Donnerstag, 3.8.2017
VG Neustadt: Waffenbesitzkarte für Sportschützen nach Verurteilung wegen Nötigung im Straßenverkehr zu Recht widerrufen

Einem Sportschützen war nach einer rechtskräftigen Verurteilung wegen Nötigung im Straßenverkehr zu Recht die Waffenbesitzkarte widerrufen worden. Dies hat das Verwaltungsgericht Neustadt an der Weinstraße mit Urteil vom 04.07.2017 entschieden und einer Klage der Aufsichtsbehörde stattgegeben, die die Aufhebung des Widerrufs durch die Widerspruchsbehörde beanstandet hatte (Az.: 5 K 72/17.NW).

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Richterbund sieht flächendeckenden Einsatz von Körperkameras kritisch

Der Deutsche Richterbund sieht einen flächendeckenden Einsatz von Körperkameras bei Polizisten kritisch. "Die Visualisierung der Straftat führt tendenziell zu einer höheren Straferwartung der Öffentlichkeit", sagte der Vorsitzende des Bundes Jens Gnisa dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Bodycams verändern die Beweislage, da Videoaufzeichnungen von Straftaten vorliegen." Diese Straferwartung der Öffentlichkeit sei für die Justiz zunehmend ein Problem, weil das Gericht das Geschehen objektiv zu bewerten habe. "Urteil und Straferwartung können so mitunter deutlich auseinanderklaffen."

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LG München I: Weitere Fortsetzung des Mietverhältnisses bei andauernder Depression des Mieters

BGB §§ 574a II, 574b S. 1, 574c I

1. Wird ein Mietverhältnis nach § 574a Abs. 2 BGB auf bestimmte Zeit fortgesetzt, bedarf es nach Zeitablauf keiner neuen Kündigung; der Vermieter kann vielmehr sofort auf Räumung und Herausgabe klagen. Auch bei Fortsetzung des Mietverhältnisses auf bestimmte Zeit muss der Mieter den Widerspruch nach § 574b S. 1 BGB erneut erklären. Allerdings kann der Mieter seinen Widerspruch noch im ersten Termin des erneuten Räumungsrechtsstreits erheben, wenn der Vermieter ihn nicht rechtzeitig vor Ablauf der Befristung auf die Möglichkeit eines erneuten Fortsetzungsverlangens hingewiesen hat.

2. Zu den Voraussetzungen einer erneuten Fortsetzung des Mietverhältnisses wegen unvorhergesehener Umstände nach § 574c Abs. 1 BGB, wenn die schon früher bestehende schwere psychische Erkrankung fortdauert.

3. Zur Abwägung von Härtegründen auf Mieterseite mit den Interessen des wegen Eigenbedarfs kündigenden Vermieters. (Leitsätze des Gerichts)

LG München I, Urteil vom 30.11.2016 - 14 S 22534/14 (AG München), BeckRS 2016, 124265

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Massive Kritik nach Dieselgipfel – Forderungen an Autobauer
Die beim Dieselgipfel zugesagten Nachbesserungen zur Schadstoff-Senkung haben scharfe Kritik und weitergehende Forderungen ausgelöst. "Die Automobilbranche muss von ihrem hohen Ross herunter und wieder mehr ihrer Verantwortung für die Gesellschaft und für ihre Kunden gerecht werden", sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) der "Passauer Neuen Presse" (Ausgabe vom 03.08.2017). Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) sagte der "Bild"-Zeitung, für die Industrie beginne nun die Bewährungszeit. "Weitere Maßnahmen müssen folgen." Mit Blick auf möglicherweise drohende Fahrverbote in mehreren Städten betonte er: "Die gesetzlichen Vorgaben zur Luftreinhaltung gelten." Mehr lesen
LG Hamburg eröffnet vierte Schwurgerichtskammer

Zum 01.08.2017 hat das Landgericht Hamburg eine weitere Große Strafkammer eingerichtet, die als vierte Schwurgerichtskammer vor allem für Verfahren bei Tötungsdelikten und anderen Straftaten mit Todesfolge zuständig ist. Das LG reagiert damit auf die hohe Zahl der anhängigen und erwarteten Strafverfahren wegen Tötungsdelikten und die zunehmende Komplexität der Verfahren, die immer häufiger zu sehr umfangreichen und langwierigen Hauptverhandlungen führt. Für den Schwurgerichtsbereich bringt die zusätzliche Kammer eine dringend erforderliche Entlastung, damit Verhandlungen weiterhin möglichst zeitnah nach Anklageerhebung beginnen und zügig durchgeführt werden können.

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LG Berlin versagt Polizistin Schadenersatz nach Hubschrauber-Unglück vor Berliner Olympiastadion

Eine Beamtin der Bundespolizei, die im März 2013 bei einer Hubschrauberübung der Bundespolizei vor dem Berliner Olympiastadion schwer verletzt worden war, ist mit ihrer Klage auf ein Schmerzensgeld von 75.000 Euro in erster Instanz gescheitert. Das Landgericht Berlin lehnte eine Haftung der Bundesrepublik vor allem deswegen ab, weil der den Unfall verursachende Pilot nicht vorsätzlich gehandelt habe, als er trotz bereits vorhandener Schneeaufwirbelungen landete. Eine direkte Inanspruchnahme des Piloten scheitere daran, dass er den Hubschrauber in seiner Eigenschaft als Bundesbeamter geführt habe. Das Urteil vom 07.07.2017 (Az.: 28 O 456/16) ist noch nicht rechtskräftig. Die Geschädigte kann Berufung beim Kammergericht einlegen.

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Bundeswirtschaftsministerium: Einsatz von E-Taxis wird erleichtert

Das Bundeswirtschaftsministerium berichtet unter Verweis auf die Zweite Verordnung zur Änderung der Mess- und Eichverordnung, die das Bundeskabinett hat am 02.08.2017 beschlossen hat, dass der Einsatz von E-Taxis erleichtert wird. Taxameter und die dazu gehörenden "Wegstreckensignalgeber" könnten jetzt auch getrennt voneinander in ein Auto eingebaut werden. Dies erleichtere die Nachrüstung von E-Autos, die vom Hersteller nicht in der Taxi-Variante angeboten werden, zu E-Taxen. Ziel sei die Förderung der Elektromobilität.

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Kabinett will Wagniskapitalfinanzierung durch ERP-Sondervermögen anschieben
Das Kabinett hat am 02.08.2017 den Entwurf des ERP-Wirtschaftsplangesetzes 2018 beschlossen. Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilt, werden kleinen und mittleren Unternehmen damit Finanzierungen und Beteiligungskapital von rund 6,75 Mliiarden Euro im Jahr 2018 ermöglicht. Zudem werde das Engagement der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Bereich der Wagniskapital- und Beteiligungsfinanzierung in Deutschland erleichtert und mit Mitteln des ERP-Sondervermögens ausgebaut. Mehr lesen
Bundesnetzagentur: Maximales Bußgeld gegen Stromlieferanten wegen unerlaubter Telefonwerbung

Der Strom- und Gaslieferant Energy2day soll wegen rechtswidriger Werbeanrufe für Energielieferverträge 300.000 Euro Bußgeld zahlen. Dies hat die Bundesnetzagentur entschieden und damit den gesetzlich vorgesehenen Bußgeldrahmen erstmals voll ausgeschöpft. Bei der Bundesnetzagentur hatten sich rund 2.500 Verbraucher über Werbeanrufe der Energy2day GmbH beschwert.

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LG Düsseldorf entzieht Ferrari die Marke Testarossa

Unter der Marke Testarossa könnten demnächst Zweiräder oder Rasierer verkauft werden. Der Sportwagenhersteller Ferrari hat den Rechtsstreit um seinen Modellnamen jedenfalls vorerst verloren. Ferrari müsse in die Löschung der deutschen und der internationalen Marke Testarossa einwilligen, entschied das Düsseldorfer Landgericht am 02.08.2017 (Az.: 2a O 166/16). Den Italienern bleibt allerdings noch der Gang in die Berufung zum Oberlandesgericht.

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Mittwoch, 2.8.2017
EGMR stoppt Abschiebung islamistischen "Gefährders"
Die Bremer Behörden haben auf Veranlassung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte die Abschiebung eines 18 Jahre alten islamistischen "Gefährders" nach Russland gestoppt. Eine endgültige Entscheidung werde es in den nächsten Monaten geben, sagte ein Sprecher des Bremer Innenressorts am 02.08.2017. Der Mann befand sich am 01.08.2017 nach Medienberichten bereits auf dem Weg zum Flughafen nach Frankfurt. Als die Entscheidung bekannt wurde, drehte der Wagen mit ihm demnach wieder um. Kurz zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht grünes Licht für die Abschiebung gegeben. Mehr lesen
Verbände: Personalnot bei Justiz und Polizei gefährdet Rechtsstaat
Der Deutsche Richterbund und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnen vor einer Handlungsunfähigkeit des Rechtsstaates und fordern dringend mehr Polizisten, Richter und Staatsanwälte. "Die Probleme sind erheblich", sagte der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, Jens Gnisa, am 01.08.2017 in Berlin. "Es knatscht in der deutschen Strafjustiz an allen Ecken und Enden." Wegen der Überlastung der Justiz würden viele Strafverfahren eingestellt, sie dauerten auch immer länger. Besonders alarmierend sei, dass inzwischen auch Angeklagte mit erheblichen Tatvorwürfen aus der Untersuchungshaft entlassen werden müssten, weil Strafverfahren unvertretbar lange dauerten. Mehr lesen
OLG Brandenburg: "Spaghettimonster-Kirche" ist keine Religionsgemeinschaft
Der satirische Verein "Kirche des fliegenden Spaghettimonsters" hat nicht die Rechte einer Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft. Daher dürfe das Land Brandenburg es dem Verein auch untersagen, an den Ortseingängen der Stadt Templin mit Hinweisschildern für seine wöchentlichen "Nudelmessen" zu werben, entschied das Oberlandesgericht Brandenburg am 02.08.2017 (Az.: 4 U 84/16). Mehr lesen
OLG Hamm: Alter von 60 Jahren darf als Kündigungsgrund für GmbH-Geschäftsführer vereinbart werden
Das Erreichen eines Alters von 60 Jahren kann im Dienstvertrag mit einem GmbH-Geschäftsführer als Altersgrenze vereinbart werden, die eine ordentliche Kündigung rechtfertigt. Das hat das Oberlandesgericht Hamm mit Urteil vom 19.06.2017 entschieden und damit das erstinstanzliche Urteil des Landgerichts Hagen vom 13.12.2016 bestätigt. Wenn gewährleistet sei, dass dem Geschäftsführer nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen eine betriebliche Altersversorgung zusteht, verstoße eine derartige Regelung nicht gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG), befand das Gericht (Az.: 8 U 18/17). Das OLG hat die Revision zugelassen, weil die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung habe. Zwischenzeitlich hat der Kläger beim Bundesgerichtshof auch Revision eingelegt (Az.: II ZR 244/17). Mehr lesen
VG Trier bestätigt Rücknahme amtlicher Prüfungsnummern für Weine

Das Verwaltungsgericht Trier hat die Klage eines Winzers abgewiesen, der sich gegen die Rücknahme von amtlichen Prüfungsnummern für vier seiner Weine gewandt hatte. Bei drei Weinen sei nachträglich die Verwendung unzulässiger Stoffe festgestellt worden. Hinsichtlich des vierten Weines habe der Winzer falsche Angaben gemacht (Urteil vom 18.05.2017, Az.: 2 K 5764/16.TR).

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OLG Düsseldorf: Solardach des Nachbarn darf nicht blenden
Ein Grundstückseigentümer muss Blendwirkungen von einer das Sonnenlicht reflektierenden Photovoltaikanlage des Nachbarn nicht hinnehmen. Dies hat das Oberlandesgericht Düsseldorf mit Berufungsurteil vom 21.07.2017 zugunsten des klagenden Eigentümers entschieden. Dieser sah wegen des stark blendenden Sonnenlichts vom Nachbardach die Nutzungsmöglichkeiten seines Grundstückes ganz erheblich beeinträchtigt. Das OLG folgte der Argumentation des Klägers und stellte eine wesentliche Beeinträchtigung durch das reflektierte Sonnenlicht fest (Az.: I-9 U 35/17). Mehr lesen
Staatsanwaltschaft: Ex-SS-Mann Gröning soll Haftstrafe antreten
Die Staatsanwaltschaft Hannover hält den früheren SS-Mann Oskar Gröning für haftfähig. "Den Antrag der Verteidigung auf Strafaufschub haben wir abgelehnt", sagte Sprecherin Kathrin Söfker zu entsprechenden Medienberichten am 02.08.2017. Gröning war im Juli 2015 vom Landgericht Lüneburg wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 300.000 Fällen zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Der frühere Freiwillige der Waffen-SS hatte eingeräumt, in Auschwitz Geld aus dem Gepäck der Verschleppten gezählt und weitergeleitet zu haben. Das Urteil ist rechtskräftig. Mehr lesen
Venezolanische Richter suchen Schutz in chilenischer Botschaft
Zwei weitere venezolanische Richter, die von der Nationalversammlung für einen Posten im Obersten Gericht ernannt worden waren, haben Schutz in der chilenischen Botschaft in Caracas gesucht. Beatriz Ruiz Marin und José Nuñez Sifontes seien "Gäste" der Botschaft, bestätigte Chiles Außenminister Heraldo Muñoz am 01.08.2017 (Ortszeit). Sein Land handle in dieser Angelegenheit im Einklang mit den rechtlichen und humanitären Grundsätzen seiner Außenpolitik. Mehr lesen
Pariser Nationalversammlung ebnet Weg für Macrons Arbeitsmarktreform
Die erste große Wirtschaftsreform von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat eine weitere Hürde genommen. Die Pariser Nationalversammlung stimmte am 01.08.2017 mit breiter Mehrheit für einen Kompromiss mit dem Senat, der den Weg für eine umstrittene Lockerung des französischen Arbeitsrechts freimacht. Die Regierung soll damit bevollmächtigt werden, die heikle Reform mit Verordnungen umzusetzen. Die finale Abstimmung im Senat, in dem das Macron-Lager keine eigene Mehrheit hat, ist für den 03.08.2017 geplant. Mehr lesen
BVerfG: Beitragspflicht für Pflichtmitglieder der Industrie- und Handelskammern verfassungskonform

Die gesetzlich normierte Pflichtmitgliedschaft in den Industrie- und Handelskammern und die daran anknüpfende Beitragspflicht sind verfassungsgemäß. Dies hat das Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 12.07.2017 bekräftigt und zwei Verfassungsbeschwerden zurückgewiesen (Az.: 1 BvR 2222/12 und 1 BvR 1106/13).

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