Dienstag, 25.7.2017
VG Berlin: Deutsche Niederlassung eines Internetportals zur Vermittlung privater Unterkünfte kein auskunftsplichtiger Dienstanbieter

Die deutsche Niederlassung eines ausländischen Internetportals zur Vermittlung privater Unterkünfte muss vorerst keine näheren Auskünfte zu Online-Inseraten geben. Auskunftspflichtiger Dienstanbieter im Sinne des Telemediengesetzes ist allein der (ausländische) Plattformbetreiber, der das Portal zur Nutzung bereithält. Das hat das Verwaltungsgericht Berlin in einem Eilverfahren entschieden, das im Zusammenhang mit der Zweckentfremdung von Wohnraum steht (Beschluss vom 20.07.2017, Az.: 6 L 162.17).

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NSU-Prozess: Bundesanwaltschaft fordert Verurteilung Zschäpes als Mittäterin

Die Bundesanwaltschaft fordert eine Verurteilung der mutmaßlichen Rechtsterroristin Beate Zschäpe als Mittäterin an allen Morden und Anschlägen des “Nationalsozialistischen Untergrunds“. Bundesanwalt Herbert Diemer sagte zum Beginn der Plädoyers am 25.07.2017 im Münchner NSU-Prozess, die Anklagevorwürfe gegen Zschäpe und die vier Mitangeklagten hätten sich in allen wesentlichen Punkten bestätigt.

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Scharfe Internationale Kritik zum Auttakt des "Cumhuriyet"-Prozesses in der Türkei

Mehr als 250 Tage nach ihrer Inhaftierung hat in Istanbul der Prozess gegen zahlreiche Mitarbeiter der regierungskritischen türkischen Zeitung “Cumhuriyet“ begonnen. Der Auftakt am 24.07.2017 in Istanbul wurde von scharfer internationaler Kritik begleitet. Reporter ohne Grenzen (ROG) nannte die Vorwürfe gegen die 17 “Cumhuriyet“- Angeklagten “absurd“. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) forderte ein sofortiges Ende des Verfahrens wegen Unterstützung von Terrororganisationen und die Freilassung der Inhaftierten.

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Polens Präsident stimmt einer der Justizreformen zu

Nach dem überraschenden Stopp zweier umstrittener Justizreformen per Veto hat Polens Präsident Andrzej Duda einer weiteren Reform der nationalkonservativen Regierung zugestimmt. Dies bestätigte am 25.07.2017 der Vizechef der Präsidentenkanzlei Pawel Mucha im polnischen Radio. “Sie ist unterschrieben, sie wird in Kraft treten.“ Dass Duda die Reform der normalen Gerichte unterschreiben werde, hatte seine Kanzlei bereits angekündigt.

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BSG: Erziehungsbeistand nach § 30 SGB VIII ist selbständig tätig

SGB IV § 7; SGB VIII §§ 8a, 30; SGG § 103

1. Die Tätigkeit als Erziehungsbeistand nach § 30 SGB VIII kann aufgrund eines Vertrages i.V.m. der Vereinbarung gem. § 8a SGB VIII eine selbständige sein, sofern der Erziehungsbeistand weder Weisung seitens des Jugendamtes von erheblichem Gewicht unterliegt noch in dessen Arbeitsorganisation eingegliedert ist.

2. Am Fehlen eines Weisungsrechts ändert auch die Verpflichtung des Erziehungsbeistands auf die im Hilfeplan genannten Ziele nichts. Liegt das vereinbarte Honorar deutlich über dem Arbeitsentgelt einen vergleichbar eingesetzten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und lässt es dadurch Eigenvorsorge zu, ist dies ein gewichtiges Indiz für eine selbstständige Tätigkeit. (Leitsätze des Verfassers)

BSG, Urteil vom 31.03.2017 - B 12 R 7/15 R, BeckRS 2017, 114148

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BVerfG: Gegen presserechtliche Unterlassungsanordnungen ausnahmsweise unmittelbar Verfassungsbeschwerde möglich

Gegen presserechtliche Unterlassungsanordnungen kann in Ausnahmefällen unmittelbar Verfassungsbeschwerde erhoben werden. Dies hat das Bundesverfassungsgericht in einem Fall entschieden, in dem die Verlegerin des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" eine Verletzung ihrer Rechte auf prozessuale Waffengleichheit und auf ein faires Verfahren gerügt hatte. Der Verfassungsbeschwerde stehe nicht entgegen, dass die geltend gemachten Rechtsverletzungen abgeschlossen seien und durch eine Verfassungsbeschwerde nicht mehr beseitigt werden könnten (Beschluss vom 06.06.2017, Az.: 1 BvQ 16/17, 1 BvR 770/17, 1 BvR 764/17 und 1 BvQ 17/17).

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BGH: Kreditinstitut darf nicht für jede smsTAN Entgelt vorsehen

Die Klausel eines Kreditinstituts "Jede smsTAN kostet 0,10 Euro (unabhängig vom Kontomodell)" ist in Bezug auf Verträge über Zahlungsdienste mit Verbrauchern unwirksam. Eine solch ausnahmslose Bepreisung von smsTAN weiche von den gesetzlichen Vorschriften ab und benachteilige den Kunden, hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 25.07.2017 entschieden (Az.: XI ZR 260/15).

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LAG Düsseldorf: Keine Nichtigkeit einer Betriebsratswahl aufgrund Addition von Verstößen gegen Wahlvorschriften

Ein Arbeitgeber wollte die Betriebsratswahl in seinem Sicherheitsunternehmen für nichtig erklären lassen. Hiermit hatte er vor dem Landesarbeitsgericht Düsseldorf keinen Erfolg (Beschluss vom 21.07.2017, Az.: 10 TaBV3/17). Dieses wandte die Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts an, das die Nichtigkeit einer Betriebsratswahl bei einer ausschließlich summarischen Fehlerbetrachtung verneint (NZA 2004, 395).

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OLG Oldenburg: Aggressives Angehen des Staatsanwalts rechtfertigt Ordnungsgeld gegen Zeugen

Wer als Zeuge in einem Strafverfahren in aggressiver Weise versucht, den Staatsanwalt zu maßregeln, muss mit einem Ordnungsgeld wegen "Ungebühr" rechnen. Dies verdeutlicht ein Beschluss des Ersten Strafsenats des Oberlandesgerichts Oldenburg vom 30.05.2017 (Az.: 1 Ws 245/17, rechtskräftig).

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Russland: Parlament will Nutzung von VPN-Diensten einschränken

Das russische Parlament hat ein Gesetz beschlossen, das die Nutzung von Anonymisierungs-Software und sogenannter Virtueller Privater Netzwerke (VPN) im Internet einschränkt. Es soll dafür sorgen, dass über solche Dienste keine in Russland verbotenen Inhalte abgerufen werden können. Dafür soll es eine von der russischen Telekom-Aufsicht gepflegte "schwarze Liste“ geben, wie aus dem am 21.07.2017 von der Staatsduma in Moskau in dritter Lesung verabschiedeten Gesetz hervorgeht.

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Tschechien: Verfassungsgericht stärkt Rechte für ausländische homosexuelle Paare
Das tschechische Verfassungsgericht hat die Rechte gleichgeschlechtlicher Paare gestärkt – wenn auch nur ausländischer.

Geklagt hatten ein US-Amerikaner und ein Däne, die abwechselnd in den USA und in Tschechien leben. Ein Gericht in Los Angeles sprach dem Ehepaar das gemeinsame Sorgerecht für das Kind eines der beiden zu, das eine Leihmutter ausgetragen hatte. Tschechische Gerichte hatten die Entscheidung nicht anerkannt, weil es in dem EU-Mitgliedsstaat kein gemeinschaftliches Adoptionsrecht für Homosexuelle gibt. Diese Auffassung korrigierte nun das Verfassungsgericht mit Sitz in Brünn (Brno) und stellte fest, dass das Wohl des Kindes Vorrang vor abstrakten Prinzipien haben müsse. Das teilte eine Sprecherin am 24.07.2017 mit.

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Britisches Gericht lehnt Sammelklage über 16 Milliarden Euro gegen Mastercard ab

Das britische "Competition Appeal Tribunal“ hat am 21.07.2017 eine Schadenersatzklage über umgerechnet 16 Milliarden Euro (14 Milliarden britische Pfund) gegen den US-Kreditkarten-Konzern Mastercard abgelehnt. Eine Anwaltskanzlei hatte die Klage wegen angeblich überhöhter Kreditkarten-Gebühren im Namen von 46 Millionen Briten eingereicht. Dem Kreditkartenunternehmen wird vorgeworfen, über Jahre hinweg durch überhöhte Gebühren die Preise für Verbraucher in die Höhe getrieben zu haben. Doch das Gericht entschied, die Klage nicht zuzulassen. Die Voraussetzungen dafür seien nicht erfüllt, hieß es zur Begründung.

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Montag, 24.7.2017
Maas: Deutschland braucht mehr Staatsanwälte und Richter
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) mahnt angesichts von Forderungen nach einer Stärkung der Polizei auch dringend mehr Richter und Staatsanwälte an. "Die besten Gesetze nützen nichts, wenn diese nicht ordentlich vollzogen werden", sagte Maas der Deutschen Presse-Agentur. "Es muss nicht nur mehr Polizisten, sondern auch mehr Staatsanwälte und Richter geben." Derzeit würden viele Debatten über Tausende neue Polizisten geführt, die das Land brauche. "Das ist gut und richtig so. Das kann allerdings nur ein erster Schritt sein", betonte der Ressortchef. Mehr lesen
OLG Hamm: Mobiltelefone können auch ohne eingelegte SIM-Karte verbotswidrig genutzt werden

StVO § 23 Ia; StPO § 473 I, II; OWiG §§ 46 I, 80 I, II, IV 3

Dass Mobiltelefone auch ohne eingelegte SIM-Karte der Regelung des § 23 Ia StVO unterfallen, ist obergerichtlich hinreichend geklärt. (vom Verfasser bearbeiteter Leitsatz des Gerichts)

OLG Hamm, Beschluss vom 08.06.2017 - 4 RBs 214/17, BeckRS 2017, 114605

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EuG-Präsident: Kommissionsbeschluss zu Versteigerung von Transportkapazitäten der OPAL-Pipeline bleibt anwendbar
Der Präsident des Gerichts der Europäischen Union hat die Anträge auf Aussetzung der Vollziehung des Beschlusses der Europäischen Kommission betreffend die Versteigerung von 50% der Transportkapazitäten der OPAL-Pipeline mit Beschlüssen vom 21.07.2017 zurückgewiesen. Die Antragsteller (die Republik Polen und zwei Unternehmen) hätten nicht nachweisen können, dass es sich bei dem durch den angefochtenen Beschluss erlittenen Schaden um einen schweren und nicht wiedergutzumachenden Schaden handelt. Deswegen bleibe dieser Beschluss bis zur Verkündung der Urteile, mit denen über seine Rechtmäßigkeit entschieden wird, anwendbar (Az.: T-849/16 R, T-883/16 R und T-130/17). Mehr lesen
OLG Hamm: Fernwärme-Versorger muss auf seiner Homepage keine Preisangaben machen
Ein Fernwärmeversorgungsunternehmen, das auf seiner Homepage weder über seine Versorgungsbedingungen informiert noch Preisangaben macht, verstößt nicht allein deswegen gegen § 1 Abs. 4 der Verordnung über allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme (AVBFernwärmeV), nach welcher diese Angaben vom Unternehmen ʺin geeigneter Weise öffentlich bekannt zu gebenʺ sind. Das hat das Oberlandesgericht Hamm entschieden (Urteil vom 18.05.2017, Az.: 4 U 150/16, BeckRS 2017, 116330). Mehr lesen
VG Koblenz: Durch Falschparker entstandene Engstelle rechtfertigt Abschleppmaßnahme
Wer sein Kfz verbotswidrig so abstellt, dass dadurch auf einer Straße eine für Rettungsfahrzeuge unpassierbare Engstelle entsteht, muss die Kosten für das von der Stadt angeordnete Abschleppen seines Fahrzeugs tragen. Dies hat das Verwaltungsgericht Koblenz mit Urteil vom 14.07.2017 klargestellt (Az.: 5 K 520/17.KO). Mehr lesen
VG Mainz: Verspätete Zahlung von Semesterbeiträgen führt zu Exmatrikulation
Ein Studierender, der die Zahlung des Semesterbeitrags für das folgende Semester auch nach Ergehen eines Exmatrikulationsbescheids unterlässt und sich darauf beruft, ihm habe für eine fristgerechte Zahlung kein entsprechender Geldbetrag zur Verfügung gestanden, kann die Exmatrikulation nicht mehr abwenden. Insbesondere kann er mit dieser Begründung keine Wiedereinsetzung in die Frist zur Erhebung eines Widerspruchs gegen den Exmatrikulationsbescheid erreichen, wie das Verwaltungsgericht Mainz entschieden hat (Urteil vom 12.07.2017, Az.: 3 K 1167/16.MZ). Mehr lesen
Mögliches Auto-Kartell: vzbv-Vorstand Müller erwartet Klagen
Der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) Klaus Müller rechnet wegen des möglichen Auto-Kartells mit einer Klagewelle. Er geht von Zehntausenden Verfahren aus, in denen Autokäufer Schadenersatz für überteuerte Fahrzeuge verlangen könnten. Wegen der im Raum stehenden Absprachen der Hersteller hätten viele Kunden einen "möglicherweise viel zu hohen Preis" für ihre Fahrzeuge gezahlt, sagte der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) der "Süddeutschen Zeitung" (Ausgabe vom 24.07.2017). Mehr lesen
Polens Präsident stoppt umstrittene Justizreform
Überraschende Wende im polnischen Justizstreit: Polens Präsident Andrzej Duda hat gegen die umstrittene Justizreform der nationalkonservativen Regierung sein Veto eingelegt. Das Gerichtswesen müsse dringend reformiert werden, dies dürfe aber nicht zu Ängsten vor einer oppressiven Regierung führen, sagte das Staatsoberhaupt am 24.07.2017 bei einer überraschend einberufenen Pressekonferenz in Warschau. "Die Änderungen müssen so erfolgen, dass Gesellschaft und Staat nicht gespalten werden", sagte er. Mehr lesen