als sei der Versicherte bis zum Erreichen der Regelaltersrente erwerbstätig gewesen, ist eine sozialversicherungsrechtliche Vorfrage, die im Hinblick auf den Rechtsgedanken des § 118 SGB X im sozialgerichtlichen Verfahren zu entscheiden ist.

2. Ein nach § 249 BGB ersatzpflichtiger Rentenkürzungsschaden des Geschädigten könnte in einem solchen Fall nicht verneint werden, wenn dieser nach sozialversicherungsrechtlichen Grundsätzen gleichwohl eine Kürzung seiner Altersrente hinnehmen müsste.

3. Dass der Geschädigte einen entsprechenden Rentenabschlag durch Zahlung von zusätzlichen Beiträgen in Form eines Einmalbetrages i.S.d. § 187a Abs. 2 SGB VI hätte vermeiden können, begründet weder nach § 116 SGB X noch nach § 119 SGB X einen Übergang dieses (höchstpersönlichen) Gestaltungsrechts des Versicherten auf den Rentenversicherungsträger. (Leitsätze des Gerichts)

BGH, Urteil vom 20.12.2016 - VI ZR 664/15, BeckRS 2016, 115035

Mehr lesen