VG Köln weist Klage des BUND gegen Ta­ge­bau Ham­bach ab

Der Bund für Um­welt und Na­tur­schutz Deutsch­land Lan­des­ver­band Nord­rhein-West­fa­len e.V. (BUND NRW) ist mit sei­ner Klage gegen die Fort­füh­rung des Braun­koh­le­ta­ge­baus Ham­bach durch die RWE Power AG ge­schei­tert. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Köln sah am 24.11.2017 kei­nen Ver­stoß gegen um­welt­be­zo­ge­ne Rechts­vor­schrif­ten (Az.: 14 K 1282/15).

Vor­feldräu­mung und Wald­ro­dung

Ge­gen­stand des Ver­fah­rens waren die Zu­las­sun­gen des Haupt­be­triebs­plans bis 2017 und des drit­ten Rah­men­be­triebs­plans bis 2030 mit zwei Be­schei­den von Ende 2014 durch das Land Nord­rhein-West­fa­len. Der Haupt­be­triebs­plan er­laubt unter an­de­rem die so­ge­nann­te Vor­feldräu­mung und Wald­ro­dung. Er er­fasst Teile des Ham­ba­cher Forsts.

Kein Ver­stoß gegen um­welt­be­zo­ge­ne Rechts­vor­schrif­ten

Im Ter­min zur Ver­kün­dung des Ur­teils be­dau­er­te das Ge­richt, dass es ihm in der münd­li­chen Ver­hand­lung nicht ge­lun­gen sei, einen Ver­gleich zwi­schen den Be­tei­lig­ten her­bei­zu­füh­ren, um den Rechts­streit auch mit Blick auf die da­hin­ter ste­hen­den In­ter­es­sen ein­ver­nehm­lich bei­zu­le­gen. Zur Be­grün­dung der Kla­ge­ab­wei­sung führ­te es aus, dass eine Teil­flä­che des Haupt­be­triebs­plans recht­lich nicht mehr über­prüf­bar sei, da sie be­reits Ge­gen­stand der Zu­las­sung des zwei­ten Rah­men­be­triebs­plans aus dem Jahr 1995 ge­we­sen sei. Diese Zu­las­sung sei ab­schlie­ßend in frü­he­ren Ver­fah­ren ge­richt­lich über­prüft wor­den. Auch im Üb­ri­gen seien die an­ge­grif­fe­nen Be­schei­de recht­mä­ßig, da sie nicht gegen um­welt­be­zo­ge­ne Rechts­vor­schrif­ten ver­stie­ßen.

Keine Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung er­for­der­lich

Eine vom BUND NRW ge­for­der­te Um­welt­ver­träg­lich­keits­prü­fung (UVP) habe im Zu­las­sungs­ver­fah­ren nicht durch­ge­führt wer­den müs­sen, so das VG wei­ter. Der Braun­koh­len­ta­ge­bau Ham­bach sei als Ge­samt­vor­ha­ben be­reits vor Schaf­fung der Vor­schrif­ten zur UVP be­gon­nen wor­den. Be­reits be­gon­ne­ne Vor­ha­ben un­ter­lä­gen nicht der Pflicht zur Durch­füh­rung einer UVP.

Ham­ba­cher Forst auch kein FFH-Ge­biet

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des BUND NRW un­ter­ste­he der Ham­ba­cher Forst auch nicht wegen des dor­ti­gen Vor­kom­mens des Le­bens­raum­typs Stern­mie­ren-Ei­chen-Hain­bu­chen­wald und der Bech­stein­fle­der­maus be­zie­hungs­wei­se an­de­rer Arten dem Schutz eines po­ten­ti­el­len FFH(Flora-Fauna-Ha­bi­tat)-Ge­biets. Ge­mel­de­te FFH-Ge­bie­te, zu denen der Ham­ba­cher Forst nicht ge­hört, seien Ge­bie­te, die für das eu­ro­päi­sche Schutz­ge­biets­sys­tem Na­tu­ra 2000 aus­ge­wählt wor­den seien.

Kein Raum für neues po­ten­ti­el­les FFH-Ge­biet

Deutsch­land habe nach An­sicht der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­si­on seine eu­ro­pa­recht­li­chen Pflich­ten zur Mel­dung von FFH-Ge­bie­ten er­füllt, so das VG. Raum für ein neues po­ten­ti­el­les FFH-Ge­biet sei des­halb nur noch dann, wenn die bis­lang in Deutsch­land ge­mel­de­ten Ge­bie­te be­zie­hungs­wei­se das von ihnen ge­bil­de­te Schutz­netz ent­ge­gen der Ein­schät­zung der Kom­mis­si­on zum Er­halt der be­trof­fe­nen Le­bens­raum­ty­pen und Arten aus­nahms­wei­se nicht aus­rei­chend seien. Dies sei bei den im Ham­ba­cher Forst vor­han­de­nen Le­bens­raum­ty­pen und Arten nicht er­sicht­lich. Das Ge­richt hat aus die­sem Grund keine Ver­an­las­sung ge­se­hen, der An­re­gung des BUND NRW zu fol­gen, den Eu­ro­päi­schen Ge­richts­hof zur Klä­rung wei­te­rer Fra­gen in einem Vor­ab­ent­schei­dungs­ver­fah­ren an­zu­ru­fen.

Keine er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen be­reits ge­lis­te­ter FFH-Ge­bie­te

Die Fest­stel­lung der Zu­las­sungs­be­hör­de, von der Fort­füh­rung des Braun­koh­le­ta­ge­baus gin­gen keine er­heb­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen für die im Na­tu­ra 2000 Netz ge­lis­te­ten FFH-Ge­bie­te Dick­busch/Lörs­fel­der Busch/Stein­hei­de, Kel­len­berg und Rur sowie das Ge­biet Wald­se­en­be­reich The­re­sia aus, un­ter­lie­ge kei­nen recht­li­chen Be­den­ken. Das FFH-Teil­ge­biet Stein­hei­de sei zudem nicht feh­ler­haft ab­ge­grenzt wor­den.

Ham­ba­cher Forst auch kein fak­ti­sches Vo­gel­schutz­ge­biet

Der Ham­ba­cher Forst sei wegen des dor­ti­gen Vor­kom­mens des Mit­tel­spechts auch kein fak­ti­sches Vo­gel­schutz­ge­biet. Ein fak­ti­sches Vo­gel­schutz­ge­biet setze vor­aus, dass es nach dem na­tur­schutz­fach­li­chen Ver­gleich zu den für den Vo­gel­schutz "ge­eig­nets­ten" Ge­bie­ten ge­hö­re. Diese Vor­aus­set­zung liege in Bezug auf den Ham­ba­cher Forst nicht vor. Die Maß­nah­men zum Ar­ten­schutz nach dem Bun­des­na­tur­schutz­ge­setz seien recht­lich eben­falls nicht zu be­an­stan­den. Gegen das Ur­teil kann der An­trag auf Zu­las­sung der Be­ru­fung ge­stellt wer­den.

VG Köln, Urteil vom 24.11.2017 - 14 K 1282/15

Redaktion beck-aktuell, 27. November 2017.

Mehr zum Thema