Der im Göttinger Organspendeskandal freigesprochene Arzt darf weiter auf eine Millionen-Entschädigung hoffen. Das Landgericht Braunschweig hatte ihm 2019 eine Entschädigung von rund 1,2 Millionen Euro zugesprochen. Die hiergegen gerichtete Berufung des Landes Niedersachsen hält das Oberlandesgericht Braunschweig nach einer vorläufigen rechtlichen Bewertung im Wesentlichen für unbegründet.
Verpasstes Gehalt wegen Inhaftierung
Ein Großteil der Entschädigung, auf die das LG erkannt hatte, bezieht sich auf verpasstes Gehalt von 50.000 Dollar pro Monat in Jordanien. Hier hatte der Arzt eigentlich eine neue Stelle antreten wollen, war 2013 dann aber in Untersuchungshaft genommen worden. 2015 hatte ihn dann das LG Göttingen in einem bundesweit Aufsehen erregenden Prozess vom Vorwurf des elffachen versuchten Totschlags und der dreifachen Körperverletzung mit Todesfolge freigesprochen.
Manipulationen an mehreren deutschen Kliniken
Der Organspendeskandal hatte 2012 dennoch weitreichende Folgen. An mehreren deutschen Kliniken wurden Manipulationen aufgedeckt, wodurch das Vertrauen in die Transplantationsmedizin nachhaltig erschüttert wurde. Wann ein Urteil zur Millionen-Entschädigung für den Arzt fällt, blieb am 05.10.2020 zunächst offen.
Redaktion beck-aktuell, 5. Oktober 2020 (dpa).
Aus der Datenbank beck-online
Kudlich, Die strafrechtliche Aufarbeitung des "Organspende-Skandals", NJW 2013, 917
BGH, Freispruch im Göttinger Transplantations-Skandal, NStZ 2017, 701
Aus dem Nachrichtenarchiv
LG Braunschweig: Arzt soll nach Organspendeskandal 1,1 Millionen Euro erhalten, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 13.09.2019, becklink 2014117
BGH bestätigt Freispruch im Fall des Göttinger Organspendenskandals, Meldung der beck-aktuell-Redaktion vom 29.06.2017, becklink 2007104