Mittwoch, 6.9.2017
70 Millionen australische Dollar Entschädigung für Bootsflüchtlinge in Australien
Ein australischer Richter hat einer Rekordentschädigung von insgesamt 70 Millionen australischen Dollar (knapp 47 Millionen Euro) für eine Gruppe von 1.900 Bootsflüchtlingen zugestimmt. Die Summe sei "fair und angemessen", sagte Richter Cameron Macaulay vom obersten Gerichtshof des Bundesstaats Victoria am 06.09.2017. Mehr lesen
Trump beendet Schutz für junge Immigranten – Kongress an der Reihe
US-Präsident Donald Trump beendet ein Programm aus der Zeit Barack Obamas, das Hunderttausende Söhne und Töchter illegaler Einwanderer vor Abschiebung schützt. Trump überließ es am 05.09.2017 seinem Justizminister Jeff Sessions, die Entscheidung zu verkünden. Sessions sagte, das Programm sei verfassungswidrig. Nun soll der Kongress bis zum Frühjahr 2018 eine Lösung finden. Solange sind die sogenannten "Dreamers" (Träumer) vor Deportation geschützt. Mehr lesen
EuGH: Ungarn und Slowakei scheitern mit Klage gegen Flüchtlingsumverteilung
Die Klagen der Slowakei und Ungarn gegen die vorläufige obligatorische Regelung zur Umsiedlung von Asylbewerbern bleiben erfolglos. Wie der Gerichtshof der Europäischen Union mit Urteil vom 06.09.2017 entschieden hat, trägt die Regelung tatsächlich und in verhältnismäßiger Weise dazu bei, dass Griechenland und Italien die Folgen der Flüchtlingskrise von 2015 bewältigen können (Az.: C-643/15 und C-647/15). Mehr lesen
VG Köln: Naturschutzrechtliche Befreiung für Friedwald in Swisttal ist rechtswidrig
Die naturschutzrechtliche Befreiung, die der Rhein-Sieg-Kreis der Gemeinde Swisttal zur Errichtung und zum Betrieb eines Naturfriedhofs erteilt hat, ist rechtswidrig. Dies hat das Verwaltungsgericht Köln entschieden und damit am 05.09.2017 einer Klage des BUND, Landesverband Nordrhein-Westfalen, stattgegeben. Nach Auffassung des Gerichts sind die Voraussetzungen für eine Befreiung nicht erfüllt (Az.: 2 K 6600/15). Mehr lesen
OLG Dresden: Alleinhaftung für Verletzung durch zu schnelle und zu enge Vorbeifahrt an liegengebliebener Arbeitsmaschine

PflVG § 1; VVG § 115 I Nr. 1; StVG §§ 7 I, 9, 17 III, 18 I; BGB §§ 253 II, 254, 280 I, 280 II, 286 I, 288 I; StVO §§ 1, 3 I

Wer mit seinem Pkw in zu geringem Seitenabstand und zu schnell an einer liegengebliebenen Arbeitsmaschine vorbeifährt und dabei einen erkennbar mit dem Fahrzeug beschäftigten Pannenhelfer erfasst, haftet allein, auch wenn der Pannenhelfer unmittelbar vor der Kollision einen Schritt in Richtung der Fahrbahnmitte gemacht hat. Dies hat das Oberlandesgericht Dresden entschieden.

OLG Dresden, Urteil vom 28.04.2017 - 6 U 1780/16 (LG Chemnitz), BeckRS 2017, 120487

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Länder starten Vorstoß für mehr Bundesmittel in der Bildung
Sechs Bundesländer wollen im Bundesrat eine Grundgesetzänderung anstoßen, um mehr Bundesmittel für die Schulbildung zu bekommen. "Die Digitalisierung ist ein Kraftakt für alle Länder und deswegen ist es wichtig, dass der Bund einsteigt in die Finanzierung", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nach einer Kabinettssitzung am 05.09.2017 in Mainz. Auch die Inklusion – also der gemeinsame Schulunterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen – und der weitere Ausbau des Ganztagsangebots könnten mit Bundesmitteln mehr Fahrt gewinnen. Mehr lesen
AG Bad Homburg: Rentner wegen Beleidgung eines Museumschefs zu Geldstrafe verurteilt
Wegen eines Schmähschreibens an den Chef eines hessischen Museums ist ein Rentner aus Rostock zu 1.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. "Er hat den Geschäftsführer mit Worten wie `Trottel` und `Volksverräter` beleidigt", sagte der Richter im Bad Homburger Amtsgericht am 05.09.2017. Das Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach war Anfang 2016 im Internet heftig angefeindet worden, weil es Flüchtlingen freien Eintritt gewährt hatte. Der 70 Jahre alte Angeklagte hatte seine Verunglimpfungen per E-Mail an den Geschäftsführer geschrieben. Mehr lesen
Dienstag, 5.9.2017
LG Lüneburg: Almased muss wegen verbotener Werbeversprechen 50.000 Euro Ordnungsgeld zahlen

Das Landgericht Lüneburg hat gegen die Almased Wellness GmbH am 10.08.2017 ein Ordnungsgeld von 50.000 Euro verhängt, weil das Unternehmen auf seiner Website trotz rechtskräftigen gerichtlichen Verbots weiter mit unzulässigen Werbeversprechen für Gewichtsreduzierungsmittel geworben hatte. Dies teilte die Verbraucherzentrale Sachsen am 05.09.2017 mit.

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Josef Christ als erster nach neuem Verfahren zum Verfassungsrichter gewählt

Erstmals ist ein neuer Verfassungsrichter vom Plenum des Bundestags ins Amt gewählt worden. Der Jurist Josef Christ, der von der CDU/CSU-Fraktion als Nachfolger von Wilhelm Schluckebier vorgeschlagen worden war, erhielt am 05.09.2017 in Berlin die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Christ war zuletzt Vizepräsident des Bundesverwaltungsgerichts.

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EGMR nennt Kriterien für zulässige Überwachung der Internetkommunikation am Arbeitsplatz

Unternehmen dürfen die Internetkommunikation ihrer Beschäftigten überwachen, sofern die Überwachung insbesondere verhältnismäßig ist. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass der Beschäftigte vorab über die Möglichkeit, die Art und das Ausmaß von Kontrollen informiert wurde. Dies geht aus einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) vom 05.09.2017 hervor, in dem es um einen rumänischen Vertriebsingenieur ging, dem wegen privater Chats über einen Messenger-Dienst gekündigt worden war. Der EGMR stellte eine Verletzung des Rechts auf Achtung des Privatlebens und der Korrespondenz (Art. 8 EMRK) durch die rumänischen Gerichte fest (Beschwerde-Nr. 61496/08).

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Französisches Gericht verhängt Geldstrafen in Prozess um Paparazzi-Fotos von Herzogin Kate

Im Prozess um Oben-ohne-Fotos der britischen Herzogin Kate hat ein Gericht in Nanterre bei Paris zwei Verantwortliche der Zeitschrift "Closer" zu Strafgeldern von zusammen 90.000 Euro verurteilt. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP am 05.09.2017. Kate und ihr Mann Prinz William sollen den Angaben zufolge außerdem zusammen mehr als 100.000 Euro Schadenersatz erhalten.

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Hessen und Bayern ziehen Klage gegen Finanzausgleich zurück

Nach mehr als vier Jahren ziehen Hessen und Bayern ihre gemeinsame Klage gegen den Länderfinanzausgleich zurück. Mit der Einigung über die Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern sei die Klage hinfällig, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) und Horst Seehofer (CSU) am 05.09.2017.

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OVG Lüneburg entscheidet zum vorläufigen Weiterbetrieb von Spielhallen nach neuer Rechtslage

Ein Spielhallenbetreiber, der an einem Standort zwei Spielhallen betreibt, die in einem baulichen Verbund stehen, kann mit Blick auf das im Glücksspielstaatsvertrag geregelte Verbundverbot nur noch eine glücksspielrechtliche Erlaubnis für den Weiterbetrieb einer dieser Spielhallen erhalten. Außerdem muss ein zur Wahrung des Abstandsgebots durchzuführendes Auswahlverfahren zwischen konkurrierenden Spielhallen gesetzlich geregelt sein und darf nicht durch Losverfahren entschieden werden. Dies hat das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht in Lüneburg in zwei Eilverfahren mit Beschlüssen vom 04.09.2017 entschieden (Az.: 11 ME 206/17; 11 ME 330/17, BeckRS 2017, 123206).

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LSG Baden-Württemberg: Kein Ausstieg aus der GKV

SGB V §§ 5, 10, 188, 223

1. Wenn Personen kraft Gesetzes aus einer vorhergehenden Versicherungspflicht nach §§ 5 oder 10 SGB V ausscheiden und sich nicht nahtlos erneut ein Tatbestand einer vorrangigen Versicherungspflicht angeschlossen hat, tritt „freiwillige“ Krankenversicherungspflicht gem. § 188 Abs. 4 SGB V ein.

2. Der Austritt aus dieser freiwilligen Versicherung ist nur wirksam, wenn das Mitglied das Bestehen eines anderweitigen Anspruchs auf Absicherung im Krankheitsfall nachweist. Das ist angesichts des Schutzzwecks der Norm verfassungsrechtlich unbedenklich und verstößt nicht gegen Art. 3 GG. (Leitsätze des Verfassers)

LSG Baden-Württemberg, Urteil vom 24.01.2017 - L 11 KR 701/16, BeckRS 2017, 119015

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Abschiedsrede: Lammert mahnt Stärkung der Parlamentsrechte an

Der scheidende Bundestagspräsident Norbert Lammert hat sich für eine Stärkung der Parlamentsrechte ausgesprochen. In seiner Abschiedsrede als Parlamentspräsident warnte der CDU-Politiker am 05.09.2017 vor ausufernden Änderungen des Grundgesetzes und warb für eine stärkere Kontrolle der Regierung durch ein selbstbewusstes Parlament sowie die Sicherung der Rechte parlamentarischer Minderheiten.

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Vor 30 Jahren: Barschel-Skandal erschüttert die Republik

Unfassbar klingt das auch Jahrzehnte danach: Ein Referent aus der CDU-Staatskanzlei lässt den SPD-Spitzenkandidaten bespitzeln, lanciert gegen ihn eine anonyme Steueranzeige und quält ihn am Telefon mit einem Aids-Verdacht. Vor 30 Jahren, kurz vor einer spannenden Landtagswahl, bringt der “Spiegel“ den Barschel/Pfeiffer-Skandal ins Rollen. Dieser erschüttert die Bundesrepublik und vergiftet in Schleswig-Holstein das politische Klima auf Dauer.

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EU-Kommission genehmigt Kredit für Air Berlin

Die Europäische Kommission hat am 04.09.2017 einen Massekredit der KfW über 150 Millionen Euro an Air Berlin genehmigt. Die Maßnahme entspreche den Vorgaben der Rettungs- und Umstrukturierungsbeihilfeleitlinien der Europäischen Kommission.

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Kartellstreit: Bahn erhält Geld von Airlines

Im Streit um verbotene Preisabsprachen hat sich die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben mit den Fluggesellschaften Singapore Airlines und Qantas auf Schadenersatz geeinigt. Damit hat der Konzern bislang insgesamt mehr als 100 Millionen Dollar Schadenersatz von verschiedenen Mitgliedern des sogenannten Luftfrachtkartells eingenommen, wie ein Sprecher der Bahn am 03.09.2017 sagte. Zuvor hatte die “Bild am Sonntag“ berichtet.

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LG Lübeck unterbindet doppelte Zahlung von Lieferung an Aufstellungsort

Weigert sich ein Online-Händler trotz anders lautender (kostenpflichtiger) Beauftragung, den Spediteur anzuweisen, sperrige Ware über die Bordsteinkante hinaus in die Wohnung eines Verbrauchers zu liefern, muss der Kunde, wenn er den Spediteur deswegen erneut mit dieser Leistung beauftragen muss, nur einmal den dafür vorgesehenen Aufpreis zahlen. Dies geht aus einem Urteil des Landgerichts Lübeck hervor, das die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg im Rahmen einer Unterlassungsklage erstritten hat (Az.: 8 HKO 55/16).

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Montag, 4.9.2017
BGH: Ladung eines Sachverständigen zur mündlichen Erläuterung auf Parteiantrag

GG Art. 103 I; ZPO §§ 397, 402

1. Für die Frage, ob die Ladung eines Sachverständigen zur mündlichen Erläuterung des von ihm erstatteten Gutachtens geboten ist, kommt es nicht darauf an, ob das Gericht noch Erläuterungsbedarf sieht oder ob ein solcher von einer Partei nachvollziehbar dargetan worden ist. Jede Partei hat einen Anspruch darauf, dass sie dem Sachverständigen die Fragen, die sie zur Aufklärung der Sache für erforderlich hält, zur mündlichen Beantwortung vorlegen kann (§§ 397, 402 ZPO).

2. Hat das Erstgericht einem rechtzeitig gestellten Antrag auf Ladung eines Sachverständigen zur mündlichen Erläuterung seines schriftlichen Gutachtens nicht entsprochen, so muss das Berufungsgericht dem im zweiten Rechtszug wiederholten Antrag stattgeben. (Leitsätze des Gerichts)

BGH, Beschluss vom 30.05.2017 - VI ZR 439/16, BeckRS 2017, 121826

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