Dienstag, 28.1.2020
BGH: Voraussetzungen einer Parteivernehmung von Amts wegen

ZPO § 448

1. Eine Parteivernehmung von Amts wegen kommt nur in Betracht, wenn zuvor alle angebotenen Beweismittel ausgeschöpft worden sind und keinen vollständigen Beweis erbracht haben. Weiterhin muss die beweisbelastete Partei alle ihr zumutbaren Zeugenbeweise angetreten haben.

2. Dagegen ist es zur Wahrung der Subsidiarität der Parteivernehmung nach § 448 ZPO nicht erforderlich, dass die beweisbelastete Partei eine im Lager des Prozessgegners stehende Person als Zeugen benennt. Erst recht muss sie nicht die Parteivernehmung des Gegners beantragen (Fortführung von BGH, Urteil vom 26.03.1997 – IV ZR 91/96, NJW 1997, 1988). (amtliche Leitsätze)

BGH, Urteil vom 12.12.2019 - III ZR 198/18, BeckRS 2019, 33857

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EuGH rügt Italien wegen Säumigkeit öffentlicher Stellen bei Bezahlung privater Unternehmen

Italien hat gegen die Richtlinie 2011/7/EU zur Bekämpfung von Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr verstoßen, weil öffentliche Stelle im Geschäftsverkehr mit Privatunternehmen bei der Bezahlung von Rechnungen die vorgeschriebenen Zahlungsfristen von höchstens 30 oder 60 Kalendertagen nicht einhalten. Dies hat der Europäische Gerichtshof mit Urteil vom 28.01.2020 entschieden. Italien hätte dafür sorgen müssen, dass die Zahlungsfristen tatsächlich eingehalten werden (Az.: C-122/18).

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Rechtsausschuss: Grundsätzliche Zustimmung für geplante Neuverteilung der Maklerkosten

Der Gesetzentwurf der Bundesregierung über die Verteilung der Maklerkosten bei der Vermittlung von Kaufverträgen über Wohnungen und Einfamilienhäuser (BT-Drs.:19/15827) ist bei den Sachverständigen in der öffentlichen Anhörung des Rechtsausschusses des Bundestages am 27.01.2020 auf grundsätzliche Zustimmung gestoßen. Der Entwurf sieht mehr Transparenz und Rechtssicherheit bei der Vermittlung von Kaufverträgen über Wohnraum vor. Die Maklerkosten sollen zu maximal 50% vom Erwerber zu tragen sein.

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Spahn gegen Versandverbot von Arzneimitteln via Internet

Patienten in Deutschland sollen auch weiter Arzneimittel bei Online-Apotheken bestellen können. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekräftigte am 27.01.2020 in Berlin, dass es in der Bundesregierung europa- und verfassungsrechtliche Bedenken gegen ein Verbot des Versandhandels von Medikamenten gebe. Anlass war die Anhörung zu einer Petition für solch ein Verbot im Bundestag. Mehr als 420.000 Menschen hatten die Petition des Pharmaziestudenten Benedikt Bühler unterzeichnet.

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Arbeitsausschuss debattiert kontrovers über Anträge zu besserem Schutz vor Mobbing

Beschäftigte sollten besser vor Mobbing durch Kollegen oder Vorgesetzte geschützt werden. Diese Ansicht vertrat eine knappe Mehrheit der geladenen Sachverständigen in einer Anhörung des Ausschusses für Arbeit und Soziales am 27.01.2020. Gegenstand der Anhörung waren zwei Anträge der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen.

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Montag, 27.1.2020
KG braucht nach Trojaner-Angriff komplett neue IT-Infrastruktur

Bei dem Trojaner-Angriff auf das Computernetzwerk des Kammergerichts handelte es sich um einen äußerst gefährlichen und schwerwiegenden Sicherheitsvorfall, der den vollständigen Neuaufbau einer sicheren IT-Infrastruktur erforderlich erscheinen lässt. Dies ergibt sich nach Mitteilung des Gerichts aus der forensischen Untersuchung der Trojaner-Attacke, die die vom KG Beauftragte Informations- und Kommunikationstechnologie T-Systems International GmbH durchgeführt hat.

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BGH: Die Rückführung eines Gesellschafterdarlehens unterliegt grundsätzlich der Insolvenzanfechtung

InsO § 135 I Nr. 2

Hat die Gesellschaft ein Darlehen ihrem Gesellschafter teilweise erstattet, wird die damit verbundene Gläubigerbenachteiligung durch eine nachfolgende Zahlung des Gesellschafters an die Gesellschaft nicht beseitigt, wenn der Gesellschaft in diesem Umfang eine weitere Darlehensforderung gegen den Gesellschafter zusteht (Leitsatz des Gerichts).

BGH, Urteil vom 21.11.2019 - IX ZR 223/18 (OLG München), BeckRS 2019, 32784

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LAG Baden-Württemberg: Fristlose Kündigung eines Betriebsratsmitglieds bei Bosch ist unwirksam

Ein Entwicklungsingenieur hat mit seiner Kündigungsschutzklage gegen die Robert Bosch GmbH Erfolg gehabt. Die fristlose Kündigung sei unwirksam, weil es an einer vorherigen Abmahnung fehle. Die gegenüber der Personalleiterin getätigte bedrohende Äußerung reiche ohne vorherige Abmahnung nicht für eine außerordentliche Kündigung aus, so das Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg. Weiterbeschäftigen müsse Bosch den Ingenieur aber nicht, da das Unternehmen diesem mittlerweile noch einmal gekündigt habe, ohne dass die Kündigung offensichtlich unwirksam sei (Az.: 8 Sa 30/19).

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VG Wiesbaden: Konkurrent scheitert in Eilverfahren um Besetzung der Direktorenstelle am AG Idstein

Im Streit um die Neubesetzung der Stelle des Direktors des Amtsgerichts Idstein ist der unterlegene Konkurrent mit seinem Eilantrag gescheitert. Das Verwaltungsgericht Wiesbaden lehnte den Antrag mit Beschluss vom 26.01.2020 ab. Das Auswahlverfahren weise keine Fehler auf, so das VG (Az.: 3 L 2036/18.WI).

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LG Frankenthal: Strafverfahren im "UGV-Inkasso-Prozess" gegen Millionen-Auflage eingestellt

Das Landgericht Frankenthal hat im sogenannten UGV-Inkasso-Prozess am 23.01.2020 das Verfahren gegen die fünf Angeklagten vorläufig gegen Zahlung einer Geldauflage von insgesamt über einer Million Euro eingestellt. Den Angeklagten war unter anderem Betrug wegen überhöhter und unberechtigter Forderungen vorgeworfen worden.

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BGH erhält Haft für Stephan E. im Fall Lübcke aufrecht

Im Mordfall Lübcke bleibt der als Todesschütze verdächtigte Stephan E. auch nach seiner neuen Aussage in Untersuchungshaft. Der Bundesgerichtshof hält ihn weiter für dringend mordverdächtig, wie aus einem am 27.10.2020 veröffentlichten Beschluss hervorgeht (Az. AK 62/19). Dagegen ist der mitbeschuldigte Waffenhändler Elmar J. wegen Zweifeln am Ausmaß seiner Verstrickung aus der U-Haft freigekommen. In seinem Fall sieht der BGH keinen dringenden Tatverdacht der Beihilfe (Az.: AK 64/19).

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KG: Voreinstellungen zur Privatsphäre und AGB bei Facebook verstießen gegen Datenschutzrecht

Facebook hat mit bestimmten Voreinstellungen zur Privatsphäre und einem Teil seiner Geschäftsbedingungen gegen Verbraucher- und Datenschutzrecht verstoßen. Das hat das Kammergericht nach einer Klage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) entschieden, teilte die Organisation am 24.01.2020 mit. Etliche der beanstandeten Formulierungen im Kleingedruckten von Facebook hat das Netzwerk allerdings schon vor geraumer Zeit verändert, auch um den Bestimmungen der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zu genügen.

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Richterbund rechnet mit 150.000 Verfahren pro Jahr durch Gesetz gegen Hasskriminalität

Der Deutsche Richterbund rechnet damit, dass es aufgrund des neuen Gesetzes gegen Hasskriminalität bis zu 150.000 neue Verfahren pro Jahr bei den Staatsanwaltschaften geben wird. "Ein erheblicher Teil davon wird anschließend auch die Strafgerichte beschäftigen", sagte Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn der Deutschen Presse-Agentur. "Nach den üblichen Personalschlüsseln der Justiz braucht es bundesweit etwa 400 zusätzliche Staatsanwälte und Strafrichter, um die neuen Aufgaben effektiv bewältigen zu können."

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Mehr als 15.000 Verstöße gegen Diesel-Fahrverbote

Bei Kontrollen der Dieselfahrverbote in vier deutschen Städten sind bislang mehr als 15.000 Verstöße festgestellt worden. Die meisten Autofahrer wurden in Darmstadt und Stuttgart ertappt, wie Anfragen der Deutschen Presse-Agentur bei den zuständigen Behörden ergaben. Stuttgart ist die einzige Stadt in Deutschland, in der für ältere Diesel ein Fahrverbot im gesamten Stadtgebiet gilt. In Darmstadt, Hamburg und Berlin ist die Durchfahrt einzelner Straßen nicht gestattet.

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VG Düsseldorf: Klage eines Tierschutzvereins auf generelles Verbot der Haltung lebender Hummer ist unzulässig

Die Klage des Tierschutzvereins Animal Rights Watch e.V. (ARIWA) gegen die Stadt Düsseldorf, mit dem die Organisation ein generelles Verbot der Haltung von Speisehummern begehrt hat, ist unzulässig. Das hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf mit Urteil vom 24.01.2020 entschieden (Az.: 23 K 8014/17).

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VG Göttingen stoppt vorerst Ausweisung einer wegen Mordes verurteilten Chinesin

Eine wegen Mordes an einer Landsfrau verurteilte Chinesin darf vorerst nicht ausgewiesen werden. Das Verwaltungsgericht Göttingen gab ihrem Antrag auf Eilrechtsschutz gegen die Stadt Göttingen statt, weil es anders als die Stadt keine von der Chinesin ausgehende Gefahr für andere Menschen sah, solange diese ihre Haft verbüßt (Beschluss vom 21.01.2020, Az.: 1 B 147/19).

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Justizministerium veröffentlicht Entwurf eines Gesetzes für faire Verbraucherverträge

Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz hat am 24.01.2020 den Entwurf eines Gesetzes für faire Verbraucherverträge vorgelegt. Die in dem Referentenentwurf vorgesehenen Regelungen sollen nach Angaben des Ministeriums die Position der Verbraucher gegenüber Unternehmen weiter verbessern. So soll zum einen der Vertragsschluss unter faireren Bedingungen erfolgen und zum anderen sollen die Vertragsbedingungen ausgewogeneren Regelungen unterliegen.

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OLG Karlsruhe zum Dieselskandal: Kein Anspruch auf Rückerstattung von Leasingraten gegen VW

Das Oberlandesgericht Karlsruhe hat am 21.01.2020 in einem weiteren "Dieselverfahren" entschieden, dass der spätere Käufer eines zunächst von ihm nur geleasten Fahrzeuges, das vom Dieselskandal betroffen ist, keinen Anspruch auf Rückerstattung der gezahlten Leasingraten gegen die VW AG hat. Hintergrund war, dass im zugrunde liegenden Fall die gezahlten Leasingraten dem Wert des anzurechnenden Nutzungsvorteils entsprachen (Urteil vom 21.01.2020, Az.: 17 U 2/19).

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VGH Kassel: Begründung für Bürgerbegehren zur Abschaffung des hauptamtlichen ersten Stadtrats in Oestrich-Winkel irreführend

Die Vertrauenspersonen des Bürgerbegehrens "über den Verzicht auf die hauptamtliche/n Erste/n Stadträtin/Stadtrat in der Stadt Oestrich-Winkel" haben eine Niederlage erlitten. Der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel bestätigte in zweiter Instanz die Ablehnung ihres Antrags auf Erlass einer einstweiligen Anordnung, weil die vorgelegte Begründung ihres Bürgerbegehrens zumindest irreführend sei. Daher ist die Stadt Oestrich-Winkel nunmehr nicht daran gehindert, das Stellenbesetzungsverfahren für die Wahl eines hauptamtlichen Ersten Stadtrats fortzuführen (Beschluss vom 21.01.2020, Az.: 8 B 2370/19, rechtskräftig).

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Freitag, 24.1.2020
VG Berlin: Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Lichterfelde darf weiter gebaut werden

Die modulare Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Lichterfelde darf weiter gebaut werden. Dies hat das Verwaltungsgericht Berlin mit Eilbeschluss vom 23.01.2020 entschieden. Es lehnte den Eilantrag eines Nachbarn ab, dem ein Grundstück in den denkmalgeschützten Telefunken-Werken gehört, auf dem eine Privatschule betrieben wird (VG 13 L 326.19).

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