Mittwoch, 4.10.2017
LG Essen: Rot-Weiss Essen darf Störer in Regress nehmen
Der Fußballclub Rot-Weiss Essen darf einen Zuschauer, der beim Spiel des Regionalligisten am 02.12.2016 gegen den SV Rödinghausen Gegenstände auf das Feld geworfen hatte, in Regress nehmen. Das Landgericht Essen habe die Rechtsauffassung des Vereins bestätigt, wonach er eine 5.000-Euro-Strafe durch den Westdeutschen Fußballverband auf den eindeutig identifizierten Stadionbesucher umlegen dürfe. Diese Strafe und die Verfahrenskosten müsse der Zuschauer dem Verein nun erstatten, teilte der Club am 02.10.2017 mit. Mehr lesen
BFH: Aufwendungen zu Beseitigung nachträglich eingetretener Schäden an neu erworbener Mietwohnung als Werbungskosten sofort abziehbar
Aufwendungen zur Beseitigung eines Substanzschadens, der nach Anschaffung einer vermieteten Immobilie durch das schuldhafte Handeln des Mieters verursacht worden ist, können als Werbungskosten sofort abziehbar sein. Dies hat der Bundesfinanzhof mit Urteil vom 09.05.2017 klargestellt. In diesen Fällen handele es sich nicht um sogenannte anschaffungsnahe Herstellungskosten (§ 6 Abs. 1 Nr. 1a Satz 1 EStG), entschied das Gerichts (Az.: IX R 6/16). Mehr lesen
Cannabis-Agentur schreibt 6.600 Kilogramm Cannabis aus

Die beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingerichtete Cannabis-Agentur hat den Anbau in Deutschland und die Lieferung von Cannabis zu medizinischen Zwecken im Umfang von rund 6.600 Kilogramm innerhalb von vier Jahren ausgeschrieben. Es seien insgesamt zehn Lose zu je 200 Kilogramm mit unterschiedlichen Laufzeiten ausgeschrieben worden, heißt es in der Antwort (BT-Drs. 18/13634) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (BT-Drs. 18/13525) der Fraktion "Die Linke".

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CSU fordert Burka-Verbot nach österreichischem Vorbild
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer verlangt ein Verbot von Gesichtsschleiern wie in Österreich auch hierzulande. "Ein Verbot ist möglich und notwendig. Das deutsche Verbötchen zur Vollverschleierung muss so wie in anderen Ländern Europas ausgeweitet werden", sagte Scheuer der "Passauer Neuen Presse" (Ausgabe vom 02.10.2017). "Wir geben unsere Identität nicht auf, sondern sind bereit, dafür zu kämpfen. Die Burka gehört nicht zu Deutschland", erklärte der CSU-Politiker. Innenexperten der Unionsfraktion im Bundestag halten ein solches Verbot dagegen rechtlich nicht für möglich. Mehr lesen
KG: Unscharfes, kontrastarmes und grob gekörntes Messfoto zur Identifizierung regelmäßig ungeeignet

StVO §§ 41 I, 49 III Nr. 4; StVG § 25; OWiG §§ 71, 79 III 1 und VI; StPO §§ 261, 267 I 3, 353 I und II; BKatV § 3 IVa

Ein sehr unscharfes, kontrastarmes und grob gekörntes Messfoto, das die – zudem teilweise verdeckten – Gesichtskonturen des Fahrers kaum erkennen lässt, ist in der Regel nicht als Grundlage geeignet, den Betroffenen zu identifizieren. (Leitsatz des Gerichts)

KG, Beschluss vom 01.08.2017 - 3 Ws (B) 158/17- 162 Ss 88/17, BeckRS 2017, 124868

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Montag, 2.10.2017
Baden-Württemberg geht gegen Urteil zu Diesel-Fahrverbot vor

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und sein Stellvertreter Innenminister Thomas Strobl (CDU) haben am 02.10.2017 das Vorgehen zum Fahrverbotsurteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart abgesprochen: Danach wird sich das Land gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart wehren und Sprungrevision zum Bundesverwaltungsgericht einlegen.

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OLG Hamm: Nichtraucherschutz auch im Strafvollzug zu gewährleisten
Es ist Aufgabe einer Justizvollzugsbehörde durch geeignete, von der Beschwerde eines Nichtrauchers unabhängige Vorkehrungen, zum Beispiel mit Hilfe von in Räumen angebrachten Rauchmeldern, das im nordrhein-westfälischen Nichtraucherschutzgesetz (NiSchG NRW) geregelte Rauchverbot durchzusetzen. Das hat das Oberlandesgericht Hamm in einer Strafvollzugssache entschieden. In seinem Beschluss vom 18.07.2017 (Az.: 1 Vollz(Ws) 274/17, rechtskräftig) weist es auf einschlägige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BeckRS 2017, 112719 und NJW 2013, 1943) hin. Mehr lesen
AG München: Nach längerem Zuwarten kein Rechtsschutzbedürfnis mehr für Klage wegen ehrverletzender Tatsachenbehauptungen

Für eine Klage wegen unwahrer und ehrverletzender Tatsachenbehauptungen besteht in der Regel kein Rechtsschutzbedürfnis mehr, wenn sie erst mehr als ein Jahr (hier: vier Jahre) nach dem Vorfall eingereicht wird. Dies geht aus einem rechtskräftigen Urteil des Amtsgerichts München vom 20.10.2016 (Az.: 213 C 10547/16 (2)) hervor, wie das Gericht jetzt mitteilte.

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LG München I: Beschluss über die Vergütung eines Rechtsanwalts

WEG §§ 21 IV, 27 II Nr. 4, III 1 Nr. 6

1. Ein in unzulässiger Weise auf den Teil eines Beschlusses beschränkter Anfechtungsantrag ist im Zweifel als Anfechtung des ganzen Beschlusses auszulegen. Dabei hindert der Ablauf der Frist aus § 46 Abs. 1 S. 2 WEG den Kläger nicht daran, nach gerichtlichem Hinweis auf die Unzulässigkeit einer Teilanfechtung klarzustellen, den gesamten Beschluss anfechten zu wollen.

2. Soweit ein Beschluss zu Vergütungsvereinbarungen ermächtigt, die über § 27 Abs. 3 Nr. 6 WEG i.V.m. § 27 Abs. 2 Nr. 4 WEG hinausgehen, entspricht er nur bei Vorliegen besonderer Gründe ordnungsgemäßer Verwaltung. Diese können sich aus der besonderen fachlichen Qualifikation eines Rechtsanwaltes, des besonderen Vertrauensverhältnisses der Eigentümer zu ihm, vor allem aufgrund zuvor erfolgter Beauftragungen und auch aus einer bereits erfolgten Beauftragung in selbiger Sache ergeben.

3. Wird die Auswahl des zu beauftragenden Rechtsanwalts dem Verwalter überlassen, spricht dies grundsätzlich gegen die Annahme solcher besonderer Gründe. (Leitsätze der Redaktion)

LG München I, Urteil vom 12.07.2017 - 1 S 15254/16  WEG (AG München), BeckRS 2017, 123565

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FG Münster: Trockenes Brötchen und Heißgetränk kein lohnsteuerliches Frühstück

Stellt ein Arbeitgeber seinen Mitarbeitern trockene Brötchen und Heißgetränke bereit, stellt dies keinen lohnsteuerpflichtigen Sachbezug in Form eines "Frühstücks" dar. Dies hat das Finanzgericht Münster mit Urteil vom 31.05.2017 entschieden. Es handle sich lediglich um einen Sachbezug in Form von "Kost", für die die Freigrenze von 44 Euro in § 8 Abs. 2 Satz 9 – jetzt Satz 11 – EStG gelte (Az.: 11 K 4108/14). Gegen das Urteil ist beim Bundesfinanzhof die Revision unter dem Aktenzeichen VI R 36/17 anhängig.

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AG München: Laufende private Videoaufzeichnungen des öffentlichen Verkehrsraums verstoßen gegen Datenschutz
Es ist nicht zulässig, seinen Pkw vorne und hinten mit einer Videokamera auszustatten und damit laufend Videoaufzeichnungen des vor und hinter dem Fahrzeug befindlichen öffentlichen Verkehrsraums zu fertigen und zu speichern. Dies hat das Amtsgericht München entschieden und eine 52-jährige Geschäftsführerin aus München wegen vorsätzlicher unbefugter Erhebung und Verarbeitung und Bereithaltung von personenbezogenen Daten, die nicht allgemein zugänglich sind, zu einer Geldbuße von 150 Euro verurteilt (Urteil vom 09.08.2017, Az.: 1112 OWi 300 Js 121012/17, rechtskräftig). Mehr lesen
Thüringen: CDU und AfD stimmen gegen NSU-Fonds und Erinnerungsort
Die rot-rot-grüne Landesregierung in Thüringen hat gegen die Stimmen von CDU und AfD die Einrichtung eines Entschädigungsfonds für Hinterbliebene der NSU-Opfer beschlossen. Damit wollen Linke, SPD und Grüne die finanziellen Folgen lindern, die die Familien der NSU-Opfer erlitten haben. Bei einigen der Angehörigen der Opfer sei durch die NSU-Morde die Existenzgrundlage zerstört worden, sagte die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag, Susanne Hennig-Wellsow, am 29.09.2017 in Erfurt. Außerdem wurde gegen die Stimmen von CDU und AfD beschlossen, einen Erinnerungsort für die NSU-Opfer zu errichten. Einige Angehörige von NSU-Opfern zeigten sich nach den Beschlüssen der rot-rot-grünen Mehrheit zufrieden. Mehr lesen
Knackpunkte und Gemeinsamkeiten bei Schwarz-Gelb-Grün
Nach der Niedersachsen-Wahl Mitte Oktober 2017 dürften die Sondierungen der Jamaika-Koalitionäre CDU, CSU, FDP und Grüne losgehen. Ein Blick in die Wahlprogramme zeigt, wo es Überschneidungen gibt und wo es hapert. Mehr lesen
Klare Mehrheit für Separatisten beim Referendum in Katalonien

Bei dem umstrittenen und von Polizeigewalt überschatteten Referendum über die Unabhängigkeit der spanischen Region Katalonien haben sich die Separatisten nach eigenen Angaben mit rund 90% der Stimmen durchgesetzt. An der Abstimmung hätten am 01.10.2017 gut 2,2 Millionen Menschen teilgenommen, teilte der Sprecher der Regionalregierung, Jordi Turull, in der Nacht zum 02.10.2017 in Barcelona mit. Es habe 7,8%  "Nein"-Stimmen gegeben. Beim harten Vorgehen der Polizei waren am 01.10.2017 über 800 Bürger verletzt worden. Da die Gegner einer Abspaltung überwiegend nicht zur Wahl gehen wollten, war eine klare Mehrheit für die Unabhängigkeit erwartet worden.

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BVerfG rollt Rundfunkbeitrag auf
Das Bundesverfassungsgericht stellt den Rundfunkbeitrag (früher: GEZ-Gebühren) grundlegend auf den Prüfstand. Nach Informationen der Neuen Juristischen Wochenschrift haben die Verfassungsrichter jetzt einen Katalog mit bohrenden Fragen unter anderem an alle Landesregierungen verschickt. Der Zwangsbeitrag wird auf Basis eines von den Ländern geschlossenen "Rundfunkbeitragsstaatsvertrags" von nahezu sämtlichen Bundesbürgern sowie von etlichen Gewerbetreibenden erhoben. "Die Richter rollen mit ihrem Fragenkatalog das Thema komplett auf", heißt es aus einer der Staatskanzleien. Zudem habe der Erste Senat unter Vorsitz von Ferdinand Kirchhof eine sehr kurze Frist für die Stellungnahmen gesetzt. Mehr lesen
LG München stellt Prozess gegen Ex-HRE-Chef Funke überraschend ein
Neun Jahre nach der Fast-Pleite der Hypo Real Estate hat das Landgericht München einen Schlussstrich gezogen und den Strafprozess gegen den damaligen Bankchef Georg Funke eingestellt. Ob er die Schieflage der Bank tatsächlich vertuscht habe, sei in der bisherigen Beweisaufnahme nicht zu klären gewesen, teilte das Gericht am 29.09.2017 mit. Funke muss 18.000 Euro, der mitangeklagte ehemalige Finanzvorstand Markus Fell 25.000 Euro an gemeinnützige Vereine zahlen, dann ist das Verfahren gegen die beiden zu Ende. Auch die Staatsanwaltschaft ist einverstanden, wie das Gericht mitteilte. Mehr lesen
Freitag, 29.9.2017
Neues radiologisches Lagezentrum beim Bundesumweltministerium
Um vorsorgend für den Bevölkerungsschutz bei radiologischen Notfällen planen zu können, wurde ein neues radiologisches Lagezentrum beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit eingerichtet. Der rechtliche Rahmen für den radiologischen Notfallschutz wurde deshalb in einer europäischen Richtlinie und national auf Grundlage der Empfehlungen der Strahlenschutzkommission weiterentwickelt. Die Notfallschutzbestimmungen des Strahlenschutzgesetzes treten am 01.10.2017 in Kraft. Mehr lesen
KG: StVO auf Tempelhofer Feld teilweise anzuwenden

Auf dem ehemaligen Flughafengelände Tempelhof, dem Tempelhofer Feld, sind ähnlich wie auf öffentlich zugänglichen Parkplätzen einige Vorschriften der Straßenverkehrsordnung anzuwenden, so das Rücksichtnahmegebot. Dies geht aus einem Urteil des Kammergerichts vom 14.09.2017 hervor (Az.: 22 U 174/16).

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Burkaverbot auch in Österreich
Wie schon in Frankreich und Belgien ist ab 01.10.2017 auch in Österreich das Tragen eines Gesichtsschleiers verboten. Das Gesetz ist aber noch weiter gefasst und betrifft nach der Formulierung auch Menschen mit Atemschutzmasken. Kritik kommt von der Frauenbeauftragten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), die meint, das Verbot sei "kontraproduktiv". Mehr lesen
SG Berlin gewährt nach zwei Monaten Ehe Witwenrente wegen bürokratisch bedingten Verzögerungen der Hochzeit

Das Sozialgericht Berlin hat einer Witwe nach nur zwei Monaten Ehe einen Anspruch auf Witwenrente zuerkannt, obwohl bereits am Hochzeitstag absehbar war, dass der krebskranke Ehemann sehr bald sterben würde. Es sah die Vermutung einer Versorgungsehe nach § 46 Abs. 2 a SGB VI als widerlegt an, da die Beschaffung der erforderlichen Papieren aus dem Ausland (hier: Ukraine) mehrere Monate gedauert und eine frühere Hochzeit verhindert habe (Urteil vom 11.09.2017, Az.: S 11 R 1839/16, BeckRS 2017, 125580).

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