Freitag, 24.11.2017
OLG Hamm: Auch nachträgliche "Ohne-Rechnung-Abrede" führt zu Vertragsnichtigkeit
Wenn Vertragsparteien für einen Teil des Architektenhonorars nachträglich eine "Ohne-Rechnung-Abrede" treffen, wird der Architektenvertrag wegen Verstoßes gegen das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz nichtig. Dies hat das Oberlandesgericht Hamm mit Urteil vom 18.10.2017 entschieden und damit das erstinstanzliche Urteil bestätigt. Im Ergebnis stünden dem Auftraggeber damit auch keine vertraglichen Schadensersatzansprüche gegen den Architekten zu (Az.: 12 U 115/16, BeckRS 2017, 131242). Mehr lesen
BVerfG: Transsexuelle dürfen Namens- und Personenstandswechsel nicht ohne Gutachten durchführen

§ 4 Abs. 3 Satz 1 des Transsexuellengesetzes (TSG), wonach ein Namens- und Personenstandswechsel die Einholung von zwei Sachverständigengutachten erfordert, ist verfassungskonform. Dies hat das Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 17.10.2017 bekräftigt. Der Begutachtungsrahmen sei auf die Ermittlung der Änderungsvoraussetzungen beschränkt. Die Begutachtung dürfe nicht dazu genutzt werden, Transsexuelle zu einer therapeutischen Behandlung ihrer als vermeintliche Krankheit begriffenen Transsexualität hinzuführen (Az.: 1 BvR 747/17).

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Südafrika: Ex-Spitzensportler Oscar Pistorius bleibt länger in Haft
Das oberste Berufungsgericht Südafrikas hat den früheren Spitzensportler Oscar Pistorius wegen Totschlags zu 13 Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt. Die Entscheidung vom 24.11.2017 erhöhte das Strafmaß der vorherigen Instanz von sechs Jahren Haft deutlich. Auf Totschlag stehen in Südafrika normalerweise mindestens 15 Jahre Gefängnis. Die Berufungsrichter berücksichtigten aber die schon abgesessene Zeit. Mehr lesen
Bundeskartellamt untersagt Zusammenschluss zwischen CTS Eventim und Four Artists
Das Bundeskartellamt hat den geplanten Erwerb der Mehrheit der Anteile an den Gesellschaften der Konzert- und Veranstaltungsagentur Four Artists – Four Artists Booking Agentur GmbH und Four Artists Events GmbH – durch die CTS Eventim AG & Co. KGaA untersagt. Dies teilte die Behörde am 23.11.2017 mit. "CTS Eventim ist als Anbieter des mit Abstand größten Ticketsystems in Deutschland marktbeherrschend. Veranstalter von Konzerten oder Tourneen sind auf CTS ebenso angewiesen wie Vorverkaufsstellen, die Tickets vertreiben wollen", betonte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes. Mehr lesen
LG Augsburg: Keine Durchsuchung nach pauschalen anonymen Hinweisen

GG Art. 13 I

1. Anonyme Anzeigen rechtfertigen grundsätzlich keinen Anfangsverdacht.

2. Bei der Abwägung, ob in das Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung eingegriffen werden darf, ist auch die Unschuldsvermutung zu beachten.

LG Augsburg, Beschluss vom 12.09.2017 - 1 Qs 339/17, BeckRS 2017, 129942

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DAV-Büro Brüssel feiert zwanzigsten Geburtstag
Der Deutsche Anwaltverein gründete 1997 sein Büro in Brüssel und ist damit seit 20 Jahren bei der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und dem Ministerrat präsent. "Heute bestätigt sich, dass es vor über 20 Jahren der richtige Schritt des DAV war, eine Repräsentanz in Brüssel aufzubauen und die Interessen der deutschen Anwaltschaft dort effektiv zu vertreten. Dort wird der Großteil der deutschen Gesetzgebung auf europäischer Ebene angestoßen", sagte DAV-Präsident Ulrich Schellenberg am 23.11.2017 im Rahmen der Jubiläums-Feierlichkeiten. Mehr lesen
BVerwG bestätigt: Keine Beihilfe für nicht verschreibungspflichtige Medikamente
Der grundsätzliche Leistungsausschluss für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel in der Bundesbeihilfeverordnung (BBhV) ist nicht zu beanstanden. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil vom 23.11.2017 entschieden. In seiner Begründung verwies das Gericht auf verschiedene Ausnahmeregelungen, die im Einzelfall dafür sorgten, dass die finanziellen Möglichkeiten eines Beamten nicht erheblich überschritten werden (Az.: 5 C 6.16). Mehr lesen
Donnerstag, 23.11.2017
VerfGH Berlin: Kein Eilrechtsschutz gegen Verkleinerung des Untersuchungsausschusses zum Anschlag am Breitscheidplatz

Die AfD-Fraktion ist mit einem Eilantrag gegen die Verkleinerung des Untersuchungsausschusses zum Ermittlungsvorgehen im Zusammenhang mit dem Terroranschlag am Berliner Breitscheidplatz gescheitert. Der Verfassungsgerichtshof Berlin verwies die Fraktion auf die Entscheidung in der Hauptsache (Beschluss vom 22.11.2017, Az.: VerfGH 153 A/17).

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VGH München: Ausstrahlungsverbot für Sendungen der Ultimate Fighting Championship ist rechtswidrig

Das von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) ausgesprochene Ausstrahlungsverbot für Sendungen der international verbreiteten Kampfsportliga "Ultimate Fighting Championship" (UFC) ist rechtswidrig. Dies hat der Verwaltungsgerichtshof Bayern in München mit jetzt bekannt gegebenem Urteil vom 20.09.2017 entschieden (Az.: 7 B 16.1319).

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BAG: Dynamische Verweisung auf kirchliches Arbeitsrecht gilt auch nach Betriebsübergang auf weltlichen Erwerber weiter

Wird der Betrieb eines kirchlichen Arbeitgebers durch Betriebsübergang von einem weltlichen Erwerber übernommen, tritt der Erwerber gemäß § 613a Abs. 1 Satz 1 BGB in die Rechte und Pflichten aus den im Zeitpunkt des Übergangs bestehenden Arbeitsverhältnissen ein. Teil der weitergeltenden Pflichten ist die arbeitsvertraglich vereinbarte Bindung an das in Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) geregelte kirchliche Arbeitsrecht. Wird im Arbeitsvertrag auf die AVR in der "jeweils geltenden Fassung" verwiesen, verpflichtet diese dynamische Inbezugnahme den weltlichen Erwerber, Änderungen der AVR wie zum Beispiel Entgelterhöhungen im Arbeitsverhältnis nachzuvollziehen. Dies stellte das Bundesarbeitsgericht mit Urteil vom 23.11.2017 heraus (Az.: 6 AZR 683/16).

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AG Ansbach: Sichtschutzzaun nicht von Wohngebäudeversicherung erfasst

Ein Sichtschutzzaum stellt keine Einfriedung dar und fällt deswegen nicht unter den Schutz einer Wohngebäudeversicherung, die Einfriedungen erfasst. Dies hat das Amtsgericht Ansbach entschieden. Eine Einfriedung sei eine Grundstücksumgrenzung, die unbefugtes Eindringen verhindern soll. Diese Vorgabe erfülle ein bloßer Sichtschutzzaun nicht (Urteil vom 16.08.2017, Az.: 5 C 516/17).

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VG Koblenz: Zwangsstilllegung eines Kraftfahrzeugs wegen nicht gezahlter Kraftfahrzeugsteuer rechtens

Das Verwaltungsgericht Koblenz hat die Klage eines Kraftfahrzeughalters gegen eine von der beklagten Stadt Koblenz angeordnete Abmeldung seines Kraftfahrzeuges abgewiesen. Die Stadt hatte die Zwangsstilllegung darauf gestützt, dass nach Angaben des Hauptzollamtes Kraftfahrzeugsteuerschulden bestünden, was der Kraftfahrzeughalter bestreitet. Das VG verwies den Fahrzeughalter darauf, dass Streitigkeiten bezüglich der Steuerschuld ausschließlich zwischen dem Steuerschuldner und dem Hauptzollamt zu klären seien (Urteil vom 03.11.2017, Az.: 5 K 344/17.KO).

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VG Schleswig: Moratorium für Windkraftanlagen ist verfassungsgemäß

Raumbedeutsame Windkraftanlagen sind in Schleswig-Holstein auch weiterhin vorläufig unzulässig. Die Verlängerung der zugrunde liegenden Vorschrift im Landesplanungsgesetz ist verfassungsgemäß, wie das Verwaltungsgericht Schleswig in zwei Verfahren am 22.11.2017 entschieden hat (Az.: 6 A 133/14 und 6 A 599/17).

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Roboter-Anwalt berät bei Kündigungen

Wer von seinem Arbeitgeber gekündigt wurde, kann sich in Zukunft von einem Roboter-Anwalt beraten lassen, den die Passauer Anwaltskanzlei Ratis jetzt veröffentlicht hat. Die offizielle Präsentation finde am 28.11.2017 im Rahmen der Euroforum-Konferenz "Legal Tech" in Berlin statt, so die Kanzlei. Die Beratung erfolge online und kostenlos.

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BVerfG bestätigt Ordnungsgeld für muslimischen Angeklagten wegen Nichtaufstehens zur Urteilsverkündung

Ein Muslim erhielt als Angeklagter in einem Strafverfahren ein Ordnungsgeld auferlegt, weil er sich zur Urteilsverkündung nicht erhoben hatte und wiederholt unentschuldigt verspätet zur Hauptverhandlung erschienen war. Durch das Ordnungsgeld sah er sich in seiner Glaubensfreiheit verletzt. Er argumentierte, er dürfe sich aus religiösen Gründen nur für Allah erheben. Das Bundesverfassungsgericht hat seine Verfassungsbeschwerde mit Beschluss vom 08.11.2017 als offensichtlich unzulässig erachtet (Az.: 2 BvR 1366/17).

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LSG Baden-Württemberg: Vorbestehende Gesundheitsstörungen können Beschädigtenrente eines Gewaltopfers entgegenstehen

Um als Opfer einer Gewalttat eine Beschädigtenrente zu erhalten, ist ein bestimmter Grad der Schädigung erforderlich. Dabei können diejenigen Gesundheitsstörungen nicht eingerechnet werden, die bereits vor der Gewalttat bestanden haben und daher nicht durch die Tat verursacht sein können. Dies hat das Landessozialgericht Baden-Württemberg mit Urteil vom 09.11.2017 klargestellt (Az.: L 6 VG 4283/16).

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OLG Saarbrücken: Justizopfer erhält Schmerzensgeld von Gutachterin

Ein 74-Jähriger, der wegen des mangelhaften Gutachtens einer Psychologin zwei Jahre zu Unrecht im Gefängnis gesessen hat, hat nun einen jahrelang laufenden Rechtsstreit gegen diese gewonnen. Am 23.11.2017 sprach ihm das Saarländische Oberlandesgericht ein Schmerzensgeld in Höhe von 60.000 Euro zu. "Ich bin erleichtert, aber wäre froh, wenn all das nicht geschehen wäre", sagte der Mann spontan nach der Entscheidung.

 

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BGH: Formularvertragliche Verlängerung der Verjährung von Vermieteransprüchen (§ 548 Abs. 1 BGB) ist unwirksam

BGB §§ 548, 307

Ein Vermieter kann die in § 548 Abs. 1 BGB geregelte sechsmonatige Verjährung seiner gegen den Mieter gerichteten Ersatzansprüche nach Rückgabe der Mietsache durch formularvertragliche Regelungen (Allgemeine Geschäftsbedingungen) nicht verlängern.

BGH, Urteil vom 08.11.2017 - VIII ZR 13/17 (LG Berlin)

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OVG Lüneburg: Autofahrer müssen nach Wildunfall nicht für Kadaverbeseitigung zahlen

Nach Wildunfällen müssen Autofahrer nicht für Kosten aufkommen, die durch die Beseitigung der Tierkadaver entstehen. Das hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg entscheiden. Die Richter wiesen die Berufungen der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr gegen drei Entscheidungen des Verwaltungsgerichts Hannover zurück (Urteile vom 22.11.2017, Az. 7 LC 34/17 u.a.).

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OVG Berlin-Brandenburg: Nur subsidiärer Schutz für aus Heimat geflohene Syrerin

Eine wegen des Bürgerkriegs geflohene Syrerin, die in ihrer Heimat nicht individuell verfolgt worden ist, kann in Deutschland lediglich sogenannten subsidiären Schutz beanspruchen. Illegale Ausreise und Asylantragstellung in Deutschland führten nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu politischer Verfolgung. Das hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg in einem Berufungsverfahren entschieden (Urteil vom 22.11.2017, Az.: OVG 3 B 12.17).

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