Freitag, 29.9.2017
OVG Berlin-Brandenburg bestätigt Rechtmäßigkeit der Wannsee-Flugroute
Die Klagen von Anwohnern und Gemeinden gegen das Flugverfahren über der Wannseeregion (sogenannte kurze Wannsee-Route) bleiben erfolglos. Dies geht aus zwei Urteilen des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg vom 28.09.2017 hervor. Die Flugroute führt östlich an dem Gelände des Helmholtz-Zentrums Berlin vorbei, auf dem sich unter anderem der Forschungsreaktor BER II befindet. Das von den Klägern befürchtete Risiko eines betriebsbedingten Flugunfalls und der dadurch ausgelösten Freisetzung ionisierender Strahlung des Forschungsreaktors liege im Bereich des sogenannten Restrisikos, das als Lebensrisiko von jedem zu tragen sei. Dies habe ein im Auftrag des Senats erstelltes Sachverständigengutachten des TÜV Süd ergeben (Az.: 6 A 29.14 und 6 A 30.14). Mehr lesen
Europarat-Kommissar besorgt um Versammlungsfreiheit in Russland
In Russland steht es nach Ansicht des Menschenrechtskommissars des Europarats schlecht um die Versammlungsfreiheit. "In den vergangenen Monaten (...) gab es eine scharfe Reaktion der Behörden auf bestimmte unangemeldete, aber überwiegend friedliche öffentliche Proteste", schreibt Nils Muiznieks in einem am 29.09.2017 in Straßburg veröffentlichten Bericht. Er beobachte außerdem wachsende Intoleranz gegenüber kleinen unangemeldeten Demonstrationen. Mehr lesen
LG Braunschweig: Konkurrenten dürfen nachgemachte Klingen für "Gillette Mach 3" nicht mehr anbieten
Konkurrenten der Firma Gillette dürfen in Deutschland keine Klingen anbieten oder in den Verkehr bringen, die mit dem Nassrasierersystem “Mach 3“ von Gillette kompatibel sind. Dies hat die Kammer für Patentstreitsachen des Landgerichts Braunschweig im vorläufigen Rechtsschutzverfahren mit Urteil vom 29.09.2017 auf Antrag des Unternehmens "The Gillette Company" entschieden. Sofern die beklagten Unternehmen, darunter auch die "Wilkinson Sword GmbH", dagegen verstoßen, droht ihnen unter anderem ein Ordnungsgeld bis zu 250.000 Euro. Das Gericht hat überdies angeordnet, entsprechende Rasierklingeneinheiten an einen Gerichtsvollzieher herauszugeben. Dem weiteren Antrag der Klägerin, die bereits ausgelieferten Produkte zurückrufen zu lassen, ist das Gericht dagegen nicht nachgekommen (Az.: 9 O 1362/17). Mehr lesen
50 Staaten starten Informationsaustausch im Kampf gegen weltweiten Steuerbetrug
Für hartnäckige Steuerbetrüger brechen härtere Zeiten an. Vom 30.09.2017 an wird es für sie schwieriger, Geld illegal am Fiskus vorbei ins Ausland und in die verbliebenen Steueroasen zu schleusen. Dann nämlich starten Deutschland und zunächst 49 weitere Staaten mit dem automatischen Austausch von "Informationen über Finanzkonten in Steuersachen" – wie es offiziell heißt. Im Klartext: Heimische Finanzbehörden bekommen Einsicht in Auslandsgeschäfte ihrer Bürger. Konsequenz: Wer den Staat prellt, wird schneller auffliegen als bisher. Teuer vom Staat eingekaufte Steuer-CDs könnten damit der Vergangenheit angehören. Mehr lesen
LG Augsburg: Ex-Abgeordneter Förster zu knapp vier Jahren Haft verurteilt
Der ehemalige bayerische Landtagsabgeordnete Linus Förster ist wegen Sexualstraftaten zu drei Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Landgericht Augsburg hielt den 52-Jährigen am 29.09.2017 des schweren sexuellen Missbrauchs wehrloser Personen und ähnlicher Delikte für schuldig. Mehr lesen
LG Karlsruhe: Bewährungsstrafe für Ansparen von Terror-Geld
Wegen Terrorfinanzierung ist ein 21-Jähriger aus Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das bestätigte am 28.09.2017 das Landgericht Karlsruhe. Das Gericht sah es erwiesen an, dass der Mann mindestens 2.000 Euro gespart hatte, um in Rumänien eine Waffe für einen islamistisch motivierten Anschlag in Deutschland zu besorgen. Er habe "einen gegen Leib und Leben einer Vielzahl von Menschen gerichteten Anschlag" begehen wollen. Hinweise auf ein konkretes Anschlagsziel gab es zwar nicht. Der Angeklagte soll im Internet aber Anschlagsabsichten geäußert und wegen einer Waffe recherchiert haben, so ein Gerichtssprecher (Az.: 5 KLs 540 Js 3049/17). Mehr lesen
Riesiger Verfahrenskomplex um Umsatzsteuerkarussell nähert sich dem Ende
Nach jahrelangen Ermittlungen hat die Augsburger Staatsanwaltschaft ein internationales Steuerstrafverfahren rund um ein Umsatzsteuerkarussell mit rund 300 Beschuldigten weitgehend abgeschlossen. Bislang wurden 72 Angeklagte in 30 Verfahren verurteilt, wie die Staatsanwaltschaft und das Bayerische Landeskriminalamt am 29.09.2017 mitteilten. Die verhängten Haftstrafen summieren sich auf 200 Jahre, der dem Fiskus entstandene Steuerschaden belaufe sich auf 60 Millionen Euro. Mehr lesen
Neuregelungen zum September und Oktober 2017

Hasskriminalität in sozialen Netzwerken soll besser bekämpft werden. Es gibt neue Regeln für die Nutzung von Drohnen. Beschuldigte in Strafverfahren erhalten mehr Rechte. Über diese und weitere Neuregelungen, die im September 2017 in Kraft getreten sind oder im Oktober 2017 in Kraft treten, informierte die Bundesregierung am 27.09.2017.

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OLG Frankfurt a. M.: Auslegung einer Zuwendung «zu einem guten Zweck» als Erbeinsetzung

BGB §§ 133, 1964, 2065, 2072, 2084, 2085, 2086, 2091, 2193

Eine testamentarische Zuwendung an eine noch zu errichtende Stiftung zu einem „guten Zweck“ kann nicht als eine Erbeinsetzung der Gemeinde ausgelegt werden, in der die Erblasserin lange Jahre gewohnt hat, wenn es an weiteren konkretisierenden Hinweisen hierfür fehlt. (Leitsatz des Verfassers)

OLG Frankfurt a. M., Beschluss vom 04.07.2017 - 20 W 343/15, BeckRS 2017, 124884

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BVerwG: Vorsorgliche Brustdrüsenentfernung bei erhöhtem Brustkrebsrisiko im Einzelfall beihilfefähig
Das wegen familiärer Vorbelastung und einer Genmutation erhöhte Risiko einer Frau, an Brustkrebs zu erkranken, kann eine Krankheit im beihilferechtlichen Sinn darstellen. Das hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil vom 28.09.2017 klargestellt. Zu berücksichtigen sei neben dem statistischen Lebenszeitrisiko auch das individuelle Risiko, innerhalb eines überschaubaren Zeitraums zu erkranken. Im entschiedenen Fall reichten dem BVerwG die bisherigen Feststellungen des Berufungsgerichts für eine eigene Entscheidung aber nicht aus. Es hat deshalb die Entscheidung der Vorinstanz aufgehoben und die Sache zurückverwiesen (Az.: 5 C 10.16). Mehr lesen
Donnerstag, 28.9.2017
OLG Koblenz zum Diesel-Abgasskandal: Vertragshändler haftet nicht für etwaige Täuschungshandlung des Herstellers

Das Oberlandesgericht Koblenz hat in seinem ersten Urteil zum Diesel-Abgasskandal entschieden, dass dem Vertragshändler eine etwaige Täuschung des Kunden durch den Fahrzeughersteller nicht zuzurechnen ist (Urteil vom 28.09.2017, Az.: 1 U 302/17).

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BSG: Keine Künstlersozialabgabe für professionelle Tänzer der TV-Shows "Let´s Dance" und "Dancing on Ice"

Eine Produktionsfirma musste keine Künstlersozialabgabe für die Mitwirkung professioneller (Eis-)Tänzer in den TV-Shows "Let´s Dance" und "Dancing on Ice" in den Jahren 2006 und 2007 entrichten. Wie das Bundessozialgericht mit Urteil vom 28.09.2017 entschieden hat, sind diese Personen als Sportler und nicht als Künstler im Sinn der Künstlersozialversicherung zu qualifizieren (Az.: B 3 KS 1/17 R).

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OVG Lüneburg: Gebührenerhebung für lebensmittelrechtliche amtliche Regelkontrollen weitgehend rechtmäßig

Die Erhebung von Gebühren für lebensmittelrechtliche amtliche Regelkontrollen ist weitgehend rechtmäßig. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg mit Urteilen vom 27.09.2017 in acht Berufungsverfahren entschieden. Der Betrieb eines Lebensmittelunternehmens gebe einen hinreichenden Anlass für solche Kontrollen (Az.: 13 LC 146/16, 13 LC 210/16, 13 LC 218/16, 13 LC 219/16, 13 LC 233/16, 13 LC 234/16 und 13 LC 245/16).

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BSG: CSD-Veranstalter nicht zu Künstlersozialabgabe verpflichtet

Der Veranstalter des Berliner Christopher Street Day (CSD) – ein gemeinnütziger eingetragener Verein – muss keine Künstlersozialabgabe entrichten für Künstler, die im Anschluss an die politische Demonstration im Rahmen des Abendprogramms des CSD auftreten. Dies hat das Bundessozialgericht durch Urteil am 28.09.2017 entschieden (Az.: B 3 KS 2/16 R).

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VG Oldenburg: Hähnchenmastbetreiber muss keine Abluftreinigungsanlage zur Vorsorge vor zusätzlichen Bioaerosolen einbauen

Das Verwaltungsgericht Oldenburg hat den Landkreis Oldenburg verpflichtet, einem Hähnchenmastbetreiber eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung ohne die Auflage zu erteilen, zur Vorsorge vor zusätzlichen Bioaerosolen eine teure Abluftreinigungsanlage in seinen beiden Ställen einzubauen. Eine relevante Bioaerosol-Zusatzbelastung sei im konkreten Fall bei Beachtung verschiedener Parameter ausgeschlossen (Urteil vom 27.09.2017 (Az.: 5 A 3664/15).

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DAV ehrt Rechtsanwältin Daad Mousas Einsatz für Frauenrechte in Syrien mit Maria-Otto-Preis

Der Deutsche Anwaltverein (DAV) hat am 27.09.2017 die Rechtsanwältin Daad Mousa aus Syrien für ihren Einsatz für Frauenrechte mit dem Maria-Otto-Preis ausgezeichnet. Mousa sei seit rund drei Jahrzehnten eine treibende Kraft bei der Gleichstellung von Männern und Frauen im syrischen Recht, so der Anwaltverein. Außerdem kämpfe die Rechtsanwältin entschieden gegen häusliche Gewalt in dem arabischen Land.

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VerfGH Baden-Württemberg: Organklage eines Abgeordneten gegen zu hohe Aufwandsentschädigung unzulässig

Im Streit um die vom Landtag Baden-Württemberg beschlossene Erhöhung der Aufwandsentschädigung für Landtagsabgeordnete hat der Abgeordnete Stefan Räpple eine Niederlage erlitten. Der Verfassungsgerichtshof Baden-Württemberg erachtete den Antrag des Landtagsabgeordneten im Organstreitverfahren für unzulässig. Konkret war es um die am 10.02.2017 vom Landtag beschlossene Erhöhung der Kostenpauschale sowie der erstattungsfähigen Aufwendungen für Mitarbeiter gegangen (Beschluss vom 26.09.2017, Az.: 1 GR 27/17).

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VG Dresden: Eigentümer muss abgerissene denkmalgeschützte Villa nicht wieder aufbauen

Eine von der Landeshauptstadt Dresden getroffene Anordnung zur Wiederherstellung einer abgerissenen denkmalgeschützten Villa in Dresden-Blasewitz ist rechtswidrig. Der Eigentümer muss das Gebäude nicht neu errichten. Dies hat das Verwaltungsgericht Dresden entschieden. Es stellt in seinem Urteil vom 26.09.2017 auf die Unverhältnismäßigkeit des Wiederherstellungsverlangens ab (Az.: 7 K 2270/15).

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OLG Frankfurt a. M.: Wirksame Entschädigungsgrenze in der Hausratversicherung für Wertsachen

VHB 97 § 19; BGB §§ 305c I, 307 I 1 und 2, II Nr. 2

Die Vereinbarung einer Höchstgrenze für die Entschädigung von Wertsachen in einer Hausratversicherung ist weder überraschend noch benachteiligt sie den Versicherungsnehmer unangemessen und ist daher wirksam. Dies hat das Oberlandesgericht Frankfurt am Main entschieden. Außerdem seien aus Gold hergestellte Uhren unabhängig von ihrem Gebrauchszweck als Wertsachen im Sinne dieser Klausel einzustufen.

OLG Frankfurt a. M., Urteil vom 26.07.2017 - 7 U 119/16 (LG Frankfurt a. M.), BeckRS 2017, 121732

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OLG München: Sendeunternehmen nicht zu Abschluss von Lizenzverträgen mit Betreibern von Online-Videorekordern verpflichtet

Betreiber von Online-Videorekordern haben gegen Sendeunternehmen keinen Anspruch auf Abschluss eines Lizenzvertrages gemäß § 87 Abs. 5 UrhG. Bei den "Aufzeichnungen" fehle es an einer Weitersendung im Sinn der §§ 20b, 87 Abs. 5 UrhG, die Voraussetzung für einen erleichterten Erwerb sei, begründet das Oberlandesgericht München sein Urteil vom 06.04.2017 (Az.: 6 Sch 21/16WG).

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