Mittwoch, 22.2.2017
Kabinett beschließt schärfere Regeln für Abschiebungen
Die Bundesregierung hat Maßnahmen für eine konsequentere Abschiebepraxis auf den Weg gebracht. Das Kabinett beschloss am 22.02.2017 in Berlin einen Gesetzentwurf, wonach die Abschiebehaft für sogenannte Gefährder ausgeweitet werden soll. Wer falsche Angaben über seine Identität oder Staatsangehörigkeit macht, muss mit härteren Sanktionen rechnen. Die Höchstdauer des Ausreisegewahrsams soll von vier auf zehn Tage verlängert werden. Damit will Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die vor zwei Wochen gefassten Beschlüsse von Bund und Ländern umsetzen. Mehr lesen
BAG: Zusage einer Witwenrente nur für "jetzige" Ehefrau ist diskriminierend
Eine in Allgemeinen Geschäftsbedingungen enthaltene Klausel, mit der nur der "jetzigen" Ehefrau des Arbeitnehmers eine Hinterbliebenenversorgung zugesagt ist, benachteiligt den Arbeitnehmer unangemessen. Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 21.02.2017 ist eine solche Einschränkung der Zusage nach § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB unwirksam. Bei Versorgungszusagen, die vor dem 01.01.2002 erteilt wurden, führe dies allerdings dazu, dass lediglich dann, wenn die Ehe bereits während des Arbeitsverhältnisses bestand, Rechte geltend gemacht werden können, betont das Gericht (Az.: 3 AZR 297/15). Mehr lesen
BFH ändert Rechtsprechung: Höchstbetragsgrenze bei gemeinsam genutztem häuslichen Arbeitszimmer personenbezogen anzuwenden
Nutzen mehrere Steuerpflichtige ein häusliches Arbeitszimmer gemeinsam, ist die Höchstbetragsgrenze von 1.250 Euro personenbezogen anzuwenden, sodass jeder von ihnen seine Aufwendungen hierfür bis zu dieser Obergrenze einkünftemindernd geltend machen kann. Dies hat der Bundesfinanzhof mit zwei Urteilen vom 15.12.2016 entschieden und damit seine Rechtsprechung zu § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b Satz 2 EStG zugunsten der Steuerpflichtigen geändert (Az.: VI R 53/12 und VI R 86/13). Mehr lesen
BFH: Keine steuerliche Begünstigung für von Trägervereinen betriebene Freibäder
Betreibt eine städtische Gesellschaft ein verlustbringendes Freibad nicht selbst, sondern verpachtet sie es an einen Trägerverein, liegen die Voraussetzungen für die steuerliche Begünstigung dauerdefizitärer Tätigkeiten der öffentlichen Hand nicht vor. Verpachtungstätigkeiten seien nicht begünstigt, hat der Bundesfinanzhof entschieden (Urteil vom 09.11.2016, Az.: I R 56/16). Mehr lesen
BFH bejaht Vertrauensschutz bei einvernehmlicher Streitbeilegung vor dem FG
Ein Finanzamt verstößt gegen den Grundsatz von Treu und Glauben, wenn es zunächst aufgrund einer einvernehmlichen Beendigung eines Finanzrechtsstreits den angefochtenen Steuerbescheid aufhebt, im Anschluss daran aber einen inhaltsgleichen Verwaltungsakt erlässt. Hierin liege ein Verstoß gegen das Verbot widersprüchlichen Verhaltens ("venire contra factum proprium"), so der Bundesfinanzhof. Mit dem Urteil vom 06.07.2016 hat der BFH seine Rechtsprechung zum Vertrauensschutz der Steuerpflichtigen auf Fälle der Vereinbarung einer einvernehmlichen Streitbeilegung vor dem FG ausgeweitet (Az.: X R 57/13). Mehr lesen
LG Landshut: Keine Mittelgebühr für den Durchschnittsfall aus dem Bereich der Verkehrsordnungswidrigkeiten

RVG § 14 I 1

Eine durchschnittliche Verkehrsordnungswidrigkeit ist nicht gleichzusetzen mit einem allgemeinen Durchschnittsfall in der Gesamtbetrachtung aller Ordnungswidrigkeitenbereiche. Auf diesen Durchschnittsfall ist die Mittelgebühr zugeschnitten und nicht auf einen Durchschnittsfall aus dem Bereich der Verkehrsordnungswidrigkeiten. (Leitsatz der Schriftleitung)

LG Landshut, Beschluss vom 19.01.2017 - 3 QS 14/17, BeckRS 2017, 100824

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OVG Münster: Frauenförderung in nordrhein-westfälischem Landesbeamtengesetz ist verfassungswidrig

Die seit dem 01.07.2016 im nordrhein-westfälischen Landesbeamtengesetz (LBG) enthaltene Vorschrift zur Frauenförderung ist nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Insbesondere können Beförderungsentscheidungen nicht auf die Neufassung des § 19 Abs. 6 LBG gestützt werden, weil diese den verfassungsrechtlichen Grundsatz der Bestenauslese verletzt. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in Münster am 21.02.2017 in sechs Musterverfahren entschieden (Az.: 6 B 1109/16, 6 B 1110/16, 6 B 1378/16, 6 B 1102/16, 6 B 1152/16 und 6 B 1131/16).

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VG Berlin: Land darf Höherstufung eines Beamten nicht unter Verweis auf schlechte Haushaltslage verwehren

Die gesetzlich vorgesehene Möglichkeit, Beamte bei herausragenden Leistungen höher zu stufen, darf nicht generell wegen mangelnder finanzieller Möglichkeiten des Landes abgelehnt werden. Dies hat das Verwaltungsgericht Berlin entschieden (Urteil vom 26.01.2017, Az.: VG 36 K 443.15).

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VG Hannover klärt Streitfall mit kuriosem Stoßzahn-Test

Bei einer Wohnungsdurchsuchung waren Polizisten zufällig auf einen Stoßzahn gestoßen, den die Region Hannover unter Verweis auf den Artenschutz beschlagnahmen ließ. Der Wohnungsinhaber wollte den Zahn zurück, die Region aber weigerte sich. Mit einem kuriosen Stoßzahn-Test konnte das Verwaltungsgericht Hannover am 21.02.2017 den Fall lösen.

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LG Duisburg: Bewährungsstrafe für Aussteiger aus dem Rocker-Club "Satudarah"

Ein Aussteiger aus dem Rocker-Club "Satudarah" ist am 20.02.2017 wegen Drogen- und Waffengeschäften vom Duisburger Landgericht zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Dabei gewährten die Richter dem 47-Jährigen als Kronzeugen einen erheblichen Strafnachlass.

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Dienstag, 21.2.2017
BAG: DRK-Schwester verlieren Sonderstellung bezüglich Arbeitnehmerüberlassung
Wird eine DRK-Schwester, die als Mitglied einer DRK-Schwesternschaft angehört, von dieser in einem vom Dritten betriebenen Krankenhaus eingesetzt, um dort nach dessen Weisung gegen Entgelt tätig zu sein, handelt es sich um Arbeitnehmerüberlassung. Der Betriebsrat des Krankenhauses kann dieser Einstellung die erforderliche Zustimmung verweigern, wenn der Einsatz gegen das Verbot der nicht vorübergehenden Arbeitnehmerüberlassung nach § 1 Abs. 1 Satz 2 AÜG verstößt. Dies hat das Bundesarbeitsgericht mit Beschluss vom 21.02.2017 entschieden (Az.: 1 ABR 62/12). Mehr lesen
BGH bejaht Kündigungsrecht einer Bausparkasse zehn Jahre nach Zuteilungsreife
Bausparkassen dürfen Bausparverträge im Regelfall zehn Jahre nach Zuteilungsreife kündigen. Dies gilt, wie der Bundesgerichtshof in zwei im wesentlichen Punkt parallel gelagerten Revisionsverfahren entschieden hat, auch dann, wenn die Verträge noch nicht voll bespart sind. Das Kündigungsrecht der Bausparkasse ergebe sich in den beiden entschiedenen Verfahren aus § 489 Abs. 1 Nr. 3 BGB in der bis zum 10.06.2010 geltenden Fassung (jetzt: § 489 Abs. 1 Nr. 2 BGB) (Urteile vom 21.02.2017, Az.: XI ZR 185/16 und XI ZR 272/16). Mehr lesen
AGH Nordrhein-Westfalen: Bei Versicherung als Gruppenleiter angestellter Jurist kann als Syndikusrechtsanwalt zuzulassen sein
Ein als Gruppenleiter bei einer Versicherung angestellter Jurist kann als Syndikusrechtsanwalt zuzulassen sein. Die von der Deutschen Rentenversicherung gegen den Zulassungsbescheid der Rechtsanwaltskammer erhobene Anfechtungsklage ist dann unbegründet. Das hat der Anwaltsgerichtshof des Landes Nordrhein-Westfalen mit mittlerweile rechtskräftigem Urteil vom 28.10.2016 entschieden (Az.: 1 AGH 33/16,

BeckRS 2016, 110153).

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Fahrverbote in Stuttgart für viele Diesel ab 2018
Zur Verbesserung der stark mit Schadstoffen belasteten Luft in Stuttgart gibt es in der Stadt ab 2018 Fahrverbote für viele Dieselfahrzeuge. Bei Feinstaubalarm werden ab 2018 besonders belastete Straßen für viele Diesel gesperrt, die nicht die Abgasnorm Euro 6 erfüllen. Dies hat am 21.02.2017 die grün-schwarze Landesregierung beschlossen. Mehr lesen
Eineinhalb Jahre Haft für israelischen Soldaten wegen Tötung eines Palästinensers
Ein israelischer Soldat muss wegen Totschlags eines verletzten palästinensischen Attentäters für eineinhalb Jahre ins Gefängnis. Dies entschied am 21.02.2017 ein Militärgericht in Tel Aviv. Der 21-jährige Elor Asaria war im Januar 2017 schuldig gesprochen worden. Mehr lesen
Strafrechtsexperte: Zugriff auf Flüchtlingshandys problematisch
Die Pläne der Bundesregierung, Daten der Handys von Asylbewerbern zur Klärung der Identität auslesen zu lassen, verstoßen nach Einschätzung eines Strafrechtsexperten gegen das Grundgesetz. "Ein so massiver Eingriff zur Identitätsüberprüfung ist absolut unverhältnismäßig", sagte der Kölner Rechtsanwalt Nikolaos Gazeas "Zeit Online". Mehr lesen
EU-Kommission wehrt sich gegen Kritik aus Polen
Die EU-Kommission wehrt sich im Streit über Gefahren für die Demokratie in Polen gegen Kritik aus dem EU-Land. "Die Kommission ist politisch farbenblind, wenn es um Rechtsstaatlichkeit geht", erklärte eine Sprecherin am 21.02.2017 in Brüssel. "Die Sorgen der Kommission werden von vielen Akteuren geteilt." Sie bezog sich damit auf ein Schreiben Polens vom 20.02.2017. Darin hatte die nationalkonservative Regierung Gefahren für den Rechtsstaat in Polen bestritten und scharfe Kritik an EU-Kommissar Frans Timmermans geübt, der erst am Wochenende Vorwürfe gegen Warschau erneuert hatte. Mehr lesen
Deutscher Raser in der Schweiz zu Gefängnisstrafe verurteilt
Mit Tempo 200 war ein deutscher Raser in der Schweiz unterwegs. Im Gotthard-Straßentunnel gefährdete er den Verkehr nach Polizeiangaben bei mindestens zehn Überholmanövern. Die Beamten stoppten ihn erst mit einer Straßensperre vor dem Ceneri-Tunnel, wie ein Gericht in Lugano am 20.01.2017 festhielt. Dieses hat den 40-jährigen in Abwesenheit zu 30 Monaten Haft verurteilt, 18 davon auf Bewährung, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Mehr lesen
LG Aachen: Domaininhaberin haftet für irreführende Werbung auf slimsticks-abo-Website

Im Rechtsstreit um irreführende Werbung auf der Webseite slimsticks-abo.de hat das Landgericht Aachen die Payplus GmbH als Domaininhaberin zur Unterlassung verurteilt. Dies berichtet die Verbraucherzentrale Brandenburg am 21.02.2017. Das LG sah das Unternehmen in der Verantwortung, weil es trotz Kenntnis von der unlauteren Werbepraxis nichts unternommen hatte, um die Rechtsverletzung zu unterbinden.

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BGH: Feststellungsklage zu wirksamem Widerruf eines Verbraucherdarlehensvertrags grundsätzlich unzulässig
Eine Klage, mit der die Feststellung begehrt wird, dass ein Verbraucherdarlehensvertrag aufgrund des Widerrufs der auf seinen Abschluss gerichteten Willenserklärung des Verbrauchers rückabzuwickeln ist, ist grundsätzlich wegen des Vorrangs der Leistungsklage nicht zulässig. Dies geht aus einem Versäumnisurteil des Bundesgerichtshofes vom 21.02.2017 hervor (Az.: XI ZR 467/15). Mehr lesen