Donnerstag, 5.10.2017
Generalbundesanwalt: Keine systematische Massenüberwachung der Telekommunikation in Deutschland durch britische und US-Geheimdienste
Britische und US-amerikanische Nachrichtendienste haben die Telekommunikation der Bevölkerung in Deutschland nicht systematisch und massenhaft überwacht. Wie der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof zum Abschluss der Untersuchungen am 05.10.2017 mitteilt, haben die Ermittlungen keine belastbaren Hinweise für eine gegen die Bundesrepublik Deutschland gerichtete geheimdienstliche Agententätigkeit (§ 99 StGB) oder andere Straftaten erbracht. Mehr lesen
Einsatz von Abgeordnetenmitarbeitern im Wahlkampf: BVerfG fordert nachvollziehbare Kontrolle der Mittelverwendung

Das BVerfG hat eine Wahlprüfungsbeschwerde gegen die Bundestagswahl 2013 mit Beschluss vom 19.09.2017 verworfen. Es bestätigte dabei die Fünf-Prozent-Sperrklausel und erachtete die Einführung eines Eventualstimmrechts für verfassungsrechtlich nicht geboten. Allerdings hat es konstatiert, dass der Einsatz von Abgeordnetenmitarbeitern im Wahlkampf besonders missbrauchsanfällig sei, und den Gesetzgeber aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Verwendung der staatlichen Mittel für Abgeordnetenmitarbeiter einer nachvollziehbaren Kontrolle unterliegt (Az.: 2 BvC 46/14).

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FG Düsseldorf: Kapitalgesellschaften neuer Prägung können als jugoslawische "Organisation der Vereinten Arbeit" in Deutschland steuerfrei sein
Der Begriff "Organisation der Vereinten Arbeit", wie er im Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen Deutschland und Jugoslawien aus dem Jahr 1987 verwendet wurde, erfasst auch Kapitalgesellschaften neuer Prägung. Dies hat das Finanzgericht Düsseldorf vor dem Hintergrund entschieden, dass Deutschland und Bosnien-Herzegowina 1992 die Fortgeltung des Abkommens beschlossen haben. Der Inhalt dieses Abkommens spreche gegen ein Besteuerungsrecht Deutschlands (Urteil vom 05.09.2017, Az.: 3 K 2745/16 E, BeckRS 2017, 126384). Mehr lesen
Bewährungsstrafe für Ex-Geheimagent Mauss wegen Steuerhinterziehung

Der frühere Geheimagent Werner Mauss ist wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Damit muss der 77-Jährige nicht ins Gefängnis. Die Richter am Bochumer Landgericht zeigten sich am 05.10.2017 überzeugt davon, dass Mauss unter einem Decknamen große Vermögenswerte im Ausland versteckt und dadurch zwischen 2002 und 2011 Steuern in Millionenhöhe hinterzogen hat.

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BGH gestattet Pharma-Großhandel Rabatte bei Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel an Apotheken

Pharmazeutische Großhändler sind nicht verpflichtet, bei der Abgabe von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln an Apotheken einen Mindestpreis zu erheben. Rabatte und Skonti seien dementsprechend wettbewerbsrechtlich zulässig, so der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 05.10.2017 (Az.: I ZR 172/16).

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LSG Sachsen: Aussparung von (rechtswidrigen) Leistungen

SGB X §§ 45, 48; SGB VII §§ 7, 8

Rechtswidrig i.S.d. § 45 SGB X ist ein Verwaltungsakt, wenn der ursprüngliche Bescheid aus damaliger Sicht so nicht hätte ergehen dürfen. Die für die Rentenbewilligung geltenden Grundsätze des Rechts der gesetzlichen Unfallversicherung sind in gleicher Weise anzuwenden, wenn sich nachträglich herausstellt, dass ein Zusammenhang zwischen Unfallereignis und Gesundheitsschaden entgegen der ursprünglichen Annahme nicht hinreichend wahrscheinlich ist.  (Leitsatz des Verfassers)

LSG Sachsen, Urteil vom 23.03.2017 - S 5 U 22/14, BeckRS 2017, 119986

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BGH: Tabakwerbung auf Internetauftritt eines Tabakherstellers ist verboten

Werbende Abbildungen auf der Startseite des Internetauftritts eines Tabakherstellers sind als unzulässige Tabakwerbung anzusehen. Dies hat der Bundesgerichtshof in einem Fall entschieden, in dem ein Tabakhersteller auf seiner Internetseite lässig auftretende Personen beim Konsum von Tabakerzeugnissen gezeigt hatte (Urteil vom 05.10.2017, Az.: I ZR 117/16 – "Tabakwerbung im Internet").

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FG Düsseldorf: Regelmäßige Arbeitsstätte eines Betriebsprüfers ist im Finanzamt

Die regelmäßige Arbeitsstätte eines Betriebsprüfers befindet sich beim Finanzamt, auch wenn er seine Tätigkeit in qualitativer Hinsicht zu einem beachtlichen Teil in den zu prüfenden Unternehmen erbringt. Dies hat das Finanzgericht Düsseldorf in einem Fall entschieden, in dem die Voraussetzungen für die Annahme einer regelmäßigen Arbeitsstätte in den Jahren 2012 und 2013 – und damit vor Inkrafttreten der Änderungen im steuerlichen Reisekostenrecht ab dem Veranlagungszeitraum 2014 – streitig waren (Urteil vom 22.08.2017, Az.: 10 K 4104/14 Ev, BeckRS 2017, 124647).

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Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Frauke Petry wegen Meineids

Die Staatsanwaltschaft Dresden hat gegen die frühere AfD-Politikerin Frauke Petry Anklage wegen des Verdachts auf Meineid erhoben. Ihr wird vorgeworfen, am 12.11.2015 als Zeugin vor dem Wahlprüfungsausschuss des sächsischen Landtages in Dresden falsch ausgesagt und ihre Angaben beeidet zu haben, teilte die Justizbehörde am 04.10.2017 in Dresden mit. Der Landtag hatte unlängst die Immunität von Petry aufgehoben. Sie war in der vergangenen Woche aus der Fraktion und der AfD ausgetreten.

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Türkei: 41 Verurteilungen wegen Mordkomplotts gegen Erdogan in Putschnacht

Wegen versuchter Ermordung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan während des Putschversuchs vor mehr als einem Jahr sind 40 Angeklagte zu viermal lebenslanger Haft verurteilt worden. Die meisten von ihnen seien Soldaten, berichtete der Staatssender TRT am 04.10.2017. Das Gericht im westtürkischen Mugla habe zudem Erdogans ehemaligen Adjutanten zu 18 Jahren Haft verurteilt und eine weitere Person freigesprochen, berichtete der Sender NTV.

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EuG: Geert De Baere zum Richter ernannt

Die Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten haben mit Beschluss vom 06.09.2017 Geert De Baere für eine Amtszeit, die am 31.08.2022 endet, zum Richter am Gericht der Europäischen Union ernannt. Anlässlich der Eidesleistung des neuen Richters fand am 04.10.2017 am Europäischen Gerichtshof eine feierliche Sitzung statt.

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Mittwoch, 4.10.2017
EGMR rügt Spanien wegen unzulässiger Kollektivabschiebungen

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Spanien mit Urteil vom 03.10.2017 wegen unzulässiger Kollektivabschiebungen aus der Exklave Melilla nach Marokko gerügt und zwei Migranten aus Mali und der Elfenbeinküste jeweils eine Entschädigung von 5.000 Euro zugesprochen (Az.: 8675/15 und 8697/15).

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LG Köln: Filmaufnahmen vom Kölner Dom dürfen nicht für politische Zwecke verwendet werden
Film- und Fotoaufnahmen, die im Innenraum des Kölner Doms oder von dessen Dach aus gemacht wurden, dürfen ohne Genehmigung nur für private Zwecke verwendet werden. Wie das Landgericht Köln am 20.09.2017 entschieden hat, sind entsprechende Aufnahmen zur Ankündigung einer politischen Kundgebung im Zusammenhang mit den Vorfällen der Silvesternacht 2015/2016 unzulässig. Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit greife in diesem Fall nicht (Az.: 28 O 23/17). Mehr lesen
EU-Kommission erhöht Druck wegen Steuerdeals von Apple und Amazon
Die EU-Wettbewerbshüter gehen juristisch gegen Steuerdeals der US-Technologiekonzerne Amazon und Apple in Europa vor. Amazon habe in Luxemburg unlautere Steuererleichterungen von rund 250 Millionen Euro erhalten, teilte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am 04.10.2017 in Brüssel mit. Das Land müsse die als rechtswidrig eingestufte Beihilfe nun zurückfordern. In einem ähnlichen Fall hatte die EU-Kommission Irland bereits zum Eintreiben von bis zu 13 Milliarden Euro von Apple verdonnert. Irland stellte sich bislang quer, die Brüsseler Behörde verweist den Fall daher an den Europäischen Gerichtshof. Mehr lesen
BVerfG prüft Auswahlverfahren für Medizinstudium
Das Bundesverfassungsgericht stellt die Zulassungsbedingungen für das Medizinstudium mit einer Konzentration auf die Abiturnote auf den Prüfstand. Im Mittelpunkt der mündlichen Verhandlung am 04.10.2017 in Karlsruhe stand die Frage, ob das derzeitige Verfahren mit dem Grundrecht auf freie Wahl des Berufs und des Ausbildungsplatzes sowie dem Gleichheitsgrundsatz vereinbar ist (Az.: 1 BvL 3/14 und 1 BvL 4/14). Mehr lesen
FG Hamburg: Besteuerung von Streubesitzdividenden nach § 8b Abs. 4 KStG verfassungsgemäß

Das Finanzgericht Hamburg hat gegen die Besteuerung von Streubesitzdividenden nach § 8b Abs. 4 KStG in der Fassung des EuGH-Umsetzungsgesetzes vom 21.03.2013 zwar Bedenken, hält sie letztlich aber für verfassungskonform. Dies geht aus einem Gerichtsbescheid vom 06.04.2017 hervor (Az.: 1 K 87/15, BeckRS 2017, 116785, nicht rechtskräftig). Gegen die Entscheidung ist beim Bundesfinanzhof unter dem Aktenzeichen I R 29/17 die Revision anhängig.

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OVG Berlin-Brandenburg: Castor-Transporte auf dem Neckar zulässig
Die Beschwerde der Gemeinde Neckarwestheim vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg gegen die Castor-Transporte auf dem Neckar im Zusammenhang mit dem Rückbau des Kernkraftwerkes Obrigheim bleibt erfolglos. Dies hat das Gericht am 29.09.2017 in einem Eilverfahren beschlossen. Nach Auffassung des Elften Senats erweist sich die Beförderungsgenehmigung nicht als offensichtlich rechtswidrig (Az.: 11 S 53.17). Mehr lesen
Cum-Ex-Deals: Staatsanwaltschaft erhebt laut Bericht Anklage
Umstrittene Dividenden-Steuertricks sollen einem Bericht zufolge erstmals zu einem Strafprozess in Deutschland führen. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main habe beim Landgericht Wiesbaden Anklage gegen ehemalige Aktienhändler einer Bank und einen aus Hessen stammenden Anwalt wegen sogenannter Cum-Ex-Geschäfte erhoben, bei denen der Staat um Milliarden geprellt worden sein soll, berichteten "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR. Mehr lesen
Frankreichs Nationalversammlung stimmt für neues Anti-Terror-Gesetz
Die französische Nationalversammlung hat für ein neues Anti-Terror-Gesetz gestimmt. Die Abgeordneten sprachen sich am 03.10.2017 in erster Lesung mit großer Mehrheit dafür aus, die Kompetenzen der Sicherheitsbehörden erneut auszuweiten. Nun müssen sie bei strittigen Punkten einen Kompromiss mit dem Senat suchen. Falls die beiden Parlamentskammern sich nicht einigen können, sitzt die Nationalversammlung letztlich aber am längeren Hebel. Mehr lesen
CSU nur in Bayern wählbar: Anwalt ficht Bundestagswahl an
Wegen der eingeschränkten Wählbarkeit von CDU und CSU in Deutschland bei der jüngsten Bundestagswahl hat das Nürnberger Anwaltspaar Rainer und Christine Roth das Ergebnis des Urnengangs angefochten. Kritik üben die Juristen dabei an den "Staatsorganen". Indem der Gesetzgeber und der Bundeswahlleiter solche Parteiabsprachen duldeten, schränkten sie die Wahlfreiheit der Bundesbürger ein, begründeten die Anwälte ihren Einspruch am 02.10.2017. Mehr lesen