Donnerstag, 21.9.2017
Katalonien-Konflikt: Polizei beschlagnahmt neun Millionen Wahlzettel

Eineinhalb Wochen vor dem Termin für das umstrittene Unabhängigkeitsreferendum in der spanischen Region Katalonien hat die der Zentralregierung in Madrid unterstellte Polizei 14 Menschen festgenommen und rund neun Millionen Wahlzettel beschlagnahmt. Insgesamt seien am 20.09.2017 in der katalanischen Hauptstadt Barcelona 41 Durchsuchungen durchgeführt worden, berichteten Medien unter Berufung auf die spanische Justiz.

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Mittwoch, 20.9.2017
BAG: Nachtarbeitszuschlag auf Grundlage gesetzlichen Mindestlohns zu berechnen
Die Höhe der Entgeltfortzahlung an Feiertagen bestimmt sich – soweit kein höherer tariflicher oder vertraglicher Vergütungsanspruch besteht – nach § 2 EFZG in Verbindung mit § 1 MiLoG. Dies geht aus einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 20.09.2017 hervor. Sieht ein Tarifvertrag einen Nachtarbeitszuschlag vor, der auf den tatsächlichen Stundenverdienst zu zahlen ist, ist auch dieser nach der Entscheidung des BAG mindestens aus dem gesetzlichen Mindestlohn zu berechnen (Az.: 10 AZR 171/16). Mehr lesen
OLG Stuttgart: Dreieinhalb Jahre Haft für Syrer wegen Beteiligung an Entführung eines UN-Mitarbeiters
Ein Syrer muss wegen Beteiligung an der Entführung eines Mitarbeiters der Vereinten Nationen in Syrien drei Jahre und sechs Monate in Haft. Der Fünfte Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart verkündete am 20.09.2017 die Verurteilung wegen Beihilfe zu einem mit erpresserischem Menschenraub, versuchter schwerer räuberischer Erpressung in drei tateinheitlichen Fällen und schwerer Freiheitsberaubung tateinheitlich zusammentreffenden Kriegsverbrechen gegen humanitäre Operationen gemäß § 10 Abs. 1 Nr. 1 Völkerstrafgesetzbuch. Erstmals wurde damit seit Erlass des Völkerstrafgesetzbuchs im Jahr 2002 ein Verbrechen nach dessen § 10 Abs. 1 Nr. 1 von einem deutschen Gericht abgeurteilt (Az.: 5 - 3 StE 5/16).
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BAG: Teilzahlungen bei Ratenzahlungsvereinbarung mit Gerichtsvollzieher selbstständig anfechtbar
Schließt der vom Arbeitnehmer mit der Zwangsvollstreckung beauftragte Gerichtsvollzieher vor der kritischen Zeit (§ 131 Abs. 1 Nr. 2 InsO) eine Ratenzahlungsvereinbarung nach § 802b ZPO (bis zum 31.12.2012: § 806b ZPO), sind die darauf erfolgenden Teilzahlungen selbstständig anfechtbar. Dies geht aus einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 20.09.2017 hervor (Az.: 6 AZR 58/16). Mehr lesen
OVG Koblenz zur Abschiebung nach Afghanistan: Keine landesweite ernsthafte individuelle Bedrohung jeder Zivilperson gegeben

Nach Auffassung des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz in Koblenz besteht in Afghanistan aufgrund des innerstaatlichen bewaffneten Konflikts auch nach dem Anschlag auf die deutsche Botschaft am 31.05.2017 keine landesweite ernst­hafte individuelle Bedrohung des Lebens und der Unversehrtheit für jede dorthin zurückkehrende Zivilperson. Dies geht aus seinem Beschluss vom 01.09.2017 hervor (Az.: 8 A 11005/17.OVG, BeckRS 2017, 123933).

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EGMR: Urteil gegen Russland wegen Geiseldramas in Beslan rechtskräftig
Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte gegen Russland wegen des blutigen Geiseldramas von Beslan ist rechtskräftig. Das Land wollte seine Verurteilung von der Großen Kammer des Gerichtshofs überprüfen lassen. Dies lehnten die Straßburger Richter nun aber ab, wie am 19.09.2017 mitgeteilt wurde. Sie hatten Moskau im April 2017 schweres Versagen beim Krisenmanagement vorgeworfen und 409 Opfern insgesamt knapp drei Millionen Euro Schmerzensgeld zugesprochen (Az.: 26562/07 und andere). Mehr lesen
OLG Köln bestätigt Gültigkeit eines mit der linken Hand geschriebenen Testaments
Auch ein mit der linken Hand geschriebenes Testament kann bei Lähmung der rechten Hand gültig sein. Dies hat das Oberlandesgericht Köln im Verfahren um die Erbfolge eines im Alter von 62 Jahren an Krebs verstorbenen Mannes entschieden (Beschluss vom 03.08.2017, Az.: 2 Wx 149/17 und andere). Mehr lesen
EuGH: Regelung zu Ausfuhrerstattungen im Geflügelfleischsektor nichtig
Die Verordnung der Kommission, mit der sie die Ausfuhrerstattungen im Geflügelfleischsektor im Juli 2013 auf null Euro festsetzte, ist nichtig. Dies geht aus einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 20.09.2017 hervor. In seiner Begründung verwies der EuGH auf Verfahrensfehler. Wie er betont, werden die Wirkungen der Verordnung bis zum Erlass einer neuen Verordnung, die keine Verfahrensfehler aufweist, aufrecht erhalten (Az.: C-183/16 P). Mehr lesen
EuGH: Kreditinstitute müssen über Wechselkursrisiko bei Fremdwährungsdarlehen umfassend aufklären

Vergibt ein Kreditinstitut ein Fremdwährungsdarlehen, muss es den Kreditnehmer über das damit verbundene Wechselkursrisiko so umfassend informieren, dass er die wirtschaftlichen Folgen der Übernahme dieses Risikos für seine finanziellen Verpflichtungen einschätzen kann. Dies hat der Gerichtshof der Europäischen Union mit Urteil vom 20.09.2017 entschieden (Az.: C-186/16).

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BFH: EuGH soll zur Sollbesteuerung und zur Margenbesteuerung entscheiden
Der Bundesfinanzhof zweifelt an der bislang uneingeschränkt angenommenen Pflicht zur Vorfinanzierung der Umsatzsteuer durch den zur Sollbesteuerung verpflichteten Unternehmer und am Ausschluss des ermäßigten Steuersatzes bei der Überlassung von Ferienwohnungen im Rahmen der sogenannten Margenbesteuerung. Er hat daher in zwei Revisionsverfahren durch Beschlüsse vom 21.06.2017 (Az.: V R 51/16) und vom 03.08.2017 (Az.: V R 60/16) Vorabentscheidungsersuchen an den Gerichtshof der Europäischen Union gerichtet. Mehr lesen
BSG: Ist Leiharbeit doppelt versichert?

SGB IV §§ 3, 28e; AÜG § 10

Der inländische Entleiher haftet auf den Gesamtsozialversicherungsbeitrag auch dann, wenn der Verleiher mit Sitz in einem anderen EU-Mitgliedsland nach dortigem Recht den Sozialversicherungsbeitrag aus dem dort gezahlten Entgelt in vollem Umfang entrichtet hat. (Leitsatz des Verfassers)

BSG, Urteil vom 29.06.2016 - B 12 R 8/14 R, BeckRS 2016, 74709

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BGH: Antrag auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung in Sachen der Frankfurter Galopp-Rennbahn erfolglos
Das Gelände der Galopprennbahn in Frankfurt am Main muss geräumt werden. Der Bundesgerichtshof hat mit Beschluss vom 20.09.2017 den Antrag des Frankfurter Renn-Klubs, die Zwangsvollstreckung aus den Urteilen des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main vom 27.07.2017 und des Landgerichts Frankfurt am Main vom 16.12.2016 einstweilen einzustellen, zurückgewiesen. In seiner Begründung verwies das Gericht unter anderem darauf, dass die Revision des Beklagten keine Aussicht auf Erfolg haben dürfte (Az.: XII ZR 76/17). Mehr lesen
LG Berlin hält Mietpreisbremse für verfassungswidrig
Die Vorschrift im BGB über die sogenannte Mietpreisbremse (§ 556d BGB) ist nach Auffassung des Landgerichts Berlin verfassungswidrig. Dies geht aus einem Hinweisbeschluss des Gerichts vom 14.09.2017 hervor (Az.: 67 O 149/17). Wie dieses mitteilt, wird aber keine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts eingeholt. Aufgrund weiteren Vortrags der Parteien habe sich herausgestellt, dass es in dem Verfahren auf die Frage der Verfassungswidrigkeit nicht mehr ankomme, sodass das Gericht selbst habe entscheiden können. So habe es mit Urteil vom 19.09.2017 die Berufung der Mieterin, der es um die Rückzahlung überhöhter Miete gegangen war, zurückgewiesen (ebenfalls Az.: 67 S 149/17). Mehr lesen
OLG Hamm: 2.000 Euro Schmerzensgeld wegen fehlerhaft beschliffener Milchzähne

Ein grober zahnärztlicher Behandlungsfehler kann vorliegen, wenn beim Beschleifen von Milchzähnen zu viel Material abgetragen wird und eine ungleichmäßige Oberfläche entsteht. Das hat das Oberlandesgericht Hamm entschieden und damit ein erstinstanzliches Urteil bestätigt, wonach die beklagten Zahnärzte 2.000 Euro Schmerzensgeld zahlen sollen (Urteil vom 04.07.2017, Az.: 26 U 3/17, BeckRS 2017, 119092, rechtskräftig).

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Klagewelle wegen Unmuts der Glückspielbranche aufgrund verschärfter Casino-Regeln

Es kommt alles andere als überraschend: Seit Anfang Juli 2017 werden Kommunen mit Klagen der Glücksspielbranche überzogen. Grund sind die schärferen Vorgaben für Betreiber von Spielhallen, die nach einer Übergangsphase in den meisten Bundesländern im Juli 2017 in Kraft getreten sind. Erste Städte machen ernst und haben die Schließung von Spielhallen verfügt – teils per Losentscheid.

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VG Gelsenkirchen: Polizeieinsatz in Veltins-Arena bei Champions-League-Qualifikationsspiel war rechtens
Der Polizeieinsatz in der Veltins-Arena gegen die Schalker Ultras beim Champions-League-Qualifikationsspiel des FC Schalke 04 gegen PAOK Saloniki war rechtmäßig. Dies hat das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen entschieden. Die Klagen zweier Mitglieder der Schalker Ultras auf Feststellung der Rechtswidrigkeit des Polizeieinsatzes vom 21.08.2013 wies das VG ab. Es bewertete das Vorgehen der Polizei als rechtmäßig. Nach den dem verantwortlichen Polizeiführer im Zeitpunkt der Anordnung der Maßnahme vorliegenden Erkenntnissen habe dieser vom Vorliegen einer gegenwärtigen Gefahr für Leib und Leben der Zuschauer ausgehen dürfen (Urteil vom 19.09.2017, Az.: 17 K 5544/15). Mehr lesen
Dienstag, 19.9.2017
Thüringer VerfGH beendet Überprüfung des Volksbegehrens "Selbstverwaltung für Thüringen"

Das Verfahren zur Prüfung der Zulässigkeit des Volksbegehrens “Selbstverwaltung für Thüringen‘, das die Aufhebung von wesentlichen Teilen des Vorschaltgesetzes zur Durchführung der Gebietsreform in Thüringen vom 02.07.2016 (Vorschaltgesetz) zum Ziel gehabt hatte, wird nicht weitergeführt. Nach Feststellung der Nichtigkeit des Vorschaltsgesetzes und der Rücknahme des Antrags der Landesregierung besteht kein öffentliches Interesse zur Weiterführung des Verfahrens, wie der Thüringer Verfassungsgerichtshof in seinem Einstellungsbeschluss vom 06.09.2017 ausgeführt hat (Az.:VerfGH 1/17).

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LG Düsseldorf: Bewährungsstrafe für ehemaligen Ermittler des Verfassungsschutzes wegen versuchten Geheimnisverrats

Der ehemalige Ermittler des Bundesverfassungsschutzes Roque M. ist am 19.09.2017 vom Landgericht Düsseldorf wegen versuchten Geheimnisverrats zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt worden. Er hatte Informationen über seine Tätigkeit sowie über vergangene und künftige Einsätze des Verfassungsschutzes im Internet gegenüber vermeintlichen Islamisten preisgegeben (Az.: 9 KLs 2/17).

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NDR: UEFA verlangt von EM-Bewerberstädten Grundrechtseinschränkungen

Für die Bewerbung um die Fußball-Europameisterschaft 2024 nehmen die deutschen Bewerberstädte nach Recherchen des NDR-Politikmagazins "Panorama 3" und des NDR-Sportclubs anscheinend in Kauf, dass Grundrechte verletzt werden. Der ehemalige Bundesverfassungsrichter Wolfgang Hoffmann-Riem hält Teile der gegenüber der UEFA abgegebenen Verpflichtungserklärungen für verfassungswidrig. Diese sicherten der UEFA Sonderrechte zu, die zu rechtswidrigen Grundrechtseingriffen führten, erklärte er gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk.

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OLG München verhängt Haftstrafen gegen Syrien-Kämpfer

Das Münchner Oberlandesgericht hat zwei Kämpfer aus Syrien zu Gefängnisstrafen von zwei und vier Jahren verurteilt. Die Jugendstrafe von zwei Jahren für den 23-jährigen Azad R. setzte das Gericht am 19.09.2017 zur Bewährung aus. Nach Überzeugung der Richter hatten Azad R. und der 25-jährige Kamel T. in ihrer Heimat für die terroristische Vereinigung Ahrar al-Scham gekämpft.

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