Bun­des­rat for­dert Son­der­re­ge­lun­gen bei EU-Han­dels­li­be­ra­li­sie­rung

Bei der von der Eu­ro­päi­schen Union ge­plan­ten Han­dels­li­be­ra­li­sie­rung for­dert der Bun­des­rat eine Be­ach­tung der hohen eu­ro­päi­schen Schutz­stan­dards in ver­schie­de­nen Be­rei­chen. In be­son­ders sen­si­blen Be­rei­chen hal­ten die Län­der Son­der­re­ge­lun­gen und ge­ge­be­nen­falls auch han­dels­po­li­ti­sche Schutz­in­stru­men­te für er­for­der­lich. Dies geht aus ihrer Stel­lung­nah­me vom 15.12.2017 (BR-Drs. 649/17 (B)) zu einer ent­spre­chen­den Mit­tei­lung der Eu­ro­päi­schen Kom­mis­si­on (BR-Drs. 649/17) her­vor.

Bun­des­rat hält be­son­ders sen­si­ble Be­rei­che für schutz­be­dürf­tig

Zwar sei zu be­grü­ßen, dass sich die EU-Kom­mis­si­on für eine of­fe­ne Han­dels­po­li­tik auf der Grund­la­ge eines fai­ren und nach­hal­ti­gen Frei­han­dels ein­setzt. Dies sei vor allem in Zei­ten zu­neh­men­den Pro­tek­tio­nis­mus ein wich­ti­ges Zei­chen, so der Bun­des­rat in sei­ner Stel­lung­nah­me. Zu­gleich be­tont er aber, dass bei einer Han­dels­li­be­ra­li­sie­rung die hohen eu­ro­päi­schen Um­welt-, Ar­beits­schutz-, Ver­brau­cher­schutz- und So­zi­al­schutz­stan­dards zu be­rück­sich­ti­gen seien und der Schutz für Her­kunfts­be­zeich­nun­gen ge­wahrt blei­ben müsse. In be­son­ders sen­si­blen Be­rei­chen hal­ten die Län­der Son­der­re­ge­lun­gen und ge­ge­be­nen­falls auch han­dels­po­li­ti­sche Schutz­in­stru­men­te für er­for­der­lich. Kon­kret for­dern sie, dass das Ziel einer EU-weit flä­chen­de­cken­den Land­wirt­schaft nicht durch Han­dels­li­be­ra­li­sie­run­gen ge­fähr­det wer­den dürfe.

Trans­pa­renz bei neuen Han­dels­ab­kom­men ge­for­dert

Be­den­ken hat der Bun­des­rat gegen die Ab­sicht der Kom­mis­si­on, mit Aus­tra­li­en und Neu­see­land Ver­hand­lun­gen zu bi­la­te­ra­len Frei­han­dels­ab­kom­men auf­zu­neh­men. Ge­ra­de Neu­see­land ver­fü­ge über er­heb­li­che Wett­be­werbs­vor­tei­le bei der Milch­pro­duk­ti­on. Die Bun­des­re­gie­rung solle sich des­halb mit Nach­druck dafür ein­set­zen, dass der Au­ßen­schutz für sen­si­ble Pro­duk­te auf­recht­erhal­ten wird. Wich­tig sei auch, die Aus­wir­kun­gen eines Zoll­ab­baus auf die Land- und Er­näh­rungs­wirt­schaft vor Ein­tritt in Ver­hand­lun­gen zu neuen Frei­han­dels­ab­kom­men trans­pa­rent zu ma­chen.

Kom­mis­sion­vor­schlä­ge für frei­en Han­del und of­fe­ne Märk­te

In ihrer Mit­tei­lung schlägt die EU-Kom­mis­si­on ver­schie­de­ne Maß­nah­men zur Stär­kung eines frei­en Han­dels und of­fe­ner Märk­te vor. Der glo­ba­le Han­del leis­te einen we­sent­li­chen Bei­trag zu Wett­be­werbs­fä­hig­keit und Wohl­stand in der EU, heißt es zur Be­grün­dung. Über 30 Mil­lio­nen Ar­beits­plät­ze hin­gen an den eu­ro­päi­schen Aus­fuh­ren. Neben der Über­prü­fung aus­län­di­scher Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen und neuer Frei­han­dels­ab­kom­men mit Aus­tra­li­en und Neu­see­land schlägt sie einen mul­ti­la­te­ra­len Ge­richts­hof zur Bei­le­gung von In­ves­ti­ti­ons­strei­tig­kei­ten vor. Dar­über hin­aus plant die Kom­mis­si­on, bei Han­dels­ab­kom­men eine be­ra­ten­de Grup­pe ein­zu­rich­ten. Sie soll sich aus Ex­per­ten un­ter­schied­li­cher In­ter­es­sen­grup­pen zu­sam­men­set­zen und den Ver­hand­lungs­füh­rern und po­li­ti­schen Ent­schei­dungs­trä­gern zur Seite ste­hen.

Redaktion beck-aktuell, 18. Dezember 2017.

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