Donnerstag, 7.9.2017
BGH bestätigt Freispruch zweier leitender Finanzbeamter

Es bleibt beim Freispruch zweier leitender Finanzbeamter, die in den Jahren 2003 bis 2005 im Finanzministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern unter anderem mit Fragen der Gewährung von Investitionszulagen für förderungswürdige Bauvorhaben befasst waren. Die Staatsanwaltschaft hatte den Beamten Untreuehandlungen zur Last gelegt. Sie sollen durch die Erteilung von Weisungen an ihnen nachgeordnete Finanzbeamte zur unberechtigten Auszahlung von Investitionszulagen beigetragen haben. Von diesen Vorwürfen hatte das Landgericht Schwerin die Angeklagten freigesprochen. Die dagegen gerichteten Revisionen der Staatsanwaltschaft hat der BGH mit Urteil vom 07.09.2017 verworfen (Az.: 2 StR 24/16).

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BSG: Betriebliches Ruhegeld mit Überbrückungsfunktion zunächst kein beitragspflichtiger Versorgungsbezug

Leistungen, die ein Arbeitgeber an einen Arbeitnehmer nach dessen Ausscheiden aus dem Arbeitsverhältnis mit Überbrückungsfunktion und ohne vorgesehene Beendigung bei Renteneintritt zahlt, stellen jedenfalls zunächst keine beitragspflichtigen Versorgungbezüge dar. Dies hat das Bundessozialgericht am 20.07.2017 entschieden und die Berücksichtigung eines "betrieblichen Ruhegeldes" bei der Bemessung von Beiträgen zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) abgelehnt (Az.: B 12 KR 12/15 R, BeckRS 2017, 120297).

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EGMR billigt erneut deutschen Umgang mit Sicherungsverwahrung

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat erneut eine Beschwerde gegen die Sicherungsverwahrung in Deutschland abgelehnt. Ein Berliner hatte moniert, dass er auf der Grundlage von zu alten psychiatrischen Gutachten in Sicherungsverwahrung genommen worden war. Dem stimmten die Straßburger Richter am 07.09.2017 nicht zu. Zwar brauche es "ausreichend aktuelle" Expertenmeinungen. Feste zeitliche Vorgaben könnten dafür allerdings nicht gemacht werden (Az.: 45953/10).

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Aeroflot muss Schlankheitsklausel für Stewardessen aufheben

Die russische Fluglinie Aeroflot hat einen Prozess wegen Diskriminierungsvorwürfen einer Stewardess verloren. Künftig darf die staatliche Airline ihren Flugbegleiterinnen nicht mehr vorschreiben, ausschließlich die Uniformgrößen 42 bis 48 (entspricht in Europa den Größen 34 bis 42) zu tragen. Das entschied ein Moskauer Gericht am 06.09.2017 und hob damit einen früheren Richterspruch vom April 2017 auf.

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OLG Hamm: Kaskoversicherung – Klauseln der AKB 2008 zur Leistungsfreiheit wegen Obliegenheitsverletzung sind wirksam

VVG §§ 6 III, 28, 32 Satz 1; AKB 2008 E.1

Das Oberlandesgericht Hamm hat in einem Urteil entschieden, dass die Bedingungen zur Leistungsfreiheit wegen Obliegenheitsverletzung der AKB 2008 in der Fassung der GDV-Musterbedingungen wirksam sind. Der Umstand, dass die Regelung des § 28 Abs. 4 VVG (Hinweis des Versicherers nach Versicherungsfall) dort nicht erwähnt ist, führe nicht zur Unwirksamkeit der Bedingungen. Mit dieser Sichtweise weicht das Gericht von der Rechtsprechung des Landgerichts Berlin (Urteil vom 02.12.2016 – 42 O 199/16, r+s 2017, 344) ab. Als weiteren Aspekt führt das Oberlandesgericht Hamm in der Entscheidung aus, dass eine Lüge vor Gericht bei der Geltendmachung eines Kaskoanspruchs wegen Diebstahls dazu führen könne, dass die für den Versicherungsnehmer streitende «Redlichkeitsvermutung» widerlegt ist (hier Widerlegung bejaht).

OLG Hamm, Urteil vom 09.08.2017 - 20 U 184/15 (LG Bielefeld), BeckRS 2017, 120542

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EuGH: Ausgleich für große Verspätung bei Flügen mit Anschlussflügen nach Luftlinienentfernung zu berechnen

Der Ausgleich, der Fluggästen im Fall der Annullierung oder einer großen Verspätung eines Flugs mit Anschlussflügen zu zahlen ist, ist nach der Luftlinienentfernung (Großkreisentfernung) zwischen dem Startflughafen und dem Zielflughafen zu berechnen. Dies hat der Europäische Gerichtshof mit Urteil vom 07.09.2017 entschieden. Die tatsächlich zurückgelegte Flugstrecke spiele für die Berechnung des Ausgleichs keine Rolle (Az.: C-559/16).

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OLG Frankfurt am Main: Freiwillig ausgeführter Paartanz löst keine Haftung des Tanzpartners aus

Kommt es bei einem freiwilligen Paartanz zu einem Unfall, so kann der Geschädigte seinen Tanzpartner nicht für die Unfallfolgen haftbar machen. Dies hat das Oberlandesgericht Frankfurt am Main mit Beschluss vom 02.08.2017 klargestellt (Az.: 13 U 222/16).

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Spanien: Kataloniens Parlament ebnet Weg für Unabhängigkeits-Referendum

Das Parlament der spanischen Region Katalonien hat den Weg für das umstrittene Unabhängigkeitsreferendum am 01.10.2017 geebnet. Die Abgeordneten der separatistischen Parteien der Regionalregierung verabschiedeten am 07.09.20217 in Barcelona trotz heftiger Proteste der katalanischen Opposition und der Zentralregierung in Madrid das sogenannte Referendumsgesetz.

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Bizarrer Rechtsstreit: Möchtegern-Apfelkönig scheitert vor Gericht

Der “Möchtegern-Apfelkönig“ aus dem brandenburgischen Guben hat vor dem Amtsgerichts Cottbus eine Niederlage erlitten. Der gescheiterte Apfelkönig-Anwärter hatte den Vorwurf der Wahlmanipulation erhoben und wollte erreichen, dass die zu seinen Ungunsten ausgegangene Abstimmung für ungültig erklärt wird.

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Abgasskandal: Schweizer Verbraucherschützer verklagen VW

Die Schweizer Verbraucherschutz-Stiftung SKS hat wegen der Abgas-Manipulationen gegen VW und dessen Generalimporteur Amag in Zürich Klage eingereicht. Rund 180.000 VW-Fahrer sollen nach ihrem Willen bis zu 7.000 Franken (gut 6.100 Euro) Schadenersatz erhalten, wie die Stiftung am 07.09.2017 mitteilte. Der Vorwurf lautet auf Irreführung. VW und Amag hätten die Käufer widerrechtlich getäuscht.

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OLG Hamm: Lüge im Kasko-Prozess widerlegt Redlichkeitsvermutung zugunsten des Versicherungsnehmers

Eine Lüge vor Gericht bei Geltendmachung eines Kaskoanspruchs wegen eines Diebstahls kann dazu führen, dass die für den Versicherungsnehmer streitende Redlichkeitsvermutung widerlegt und seine Klage deswegen erfolglos ist. Dies hat das Oberlandesgericht Hamm mit Urteil vom 09.08.2017 entschieden (Az. 20 U 184/15, BeckRS 2017, 120542).

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SG Berlin: Krankenkasse muss Kosten für Sondenentwöhnung per "Netcoaching" nicht erstatten

Die Krankenkasse ist nicht verpflichtet, der Mutter eines Säuglings die Behandlungskosten für eine telemedizinische Therapie zur Entwöhnung von der Ernährung durch eine Sonde zu erstatten, da ein solches “Netcoaching“ eine neuartige noch nicht allgemein anerkannte Behandlungsmethode darstelle. Dies hat das Sozialgericht Berlin mit Urteil vom 11.07.2017 entschieden (Az.:S 81 KR 719/17, BeckRS 2017, 123331).

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BGH bestätigt Steuerhinterziehungs-Urteil gegen Marcus Prinz von Anhalt

Der Bundesgerichtshof hat die Verurteilung von Marcus Prinz von Anhalt zu drei Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung bestätigt. Wie das Augsburger Landgericht am 06.09.2017 mitteilte, habe der Bundesgerichtshof die Revision des 50-Jährigen verworfen. Der Bordellbesitzer und selbst ernannte “Protzprinz“ war vor knapp einem Jahr in Augsburg verurteilt worden, weil er private Luxusautos von der Steuer abgesetzt hatte.

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Mittwoch, 6.9.2017
Regelbedarfe in Grundsicherung und Sozialhilfe steigen
Wer Grundsicherung und Sozialhilfe bezieht, bekommt ab 2018 mehr Geld. Dies ergibt sich aus der "Regelbedarfsstufen-Fortschreibungsverordnung 2018" (RBSFV 2018), die am 06.09.2017 das Kabinett passiert hat. Wie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales mitteilte, steigt der Regelsatz für Einpersonenhaushalte von 409 auf 416 Euro. Paare erhalten mit 374 Euro jeweils sechs Euro mehr. In Einrichtungen steigt der Regelbedarf von 327 Euro auf 332 Euro. Mehr lesen
OVG Münster: Wuppertaler "Prediger" scheitert mit Einbürgerungsklage
Die Ablehnung eines Einbürgerungsantrags ist rechtens, wenn Anhaltspunkte für umfangreiche Aktivitäten im Milieu des Salafismus bestehen. Mit Urteil vom 06.09.2017 hat das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfaen in Münster aus diesem Grund die Berufung eines in Wuppertal wohnhaften israelischen Staatsangehörigen zurückgewiesen, der in den deutschen Staatsverband eingebürgert werden will (Az.: 19 A 2246/15). Mehr lesen
Ungarn weist EuGH-Urteil zu Flüchtlingen zurück
Die ungarische Regierung hat das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur verpflichtenden Flüchtlingsaufnahme in der EU entschieden zurückgewiesen. "Dieses Urteil ist empörend und verantwortungslos", sagte der ungarische Außenminister Peter Szijjarto am 06.09.2017 in Budapest. "Es ist ein politisches Urteil, dass das europäische Recht und die europäischen Werte vergewaltigt." Es gefährde die Sicherheit und die Zukunft ganz Europas. Ungarn werde auch weiterhin keine Flüchtlinge aufnehmen. Die Slowakei will dagegen die Ablehnung ihrer Klage gegen die verpflichtende Aufteilung von Flüchtlingen in der EU zähneknirschend akzeptieren. Das erklärte Regierungschef Robert Fico am 06.09.2017 in Bratislava. Die Slowakei wolle zum Kern der Europäischen Union gehören und solidarisch sein, betonte er. Mehr lesen
Nach Urteil des VG Stuttgart: DUH fordert umfassendes Diesel-Fahrverbot in Stuttgart ab 2018

Nach Veröffentlichung der Urteilsbegründung des Verwaltungsgerichts Stuttgart zur "Sauberen Luft in Stuttgart" fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) auf, das Urteil zu akzeptieren und zum 01.01.2018 Diesel-Fahrverbote einzuführen. Nach Ansicht des VG sind solche Fahrverbote rechtlich umsetzbar und auch verhältnismäßig.

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Projekt "Geldverwaltung statt Ersatzfreiheitsstrafe" wird auf Landgerichtsbezirk Verden ausgeweitet
Die Niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) setzt sich dafür ein, dass Geldschuldner vor einer Freiheitsstrafe bewahrt werden. Am 05.09.2017 hat sie mit der Anlaufstelle für Straffällige in Delmenhorst den offiziellen Startschuss für das Projekt "Geldverwaltung statt Vollstreckung von Ersatzfreiheitsstrafe" für den Landgerichtsbezirk Verden gegeben. Damit steht das Angebot jetzt in zehn von elf Landgerichtsbezirken in Niedersachsen das zur Verfügung. Für die Ausweitung des Projekts auf den Landgerichtsbezirk Verden seien für die Jahre 2017 und 2018 zusätzliche Mittel durch den Landtag bereit gestellt worden, heißt es in einer Mitteilung des Niedersächsischen Justizministeriums. Mehr lesen
EuGH: EuG muss im Rechtsstreit um Milliardenbußgeld gegen Intel neu entscheiden

Der Europäische Gerichtshof hat das Urteil des Gerichts der Europäischen Union aufgehoben, mit dem dieses die von der Kommission gegen Intel wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung auf dem Markt für x86-Prozessoren verhängte Geldbuße in Höhe von 1,06 Milliarden Euro bestätigt hatte, und die Sache zurückverwiesen. Das EuG muss nun erneut prüfen, ob von Intel gewährte Treuerabatte geeignet waren, den Wettbewerb zu beschränken (Urteil vom 06.09.2017, Az.: C-413/14 P).

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VG Berlin: Berliner Senat darf für Schließung des Flughafens Berlin-Tegel werben
Die Landesregierung darf mit einem Brief an die Berliner Haushalte für die Schließung des Flughafens Berlin-Tegel und ein "Nein" beim Volksentscheid am 24.09.2017 werben. Das Verwaltungsgericht Berlin hat mit Beschluss vom 05.09.2017 einen dagegen gerichteten Eilantrag der Initiative "Berlin braucht Tegel" zurückgewiesen. Der Antrag sei bereits unzulässig, heißt es in der Begründung (Az.: VG 2 L 148.17). Mehr lesen