Donnerstag, 14.9.2017
BVerwG: Großflächige Kommerzialisierung des Strandzugangs ist unzulässig

Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass die Einzäunung und Bewirtschaftung nahezu des gesamten Meeresstrandes der Gemeinde Wangerland als kostenpflichtiges kommunales Strandbad rechtswidrig ist. Nicht von der Bade-Infrastruktur geprägte Flächen dürfen nach wie vor unentgeltlich zum Baden und Spazierengehen betreten werden, heißt es in dem Urteil vom 13.09.2017 (Az.: 10 C 7.16).

Mehr lesen
Niederlande entziehen vier Dschihadisten Staatsbürgerschaft
Die Niederlande haben erstmals vier Dschihadisten die Staatsbürgerschaft entzogen. Die vier Männer hätten sich in Syrien Terror-Milizen wie dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen, teilte Justizminister Stef Blok am 13.09.2017 in Den Haag mit. Erst im März 2017 war ein Gesetz in Kraft getreten, das die Ausbürgerung als Maßnahme für die nationale Sicherheit erlaubt. Mehr lesen
Italien billigt Gesetz gegen Verherrlichung des Faschismus
Die Verherrlichung des Faschismus soll in Italien künftig strafbar sein. Das Abgeordnetenhaus stimmte am 12.09.2017 für einen entsprechenden Gesetzentwurf. Nun muss noch der Senat darüber abstimmen. Faschistische und nationalsozialistische Propaganda sowie der Hitlergruß können demnach mit bis zu drei Jahren Gefängnis geahndet werden. Mehr lesen
VG Berlin: Ausstellung von Plastinaten bei nachgewiesener Einwilligung des Körperspenders rechtens

Das "Menschen Museum" am Berliner Alexanderplatz verstößt nicht gegen das bestattungsrechtliche Verbot, Leichen öffentlich auszustellen, wenn für jedes Exponat eine ausreichende Einwilligungserklärung des Körperspenders vorliegt. Das hat das Verwaltungsgericht Berlin mit Urteil vom 12.09.2017 entschieden (Az.: VG 21 K 608.17).

Mehr lesen
OLG Hamm: "Reichsbürger" ist seines Amtes als Schöffe zu entheben

GVG § 51 I, § 77 III

1. Ein Schöffe, der die freiheitliche demokratische, rechts- und sozialstaatliche Ordnung ablehnt, ist gemäß § 51 I GVG seines Amtes zu entheben. Diese Voraussetzungen sind bei einem sogenannten „Reichsbürger“ erfüllt. Für Personen, die der Argumentation dieser Bewegung und der ihr angehörigen Organisationen folgen, gilt nichts anderes, zumal wenn sie ein zentrales Element der freiheitlich-demokratischen Ordnung, nämlich die Existenz der Bundesrepublik Deutschland als Staat sowie das Bestehen demokratisch legitimierter Gerichte ablehnen.

2. In diesen Fällen kann dahinstehen, ob der Schöffe auch „formal“ Angehöriger einer der Reichsbürgerbewegung zugehörigen Gruppierung ist oder sich ausschließlich deren Argumentation zu eigen macht. (Leitsätze des Gerichts)

OLG Hamm, Beschluss vom 14.06.2017 - 1 Ws 258/17, BeckRS 2017, 122498

Mehr lesen
BVerwG: Düsseldorfer "Licht-aus!"-Appell gegen Dügida-Versammlung war rechtswidrig

Der Aufruf des Düsseldorfer Oberbürgermeisters, anlässlich der Demonstration "Düsseldorfer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Dügida) das Licht auszuschalten, das tatsächliche Ausschalten der Beleuchtung an städtischen Gebäuden sowie seine Bitte, an einer Gegendemonstration teilzunehmen, waren rechtswidrig. Das hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil vom 13.09.2017 entschieden (Az.: 10 C 6.16).

Mehr lesen
Fortschrittsbericht: Gesamtdeutsches Fördersystem für strukturschwache Regionen ab 2020

Nach Auslaufen des Solidarpakts II Ende 2019 soll das staatliche Fördersystem für strukturschwache Regionen gesamtdeutsch ausgerichtet werden, um gleichwertige Lebensverhältnisse im gesamten Bundesgebiet herzustellen. Dies bekräftigt die Bundesregierung in ihrem Fortschrittsbericht, den das Kabinett am 13.09.2017 beschlossen hat.

Mehr lesen
Mittwoch, 13.9.2017
OVG Schleswig bestätigt Beschränkung von Wahlplakaten in Wahlstedt
Die SPD darf ebenso wie die anderen Parteien im Bundestagswahlkampf in der Stadt Wahlstedt lediglich 20 Wahlplakate (also zehn Doppelplakate) an Laternenmasten anbringen. Dies ergibt sich aus einem Beschluss des Schleswig-Holsteinischen Oberverwaltungsgerichts in Schleswig vom 13.09.2017. Die Abstufung der Werbemöglichkeiten nach Parteigröße sei nicht zwingend, betonte das Gericht (Az.: 4 MB 52/17). Mehr lesen
Juncker befeuert Debatte um EU-Reform – Skepsis und Zustimmung
Wenige Tage vor der Bundestagswahl hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit brisanten Vorschlägen die Debatte über die Zukunft der Europäischen Union angeheizt. So will er eine möglichst rasche Einführung des Euro in allen EU-Staaten, also auch in ärmeren Ländern wie Rumänien und Bulgarien. Außerdem sollten alle EU-Länder der Schengenzone ohne Grenzkontrollen beitreten, sagte Juncker am 13.09.2017 in seiner Rede zur Lage der Europäischen Union. Er erntete Skepsis und Zustimmung. Mehr lesen
EuGH: Keine Entschädigung für Fischer wegen vorzeitigen Verbots der Fischerei auf Roten Thun
Das im Jahr 2008 von der Europäischen Kommission ausgesprochene vorzeitige Verbot der Fischerei auf Roten Thun kann keinen Entschädigungsanspruch zugunsten der Fischer auslösen. Dies hat der Gerichtshof der Europäischen Union mit Urteil vom 13.09.2017 entschieden. Nach Auffassung des EuGH war die Klage italienischer Fischer beim Gericht offensichtlich unbegründet, weil sie sich zu ihren Gunsten auf eine Frist berufen hatten, die den spanischen Fischern zu Unrecht gewährt worden war (Az.: C-350/16 P). Mehr lesen
EuGH: Nationales Anbauverbot für Genmais auf Basis des Vorsorgeprinzips unzulässig

Die EU-Mitgliedstaaten dürfen keine Sofortmaßnahmen in Bezug auf genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel treffen, wenn nicht von einem ernsten Risiko für die Gesundheit oder die Umwelt auszugehen ist. Dies hat der Gerichtshof der Europäischen Union mit Urteil vom 13.09.2017 im Fall eines von Italien erlassenen Anbauverbots für MON-810-Mais entschieden. Das Vorsorgeprinzip sei keine ausreichende Grundlage für solche Sofortmaßnahmen (Az.: C-111/16).

Mehr lesen
BGH: Ansprüche wegen Flugverspätung bestehen auch bei "Wet-Lease" gegenüber ursprünglich "gebuchter" Airline
Der Anspruch auf eine Ausgleichsleistung nach der Fluggastrechteverordnung ist nicht gegenüber dem Luftfahrtunternehmen, dessen Flugzeug und Besatzung aufgrund einer "Wet-Lease-Vereinbarung" eingesetzt wurden, geltend zu machen, sondern gegenüber dem Luftfahrtunternehmen, bei dem der Fluggast den Flug gebucht hat. Dies hat der Bundesgerichtshof mit zwei Urteilen vom 12.09.2017 klargestellt (Az.: X ZR 102/16 und X ZR 106/16). Mehr lesen
VGH Kassel: Keine Betriebseinschränkungen für Flughafen Frankfurt wegen Gefahren durch Wirbelschleppen
Die Sicherung der Dacheindeckung reicht aus, um die von Wirbelschleppen landender Flugzeuge ausgehenden Risiken in Flörsheim am Main zu beseitigen. Dies geht aus einem Schlussurteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs in Kassel vom 12.09.2017 hervor. Die Klagen mehrerer Eigentümer und Bewohner von Grundstücken im Stadtgebiet von Flörsheim am Main gegen den Planfeststellungsbeschluss des Landes Hessen zum Ausbau des Flughafens Frankfurt am Main blieben damit erfolglos (Az.: 9 C 1498/12.T). Mehr lesen
BFH: Verkauf von "Wiesnbrezn" durch "Breznläufer" auf Oktoberfest steuerbegünstigt 
Verkauft ein Brezelverkäufer auf den Oktoberfest in Festzelten "Wiesnbrezn" an die Gäste des personenverschiedenen Festzeltbetreibers, ist der ermäßigte Umsatzsteuersatz von 7% für Lebensmittel anzuwenden. Der Bundesfinanzhof hat mit einem Urteil vom 03.08.2017 die Rechtsauffassung der Finanzverwaltung zurückgewiesen, die im Verkauf der Brezeln durch den Brezelverkäufer einen restaurantähnlichen Umsatz gesehen hatte, der dem Regelsteuersatz von 19% unterliegen sollte. Das Urteil ist zu den Streitjahren 2012 und 2013 ergangen. Bei gleichbleibenden Verhältnissen sei seine kurz vor Beginn des Oktoberfests 2017 veröffentlichte Entscheidung allerdings auch für die Folgejahre zu beachten, betonte der BFH (Az.: V R 15/17). Mehr lesen
Gericht: Bauer muss Millionen-Entschädigung an Rebel Wilson zahlen
Der deutsche Medienkonzern Bauer muss der australischen Hollywood-Schauspielerin Rebel Wilson nach einem Gerichtsurteil eine Entschädigung von 4,5 Millionen australischen Dollar (drei Millionen Euro) zahlen. Richter John Dixon vom Obersten Gerichtshof des Bundesstaats Victoria sagte am 13.09.2017 in Melbourne, es sei ein wesentlicher Betrag nötig, um Wilson zu rehabilitieren, nachdem ihr Ruf als rechtschaffene Schauspielerin schwer beschädigt worden sei. Mehr lesen
EU-Kommission leitet zweite Stufe des Vertragsverletzungsverfahrens gegen Polen ein
Die Europäische Kommission hat im Streit um die Unabhängigkeit der polnischen Justiz die zweite Stufe des Vertragsverletzungsverfahrens eingeleitet. Am 12.09.2017 wurde eine mit Gründen versehene Stellungnahme an Polen gerichtet, in der sie das Gesetz über die ordentlichen Gerichte beanstandet. Die polnischen Behörden haben nun einen Monat Zeit, um auf die Stellungnahme zu reagieren. Sollten sie keine geeigneten Maßnahmen ergreifen, droht eine Klage vor dem Gerichtshof der Europäischen Union. Mehr lesen
Spanien: Verfassungsgericht kippt katalanisches "Abspaltungsgesetz"
Im Konflikt um die Unabhängigkeitsbestrebungen der spanischen Region Katalonien hat das Verfassungsgericht in Madrid erneut gegen die Separatisten entschieden. Das erst vorige Woche vom Regionalparlament in Barcelona verabschiedete "Abspaltungsgesetz" wurde am 12.09.2017 vorläufig außer Kraft gesetzt, wie Medien unter Berufung auf Gerichtskreise berichteten. Damit wurde einem Antrag der Zentralregierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy stattgegeben. Madrid hatte vorgebracht, die Regionalregierung in Barcelona handele "wie ein autokratisches Regime". Mehr lesen
Dienstag, 12.9.2017
BGH bestätigt Unwirksamkeit mehrerer Entgeltklauseln einer Sparkasse

Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass insgesamt acht vorformulierte Entgeltklauseln einer Sparkasse unwirksam sind und deshalb gegenüber Verbrauchern nicht verwendet werden dürfen. In den verwendeten Klauseln geht es unter anderem um Entgelte für die berechtigte Ablehnung einer SEPA-Lastschrift, für die Ablehnung verschiedener Überweisungskonstellationen bei fehlender Deckung und für die Führung eines Pfändungsschutzkontos. Diese Entgelte widersprächen den wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelungen und benachteiligten die Kunden unangemessen, so der BGH in seinem Urteil vom 12.09.2017 (Az.:XI ZR 590/15).

Mehr lesen
Saar-Parteien müssen Strafzahlungen leisten

Wegen Verstößen gegen das Parteiengesetz müssen Grüne, SPD, CDU und FDP im Saarland Strafzahlungen leisten. Die Parteien hätten gegen das Verbot verstoßen, Spenden oder geldwerte Leistungen von ihren jeweiligen Fraktionen vor der Landtagswahl 2009 anzunehmen, teilte die Bundestagsverwaltung am 12.09.2017 mit.

Mehr lesen
Unabhängige Juristenkommission wirft Venezuelas Oberstem Gericht Staatsstreich vor

Das oberste Gericht Venezuelas demontiert nach einem Bericht der Unabhängigen Juristenkommission (IJC) den Rechtsstaat. Seit Dezember 2016 hätten die Richter mit ihren Entscheidungen die Menschenrechte untergraben, kritisierten die Juristen am 12.09.2017 in Genf am Rande der Tagung des UN-Menschenrechtsrates. Das oberste Gericht habe sich damit zu einem Arm der autoritären Regierung degradiert.

Mehr lesen