Donnerstag, 6.7.2023
Katjes darf Produkte als "klimaneutral" bewerben

Die Bewerbung von Produkten als "klimaneutral" stellt nicht ohne Weiteres eine Irreführung der Verbraucher dar, so das Oberlandesgericht Düsseldorf. Es lehnte den Unterlassungsanspruch der Wettbewerbszentrale gegen den Fruchtgummihersteller Katjes ab. Der durchschnittliche Verbraucher verstehe den Begriff im Sinne einer ausgeglichenen Bilanz der CO2-Emissionen eines Produktes. Anders entschied das Gericht im Fall des Konfitürenherstellers Mühlhauser.

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Wer den Holocaust bezweifelt, darf keine Uniform tragen

Ein Soldat muss für die freiheitlich-demokratische Grundordnung einstehen. Wer den Holocaust bezweifelt oder gar für die NSDAP schwärmt, tut das nicht, befindet das Bundesverwaltungsgericht und bestätigte die Entscheidung eines Truppendienstgerichts, einem Soldaten vorläufig die Dienstausübung zu untersagen und ihm zu verbieten, die Uniform zu tragen. Zu Recht erhalte er aktuell auch nur die Hälfte seiner Bezüge.

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Gesetzliche Regelung zur Sterbehilfe im Bundestag gescheitert

Eine gesetzliche Regelung zur Sterbehilfe in Deutschland ist vorerst gescheitert. Im Bundestag verfehlten zwei dafür vorgelegte Entwürfe jeweils eine Mehrheit. Beide Vorstöße sollten Bedingungen und Voraussetzungen zu Fristen und Beratungspflichten festlegen, um eine Suizidhilfe für Volljährige zu regeln. Hintergrund für die Initiativen war ein wegweisendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2020.

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Bund muss 243 Millionen für geplatzte Pkw-Maut zahlen

Im Streit um Schadenersatz für die geplatzte Pkw-Maut wurde eine Verständigung erzielt. Wie das Betreiberunternehmen Kapsch am 05.06.2023 in einer Börsen-Pflichtmitteilung bekannt gab, ist aufgrund einer "vergleichsweisen Einigung mit der Bundesrepublik Deutschland" eine Zahlung des Bundes von 243 Millionen Euro zu erwarten. Das CSU-Prestigeprojekt war im Juni 2019 vom Europäischen Gerichtshof als rechtswidrig gestoppt worden.

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Haus der Geschichte muss Einsicht in Kaufverträge über "Schabowski-Zettel" gewähren

Die Stiftung Haus der Geschichte muss einem Journalisten der BILD-Zeitung Einsicht in zwei Kaufverträge gewähren, die den sogenannten Schabowski-Zettel betreffen. Das Verwaltungsgericht Köln verweist auf die herausragende historische Bedeutung, die dem Notizzettel des SED-Politbüro-Mitglieds Günter Schabowski zukomme und ein besonderes öffentliches Interesse an den Erwerbshintergründen begründe.

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Staat darf Unterhaltsvorschüsse von nicht Leistungsfähigen gar nicht erst einklagen

Bezieht ein Unterhaltspflichtiger ausschließlich SGB II-Leistungen, dürfen Sozialleistungsträger nicht nur nicht gegen ihn vollstrecken, sondern Forderungen erst gar nicht gerichtlich geltend machen. Damit entscheidet der Bundesgerichtshof sich klar gegen die Zulässigkeit von Vollstreckungsmaßnahmen gegen Leistungsempfänger. § 7a Unterhaltsvorschussgesetz (UVG) diene auch dazu, diese zu schützen.

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Freigestellte VW-Betriebsräte im Vergütungsstreit erfolgreich

Drei Betriebsräte von Volkswagen haben sich vor Gericht erfolgreich gegen Gehaltskürzungen in Folge eines Urteils des Bundesgerichtshofes gewehrt. Das Arbeitsgericht Braunschweig verurteilte den Autobauer in zwei Fällen dazu, den finanziellen Nachteil der beiden Kläger wieder rückgängig zu machen. Der Wolfsburger Betriebsrat freute sich über diese "erste Klarstellung". Der BGH hatte Anfang des Jahres Freisprüche für vier frühere VW-Personalmanager gekippt.

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EuGH zur Aberkennung der Flüchtlingseigenschaft bei Straftätern

Der Gerichtshof der Europäischen Union hat im Rahmen von drei Vorabentscheidungsersuchen aus Belgien, Österreich und den Niederlanden die Anforderungen an eine Aberkennung und Ablehnung der Flüchtlingseigenschaft bei strafrechtlich verurteilten Drittstaatsangehörigen präzisiert. Es müsse sich um besonders schwere Straftaten handeln und eine erhebliche Gefahr für die Allgemeinheit vorliegen, entschied der Gerichtshof.

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EU-Kommission legt Rechtsstaatlichkeitsbericht 2023 vor

Deutschland muss nach Ansicht der EU-Kommission Richter besser bezahlen und die Regeln für den Wechsel von Spitzenpolitikern in die Wirtschaft verschärfen. Das geht aus ihrem am 05.07.2023 vorgelegten vierten Bericht über die Rechtsstaatlichkeit hervor. Grundsätzlich stellte die EU-Kommission dem Rechtsstaat in Deutschland jedoch ein gutes Zeugnis aus. Anders sieht es etwa in Polen aus. In Ungarn seien einige Reformen angestoßen worden.

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Übergangsgeld bei Reha-Maßnahme: Kein nahtloser Übergang erforderlich

Während einer stationären Rehabilitation haben Versicherte gegenüber der Deutschen Rentenversicherung Anspruch auf Übergangsgeld, wenn sie "unmittelbar vor Beginn" der medizinischen Leistung Arbeitslosengeld oder eine vergleichbare Leistung bezogen haben. Bei einem Zeitraum von neun Tagen zwischen Ende des Leistungsbezugs und Bewilligung der Reha-Maßnahme ist die Unmittelbarkeit laut Hessischem Landessozialgericht noch gegeben.

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Abstimmung über Heizungsgesetz muss verschoben werden

Das Bundesverfassungsgericht hat die für Freitag geplante Verabschiedung des umstrittenen Heizungsgesetzes im Bundestag in einem Eilverfahren gestoppt. Die zweite und dritte Lesung dürfe nicht in der laufenden Sitzungswoche durchgeführt werden, teilte das höchste deutsche Gericht in Karlsruhe am Mittwochabend mit. Vertreter von CDU und CSU zeigten sich hochzufrieden und sprachen von einer Ohrfeige für die Ampel-Koalition.

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Juristinnenbund gegen Sparvorgaben beim Elterngeld

Der Deutsche Juristinnenbund e.V. (djb) spricht sich gegen die geplante Ausweitung des Leistungsausschlusses beim Elterngeld in Zusammenhang mit dem von der Bundesregierung beschlossenen Haushaltsentwurf für 2024 aus. Die vorgeschlagene Regelung sei geschlechterdiskriminierend und hätte eine "Re-Traditionalisierung in den Familien" zur Folge. Ein besserer Ansatz wäre die Modernisierung des Steuerrechts und die Abschaffung des Ehegattensplittings.

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Mittwoch, 5.7.2023
Triebwerksprobeläufe am Flughafen Essen/Mülheim weiter erlaubt

Die Stadt Mülheim an der Ruhr darf Triebwerksprobeläufe nach der Instandsetzung eines Flugzeuges nicht unter Rückgriff auf das Bundes-Immissionsschutzgesetz verbieten. Dies hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf entschieden und damit den Eilanträgen der Flughafengesellschaft sowie zweier auf dem Gelände des Flughafens Essen/Mülheim (zum Teil seit Jahrzehnten) ansässigen Wartungsbetriebe entsprochen.

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Wirtschaftsausschuss bestätigt Reform des Wettbewerbsrechts

Der Wirtschaftsausschuss hat am Mittwoch den Gesetzentwurf zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB-Novelle) und anderer Gesetze in geänderter Fassung angenommen. Zuvor hatte er einen Änderungsantrag der Regierungsfraktionen beschlossen. Die Änderungen beziehen sich unter anderem auf die Maßnahmen zur Sektoruntersuchung. Die abschließende Beratung des Entwurfs im Plenum ist am Donnerstagnachmittag vorgesehen.

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Bedrohung des Vermieters mit Tod rechtfertigt fristlose Kündigung

Ein Vermieter kann sofort das Mietverhältnis fristlos kündigen, wenn der Mieter oder ein Mitbewohner ihm gegenüber im Rahmen einer streitigen Auseinandersetzung androht, er werde ihn töten, und dann einen Dritten auffordert, ihm ein Messer zu bringen. Dies hat das Amtsgericht Hanau entschieden.

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"Generelle Vernachlässigung der Grundrechte": AG-Urteil zu Inkassokosten aufgehoben

Ein Gericht muss erhebliches Parteivorbringen beachten, auch wenn es nur um eine geringe Nebenforderung geht. Das Bundesverfassungsgericht gab einer Verfassungsbeschwerde statt, in der es um die Erstattungsfähigkeit von Inkassokosten ging. Die bloße Leerformel, das Gericht habe den Vortrag zur Kenntnis genommen, bewerte ihn aber anders, genüge nicht, wenn die beklagte Schuldnerin die Hauptforderung von Anfang an bestritten hatte.

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Puigdemont scheitert mit Klage gegen Aufhebung seiner Immunität

Der katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont hat vor dem Gericht der Europäischen Union eine Niederlage erlitten. Das EuG hat die Klage gegen die Aufhebung seiner Immunität am Mittwoch abgewiesen. Das EU-Parlament entschied sich 2021, die Immunität von Puigdemont und zwei seiner Mitstreiter aufzuheben, nachdem die spanische Justiz einen Haftbefehl erlassen und die Aufhebung der Immunität beantragt hatte. Hintergrund war ein illegales Unabhängigkeitsreferendum.

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Betreuungsverfahren: Verfahrensvollmacht eines Anwalts wird nicht von Amts wegen überprüft

Ist eine Betreute durch einen Anwalt vertreten, wird dessen Vollmacht nur auf Rüge eines anderen Beteiligten hin überprüft. Von Amts wegen müsste das Gericht dies Vollmacht laut Bundesgerichtshof nur prüfen, wenn es begründete Zweifel an ihrer Wirksamkeit hätte. Die fehlende Geschäftsfähigkeit der Betreuten sei dafür im Betreuungsverfahren kein Argument.

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Rechtausschuss billigt Umsetzung der EU-Verbandsklagenrichtlinie

Der Rechtausschuss hat am Mittwoch den Gesetzentwurf zur Umsetzung der EU-Verbandsklagenrichtlinie in deutsches Recht gebilligt. Die Richtlinie zielt darauf ab, EU-weit den Schutz der Kollektivinteressen der Verbraucher zu stärken, weil durch verbraucherrechtswidrige Geschäftspraktiken von Unternehmen regelmäßig viele Verbraucher geschädigt würden. Die abschließende Beratung des Entwurfs im Plenum ist am Freitagnachmittag vorgesehen.

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Entwürfe zur Reform der Sterbehilfe passieren Rechtsausschuss

Morgen will der Bundestag über eine Neuregelung der Suizidhilfe entscheiden. Zur Abstimmung stehen zwei Gesetzentwürfe – der Entwurf der Abgeordnetengruppe Castellucci und der Entwurf der Gruppe Helling-Plahr/Künast –, die heute den Rechtsausschuss des Bundestags passierten, wie der parlamentarische Pressedienst mitgeteilt hat. Der Entwurf der Gruppe Castellucci sei in geänderter Fassung angenommen worden.

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