Donnerstag, 23.11.2017
BAG: Sitzverteilung nach dem d´Hondtsches Höchstzahlverfahren bei Betriebsratswahl ist rechtmäßig

Die Anordnung des d´Hondtschen Höchstzahlverfahrens zur Verteilung der Betriebsratssitze bei der Betriebsratswahl in § 15 Abs. 1 und Abs. 2 WO BetrVG ist verfassungsgemäß. Das hat das Bundesarbeitsgericht entschieden und klar gestellt, dass das d´Hondtsche Höchstzahlverfahren weder den aus Art. 3 Abs. 1 GG folgenden Grundsatz der Gleichheit der Wahl noch die durch Art. 9 Abs. 3 GG geschützte Koalitionsfreiheit verletzt (Beschluss vom 22.11.2017, Az.: 7 ABR 35/16).

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SG Münster: AStA-Mitglieder der Uni Münster unterliegen der Sozialversicherungspflicht

Die Vorsitzenden und Referenten des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) in Münster sind als sozialversicherungsrechtliche Beschäftigte der Studierendenschaft anzusehen. Dies hat zur Folge, dass die Studierendenschaft Sozialversicherungsbeiträge entrichten muss, wie das Sozialgericht Münster in einem im Oktober 2017 zugestellten Urteil vom 17.10.2017 entschieden hat (Az.: S 4 R 115/13, nicht rechtskräftig).

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LSG Baden-Württemberg: Partnerschaftsbonusmonate beim Elterngeld Plus nur bei "offizieller" Reduzierung der Arbeitszeit
Eltern, die beim Bezug von Elterngeld Plus gemeinsam den viermonatigen Partnerschaftsbonus in Anspruch nehmen wollen, müssen beide gleichzeitig die Erwerbstätigkeit in zulässiger Weise auf 25 bis 30 Wochenstunden reduzieren. Dies hat das Landessozialgericht Baden-Württemberg in einem Urteil vom 07.11.2017 entschieden. Wer in einer Ausbildung unverändert "offiziell" voll arbeite und volles Gehalt beziehe, könne nicht durch eine faktische Reduzierung der aufgewendeten Zeit die Voraussetzungen des Partnerschaftsbonus herbeiführen (Az.: L 11 EG 2662/17). Mehr lesen
Mittwoch, 22.11.2017
BGH: Verkäufer kann nach erfolgreichem Antrag des Käufers auf PayPal-Käuferschutz erneut Kaufpreiszahlung verlangen
Der Anspruch eines Verkäufers auf Zahlung des Kaufpreises erlischt zwar, wenn der vom Käufer entrichtete Kaufpreis vereinbarungsgemäß dem PayPal-Konto des Verkäufers gutgeschrieben wird. Jedoch treffen die Kaufvertragsparteien mit der einverständlichen Verwendung des Bezahlsystems PayPal gleichzeitig stillschweigend die weitere Vereinbarung, dass die betreffende Kaufpreisforderung wiederbegründet wird, wenn das PayPal-Konto des Verkäufers nach einem erfolgreichen Antrag des Käufers auf Käuferschutz rückbelastet wird. Dies hat der Bundesgerichtshof mit zwei Urteilen vom 22.11.2017 klargestellt. In beiden Revisionsverfahren ging es maßgeblich um die Frage, ob der Verkäufer nach der Rückbuchung des Kaufpreises erneut berechtigt ist, den Käufer auf Zahlung in Anspruch zu nehmen (Az.: VIII ZR 83/16 und VIII ZR 213/16). Mehr lesen
Gesetzlicher Rentenversicherungsbeitrag sinkt auf 18,6%

Zum 01.01.2018 sinkt der Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung von 18,7 auf 18,6%. Dies hat das Bundeskabinett am 22.11.2017 beschlossen, wie die Bundesregierung mitteilte.

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BVerfG: OLG Dresden muss über Auslieferung eines Tschetschenen nach Russland neu entscheiden – Gefahr politischer Verfolgung ungenügend aufgeklärt

Gerichte verletzen in Auslieferungssachen das Grundrecht auf effektiven Rechtsschutz, wenn sie bei entsprechenden Anhaltspunkten nicht hinreichend aufklären und eigenständig prüfen, ob im Fall der Auslieferung politische Verfolgung droht. Dies hat das Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 13.11.2017 entschieden. Weil das Oberlandesgericht Dresden dieser Pflicht nicht ausreichend nachgekommen sei, müsse es nun über die Zulässigkeit der Auslieferung eines Tschetschenen nach Russland neu entscheiden (Az.: 2 BvR 1381/17).

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Zweiter Richter stoppt Trumps Transgender-Bann in US-Armee
Ein US-Bundesrichter hat den von Präsident Donald Trump geplanten Ausschluss von Transmenschen vom Militärdienst blockiert. Mit einer einstweiligen Verfügung stoppte Richter Marvin Garbis vom Bundesgericht in Maryland am 21.11.2017 (Ortszeit) das Transgender-Verbot, da es wahrscheinlich verfassungswidrig sei. Mehr lesen
EuGH: Verbot missbräuchlicher Praktiken im Mehrwertsteuerbereich unmittelbar in Mitgliedstaaten anwendbar
Das Verbot missbräuchlicher Praktiken im Mehrwertsteuerbereich ist unabhängig von einer nationalen Maßnahme zu seiner Durchsetzung in den Mitgliedstaaten anwendbar. Dies hat der Gerichtshof der Europäischen Union mit Urteil vom 22.11.2017 klargestellt. Es handele sich um einen allgemeinen Grundsatz des Unionsrechts, der keine nationale Umsetzungsmaßnahme erfordert, heißt es in der Begründung des Gerichts (Az.: C-251/16). Mehr lesen
BGH bestätigt Verurteilung wegen Mordes aus Habgier an einer Verwandten
Die Verurteilung einer Frau wegen Mordes aus Habgier an einer Verwandten ist rechtskräftig. Der Bundesgerichtshof hat die Revision der Angeklagten durch Beschluss vom 15.11.2017 als unbegründet verworfen. Das Landgericht Limburg an der Lahn hatte die Frau zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt (Az.: 2 StR 261/17). Mehr lesen
EuGH: Anerkennung des Instituts des Vermächtnisses mit unmittelbarer dinglicher Wirkung bei Eintritt des Erbfalls

AEUV Art. 267; EuErbVO Art. 1 II, 31; GBO §§ 19, 20, 22, 35

Art. 1 Abs. 2 Buchst. k und l sowie Art. 31 der Verordnung (EU) Nr. 650/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 04.07.2012 über die Zuständigkeit, das anzuwendende Recht, die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen und die Annahme und Vollstreckung öffentlicher Urkunden in Erbsachen sowie zur Einführung eines Europäischen Nachlasszeugnisses sind dahin auszulegen, dass sie der Ablehnung der Anerkennung der dinglichen Wirkungen des Vindikationslegats, das dem von einem Erblasser gemäß Art. 22 Abs. 1 dieser Verordnung gewählten auf die Rechtsnachfolge von Todes wegen anzuwendenden Recht bekannt ist, durch eine Behörde eines Mitgliedstaats entgegenstehen, wenn diese Ablehnung allein auf der Begründung beruht, dass dieses Vermächtnis das Eigentum an einer Immobilie betrifft, die in einem Mitgliedstaat belegen ist, dessen Rechtsordnung das Institut des Vermächtnisses mit unmittelbarer dinglicher Wirkung im Zeitpunkt des Eintritts des Erbfalls nicht kennt.

EuGH, Urteil vom 12.10.2017 - C-218/16, BeckRS 2017, 127607

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UN-Tribunal verurteilt Mladic: Lebenslang für "Schlächter vom Balkan"
Rund 22 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica hat das UN-Kriegsverbrechertribunal den bosnisch-serbischen Ex-General Ratko Mladic (75) zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Richter sprachen den Angeklagten am 22.11.2017 in Den Haag für schlimmste Gräueltaten im Krieg (1992 bis 1995) schuldig: Für Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und den Völkermord in Srebrenica 1995, wo bosnisch-serbische Truppen etwa 8.000 bosnisch-muslimische Jungen und Männer ermordet hatten. Es war das schlimmste Kriegsverbrechen nach 1945 in Europa. Mladic war danach als "Schlächter vom Balkan" bezeichnet worden. Mehr lesen
BFH zur Abzugsfähigkeit von Schulgeld: Finanzbehörde muss schulrechtliche Kriterien prüfen
Der Sonderausgabenabzug für Schulgeld beim Besuch von Privatschulen setzt nicht voraus, dass die zuständige Schulbehörde in einem Grundlagenbescheid bescheinigt, die Privatschule bereite ordnungsgemäß auf einen anerkannten Schul- oder Berufsabschluss vor. Vielmehr muss die Finanzbehörde die ordnungsgemäße Vorbereitung auf einen anerkannten Abschluss prüfen, wie der Bundesfinanzhof zu § 10 Abs. 1 Nr. 9 Satz 3 EStG entgegen der Auffassung der Finanzverwaltung entschieden hat (Az.: X R 26/15). Mehr lesen
BFH: Spielerüberlassung kann als freigebige Zuwendung an Fußballverein Schenkungsteuer auslösen
Überlässt ein Dritter seine Arbeitnehmer einem Fußballverein zum Einsatz als Fußballspieler, Trainer oder Betreuer, ohne dafür eine übliche Vergütung zu erhalten, liegt im Vergütungsverzicht eine freigebige Zuwendung des Dritten an den Verein. Dies hat der Bundesfinanzhof für den Verzicht eines Sponsors zugunsten eines Fußballvereins entschieden und den Verein als schenkungsteuerpflichtig angesehen. Wie der BFH betonte, kann das Urteil vom 30.08.2017 auch für andere Sportarten von Bedeutung sein (Az.: II R 46/15). Mehr lesen
BVerwG: Verwaltungsgerichte zu Aufklärung der Gewährung internationalen Schutzes in anderem EU-Mitgliedstaat verpflichtet

Ist in einem Asylverfahren zweifelhaft, ob dem Schutzsuchenden bereits in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union internationaler Schutz gewährt worden ist, müssen die Verwaltungsgerichte diesen Sachverhalt aufklären. Dies gilt auch dann, wenn ein an den anderen Mitgliedstaat gerichtetes Auskunftsersuchen nach den Dublin-Vorschriften (sogenanntes Info-Request) unbeantwortet geblieben ist, wie das Bundesverwaltungsgericht in drei Fällen entschieden hat (Urteile vom 21.11.2017, Az.: 1 C 39.16, 1 C 40.16 und 1 C 42.16).

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VGH Kassel: Nähe zu Muslim-Bruderschaft steht Einbürgerung entgegen

Das Verwaltungsgericht Gießen hatte das Land Hessen verpflichtet, einen in Libyen geborenen staatenlosen Palästinenser, der sich seit 1996 rechtmäßig in Deutschland aufhält, einzubürgern. Auf die Berufung des Landes hin hat der Verwaltungsgerichtshof Hessen in Kassel dieses Urteil aufgehoben. Er begründete dies mit der Nähe des Klägers zur sogenannten Muslim-Bruderschaft, die einer Einbürgerung entgegenstehe. Die Revision wurde nicht zugelassen (Urteil vom 21.11.2017, Az.: 5 A 2126/16).

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LG Braunschweig: Oxbrot nicht gleich Ochsenbrot

Die für die Warenklasse "Brot" eingetragene Wortmarke "Ochsenbrot" wird nicht durch die Nutzung der Bezeichnung "Oxbrot" beim Vertrieb von Brot verletzt. Das Landgericht Braunschweig sieht keine unmittelbare Gefahr, die beiden Bezeichnungen zu verwechseln (Urteil vom 15.11.2017, Az.: 9 O 869/17, nicht rechtskräftig).

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LG Mannheim: Bewährungsstrafen für zwei Kommunalpolitiker in Zinswetten-Prozess

Wegen riskanter Zinswetten mit Millionenverlusten für die Stadt Pforzheim hat das Landgericht Mannheim die damalige Oberbürgermeisterin und die frühere Kämmerin zu Bewährungsstrafen verurteilt. Die Justiz in Mannheim sah am 21.11.2017 den Vorwurf der Untreue bewiesen. Sie verurteilte Ex-Oberbürgermeisterin Christel Augenstein (FDP) zu einem Jahr und acht Monaten Haft auf Bewährung und die damalige Stadtkämmerin zu zwei Jahren auf Bewährung (Az.: 22 KLs 631 Js 31056/09).

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Dienstag, 21.11.2017
BGH: Minderungs- und Entschädigungsanspruch bei Unterbringung in unhygienischem Ersatzhotel

Werden Pauschalreisende wegen Überbuchung in einem anderen Hotel als dem gebuchten untergebracht, liegt ein Reisemangel vor, der für die betreffenden Urlaubstage zu einer Minderung des geschuldeten Reisepreises führt. Soweit die Ersatzunterkunft schwerwiegende Hygienemängel aufweist, steht den Reisenden auch noch eine Entschädigung wegen "nutzlos aufgewendeter“ Reisezeit zu. Dies hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 21.11.2017 entschieden (Az:: X ZR 111/16).

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BGH: Luftfahrtunternehmen kann für Sturz auf Fluggastbrücke haftbar gemacht werden

Ein Flugreisender ist durch Art. 17 Abs. 1 Montrealer Übereinkommen (MÜ) grundsätzlich vor spezifischen Verletzungsgefahren beim Ein- und Aussteigen in ein Flugzeug geschützt. Das Luftfahrtunternehmen kann deshalb einem Fluggast zum Ersatz der Schäden verpflichtet sein, die dieser bei einem Sturz auf einer witterungsbedingt rutschigen Fluggastbrücke erleidet. Dies hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 21.11.2017 entschieden (Az.: X ZR 30/15).

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Trotz Intervention aus Berlin: Bürgerrechtsanwalt Tianyong in China zu Haftstrafe verurteilt

Ein Volksgericht in der chinesischen Provinz Hunan hat den prominenten Bürgerrechtsanwalt Jiang Tianyong wegen "Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt" zu zwei Jahren Haft verurteilt. Die Bundesregierung hatte sich vergeblich auf hoher Ebene für den Juristen eingesetzt. Tianyong hatte Angela Merkel (CDU) und Sigmar Gabriel (SPD) bei deren Besuchen in Peking über die Verfolgung in China informiert.

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