Dienstag, 12.9.2017
EuG: Hohe Staatshilfen für BMW in Leipzig unzulässig

BMW stehen für die Fertigung von Elektroautos in Leipzig nach einem Urteil des Gerichts der Europäischen Union weniger Fördergelder zu als angemeldet. Statt einer regionalen Investitionsbeihilfe von 45 Millionen Euro dürfe der Staat nur mit 17 Millionen Euro helfen, urteilten die Richter in Luxemburg am 12.09.2017 (Az.:T-671/14). Der höhere Betrag sei mit den Regeln des Binnenmarkts unvereinbar.

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BSG: Keine Sperrzeit bei Arbeitslosmeldung nach Altersteilzeit wegen rentenrechtlicher Änderung

Nimmt ein Arbeitnehmer am Ende der Altersteilzeit entgegen seiner ursprünglichen Planung nicht sofort Altersrente in Anspruch, sondern beantragt zunächst Arbeitslosengeld, weil er - bedingt durch eine Gesetzesänderung - zu einem späteren Zeitpunkt abschlagsfrei in Rente gehen kann, tritt keine Sperrzeit ein. Dies hat das Bundessozialgericht mit Urteil vom 12.09.2017 entschieden. In diesem Fall sei ein wichtiger Grund im Sinne des § 159 Abs. 1 SGB III gegeben, der nicht wegen der späteren Planänderung entfalle (Az.: B 11 AL 25/16 R).

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EuGH-Generalanwalt präzisiert Markenrechte im Fall Schweppes

Der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs Paolo Mengozzi hat in seinen Schlussanträgen vom 12.09.2017 die Kriterien präzisiert, die ausschlaggebend dafür sind, ob die spanische Schweppes SA der Einfuhr von Schweppes-Erzeugnissen mit Herkunft aus dem Vereinigten Königreich, wo Coca-Cola die betreffende Marke innehat, nach Spanien und/oder der Vermarktung solcher Erzeugnisse in Spanien entgegentreten kann. Der Berufung auf das ausschließliche Recht stehe es entgegen, so der Generalanwalt, wenn sich in Anbetracht der wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den jeweiligen Markeninhabern ergebe, dass die Marken unter umfassender einheitlicher Kontrolle stehen (Az.:C-291/16).

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EuGH: Widerruf staatlicher Beihilfen für Unternehmen in Schwierigkeiten

VO (EG) Nr. 800/2008 Art. 1 VI Buchst. c, VII Buchst. c

1. Als „Gesamtverfahren“ gelten alle vom nationalen Recht vorgesehenen Verfahren der Unternehmensinsolvenz, unabhängig davon, ob diese Verfahren durch die nationalen Verwaltungsbehörden und Gerichte von Amts wegen eröffnet oder auf Antrag des betroffenen Unternehmens eingeleitet werden.

2. Der Umstand, dass ein Unternehmen die Voraussetzungen für die Eröffnung eines Gesamtverfahrens nach dem nationalen Recht erfüllt, reicht für die Nichtgewährung einer staatlichen Beihilfe oder – sofern sie bereits gewährt wurde – für die Feststellung aus, dass die Beihilfe gemäß dieser Verordnung nicht hätte gewährt werden dürfen, wenn diese Voraussetzungen bereits zum Zeitpunkt der Zuschussgewährung vorlagen. Dagegen kann ein bereits gewährter Zuschuss nicht allein deshalb widerrufen werden, weil gegen dieses Unternehmen nach der Gewährung des Zuschusses ein Gesamtverfahren eröffnet wurde. (Vom Verfasser gekürzte Leitsätze des Gerichts)

EuGH, Urteil vom 06.07.2017 - C-245/16, BeckRS 2017, 115609 – „Nerea SpA/Regione Marche“

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BVerfG lehnt Eilantrag gegen sitzungspolizeiliche Beschränkung von Bildaufnahmen in Schleckerprozess ab

Das Bundesverfassungsgericht hat einen Eilantrag gegen die Beschränkung der Anfertigung von Bildaufnahmen am Rande der Hauptverhandlung im Schlecker-Strafverfahren mit Beschluss vom 17.08.2017 abgelehnt. Es kam nach Vornahme einer Folgenabwägung zu dem Ergebnis, dass die Nachteile für die Pressefreiheit nicht schwer genug wögen, um die begehrte einstweilige Anordnung zu rechtfertigen (Az.: 1 BvR 1741/17).

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LG Neubrandenburg stellt Prozess gegen ehemaligen Sanitäter in Auschwitz ein

Ein Mordprozess in Mecklenburg-Vorpommern gegen einen 96-jährigen früheren SS-Sanitäter in Auschwitz ist wie erwartet eingestellt worden. Der Angeklagte sei aufgrund seiner Demenz nicht mehr verhandlungsfähig, erklärte der Sprecher des Landgerichts Neubrandenburg, Carl Christian Deutsch, am 12.09.2017. Das hätten zwei Gutachter unabhängig voneinander festgestellt. Dem Mann war Beihilfe zum Mord in 3.681 Fällen vorgeworfen worden.

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USA: Streit über Urheberschaft eines Affen-Selfies beigelegt

Ein langjähriger Gerichtsstreit über die Urheberschaft eines Affen an seinem Selfie ist mit einem Vergleich beigelegt worden. Nach Mitteilung der Tierrechtsorganisation Peta vom 11.09.2017 einigte sich die Organisation mit dem britischen Naturfotografen David J. Slater, dem die Kamera gehört, mit dem das Selfie gemacht wurde, nun außergerichtlich.

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Bundesanwaltschaft fordert Sicherungsverwahrung für Zschäpe
Im NSU-Prozess fordert die Bundesanwaltschaft lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung für die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe. Die Gesamtstrafe könne nur eine lebenslange Freiheitsstrafe sein, sagte Bundesanwalt Herbert Diemer am 12.09.2017 zum Abschluss des mehrtägigen Anklage-Plädoyers vor dem Münchener Oberlandesgericht. Zudem forderte er die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld und die Anordnung einer anschließenden Sicherungsverwahrung. Für den mutmaßlichen Terrorhelfer Ralf Wohlleben hat die Bundesanwaltschaft zwölf Jahre Haft wegen Beihilfe zum Mord in neun Fällen gefordert. Mehr lesen
Berliner Staatsanwaltschaft: "Man sollte Dich köpfen" ist zulässige Meinungsäußerung
Die Berliner Staatsanwaltschaft stuft die gegenüber Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) auf Facebook getätigte Äußerung "Man sollte Dich köpfen" als zulässige Meinungsäußerung ein und hat deswegen das von Künast initiierte Ermittlungsverfahren gegen den die Äußerung tätigenden Facebook-Nutzer eingestellt. Über den Fall berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am 11.09.2017 auf ihren Internetseiten. Mehr lesen
EuGH: Europäische Bürgerinitiative "Eine Million Unterschriften für ein Europa der Solidarität" ist nicht registrierungsfähig
Die geplante europäische Bürgerinitiative "Eine Million Unterschriften für ein Europa der Solidarität" ist nicht registrierungsfähig. Dies hat der Gerichtshof der Europäschen Union mit Urteil vom 12.09.2017 bestätigt (Az.: C-589/15 P). Die Verträge enthielten keine Grundlage für den Gegenstand der Initiative, die darauf abziele, die Streichung der Staatsschulden von in einer Notlage befindlichen Ländern zu ermöglichen. Mehr lesen
Ausländische Investitionen in deutsche Unternehmen sollen strenger überprüft werden
Die Bundesregierung will Investitionen aus dem Ausland in deutsche Unternehmen strenger prüfen. Schon bisher habe man mit der Außenwirtschaftsverordnung Instrumente in der Hand, um den Erwerb inländischer Unternehmen durch Unionsfremde beziehungsweise Ausländer zu prüfen und gegebenenfalls zu untersagen oder mit Auflagen zu versehen, schreibt die Bundesregierung in der Neunten Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung (BT-Drs. 18/13417). Mit der Änderung solle das nationale Investitionsprüfungsrecht konkretisiert werden, heißt es mit Blick auf die Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen. Mehr lesen
Google klagt gegen Milliardenstrafe der EU
Google klagt gegen die von der EU-Kommission verhängte Rekordstrafe von 2,4 Milliarden Euro wegen Wettbewerbsbeschränkungen im Bereich von Googles Shopping-Suche. Das Gericht der Europäischen Union bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am 11.09.2017 den Eingang einer entsprechenden Beschwerde des US-Internetkonzerns (Az.: T-612/17). Mehr lesen
Montag, 11.9.2017
OVG Münster: Pflegebedürftigen Beamten durften Zuschüsse für von Pflegeheimen berechnete Investitionskosten nicht gestrichen werden
Pflegebedürftige Beamte haben ein Recht auf Zuschüsse für die sogenannten Investitionskosten, die ihnen stationäre Pflegeheime in Rechnung stellen. Dass das nordrhein-westfälische Finanzministerium diese Zuschüsse für die Jahre 2013 bis 2016 aus dem Katalog der Beihilfenverordnung herausgenommen und die Beamten auf Pflegewohngeld verwiesen hat, sei rechtswidrig, hat das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in Münster entschieden. Über das Urteil vom 07.09.2017 (Az.: 1 A 2241/15) berichtete am 10.09.2017 die Hotstegs Rechtsanwaltsgesellschaft. Mehr lesen
VG Hannover weist Klagen mutmaßlicher Fußballrowdys gegen Heranziehung zu Kosten ihrer Ingewahrsamsnahme ab

Drei mutmaßliche Fußballrowdys müssen die Kosten für ihre Ingewahrsamnahme im Vorfeld eines Fußballspiels zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig tragen. Das Verwaltungsgericht Hannover hat entschieden, dass ihre Ingewahrsamsnahme über zwei Tage nicht gegen die Menschenwürde verstieß. Mit ihr hätten wechselseitige Körperverletzungsdelikte mit "kollektivem Vorsatz" aus der Gruppe heraus verhindert werden sollen (Az.: 10 A 1489/17 und andere).

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VG Gießen: Polizeianwärter erstreiten teilweise erfolgreich Zulassung zum Vorbereitungsdienst
Vor dem Gießener Verwaltungsgericht haben zwei Anwärter für den gehobenen Polizeivollzugsdienst erreicht, dass sie zum Einstellungstermin im September 2017 zum Vorbereitungsdienst an der Polizeiakademie zugelassen werden. Zwei weitere Anwärter scheiterten jedoch mit ihrem Zulassungsbegehren (Beschlüsse vom 06.09.2017, Az.: 5 L 5577/17.GI und 5 L 6579/17.GI sowie Beschlüsse vom 07.09.2017, Az.: 5 L 6584/17.GI und 5 L 6602/17.GI ). Alle Bewerber hatten in der Vergangenheit mindestens ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren zum Beispiel wegen Körperverletzung oder Ähnlichem – mit unterschiedlichem Ausgang – durchlaufen. Trotz zum Teil verbindlicher Zusagen hatte die Polizeiakademie deswegen die Einstellung der Bewerber im September 2017 nun doch abgelehnt. Zu einer Verurteilung hatten die Vorfälle, an denen die Betroffenen meist als Jugendliche oder junge Heranwachsende beteiligt waren, nicht geführt. Mehr lesen
LAG Düsseldorf: Gemeinde trifft bei Sturm Verkehrssicherungspflicht für ihr Betriebsgelände
Weil sie trotz einer Sturmwarnung ihr Betriebsgelände nicht so gesichert hat, dass Schäden vermieden werden, muss eine Gemeinde für den Schaden aufkommen, der an dem auf dem Betriebsgelände parkenden Pkw eines ihrer Angestellten entstanden ist. Das Landesarbeitsgericht hat eine Verletzung einer Verkehrssicherungspflicht bejaht, weil die Gemeinde ihr mögliche Sicherheitsmaßnahmen unterlassen hat (Urteil vom 11.09.2017, Az.: 9 Sa 42/17). Mehr lesen
Terre des hommes-Befragung: Wahlprogramme der Parteien machen Hoffnung auf Fortschritte bei Kinderrechten

Nimmt man die Wahlprogramme der Parteien zum Maßstab, könnte die nächste Legislaturperiode zumindest kleine Fortschritte bei der Verwirklichung der Kinderrechte bringen. Dies hat eine Befragung der Parteien im Vorfeld der Bundestagswahlen 2017 durch die Organisation terre des hommes ergeben, wie das Kinderhilfswerk berichtet.

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OVG Lüneburg: Vorläufig keine Vollsperrung der Decatur-Brücke

Die Decatur-Brücke in Maschen darf vorläufig nicht vollgesperrt werden, sondern muss für den Anliegerverkehr der DB Netz sowie der DB Cargo AG zum Rangierbahnhof Maschen unter Auflagen (insbesondere strikte Überwachung der Brücke) weiter offen bleiben. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg mit Beschluss vom 07.09.2017 in einem Eilverfahren entschieden (Az.: 12 ME 249/16).

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OVG Berlin-Brandenburg bestätigt von Gemeinde getroffene Rahmenbedingungen für "Lollapalooza-Festival"
Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat im Vorfeld des "Lollapalooza-Festivals" in einem Eilverfahren entschieden, dass die von der Gemeinde Hoppegarten geregelten Rahmenbedingungen für das Festival, das am 09. und 10.09.2017 stattfand, weiter Bestand haben (Beschluss vom 08.09.2017, Az.: OVG 11 S 66.17, unanfechtbar). Mehr lesen
BGH ändert Rechtsprechung: Schmerzensgeld auch für Verletzungen bei rechtmäßigen Behördenmaßnahmen möglich

Der Anspruch auf Entschädigung für hoheitliche Eingriffe in Leben, körperliche Unversehrtheit oder Freiheit (sogenannte Aufopferung) umfasst auch einen Schmerzensgeldanspruch. Dies hat der für das Recht der öffentlich-rechtlichen Ersatzleistungen zuständige III. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs unter Aufgabe seiner früheren Rechtsprechung entschieden. Die Beschränkung des Aufopferungsanspruchs auf materielle Schäden entspreche dem Willen des Gesetzgebers nicht mehr, heißt es in dem Urteil vom 07.09.2017 (Az.: III ZR 71/17).

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