Montag, 14.8.2017
Neymar zahlt über zwei Millionen Euro Strafe an brasilianischen Fiskus
Nach einem jahrelangen Rechtsstreit hat der brasilianische Fußballstar Neymar einer Strafzahlung an die Steuerbehörden seines Heimatlandes zugestimmt. Er werde acht Millionen Reais (2,1 Millionen Euro) an den Fiskus zahlen, sagte sein Anwalt Marcos Neder am Abend des 11.08.2017 (Ortszeit). "Der Prozess hat über drei Jahre gedauert. Ziel ist es, einen Schlussstrich zu ziehen und eine neue Etappe zu beginnen", sagte der Anwalt. Neymar bestehe allerdings weiterhin darauf, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Mehr lesen
AG München verhängt Leseweisung zwecks Tatauseinandersetzung

Das Amtsgericht München hat einen 19-jährigen Lageristen wegen Kennzeichenmissbrauchs rechtskräftig zu einer Leseweisung von 20 Stunden verurteilt. Die Leseweisung solle die Auseinandersetzung des Mannes mit seiner Tat fördern (Urteil vom 08.06.2017, Az.: 1022 Ds 463 Js 134042/17 jug).

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Europarats-Juristen kritisieren Ungarns Hochschulgesetz
Nach der EU-Kommission haben sich nun auch die Verfassungsexperten des Straßburger Europarats in den Streit um das ungarische Hochschulgesetz eingeschaltet. Das Gesetz richte sich de facto gegen die vom US-Milliardär George Soros gegründete Central European University (CEU), erklärte die Venedig Kommission, die die 47 Mitgliedsländer des Europarats in verfassungsrechtlichen Fragen berät, am 11.08.2017 in Straßburg. Die ungarische Regierung lehnte die Erklärung entschieden ab. Mehr lesen
OLG Hamm: Krankenhaus muss Namen und Anschriften seiner Ärzte nur bei berechtigtem Interesse mitteilen

Ein Krankenhaus muss einem Patienten die Namen und Anschriften der an seiner Behandlung beteiligten Ärzte nur dann mitteilen, wenn der Patient ein berechtigtes Interesse an diesen Daten nachweist. Dies hat das Oberlandesgericht Hamm mit Urteil vom 14.07.2017 entschieden (Az.: 26 U 117/16).

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Klagewelle von Flüchtlingen: Gerichte völlig überlastet
Wegen der immer weiter steigenden Zahl von Asylverfahren sind die Verwaltungsgerichte in Deutschland am Limit. "Man kann sagen: Die Lage ist dramatisch. Es knarzt jetzt an allen Ecken und Enden", sagte der Vorsitzende des Bundes Deutscher Verwaltungsrichter, Robert Seegmüller, der Deutschen Presse-Agentur. Im Jahr 2017 werde sich die Zahl der Verfahren auf rund 200.000 verdoppeln. Bereits im Jahr 2016 hatte es bei den Klagen von Flüchtlingen eine Verdopplung gegeben: Von 50.000 (2015) auf 100.000 (2016). Mehr lesen
BGH: Vollstreckungsmaßnahmen alleine erlauben nicht den zwingenden Schluss auf die (drohende) Zahlungsunfähigkeit

InsO § 133 I 2

Setzt ein Gläubiger eine unbestrittene Forderung erfolgreich zwangsweise durch, kann daraus nicht geschlossen werden, dass der Gläubiger die Zahlungsunfähigkeit oder Zahlungseinstellung kannte, wenn der Gläubiger außer dieser Forderung und den von ihm zur zwangsweisen Durchsetzung der Forderung unternommenen erfolgreichen Schritten keine weiteren konkreten Tatsachen über die Zahlungsunfähigkeit oder die Vermögenslage seines Schuldners kennt. (Leitsatz des Gerichts)

BGH, Urteil vom 22.06.2017 - IX ZR 111/14 (OLG Dresden), BeckRS 2017, 116553

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Weitere umstrittene Justizreform in Polen in Kraft getreten
In Polen ist am 12.08.2017 eine weitere umstrittene Justizreform der nationalkonservativen Regierung in Kraft getreten. Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass Justizminister Zbigniew Ziobro künftig Gerichtsvorsitzende ohne Grund entlassen und ohne Rücksprache mit Juristen durch neue Kandidaten austauschen kann. Dadurch könne er die Posten mit eigenen Kandidaten besetzen, bemängelten Rechtsexperten und Regierungsgegner. Mehr lesen
Allianz-Vertreterin verklagt ihren Arbeitgeber wegen Rentenansprüchen
Hat die Allianz viele ihrer mehr als 8.000 Versicherungsvertreter seit Jahren um Teile ihrer Rentenansprüche gebracht? Diesen Verdacht hat eine Allianz-Vertreterin, deren Ansprüche wiederholt falsch berechnet wurden. Wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) am 11.08.2017 berichtete, hat sie nun beim Landgericht München Klage eingereicht. Demnach sollen mehr als 1.000 ihrer Verträge im Lebensversicherungs- und im Sachbereich falsch oder gar nicht verbucht und so auch nicht korrekt für die Altersversorgung herangezogen worden sein. Mehr lesen
AG München: Ohne Zustimmung der anderen Wohnungseigentümer errichtetes Anlehngewächshaus auf Dachterrasse zu entfernen
Ein Anlehngewächshaus auf der Dachterrasse ist in der Regel eine bauliche Veränderung des Gemeinschaftseigentums, die der Zustimmung der anderen Wohnungseigentümer bedarf. Dies gilt nach einem Urteil des Amtsgerichts München vom 09.11.2016 auch dann, wenn andere Wohnungseigentümer in anderen Bereichen des Gemeinschaftseigentums bauliche Veränderungen vorgenommen haben (Az.: 481 C 26682/15 WEG, rechtskräftig). Mehr lesen
Freitag, 11.8.2017
Unabhängigkeit polnischer Gerichte trotz Duda-Vetos in Gefahr

Aus Sicht vieler Polen hat das Veto von Präsident Andrzej Duda gegen weite Teile einer umstrittenen Justizreform die unmittelbare Gefahr für den Rechtsstaat vorerst gebannt. Dabei geriet ein Aspekt der Reform, den Duda gebilligt hat, in den Hintergrund: Mitten in der Parlamentspause tritt nun am 12.08.2017 das international kritisierte Gesetz zu den allgemeinen Gerichten in Kraft, das dem Justizminister unter anderem die Befugnis verleiht, leitende Richter zu entlassen und deren Posten neu besetzen.

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VG Neustadt: Landkreis muss Beförderungskosten für in Frankreich wohnende Schüler des Landes übernehmen

Das Verwaltungsgericht Neustadt an der Weinstraße hat zwei Schülern, die in Frankreich wohnen und in Rheinland-Pfalz die Realschule plus besuchen, einen Rechtsanspruch auf Übernahme von Schülerbeförderungskosten zuerkannt. Der Anspruch folge aus Art. 7 Abs. 2 der europäischen Arbeitnehmerfreizügigkeitsverordnung 492/2011/EU (Urteil vom 22.06.2017, Az.: 2 K 1054/16.NW). Der beklagte Landkreis hat gegen die Entscheidung Berufung eingelegt.

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AG Düsseldorf: AfD-Wahlkampfauftakt kann im Henkel-Saal stattfinden

Die AfD kann den Auftakt ihres Bundestagswahlkampfs mit Spitzenkandidatin Alice Weidel wie geplant am 13.08.2017 im traditionsreichen Düsseldorfer Henkel-Saal veranstalten. Das Amtsgericht in Düsseldorf hat am 11.08.2017 eine entsprechende einstweilige Verfügung zugunsten des örtlichen AfD-Kreisverbands erlassen.

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LG Saarbrücken: Versuchter Betrug statt Terrorverdacht - Zweieinhalb Jahre Haft

Das Landgericht Saarbrücken hat einen 39-jährigen Syrer, der angeklagt war, Terroranschläge geplant zu haben, wegen versuchten Betruges zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. "Das Ergebnis der Beweisaufnahme war eindeutig, da hatte die Kammer nicht den geringsten Zweifel", sagte der Vorsitzende Richter Bernd Wagner. "Der Angeklagte war weder fähig noch willens, die angekündigten Anschläge durchzuführen."

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SPD will EU-Quote für Elektroautos – Union dagegen
In der Debatte um Diesel-Abgase und drohende Fahrverbote fordert die SPD eine Quote für Elektroautos in der EU. Der Vorstoß ist Teil eines Fünf-Punkte-Plans von Kanzlerkandidat Martin Schulz zur Zukunft des Automobilstandorts Deutschland. Einen Zeitpunkt oder einen angestrebten Anteil von E-Autos in Europa nennt Schulz nicht. Unterstützung für den Vorstoß kam am 11.08.2017 von zwei SPD-Ministerinnen, die Union ist dagegen. Erst Anfang dieser Woche hatte die EU-Kommission mitgeteilt, es gebe keine Pläne zur Einführung einer verbindlichen Quote für Elektroautos. Mehr lesen
BGH: Angebot einer kostenlosen anwaltlichen Erstberatung nach einem Verkehrsunfall ist zulässig

BRAO § 49 b I 1 und 2; RVG §§ 4 I 1 bis 3, 34 I 2, 3

Schreibt das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz keine bestimmte Gebühr für eine Erstberatung vor, gibt es keine Mindestgebühr, die unter Verstoß gegen § 49 I 1 BRAO unterschritten werden könnte. Dies gilt auch hinsichtlich der nach § 34 I 2 RVG, § 612 II BGB bei Fehlen einer Vereinbarung maßgeblichen „üblichen" Vergütung. Ein Rechtsanwalt darf daher kostenlose Erstberatungen für Personen anbieten, die einen Verkehrsunfall erlitten haben. (von der Schriftleitung ergänzter Leitsatz des Gerichts)

BGH, Urteil vom 03.07.2017 - AnwZ (BrfG) 42/16, BeckRS 2017, 117491

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Seehofer: Abschiebung von Flüchtlingen ist "fast unmöglich"
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat vor zu hohen Erwartungen an die Möglichkeit der Abschiebung abgelehnter Asylbewerber gewarnt. Es sei "fast unmöglich, die Migranten wieder zurückzuführen, wenn sie einmal im Land sind", sagte der CSU-Vorsitzende dem Magazin "Focus". "In der Frage der Abschiebung herrscht in Deutschland eine große Illusion." Mehr lesen
LG Traunstein: Haftstrafen für Schleuser wegen 13 Toten bei Flucht über Mittelmeer
Im Prozess um den Tod von 13 Flüchtlingen auf dem Mittelmeer hat das Landgericht Traunstein am 11.08.2017 drei Schleuser zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der 27 Jahre alte Hauptangeklagte bekam vier Jahre Haft, der Bootsführer zweieinhalb Jahre. Den dritten einschlägig vorbestraften Angeklagten, der als eine Art Vermittler wirkte, verurteilte das Gericht unter Einbeziehung der früheren Strafe zu zwei Jahren auf Bewährung. Mehr lesen
Slowakischer Ex-Regierungschef Meciar wird nicht angeklagt
Der ehemalige slowakische Regierungschef Vladimir Meciar muss sich doch nicht wegen Amtsmissbrauchs vor Gericht verantworten. Die Polizei habe die im Juli 2017 begonnenen Ermittlungen wegen Verjährung eingestellt, sagte eine Polizeisprecherin am 10.08.2017 in Bratislava dem TV-Sender Markiza. Mehr lesen
Pause vor dem Endspurt im Schlecker-Prozess
Bis zuletzt hat Anton Schlecker an sein Lebenswerk geglaubt. Dass sein Drogerieimperium einmal in die Pleite schlittern könnte, war für ihn undenkbar – so jedenfalls hat es der 72-Jährige vor Gericht dargestellt. Aber stimmt das? Oder hat Schlecker sein Geld in Sicherheit gebracht, als er das Unheil kommen sah, wie die Staatsanwaltschaft ihm vorwirft? Seit März wird der Fall in Stuttgart vor Gericht aufgearbeitet (Az.: 11 KLs 152 Js 53670/12). Am 11.08.2017 ist der 20. Verhandlungstag, dann geht es im September weiter. Fragen und Antworten zum aktuellen Stand. Mehr lesen
DJV kritisiert Haftbefehle gegen türkische Journalisten wegen Smartphone-App
Der Deutsche Journalisten-Verband verurteilt Haftbefehle gegen 35 Journalisten in der Türkei. Berichten zufolge werfe das Erdogan-Regime den Berichterstattern vor, Mitglieder der Gülen-Bewegung zu sein, heißt es in einer Mitteilung vom 10.08.2017. Neun Journalisten sollen bereits festgenommen worden sein. Als angeblicher Beweis ihrer Schuld werde die Nutzung der Messenger-App ByLock für Smartphones angeführt, die auch von den Putschisten im Juli 2016 benutzt worden sein soll. Mehr lesen