Dienstag, 26.9.2017
EU-Rechnungshof gibt EuGH und EuG Empfehlungen für Optimierungen
Der Rechnungshof der Europäischen Union hat am 26.09.2017 seine Schlussfolgerungen aus einer Begutachtung des Systems der Bearbeitung der Rechtssachen beim Gerichtshof der Europäischen Union und beim Gericht der Europäischen Union vorgelegt. EuGH und EuG kündigten an, die darin enthaltenen Empfehlungen zur Weiterentwicklung bestimmter Modalitäten der Rechtssachenbearbeitung und zur Organisation der dafür eingesetzten Ressourcen in ihre ständigen Überlegungen zur Optimierung ihrer Arbeitsmethoden einbeziehen zu wollen. Die Empfehlungen des Rechnungshofs, ausführlichere Statistiken zu veröffentlichen, ein integriertes IT-System einzurichten und die Mitgliedstaaten darauf hinzuweisen, dass ausscheidende Mitglieder des Unionsorgans möglichst schnell ersetzt werden sollten, begrüßen die beiden Gerichte. Mehr lesen
OLG Hamm bestätigt Verurteilung eines Ex-Berufssoldaten wegen Volksverhetzung durch Facebook-Kommentare

Das Oberlandesgericht Hamm hat die Verurteilung eines Mannes wegen Volksverhetzung bestätigt, der in öffentlich abrufbaren Kommentaren auf Facebook kriminelle Ausländer und Flüchtlinge als "Gesochse", "Affen", "Ungeziefer" und kriminelles "Pack" beschimpft hatte und zu der Zeit Berufssoldat war, wie seinem öffentlich zugänglichem Facebook-Profil entnommen werden konnte (Beschluss vom 07.09.2017, Az.: 4 RVs 103/17).

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Prominenter "Cumhuriyet"-Journalist aus Untersuchungshaft entlassen
Nach elf Monaten Untersuchungshaft ist ein wegen Terrorverdacht angeklagter prominenter Journalist der Zeitung "Cumhuriyet" freigelassen worden. Ein Gericht in Istanbul habe am Abend des 25.09.2017 entschieden, den Kolumnisten Kadri Gürsel bis zu einem Urteil unter Auflagen auf freien Fuß zu setzen, meldeten die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu und die regierungskritische "Cumhuriyet". Noch in der Nacht wurde Gürsel aus dem Gefängnis Silivri westlich von Istanbul entlassen, wie die Nachrichtenagentur DHA berichtete. Auf einem DHA-Video war zu sehen, wie Gürsels Ehefrau und seine Kollegen vor dem Gefängnistor warten und den Journalisten nach der Freilassung umarmen. Mehr lesen
BGH: Keine Kenntnis von Zahlungseinstellung allein aufgrund Zahlungsvereinbarung mit Gerichtsvollzieher

InsO §§ 17 II 2, 133 I; ZPO § 806b aF

Erklärt sich der Schuldner einer geringfügigen Forderung gegenüber dem Gerichtsvollzieher zum Abschluss einer Zahlungsvereinbarung bereit, muss der Gläubiger allein aus diesem Umstand nicht zwingend darauf schließen, dass der Schuldner seine Zahlungen eingestellt hat. (Leitsatz des Gerichts)

BGH, Urteil vom 06.07.2017 - IX ZR 178/16 (LG Köln), BeckRS 2017, 121832

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Bund der Steuerzahler will Bundestag auf 500 Abgeordnete begrenzen
In Anbetracht eines neuen Bundestages mit 709 Abgeordneten fordert der Bund der Steuerzahler e.V. (BdSt) eine Wahlrechtsreform mit absoluter Mandats-Obergrenze. Der neue Bundestag überschreite die Soll-Größe von 598 Parlamentssitzen um 111 Sitze und werde nicht nur den Abgeordneten schlechtere Arbeitsbedingungen bieten, sondern auch den Steuerzahlern teurer zu stehen kommen. Nach Auffassung des BdSt sind 500 Volksvertreter ausreichend. Mehr lesen
OVG Berlin-Brandenburg: Weinfest "Rheingauer Weinbrunnen" darf ganzen Sommer über stattfinden
Die Gestattung des traditionellen Weinfestes am Rüdesheimer Platz ("Rheingauer Weinbrunnen") in Berlin-Wilmersdorf im Jahr 2014 war rechtmäßig. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg mit Urteil vom 25.09.2017 entschieden. Damit hatte die Feststellungsklage eines Anwohners – wie schon vor dem Verwaltungsgericht Berlin – keinen Erfolg (Az.: OVG 1 B 14.16). Mehr lesen
LAG Berlin-Brandenburg bestätigt Kündigung nach Lektüre von "Mein Kampf" während der Arbeit

Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg hat die ordentliche Kündigung eines Mitarbeiters des Bezirksamts Reinickendorf für rechtswirksam gehalten, der während der Arbeitszeit im Pausenraum des Dienstgebäudes die Originalausgabe von Adolf Hitlers "Mein Kampf“ mit einem eingeprägten Hakenkreuz gelesen hatte. Die Revision wurde nicht zugelassen (Urteil vom 25.09.2017, Az.: 10 Sa 899/17).

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Autor Pirinçci wegen Volksverhetzung zu Geldstrafe verurteilt

Der deutsch-türkische Autor und Rechtspopulist Akif Pirinçci ist vom Amtsgericht Dresden wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 2.700 Euro verurteilt worden. Der Anwalt des Autors räumte vor Beginn der Verhandlung am 25.09.2017 ein, dass Pirinçci bei einer Rede am 19.10.2015 in Dresden in Deutschland lebende Muslime und muslimische Flüchtlinge pauschal verunglimpft und zum Hass gegen sie aufgestachelt habe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Germanwings-Absturz: Fast 200 Angehörige klagen in Essen

Ein Rechtsstreit von fast 200 Hinterbliebenen des Germanwings-Absturzes gegen die Lufthansa soll am Landgericht in Essen ausgetragen werden. Er habe die Zivilklagen in der vergangenen Woche dort eingereicht, sagte Rechtsanwalt Elmar Giemulla am 23.09.2017 in Berlin. Sie richteten sich gegen eine Flugschule in Arizona und würden nun zugestellt. Zuvor war eine Klage vor einem US-Gericht in Arizona gescheitert.

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Montag, 25.9.2017
Polen: Präsident Duda präsentiert Gegenvorschlag für umstrittene Justizreform

Polens Präsident Andrzej Duda hat Gegenvorschläge für die umstrittene Justizreform der Regierung gemacht und eine Verfassungsänderung vorgeschlagen. Der Präsident präsentierte am 25.09.2017 seine Version für die Reform, mit der die Regierung weniger Einfluss bei der Ernennung von Richtern hätte und stattdessen die Position des Präsidenten stärker würde.

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djb wählt Maria Wersig zu neuer Präsidentin

Die Hochschullehrerin Maria Wersig aus Dortmund wurde im Rahmen der Mitgliederversammlung auf dem 42. Kongress des Deutschen Juristinnenbundes vom 21. bis 24.09.2017 in Stuttgart zur Präsidentin gewählt. Außerdem wurde der diesjährige Marie Elisabeth Lüders-Wissenschaftspreis an Frederike Misselwitz für ihre Dissertation über die Arbeitsrechtlerin Marie Luise Hilger vergeben.

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OLG Braunschweig: Ansprüche gegen Wirtschaftsprüfer im "Securenta-Komplex" sind verjährt

Etwaige Ansprüche von Anlegern der insolventen “Göttinger-Gruppe“ (“Securenta“) gegen Wirtschaftsprüfer sind nicht mehr durchsetzbar. Das außergerichtlich vor einer Gütestelle betriebene Verfahren habe mangels hinreichend konkretisierter Anträge den Ablauf der Verjährung nicht verhindern können, entschied das Oberlandesgericht Braunschweig mit Beschluss vom 11.09.2017 (Az.:10 U 1/17 bis 10 U 4/17, 10 U 6/17 bis 10 U 18/17, 10 U 20/17 bis 10 U 68/17; 10 U 70/17 bis 10 U 90/17).

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Militärfotograf "Caesar" erhält Menschenrechtspreis für Dokumentation syrischer Gefängnisfolter

Der frühere syrische Militärfotograf mit dem Decknamen "Caesar" und seine Helfer sind mit dem Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis ausgezeichnet worden. Sie hatten unzählige Fotos von Menschen veröffentlicht, die in syrischen Gefängnissen zu Tode gefoltert worden waren. "Caesar" habe der Welt "unwiderlegliche Beweismittel" für die "zweifellos schlimmsten [Verbrechen] in diesem jungen Jahrhundert" zur Verfügung gestellt, sagte Laudator Stephen Rapp, ehemaliger Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda, bei der Preisverleihung am 24.09.2017.

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Deutsche Anwälte beklagen dramatische Zustände in türkischer Justiz

Deutsche Anwälte prangern unhaltbare Zustände in der türkischen Justiz an und sind in großer Sorge wegen der jüngsten Festnahmen von Berufskollegen in dem Land. "Die Situation der Anwaltschaft in der Türkei wird von Woche zu Woche schlechter", sagte der Präsident des Deutschen Anwaltvereins, Ulrich Schellenberg, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Anwälte werden in Mithaftung genommen für ihre Mandanten. Das ist eine perfide Logik zu sagen: Wer einen Angeklagten verteidigt, ist selbst auch schon böse." Es gebe Fälle in der Türkei, in denen Angeklagte keinen Verteidiger gefunden hätten, "weil die Anwälte Angst haben".

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AG München: Ablagern geringer Schneemengen auf Nachbargrundstück keine Eigentumsbeeinträchtigung

Nicht jede Einwirkung auf das Grundstückseigentum stellt auch eine Beeinträchtigung desselben dar. Das gelegentliche Ablagern von ein bis zwei Schaufeln Schnee fällt jedenfalls nicht darunter, weil es keinerlei spürbare Auswirkungen auf die rechtliche oder tatsächliche Herrschaftsmacht des Eigentümers hat, entschied das Amtsgericht München am 20.07.2017 (Az.: 213 C 7060/17, rechtskräftig).

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Steuerzahlerbund fordert deutliche Entlastung bei der Grunderwerbsteuer

Der Bund der Steuerzahler (BdSt) begrüßt die beiden Bundesratsinitiativen der Länder Nordrhein-Westfalen (BR-Drs. 622/17) und Schleswig-Holstein (BR-Drs. 627/17) zur Einführung von Freibeträgen bei der Grunderwerbsteuer, fordert allerdings in einer Pressemitteilung vom 22.09.2017 konkrete Maßnahmen. So solle der Ersterwerb von selbstgenutztem Wohneigentum bis zu einer Wohnfläche von 200 Quadratmetern komplett steuerfrei gestellt werden. Außerdem sollten die Steuersätze deutlich abgesenkt werden.

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Wirtschafts- und Berufsverbände fordern weitere Harmonisierung von Insolvenz- und Steuerrecht

16 Wirtschafts- und Berufsverbände, darunter der Verband lnsolvenzverwalter Deutschlands (VID), fordern in einer gemeinsamen Erklärung eine weitere Harmonisierung von Insolvenz- und Steuerrecht. Die erfolgte Neuregelung zu Sanierungsgewinnen sei ein guter Schritt, es gebe aber im Insolvenzsteuerrecht weiterhin Rechtsunsicherheit, die eine hohe Hürde für die Sanierung von Unternehmen sei.

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BGH: Urteil wegen Tötung eines 21-jährigen Libanesen aus Blutrache rechtskräftig
Zwei Brüder, die als Mitglieder eines Teils einer seit Jahrzehnten miteinander verfeindeten libanesischen Großfamilie aus Blutrache ein 21-jähriges Mitglied des verfeindeten Familienteils getötet haben, müssen dafür lebenslang ins Gefängnis. Der Bundesgerichtshof hat ein entsprechendes Urteil des Landgerichts Essen bestätigt, das damit rechtskräftig ist (Beschlüsse vom 30.08.2017, Az.: 4 StR 216/17). Mehr lesen
Neuer Glücksspielstaatsvertrag vor dem Aus – Kiel stimmt nicht zu

Die Reform der Glücksspielregulierung in Deutschland steht vor dem Scheitern. Schleswig-Holstein wird der im März 2017 von allen 16 Bundesländern ausgehandelten Novelle des Glücksspielstaatsvertrages nicht zustimmen. Für ein "Nein" im Kieler Landtag sprachen sich am 22.09.2017 nicht nur die Regierungspartner CDU, Grüne und FDP aus, sondern auch der SSW. Die Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein dringt auf neue Verhandlungen. Nötig sei eine "dauerhafte, tragfähige und vor allem europarechtskonforme Lösung", sagte Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU). Notfalls müsse der Norden "eigene Wege beschreiten".

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Justiz stellt Ermittlungen gegen Kachelmanns Ex-Geliebte ein

Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat ihre Ermittlungen wegen des Verdachts auf schwere Freiheitsberaubung gegen die frühere Geliebte des Wettermoderators Jörg Kachelmann (59) eingestellt. Der für eine Anklage erforderliche hinreichende Tatverdacht könne nicht begründet werden, teilte die Behörde am 22.09.2017 mit. "Die Vielzahl der Gutachtenergebnisse aus den verschiedenen Prozessen ergab kein einheitliches Bild". Indizien und Beweismittel ließen unterschiedliche Geschehensabläufe möglich erscheinen.

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