Freitag, 17.4.2020
OLG Köln: Anwalt muss Faxgerät an Autobahnraststätte vor Nutzung prüfen

Nutzt ein Prozessbevollmächtigter zur Einreichung einer Rechtsmittelschrift (hier: Beschwerdeschrift) ein Telefaxgerät in einer Autobahnraststätte, ohne sich vorher über dessen ordnungsgemäße Bedienung zu informieren und das Gerät auf seine einwandfreie Funktion hin zu überprüfen, verschuldet er es, wenn die Rechtsmittelfrist versäumt wird, weil das Fax nur unvollständig übermittelt wird. Dies hat das Oberlandesgericht Köln mit jetzt mitgeteiltem Beschluss vom 11.03.2020 entschieden (Az.: 6 W 115/19, BeckRS 2020, 4231).

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OVG Hamburg: Eilantrag gegen Versammlungsverbot erfolglos
Ein Eilantrag, mit dem sich die Antragsteller gegen das Verbot einer auf dem Hamburger Rathausmarkt geplanten Versammlung zu dem Thema "Abstand statt Notstand – Verwaltungsrechtler*innen gegen die faktische Aussetzung der Versammlungsfreiheit" gewandt haben, bleibt in zweiter Instanz erfolglos. Dies geht aus einem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Hamburg vom 16.04.2020 hervor (Az.: 5 Bs 58/20). Mehr lesen
BAG: Beweiswirkung eines Empfangsbekenntnisses

ArbGG § 66 I, ZPO § 174 I

Ein Empfangsbekenntnis nach § 174 I ZPO erbringt grundsätzlich Beweis für den Zeitpunkt der Zustellung. Dem Prozessgegner steht der Gegenbeweis der Unrichtigkeit des angegebenen Datums offen; dieser setzt jedoch die vollständige Entkräftung der Beweiswirkung des § 174 ZPO voraus. (Orientierungssatz der Richterinnen und Richter des BAG)

BAG, Urteil vom 20.11.2019 - 5 AZR 21/19 (LAG Rheinland-Pfalz), BeckRS 2019, 39748

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VG Köln: Umnutzung einer wegen Corona-Schutzmaßnahmen geschlossenen Gaststätte als Ladengeschäft ist genehmigungsbedürftig

Die Umnutzung einer Gaststätte als Verkaufsraum für typische Einzelhandelswaren bedarf einer baurechtlichen Genehmigung. Dies hat das Verwaltungsgericht Köln per Beschluss entschieden und damit einen Eilantrag eines Gastwirts aus Bergisch Gladbach abgelehnt, der mit dem Warenverkauf auf Einnahmeausfälle infolge der Corona-Schutzmaßnahmen reagieren wollte. Die Beteiligten können gegen den Beschluss allerdings noch Beschwerde einlegen, über die das Oberverwaltungsgericht in Münster entscheiden würde (Az.: 2 L 688/20).

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VerfGH Baden-Württemberg: Streit um Fraktionszugehörigkeit kein Fall für Organstreitverfahren

In seinem Verfahren gegen die AfD-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg um die Feststellung seiner Fraktionszugehörigkeit bleibt der Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon erfolglos. Der Verfassungsgerichtshof für das Land Baden-Württemberg hat mit Urteil vom 14.04.2020 den entsprechenden Antrag wie auch einen Hilfsantrag als unzulässig zurückgewiesen. Das Organstreitverfahren diene der Klärung von Streiten über die Landesverfassung, nicht zur Klärung von Fraktionsmitgliedschaften (Az.: 1 GR 84/19).

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OVG Koblenz: Fitnessstudiobetreiber scheitert mit Normenkontrollantrag gegen Corona-Verordnung

Der gegen die Dritte Corona-Bekämpfungsverordnung Rheinland-Pfalz vom 23.03.2020 gerichtete Normenkontrollantrag eines Fitnessstudiobetreibers ist unzulässig. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Koblenz mit Beschluss vom 16.04.2020 entschieden und einen Eilantrag auf vorläufige Außervollzugsetzung einer Teilregelung der Verordnung abgelehnt. Die Regelung sei durch die Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie erlassen worden und das verwaltungsgerichtliche Normenkontrollverfahren deshalb nicht eröffnet (Az.: 6 B 10497/20.OVG).

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VG Hannover stoppt Versammlungsverbot

Eine für den 18.04.2020 in Hildesheim geplante Versammlung mit dem Thema "Wer die Freiheit aufgibt, um mehr Sicherheit zu erlangen, wird am Ende beides verlieren" darf unter strengen Auflagen stattfinden. Das Verwaltungsgericht Hannover hat einem Eilantrag mit Beschluss vom 16.04.2020 stattgegeben. Ein generelles, Ausnahmen nicht zulassendes Versammlungsverbot sei mit dem Grundgesetz nicht vereinbar (Az.: 10 B 2232/20).

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Auszahlung von Corona-Soforthilfen in Sachsen wegen Betrugsversuchen gestoppt

Auch in Sachsen sind betrügerische Webseiten zur Beantragung von Corona-Soforthilfen für Unternehmen aufgetaucht. "Die Auszahlung der Soforthilfe-Zuschüsse des Bundes wird bis zur Klärung des Sachverhaltes gestoppt", teilte die Sächsische Aufbaubank (SAB) am 16.04.2020 mit. "Die Darlehen des Freistaates Sachsen sind davon nicht betroffen." Die Bank habe "alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen, um Fehlleitungen öffentlicher Mittel zu vermeiden".

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Neue Richtervereinigung kritisiert Corona-Abweichungen vom Arbeitszeitgesetz

Die Fachgruppe Arbeitsrecht der Neuen Richtervereinigung (NRV) kritisiert die Verordnung zu Abweichungen vom Arbeitszeitgesetz infolge der COVID-19-Epidemie (COVID-19-ArbZV) vom 07.04.2020. Der öffentlich-rechtliche Arbeitszeitschutz werde gerade für diejenigen Beschäftigtengruppen entscheidend aufgeweicht, die in den letzten Wochen als die eigentlich systemrelevanten hervorgehoben worden seien: Tätigkeiten in der Logistik und im (Einzel-)Handel, Krankenhaus- und vor allem auch Pflegekräfte (§ 1 Abs. 2 Nrn. 1 und 2 VO).

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FDP fordert "Schutzschirm für den Rechtsstaat" in Europa

Die FDP warnt angesichts der jüngsten Entwicklungen in Ungarn und Polen vor einer Demokratiekrise in der EU und verlangt für die Union einen "Schutzschirm für den Rechtsstaat". Insbesondere die beiden genannten Staaten böten "Anlass zu größter Sorge", sagte der innenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Konstantin Kuhle, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Es droht ein immer weiter gehender Abbau von Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie mitten in der Europäischen Union."

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Donnerstag, 16.4.2020
Arbeitsschutz wird für Coronazeiten angepasst

Ein neuer Arbeitsschutzstandard hat die Gesundheit der Arbeitnehmer vor Gefährdungen durch das Coronavirus im Blick. Der Arbeitsschutzstandard COVID 19 formuliert konkrete Anforderungen an den Arbeitsschutz in Zeiten der Corona-Krise und will Menschen damit die notwendige Sicherheit geben, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Vorgestellt wurde der Standard am 16.04.2020 durch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und den Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung Stefan Hussy.

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Sportrecht-Experte Summerer: Was rechtlich auf Vereine, Fans und Sponsoren der Bundesliga zukommt

Die Fußball-Bundesliga steht vor wegweisenden Entscheidungen. Die Proficlubs hoffen, dass die wegen der Corona-Krise unterbrochene Saison irgendwie zu Ende gespielt werden kann. "Geisterspiele sind unbeliebt, deshalb ultima ratio, aber für die Clubs unverzichtbar, weil sonst die letzte Rate der Fernsehgelder auszubleiben droht", sagt der renommierte Sportrecht-Experte Thomas Summerer. Er beleuchtet die rechtlichen Implikationen für Clubs, Sponsoren, aber auch für Dauerkartenbesitzer.

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VG Osnabrück: Strafrechtliche Verurteilung rechtfertigt Rücknahme subsidiären Schutzstatus

Ein irakischer Staatsangehöriger muss hinnehmen, dass ihn die rechtskräftige Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung seinen subsidiären Schutzstatus kostet. Das Verwaltungsgericht Osnabrück lehnte den Eilantrag des Irakers gegen die sofort vollziehbare Rücknahme seines subsidiären Schutzstatus durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ab. Dabei hielt es für irrelevant, dass dem BAMF bei Zuerkennung des Status die Anklage gegen den Mann bekannt war. Denn eine Anklage sei noch keine Verurteilung (Beschluss vom 14.04.2020, Az.: 5 B 102/20, unanfechtbar).

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Positionspapier der Neuen Richtervereinigung: Lehren für die Justiz aus der Corona-Krise

Die Neue Richtervereinigung (NRV) hat am 15.04.2020 ein Positionspapier zur Situation der deutschen Justiz in der Corona-Krise vorgelegt. Darin zeigt sie auf, was die Justiz ihrer Meinung nach aus dieser Krise für die Zukunft lernen muss.

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Justiz in Ländern uneinig über Verfahren zum Ausschluss rechtsextremer Bewerber

Die Justiz tut sich schwer damit, die Einstellung rechtsextremer Juristen in den Staatsdienst zu verhindern. Das berichtet die "Neue Juristische Wochenschrift" (NJW) in ihrer aktuellen Ausgabe. Die Bundesländer schätzten das Risiko unterschiedlich hoch ein und setzten auf ganz verschiedene Wege, wie eine exklusive Umfrage zeige. Ein Grund dafür sei die Angst vor einer Rückkehr zum "Radikalenerlass", der einst nach massiven Protesten von links abgeschafft wurde.

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SG Düsseldorf: Wohnungsloser EU-Bürger erhält in Corona-Pandemie existenzsichernde Leistungen

Das Sozialgericht Düsseldorf hat einem wohnungslosen Portugiesen, der sich in Deutschland aufhält, auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie im Wege des Eilrechtsschutzes existenzsichernde Leistungen zugestanden. Die derzeitigen Einschränkungen des öffentlichen Lebens träfen Wohnungslose besonders schwer. Aufgrund der COVID-19-Pandemielage könne der Portugiese auch nicht darauf verwiesen werden, in sein Heimatland zurückzureisen und dort Leistungen zu beantragen (Beschluss vom 14.04.2020, Az.: S 25 AS 1118/20 ER).

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BSG: Verstoß gegen Aufklärungspflichten kann sich auf Krankenhausvergütung auswirken

Patienten sind schon aus Haftungsgründen über Chancen und Risiken einer möglichen Behandlung ordnungsgemäß aufzuklären. Wie das Bundessozialgericht mit Urteil vom 19.03.2020 entschieden hat, dient eine ordnungsgemäße Aufklärung der Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung aber auch dem Wirtschaftlichkeitsgebot. Denn im Sachleistungssystem entscheide letztlich der Versicherte, ob er die ihm ärztlich angebotene, medizinisch notwendige Leistung abruft. Fehle die ordnungsgemäße Aufklärung, könne das daher Auswirkungen auf den Vergütungsanspruch eines Krankenhauses gegen die Krankenkasse des Versicherten haben (Az.: B 1 KR 20/19 R).

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BVerfG: Eilantrag gegen Versammlungsverbot teilweise erfolgreich

Die Verordnung der Hessischen Landesregierung zur Bekämpfung des Corona-Virus enthält kein generelles Verbot von Versammlungen von mehr als zwei Personen, die nicht dem gleichen Hausstand angehören. Vielmehr räumt sie der jeweils entscheidenden Versammlungsbehörde zum Schutz der Versammlungsfreiheit einen Entscheidungsspielraum ein. Weil die Stadt Gießen dies verkannt hat, hat das Bundesverfassungsgericht einem Eilantrag gegen ein von der Stadt ausgesprochenes Verbot mehrerer angemeldeter Versammlungen teilweise entsprochen (Beschluss vom 15.04.2020, Az.: 1 BvR 818/20).

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OLG Stuttgart weist nach Abgasskandal erhobene Schadenersatzklagen gegen VW wegen Verjährung ab

Das Oberlandesgericht Stuttgart hat zwei unter Berufung auf eine vorsätzliche sittenwidrige Schädigung im Jahr 2019 erhobene Schadenersatzklagen gegen die Volkswagen AG wegen Verjährung abgewiesen. Die dreijährige Verjährungsfrist habe bereits 2015 zu laufen begonnen. Entscheidend sei, dass sich die Kläger bereits damals über die Betroffenheit des eigenen Fahrzeugs vom Abgasskandal hätten informieren müssen. Die Verjährung sei auch nicht durch eine zwischenzeitliche Anmeldung zum Klageregister des Musterfeststellungsverfahrens vor dem OLG Braunschweig gehemmt (Urteil vom 07.04.2020, Az.: 10 U 455/19 und Urteil vom 14.04.2020, Az.: 10 U 466/19).

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OVG Münster: Fitnessstudios bleiben in Nordrhein-Westfalen vorerst geschlossen

Die anlässlich der Corona-Pandemie in Nordrhein-Westfalen verordnete Betriebsuntersagung für Fitnessstudios gilt weiterhin. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Münster mit Beschluss vom 15.04.2020 in einem Eilverfahren entschieden. Der Gesundheitsschutz habe zurzeit Vorrang vor der Berufsfreiheit (Az.: 13 B 440/20.NE).

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