Donnerstag, 13.4.2017
OLG Hamm: Öffnen der Beifahrertür kann gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr sein

StGB §§ 224 I, 315b I; StPO § 473 I

Täter eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr kann im Fall des sogenannten verkehrsfremden Inneneingriffs auch der Beifahrer sein, wenn er durch diese Handlung ein Hindernis bereiten will und mit Schädigungsabsicht handelt. (Leitsatz der Verfasserin)

OLG Hamm, Beschluss vom 31.01.2017 - 4 RVs 159/16, BeckRS 2017, 102989

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LSG Baden-Württemberg: Hartz-IV-Empfängerin darf kein Vermögen "für schlechte Zeiten“ verheimlichen

Wer über Vermögen verfügt, das die relevanten Freibeträge der Grundsicherung für Arbeitsuchende übersteigt, muss dieses angeben und vorrangig zur Sicherung des Lebensunterhalts verwenden. Wer relevantes Vermögen verheimlicht, muss damit rechnen, dass das Jobcenter nachträglich Leistungen zurückverlangt. Das hat das Landessozialgericht Baden-Württemberg entschieden und eine Hartz-IV Empfängerin dazu verurteilt, an das Jobcenter 16.500 Euro zurückzuzahlen (Urteil vom 23.03.2017, Az.: L 7 AS 758/13).

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Schweden: An Krankenhaus beschäftigte Hebamme muss zu Hilfe bei Abtreibungen bereit sein

Ein Krankenhaus in Schweden kann eine Hebamme ablehnen, die aus christlicher Überzeugung nicht bei Abtreibungen helfen will. Das hat ein Arbeitsgericht des Landes am 12.04.2017 entschieden. Eine schwedische Hebamme hatte sich diskriminiert gefühlt, weil ihre Bewerbungen abgelehnt worden waren.

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Bundeskabinett will Kindergeld für im Heimatland lebende Kinder von EU-Ausländern kürzen

Die Bundesregierung will das Kindergeld für EU-Ausländer kürzen, wenn der Nachwuchs der Betroffenen gar nicht in Deutschland lebt. Eine entsprechende Absichtserklärung hat das Kabinett am 12.04.2017 beschlossen. Einen konkreten Gesetzentwurf soll es allerdings erst nach einer zugehörigen Änderung des EU-Rechts geben.

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OLG Hamm: Naturkindergarten kann von nichtwirtschaftlichem Verein betrieben werden

Ein Verein, der einen Naturkindergarten unterhalten will, kann als nichtwirtschaftlicher Verein in das Vereinsregister einzutragen sein. Unter Hinweis auf diese Rechtslage hat der 27. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Hamm den erstinstanzlichen Beschluss des Amtsgerichts Essen aufgehoben und das Amtsgericht angewiesen, die Vereinsregisteranmeldung des antragstellenden Vereins unter Beachtung der Rechtsauffassung des Senats neu zu bescheiden (Beschluss vom 06.04.2017, Az.: 27 W 24/17 ).

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Mittwoch, 12.4.2017
Bundeskabinett beschließt Gesetzentwurf zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen
Das Bundeskabinett hat am 12.04.2017 den von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) vorgelegten Gesetzentwurf zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen beschlossen. Die geplante Neuregelung sieht Verbesserungen beim Kinderschutz, der Lebenssituation von Pflegekindern sowie des Schutzes in Flüchtlingsunterkünften vor. Außerdem sollen Inklusion und gleichberechtigte Teilhabe aller Kinder und Jugendlichen sichergestellt werden. Mehr lesen
Bundesregierung beschließt Gesetzentwurf zur Schaffung einer "Bildungs- und Wissenschaftsschranke" im Urheberrecht
Die Bundesregierung will das Wissenschafts-Urheberrecht modernisieren. Dafür hat sie am 12.04.2017 den von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) vorgelegten Entwurf eines Gesetzes zur Angleichung des Urheberrechts an die aktuellen Erfordernisse der Wissensgesellschaft beschlossen. Wie das Bundesjustizministerium mitteilt, setzt der Entwurf die Maßgabe des Koalitionsvertrages um, eine sogenannte Bildungs- und Wissenschaftsschranke – also eine gesetzliche Nutzungserlaubnis – im Urheberrecht zu schaffen. Mehr lesen
VGH Mannheim bestätigt uneingeschränkten Zugang zu Umweltinformationen über Emissionen eines Zementwerks
Die Klage eines Unternehmens der Zementindustrie gegen die Gewährung uneingeschränkten Zugangs zu Umweltinformationen über Emissionen des Werkes bleibt erfolglos. Der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof in Mannheim hat mit Urteil vom 21.03.2017 das Recht auf Zugang bei der informationspflichtigen Behörde bekräftigt. Das Gericht verwies in seiner Begründung auf europarechtliche Vorgaben, wonach ein hohes Maß an Transparenz erforderlich sei. Der Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen könne dem Recht nicht wirksam entgegengehalten werden. Die Revision zum Bundesverwaltungsgericht wurde zugelassen (Az.: 10 S 413/15). Mehr lesen
OLG Hamm: Ohne Sachverständigengutachten keine Änderung der Geschlechtszugehörigkeit

Ohne sachverständige Begutachtung kann ein Gericht keine Namensänderung und keine Veränderung der Geschlechtszugehörigkeit nach dem Transsexuellengesetz aussprechen. Dies hat das Oberlandesgericht Hamm mit Beschluss vom 22.02.2017 entschieden und damit die erstinstanzliche Entscheidung des Amtsgerichts Dortmund bestätigt. Das gesetzliche Begutachtungserfordernis sei weder verfassungswidrig noch verstoße es gegen die Europäische Menschenrechtskonvention (Az.: 15 W 2/17).

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BFH: Kosten für Bebauung eines Grundstücks können rückwirkend Gegenstand der Grunderwerbsteuer werden
Wird ein Bauerrichtungsvertrag zeitlich nach dem Grundstückskaufvertrag und nach der Festsetzung der Grunderwerbsteuer geschlossen, kann die Finanzbehörde berechtigt sein, im Wege der Änderung der ursprünglichen Steuerfestsetzung die Bauerrichtungskosten zusätzlich zu den Kosten des Grundstückserwerbs mit Grunderwerbsteuer zu belasten. Dies hat der Bundesfinanzhof mit Urteil vom 25.01.2017 entschieden und damit eine weitere Entscheidung zu dem Themenkomplex des einheitlichen Erwerbsgegenstands im Grunderwerbsteuerrecht getroffen (Az.: II R 19/15). Mehr lesen
BVerwG: Soldaten auf Zeit müssen Kosten für Bundeswehrstudium bei vorzeitigem Verlassen des Dienstes erstatten

Soldaten auf Zeit, die auf Kosten des Bundes ein Hochschulstudium absolvieren, die Bundeswehr jedoch vor Ablauf ihrer Verpflichtungszeit verlassen, sind grundsätzlich verpflichtet, dem Bund die Ausbildungskosten zu erstatten. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteilen vom 12.04.2017 entschieden (Az.: 2 C 16.16, 2 C 5.16, 2 C 8.16, 2 C 14.16, 2 C 15.16, 2 C 4.16, 2 C 23.16, 2 C 24.16, 2 C 29.16, 2 C 47.16, 2 C 48.16, 2 C 3.17, 2 C 1.17, 2 C 2.17 und 2 C 9.17).

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BFH akzeptiert Gestaltungen betreffend gewerblicher Verluste durch Ankauf physischen Goldes
Der Bundesfinanzhof hat zwei – auch als "Goldfinger-Modelle" beschriebene – Gestaltungen akzeptiert, bei denen Personengesellschaften durch den Ankauf physischen Goldes Verluste aus Gewerbebetrieb erzielt haben. Diese Gestaltungen führen bei den Gesellschaftern zu Steuervorteilen, wenn kein sogenanntes Steuerstundungsmodell vorliegt (Urteile vom 19.01.2017, Az.: IV R 10/14 und IV R 50/14). Mehr lesen
BFH klärt Zuständigkeit der Familienkassen für Auslandsfälle
Die Anordnung der Bundesagentur für Arbeit, mit der sie die Zuständigkeit für Auslandsfälle bei bestimmten Familienkassen konzentriert hat, begründet keine sachliche, sondern (nur) eine örtliche Zuständigkeit ihrer Familienkassen. Hat eine danach örtlich unzuständige Familienkasse den Antrag auf Kindergeld abgelehnt, kann sie auf den Einspruch hin entweder ihren Ablehnungsbescheid aufheben und den Antrag an die örtlich zuständige Familienkasse weiterleiten oder die Entscheidung über den Einspruch der zuständigen Familienkasse überlassen. Dies hat der Bundesfinanzhof mit Urteil vom 19.01.2017 entschieden (Az.: III R 31/15). Mehr lesen
BFH: Verlustausgleich bei abgeltend besteuerten negativen Kapitaleinkünften im Wege der Günstigerprüfung

Negative Einkünfte aus abgeltungssteuerpflichtigem Kapitalvermögen können mit positiven Einkünften aus Kapitalvermögen, das nach dem progressiven Regeltarif zu besteuern ist, verrechnet werden. Hierzu ist allerdings erforderlich, dass vom Steuerpflichtigen eine Günstigerprüfung beantragt wird, wie der Bundesfinanzhof mit Urteil vom 30.11.2016 entschieden hat (Az.: VIII R 11/14).

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OLG Oldenburg: Keine Volladoption erwachsener Tochter bei Hilfsbedürftigkeit der Mutter
Die tiefe emotionale Betroffenheit und Hilfsbedürftigkeit eines schwer erkrankten, zukünftig möglicherweise unterhaltsberechtigten Elternteils können der Volladoption eines erwachsenen Kindes, die den Verlust des verwandtschaftlichen Verhältnisses zu dem Elternteil zur Folge hätte, entgegenstehen. Dies hat das Oberlandesgericht Oldenburg mit Beschluss vom 27.03.2017 entschieden (Az.: 4 UF 175/16). Mehr lesen
Großbritannien: Gericht ordnet Behandlungsstopp für todkrankes Baby an

Ein Gericht in Großbritannien hat gegen den Willen der Eltern einen Behandlungsstopp für ein todkrankes Baby angeordnet. Das Gericht folgte damit einem Antrag der Ärzte des Great-Ormond-Street-Krankenhauses in London. Der acht Monate alte Charlie solle in Würde sterben können, begründete der Vorsitzende Richter des High Courts die Entscheidung am 12.04.2017. Der Junge leidet unter der seltenen Erbkrankheit "Mitochondriale Myopathie", die zu Muskelschwund und Hirnschäden führt, und musste zuletzt künstlich beatmet werden.

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Allianz für Meinungsfreiheit kritisiert Gesetz gegen Hassrede im Netz

Gegen das am 05.04.2017 im Bundeskabinett verabschiedete Gesetz gegen Hassrede im Netz hat ein breites Bündnis von Verbänden, Experten und Vereinen am 11.04.2017 seine Sorgen um die Meinungsfreiheit in Deutschland geäußert. In einer gemeinsamen Deklaration warnt das Bündnis vor den “katastrophalen Auswirkungen“, sollte das Netzwerkdurchsetzungsgesetz vom Bundestag verabschiedet werden.

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CDU Schleswig-Holstein klagt wegen unerlaubter Wahlwerbung

Die CDU Schleswig-Holstein hat beim Landesverfassungsgericht zwei Organklagen eingereicht, weil Bildungsministerin Britta Ernst und Innenminister Stefan Studt (beide SPD) aus ihrer Sicht unerlaubt Wahlwerbung für die SPD gemacht haben. Die Minister seien mit politischen Aussagen beziehungsweise Versprechungen an Lehrer und Polizisten herangetreten, um ihre Partei für die Wahl zu positionieren.

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Dienstag, 11.4.2017
AG Berlin-Mitte: Zustellung einer Klage in deutscher Sprache an Facebook in Irland wirksam

Die Zustellung einer Klageschrift in deutscher Sprache an die in Irland ansässige Facebook Ireland Ltd. ist wirksam. Einer Übersetzung in die dortige Amtssprache Englisch bedürfe es nicht, da davon ausgegangen werden könne, dass das Unternehmen über Mitarbeiter verfügt, die hinreichend Deutsch verstehen. Dies hat das Amtsgericht Berlin-Mitte mit Versäumnisurteil vom 08.03.2017 entschieden (Az.:15 C 364/16).

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Pakistan: Angeblicher indischer Spion zum Tode verurteilt

Ein pakistanischer Militärgerichtshof hat einen angeblichen indischen Spion zum Tode verurteilt. Die indische Regierung hält die Anschuldigungen gegen den Verurteilten für erfunden und droht dem Nachbarland für den Fall der Exekution mit Konsequenzen.

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