Montag, 24.7.2017
LVerfG Brandenburg: Landesregierung durfte Abgeordnetem zunächst Einsicht in Unterlagen der Mindestlohnkommission verweigern
Brandenburgs Landesregierung durfte dem Landtagsabgeordneten Dierk Homeyer vor der Befassung des Kabinetts mit den Änderungen zum Brandenburgischen Vergabegesetz im Mai 2016 die Einsicht in Unterlagen zur sogenannten Mindestlohnkommission verweigern, ohne gegen die Landesverfassung zu verstoßen. Dies geht aus einem Urteil hervor, das das Verfassungsgericht des Landes Brandenburg am 21.07.2017 verkündet hat. Die Ablehnung eines nach der Behandlung im Kabinett gestellten neuen Antrags auf Einsicht in die Unterlagen verstieß nach Ansicht der Richter hingegen gegen Art. 56 Abs. 3 Satz 2 der Landesverfassung (Az.: VfGBbg 21/16).
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VG Berlin: Kein Visum für 56 Jahre jüngere Ehefrau von den Philippinen
Eine junge Philippinerin, die in ihrer Heimat einen 56 Jahre älteren Deutschen geheiratet hat, darf nicht als dessen Ehefrau in Deutschland leben. Das Berliner Verwaltungsgericht hat die Visumklage ihres 82-jährigen Mannes abgewiesen. Das Auswärtige Amt habe Zweifel daran gehabt, dass das Paar in Deutschland eine eheliche Lebensgemeinschaft führen wolle, erläuterte Kai-Christian Samel, Sprecher des Gerichts, am 21.06.2017. Der Pensionär hatte die Behörde durch die Klage verpflichten wollen, seiner 26-jährigen Frau das Visum zu erteilen (Az.: VG 16 K 483 17V). Mehr lesen
OLG Hamburg: Haftstrafe für ehemaligen PKK-Funktionär
Ein ehemaliger Kader der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK ist in Hamburg wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Hamburg sah es am 21.07.2017 als erwiesen an, dass der türkische Staatsangehörige unter dem Decknamen "Siyar" zwischen März 2013 und Ende August 2014 unter anderem die Gebiete Darmstadt, Berlin und München leitete, für die PKK Spenden sammelte und Propagandaveranstaltungen organisierte (Az.: 3 St 4/16). Mehr lesen
LG Düsseldorf: Hohe Haftstrafen im Rotlicht-Rethelstraßen-Strafverfahren
Der Gesellschafter und faktische Geschäftsführer des Düsseldorfer Rethelstraßen-Clubs ist vom Landgericht Düsseldorf zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von acht Jahren und einem Monat verurteilt worden. Das Urteil vom 21.07.2017 lautet auf schwere räuberische Erpressung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit gewerbs- und bandenmäßig begangenen Betruges und vorsätzlichen unerlaubten Besitzes einer Stahlrute (Az.: 10 KLs 5/13). Den Wirtschafter eines der Häuser hat das LG wegen gewerbs- und bandenmäßig begangenen Computerbetruges in vier Fällen sowie Untreue und Erpressung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt und ihn im Übrigen freigesprochen. Die Haftbefehle hinsichtlich beider Angeklagten hat das LG aufgehoben, weil es keine Flucht- oder Verdunkelungsgefahr mehr sieht. Mehr lesen
VG Münster: Vergabe von Kita-Plätzen in Münster beanstandet
Das Verwaltungsgericht Münster hat es der Stadt Münster im Wege der einstweiligen Anordnung aufgegeben, einem im Februar 2016 geborenen und im Innenstadtbereich Münsters wohnenden Kind einen Betreuungsplatz zur frühkindlichen Förderung mit dem Betreuungsumfang von 45 Stunden wöchentlich in einer Kindertageseinrichtung zur Verfügung zu stellen, die in nicht mehr als 15 Minuten von der elterlichen Wohnung erreichbar ist. Es reiche nicht, wenn den Eltern als Alternative die Betreuung bei einer Tagesmutter angeboten wird, da nicht nachgewiesen wurde, dass die Platzvergabe nach sachgerechten Kriterien erfolgt und die Kapazität erschöpft ist (Beschluss vom 20.07.2017, Az.: 6 L 1177/17, nicht rechtskräftig). Mehr lesen
VGH Kassel: Abbrucharbeiten an Feuerwehrgerätehaus können im Einzelfall Feuerwehrdienst sein

Der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel hat in einem Berufungsverfahren den Anspruch eines Arbeitgebers auf Ersatz von Lohnfortzahlungen gegen eine Gemeinde wegen der unfallbedingten Arbeitsunfähigkeit eines Arbeitnehmers bejaht, der als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr an Abrissarbeiten am Feuerwehrgerätehaus teilgenommen und sich dabei verletzt hatte. Der VGH erachtete die Abrissarbeiten als feuerwehrdienstlich veranlasst (Urteil vom 20.07.2017, Az.: 5 A 911/16, nicht rechtskräftig).

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Freitag, 21.7.2017
AG München: Schadenersatz nach dem AGG nur für "echte Bewerber"
Schadenersatz nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist nur zu gewähren, wenn es sich um einen echten Bewerber gehandelt hat. Dies ist zu verneinen, wenn sich jemand nicht ernsthaft um die Stelle bewirbt, sondern von vornherein nur die Zahlung einer Entschädigung anstrebt, wie das Amtsgericht München entschieden hat (Urteil vom 24.11.2016, Az.: 173 C 8860/16, rechtskräftig). Mehr lesen
KG verurteilt Salafisten aus Moscheeverein "Fussilet" als Terrorhelfer
Der ehemalige Vorsitzende des mittlerweile verbotenen Berliner Moscheevereins "Fussilet 33", in dem auch Anis Amri verkehrte, ist zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Staatsschutzsenat des Kammergericht sprach den 43 Jahre alten Angeklagten am 20.07.2017 der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland schuldig. Ein 45-jähriger Angeklagter wurde ebenfalls zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, er war den Angaben zufolge Kassenwart im Verein. Den Moscheeverein besuchte auch Amri, der islamistische Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt. Mehr lesen
LG Offenburg: Joachim Löw siegt im Streit um Gegendarstellung
Fußball-Bundestrainer Joachim Löw (57) hat im juristischen Streit um einen Medienbericht einen Erfolg erzielt. Das Landgericht im badischen Offenburg entschied am 21.07.2017 zugunsten Löws und verurteilte den Burda-Verlag zum Abdruck einer Gegendarstellung, wie ein Justizsprecher sagte (Az.: 3 0 143/17). Die bei Burda erscheinende Illustrierte "Freizeit Revue" hatte nach Angaben des Gerichts in einer Titelgeschichte Anfang Mai 2017 mit der Schlagzeile "Neues Glück! ...Alles über ihre Beziehung" über Löw und die Schauspielerin Dennenesch Zoudé berichtet. Löw bestreitet eine Beziehung zu Zoudé. Mehr lesen
OLG Hamm: Kein Schmerzensgeld für Ehefrau wegen Impotenz ihres Mannes

Einer Ehefrau steht aufgrund einer fehlerhaften ärztlichen Behandlung ihres Ehemanns, durch die dieser impotent geworden sein soll, kein Schmerzensgeld zu. Unter Hinweis auf diese Rechtslage hat das Oberlandesgericht Hamm dem Schmerzensgeldbegehren einer Klägerin keine Erfolgsaussichten beigemessen. Die Klägerin habe auf einen entsprechenden Hinweisbeschluss vom 07.06.2017 (Az.: 3 U 42/17) ihre Berufung gegen das erstinstanzliche, klageabweisende Urteil des Landgerichts Hagen zurückgenommen, teilt das OLG Hamm mit.

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BGH: Zulässigkeit eines «Zuschlags Schönheitsreparaturen» neben der Grundmiete

BGB §§ 535, 306a, 307

1. Ist im Mietvertrag neben Grundmiete und Betriebskostenvorauszahlung ein monatlicher "Zuschlag Schönheitsreparaturen“ vereinbart, ist dieser als Preis(haupt)abrede einzuordnen, da er ungeachtet des gesonderten Ausweises neben der Grundmiete ein Entgelt für die Hauptleistungspflicht des Vermieters darstellt. Als Preisabrede unterliegt sie nach § 307 III 1 BGB nicht der Kontrolle auf ihre inhaltliche Angemessenheit.

2. Die Ausweisung eines „Zuschlags Schönheitsreparaturen“ beinhaltet kein Umgehungsgeschäft nach § 306a BGB. Es hat für das Mietverhältnis rechtlich keine Bedeutung und stellt beide Mietvertragsparteien nicht anders, als wenn sogleich eine um diesen Zuschlag höhere Grundmiete ausgewiesen wäre. Im Hinblick auf spätere Mieterhöhungen gehört der Zuschlag zur Ausgangsmiete, die mit der ortsüblichen Vergleichsmiete zu vergleichen ist.

BGH, Beschluss vom 30.05.2017 - VIII ZR 31/17 (LG Rostock), BeckRS 2017, 115702

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BayVerfGH: Klassikliebhaber müssen geplante ausschließlich digitale Verbreitung des Hörfunkprogramms BR-Klassik hinnehmen
Klassikliebhaber sind vor dem Verfassungsgerichtshof Bayern mit ihrer Klage gegen den geplanten Austausch von BR-Klassik gegen das Programm PULS auf der UKW-Frequenz gescheitert. Der Bayerische Verfassungsgerichtshof entschied, dass Art. 2 Abs. 4 des Bayerischen Rundfunkgesetzes (BayRG), der den Austausch eines in digitaler Technik verbreiteten Hörfunkprogramms gegen ein in analoger Technik verbreitetes Hörfunkprogramm unter bestimmten Voraussetzungen zulässt, mit der Bayerischen Verfassung vereinbar sei. Ein unauflösbarer Widerspruch zwischen Art. 2 Abs. 4 BayRG und dem Rundfunkstaatsvertrag sei nicht ersichtlich. Der Bayerische Rundfunk (BR) erfülle seinen Grundversorgungsauftrag durch sämtliche von ihm verbreiteten zehn Hörfunkprogramme, unabhängig davon, ob ein Hörfunkprogramm terrestrisch analog oder digital verbreitet wird, heißt es in der Entscheidung vom 17.07.2017 weiter. Auch sei der geplante Austausch von BR-Klassik gegen das Programm PULS auf der UKW-Frequenz im Popularklageverfahren kein zulässiger Prüfungsgegenstand (Az.: Vf. 9-VII-15). Mehr lesen
BVerwG: Kommunale Feuerwehrbeamte im Land Brandenburg haben Anspruch auf Freizeitausgleich für unionsrechtswidrige Zuvielarbeit

Feuerwehrbeamte, die sich freiwillig bereit erklärt haben, über die unionsrechtlich zulässige Höchstarbeitszeit von 48 Stunden in der Woche hinaus Dienst zu leisten, können hierfür von ihren Dienstherrn Freizeitausgleich verlangen. Kann der Dienstherr den primär auf Freizeitausgleich gerichteten Ausgleichsanspruch der Beamten nicht binnen Jahresfrist erfüllen, so besteht ab dem Folgemonat der Geltendmachung dieses Anspruchs ein Entschädigungsanspruch in Geld. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteilen vom 20.07.2017 im Fall klagender Feuerbeamte in den Städten Potsdam, Oranienburg und Cottbus entschieden (Az.: 2 C 31.16, 2 C 32.16, 2 C 33.16, 2 C 34.16, 2 C 35.16, 2 C 36.16, 2 C 37.16, 2 C 38.16, 2 C 39.16, 2 C 40.16, 2 C 41.16, 2 C 42.16, 2 C 43.16 und 2 C 44.16).

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BSG: Fehlende Beitragsentlastung für Eltern in gesetzlicher Rentenversicherung nicht verfassungswidrig
Es verstößt nicht gegen die Verfassung, wenn von Eltern wegen ihrer Betreuungs- und Erziehungsleistungen keine niedrigeren Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung gefordert werden. Dies hat am 20.07.2017 das Bundessozialgericht entschieden (Az.: B 12 KR 13/15 R und B 12 KR 14/15 R). Es bleibt damit bei seiner schon früher geäußerten Rechtsauffassung. Mehr lesen
Steinmeier unterzeichnet Gesetz zur Ehe für alle
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat das Gesetz zur Ehe für alle unterzeichnet. Das teilte eine Sprecherin des Präsidenten am 21.07.2017 in Berlin mit. Mehr lesen
"Mafia Capitale"-Prozess in Rom: "Einäugiger" muss ins Gefängnis

In einem spektakulären Korruptionsprozess in Rom sind die berüchtigten Hauptangeklagten zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Im sogenannten Mafia-Capitale-Prozess bekam der frühere Rechtsterrorist Massimo Carminati – genannt der "Einäugige" – eine 20 Jahr lange Gefängnisstrafe. Ihm wurde vorgeworfen, der Kopf einer kriminellen Bande gewesen zu sein, die die Politik und Geschäftswelt in Italiens Hauptstadt jahrelang unterwandert und korrumpiert hatte.

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FG Hamburg bejaht Zulässigkeit einer in Polnisch abgefassten Klage
Der 4. Senat des Finanzgerichts Hamburg hat eine in polnischer Sprache verfasste Klageschrift als rechtswirksam und damit auch fristwahrend angesehen, wie aus einem Gerichtsbescheid vom 15.03.2014 (Az.: 4 K 18/17, BeckRS 2017, 94755) hervorgeht. Er weicht damit von der ganz herrschenden Meinung in Judikatur und Literatur ab, die nicht in deutscher, sondern in einer fremden Sprache abgefasste Klageschriften für nicht rechtserheblich und damit auch nicht fristwahrend hält (vgl. VG München, BeckRS 2012, 52148; OLG Bamberg, BeckRS 2013, 10516; LSG Baden-Württemberg, BeckRS 2001, 17114). Mehr lesen
VG Mainz: Frühzeitiges Vorgehen gegen erhöhten Verkehrslärm durch neue Straße erforderlich

Ein Abwehranspruch gegen eine veränderte Verkehrslärmbelastung durch neuen Straßenpflasterbelag vor dem eigenen Grundstück muss – zur Vermeidung der Verjährung des Rechts – innerhalb von drei Jahren gegenüber der zuständigen Straßenbaubehörde geltend gemacht werden. Dies hat das Verwaltungsgericht Mainz mit Urteil vom 12.07.2017 entschieden (Az.: 3 K 1243/16.MZ, BeckRS 2017, 117483).

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Bayern verschärft Gesetz gegen terroristische Gefährder
Terroristische Gefährder können in Bayern von August 2017 an länger eingesperrt werden. Der Landtag in München stimmte am 19.07.2017 für das Polizeiaufgabengesetz, das die Erhöhung der Präventivhaft von 14 Tagen auf bis zu drei Monate vorsieht. Mehr lesen
EGMR: Islamist scheitert mit Klage gegen Verurteilung wegen Hass-Aufrufes
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat die Beschwerde eines belgischen Islamisten gegen seine Verurteilung wegen Anstachelung zu Hass und Gewalt abgewiesen (Entscheidung vom 27.06.2017, Az.: 34367/14). Das teilte der Gerichtshof am 20.07.2017 mit. Mehr lesen