Freitag, 10.7.2020
Uni­ons­recht­li­ches Miss­brauchs­ver­bot gilt nicht für Fremd­wäh­rungs­klau­sel in Dar­le­hens­ver­trä­gen

Eine Ver­trags­klau­sel, die nicht aus­ge­han­delt wurde, son­dern auf einer Re­ge­lung be­ruht, die nach na­tio­na­lem Recht zwi­schen den Par­tei­en gilt, wenn in­so­weit nichts an­de­res ver­ein­bart wurde, fällt nicht unter das Uni­ons­recht zu miss­bräuch­li­chen Klau­seln in Ver­brau­cher­ver­trä­gen. Es sei davon aus­zu­ge­hen, dass na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber eine aus­ge­wo­ge­ne Re­ge­lung aller Rech­te und Pflich­ten der Par­tei­en be­stimm­ter Ver­trä­ge ge­trof­fen haben, ur­teil­te der Ge­richts­hof der Eu­ro­päi­schen Union.

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Kel­ti­scher Mas­ken­arm­ring zu Recht als na­tio­nal wert­vol­les Kul­tur­gut ein­ge­stuft

Ein zeit­wei­se im Rhei­ni­schen Lan­des­mu­se­um in Trier ver­wahr­ter kel­ti­scher Mas­ken­arm­ring, der sich in­zwi­schen in Pri­vat­be­sitz be­fin­det, wurde vom Land Rhein­land-Pfalz zu Recht als na­tio­nal wert­vol­les Kul­tur­gut ein­ge­stuft. Das ex­zep­tio­nel­le Ein­zel­stück ge­hö­re zum "deut­schen Kul­tur­be­sitz" und würde bei Ab­wan­de­rung aus dem Gel­tungs­be­reich des Ge­set­zes zu einem "we­sent­li­chen Ver­lust" füh­ren, ent­schied das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Rhein­land-Pfalz in Ko­blenz.

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BVer­wG be­stä­tigt Ver­bot von Ge­schenk­zu­ga­ben bei Re­zeptein­lö­sung in der Apo­the­ke

In­län­di­sche Apo­the­ken dür­fen ihren Kun­den beim Er­werb ver­schrei­bungs­pflich­ti­ger Arz­nei­mit­tel keine Vor­tei­le in Form von Sach­leis­tun­gen ver­spre­chen und ge­wäh­ren. Die arz­nei­mit­tel­recht­li­chen Re­ge­lun­gen über die Preis­bin­dung dien­ten ver­nünf­ti­gen Zwe­cken des Ge­mein­wohls und seien nicht un­ver­hält­nis­mä­ßig, ent­schied das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt. Die Preis­bin­dung sei auch nicht wegen ihrer Nicht­gel­tung für aus­län­di­sche EU-Ver­san­d­apo­the­ken un­ver­hält­nis­mä­ßig.

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Streit um Jus­tiz­be­fra­gung im Rechts­aus­schuss zur Auf­klä­rung im Fall Jal­loh

Im Streit um die Auf­klä­rung des Todes von Oury Jal­loh in einer Ge­fäng­nis­zel­le in Sach­sen-An­halt vor 15 Jah­ren haben Rich­ter und Staats­an­wäl­te die ge­plan­te Be­fra­gung von Jus­tiz­be­am­ten kri­ti­siert. Der Bund der Rich­ter und Staats­an­wäl­te in Sach­sen An­halt nann­te das Ver­fah­ren einen “ekla­tan­ten Ein­griff in die grund­ge­setz­lich ge­schütz­te rich­ter­li­che Un­ab­hän­gig­keit“. Zuvor hat­ten sie­ben in den Fall in­vol­vier­te Rich­ter und Staats­an­wäl­te eine Be­fra­gung im Rechts­aus­schuss des Land­ta­ges ver­wei­gert.

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Ehe­ma­li­ge Ta­ge­bau­flä­che darf nicht in Ei­gen­re­gie sa­niert wer­den

Der Ei­gen­tü­mer einer ehe­ma­li­gen Ta­ge­bau­flä­che darf das Ge­län­de nicht ei­gen­mäch­tig und ohne berg­recht­li­che Ge­neh­mi­gung mit Klär­schlamm auf­fül­len be­zie­hungs­wei­se sa­nie­ren, um es wie­der nutz­bar zu ma­chen (hier: Braun­koh­le­ta­ge­bau Erika/Lau­busch). Dies ent­schied das Ver­wal­tungs­ge­richt Dres­den in einem Eil­ver­fah­ren mit Be­schluss vom 08.07.2020. Mit der Ver­fül­lung der Flä­chen könn­ten er­heb­li­che Ge­fah­ren ver­bun­den sein. 

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Ge­richt ver­bie­tet ir­re­füh­ren­den Hipp-Wer­be­slo­gan für Kin­der­milch

Das Land­ge­richt Mün­chen I hat auf die Klage des Ver­brau­cher­zen­tra­le Bun­des­ver­ban­des eine Wer­bung des Her­stel­lers für Ba­by­nah­rung Hipp un­ter­sagt. Im Zen­trum der Kri­tik ste­hen un­be­leg­te und pau­scha­le Aus­sa­gen in einer Wer­bung für Kin­der­milch zum Vit­amin­be­darf von Klein­kin­dern. Diese seien als ir­re­füh­rend ein­zu­stu­fen, er­klär­te eine Ge­richts­spre­che­rin zu dem Ur­teil vom 05.06.2020.

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Donnerstag, 9.7.2020
Tür­kei: Men­schen­recht­ler kri­ti­sie­ren Pläne zur Neu­or­ga­ni­sa­ti­on der An­walts­kam­mern

Die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on Human Rights Watch und die In­ter­na­tio­na­le Ju­ris­ten­kom­mis­si­on haben eine um­strit­te­ne Ge­set­zes­än­de­rung in der Tür­kei zur Neu­or­ga­ni­sa­ti­on von An­walts­kam­mern scharf kri­ti­siert. Das Vor­ha­ben der Re­gie­rung diene einem "po­li­ti­schen Zweck", hieß es am 08.07.2020 in einer ge­mein­sa­men Er­klä­rung. Damit wolle man die Kam­mern po­li­tisch spal­ten. Zudem solle die Un­ab­hän­gig­keit und Un­par­tei­lich­keit des Jus­tiz­sys­tems un­ter­gra­ben wer­den.

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On­line-Platt­for­men müs­sen bei il­le­ga­lem Upload nur Post­an­schrift des Nut­zers her­aus­ge­ben

On­line-Platt­for­men wie You­Tube müs­sen von Nut­zern, die il­le­gal Filme hoch­ge­la­den haben, nur die Post­an­schrift her­aus­ge­ben, nicht aber deren E-Mail-Adres­se, IP-Adres­se oder Te­le­fon­num­mer. Dies hat der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof mit Ur­teil vom 09.07.2020 in Aus­le­gung der En­force­ment-Richt­li­ne 2004/48/EG ent­schie­den.

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Ham­bur­ger Un­ter­neh­mer Alex­an­der Falk zu vier­ein­halb Jah­ren Haft ver­ur­teilt

Vier Jahre und sechs Mo­na­te wegen An­stif­tung zur ge­fähr­li­chen Kör­per­ver­let­zung – so lau­tet das Ur­teil des Land­ge­richts Frank­furt am Main im Fall Alex­an­der Falk. Der Ham­bur­ger Un­ter­neh­mer soll einen Mit­tels­mann ent­gelt­lich damit be­auf­tragt haben, einen Frank­fur­ter Rechts­an­walt er­heb­lich zu ver­let­zen. Der Rich­ter wer­te­te die Tat auch als An­griff auf den Rechts­staat. Der gegen Falk be­stehen­de Haft­be­fehl wurde auf­ge­ho­ben.

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Ab­gas­skan­dal: Fahr­zeug­käu­fer in an­de­ren EU-Staa­ten kön­nen VW dort ver­kla­gen

Vom VW-Ab­gas­skan­dal be­trof­fe­ne Fahr­zeug­käu­fer kön­nen Volks­wa­gen in dem EU-Staat auf Scha­dens­er­satz aus De­likt ver­kla­gen, in dem sie das Fahr­zeug er­wor­ben haben. Dies hat der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof mit Ur­teil vom 09.07.2020 im Fall ös­ter­rei­chi­scher Ge­schä­dig­ter ent­schie­den.

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Ver­an­stal­ter des Lol­la­pa­loo­za-Fes­ti­vals 2019 muss­te Er­satz­un­ter­künf­te für An­woh­ner be­reit­stel­len

Der Ver­an­stal­ter des Lol­la­pa­loo­za-Fes­ti­vals 2019 ist nach einem Ur­teil des Ver­wal­tungs­ge­richts Ber­lin zu Recht ver­pflich­tet wor­den, den vom Lärm be­son­ders be­trof­fe­nen Nach­barn eine an­ge­mes­se­ne Er­satz-Un­ter­brin­gung für die Dauer der Ver­an­stal­tung zur Ver­fü­gung zu stel­len. Die her­aus­ra­gen­de Be­deu­tung des Fes­ti­vals für die Stadt Ber­lin lasse die an­ge­sichts der Stär­ke und Dauer der Lärm­be­las­tung be­stehen­de Schutz­be­dürf­tig­keit der Nach­bar­schaft nicht ent­fal­len.

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Min­dest­al­ter im "Adults Only-Hotel" ver­stö­ßt nicht gegen AGG

Ho­tels dür­fen ein Min­dest­al­ter von 16 Jah­ren für ihre Gäste fest­le­gen. Das hat der VIII. Zi­vil­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs zu­guns­ten der un­ter­neh­me­ri­schen Frei­heit des Ho­tels mit Ur­teil vom 27.05.2020 ent­schie­den. Da­nach kön­nen Be­rei­che, in denen Er­wach­se­ne unter sich sind, sach­lich ge­recht­fer­tigt sein. Das Ur­teil ist für die amt­li­che Samm­lung vor­ge­se­hen.

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Ju­ris­ti­sche Per­so­nen des öf­fent­li­chen Rechts kön­nen für Um­welt­schä­den haft­bar sein

Ju­ris­ti­sche Per­so­nen des öf­fent­li­chen Rechts kön­nen für Um­welt­schä­den haft­bar sein, die durch Tä­tig­kei­ten ver­ur­sacht wer­den, die auf­grund ge­setz­li­cher Auf­ga­ben­über­tra­gung im öf­fent­li­chen In­ter­es­se aus­ge­übt wer­den, wie etwa der Be­trieb eines Schöpf­werks zur Ent­wäs­se­rung land­wirt­schaft­li­cher Flä­chen. Dies ver­deut­licht ein ak­tu­el­les Ur­teil des Eu­ro­päi­schen Ge­richts­hof, das sich auf die deut­sche Halb­in­sel Ei­der­stedt be­zieht.

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Kein sche­ma­ti­sches Ver­ges­sen­wer­den

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat mit Be­schluss vom 23.06.2020 die Recht­spre­chung zur "Chan­ce auf Ver­ges­sen­wer­den" ein­ge­grenzt. Im Fall eines in der Öf­fent­lich­keit prä­sen­ten Un­ter­neh­mers ent­schied das Ge­richt: Der reine Zeit­ab­lauf be­wirkt nicht, dass nur noch über die po­si­ti­ven Sei­ten sei­nes Le­bens be­rich­tet wer­den kann.

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Pe­ti­ti­ons­aus­schüs­se bei deut­schen Land­ta­gen un­ter­lie­gen DS-GVO

Der Pe­ti­ti­ons­aus­schuss des Bun­des­lan­des Hes­sen un­ter­liegt der DS-GVO. Per­so­nen, die bei ihm eine Pe­ti­ti­on ein­ge­reicht haben, ver­füg­ten somit grund­sätz­lich über ein Aus­kunfts­recht in Bezug auf die sie be­tref­fen­den per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten, so der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof. Gleich­zei­tig er­teilt er in der da­ten­schutz­recht­li­chen Vor­la­ge ge­äu­ßer­ten Zwei­feln des Ver­wal­tungs­ge­richts Wies­ba­den an der ei­ge­nen Un­ab­hän­gig­keit und damit an sei­ner Vor­la­ge­be­rech­ti­gung eine Ab­sa­ge.

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Kein Ver­trags­schluss über Kauf eines BMW für einen Euro bei eBay

Han­delt es sich bei einem So­fort­kauf-An­ge­bot auf eBay er­sicht­lich um ein Ver­se­hen, weil tat­säch­lich eine Ver­stei­ge­rung mit ent­spre­chen­dem Start­preis ge­wollt war, so kommt bei An­nah­me des An­ge­bots durch einen In­ter­es­sen­ten kein wirk­sa­mer Kauf­ver­trag zu­stan­de. Hier­auf weist das Ober­lan­des­ge­richt Frank­furt am Main in einem Fall hin, bei dem ein deut­lich wer­ti­ge­rer BMW bei eBay für einen Euro zum So­fort­kauf ein­ge­stellt war. 

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Kin­der­geld für be­hin­der­tes Kind auch nach Voll­endung des 27. Le­bens­jah­res

Voll­jäh­ri­ge be­hin­der­te Kin­der kön­nen einen Kin­der­geld­an­spruch über die Voll­endung des 27. Le­bens­jahrs hin­aus haben, wenn die Be­hin­de­rung be­reits vor Er­rei­chen der Al­ters­gren­ze vor­ge­le­gen hat. Ein Gen­de­fekt stel­le nur dann eine sol­che Be­hin­de­rung dar, wenn das Kind da­durch vor Er­rei­chen der Al­ters­gren­ze schon an Funk­ti­ons- und Teil­ha­be­be­ein­träch­ti­gun­gen ge­lit­ten habe, so der Bun­des­fi­nanz­hof in sei­nem Ur­teil vom 27.11.2019.

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Ok­to­ber­fest­at­ten­tat: Bom­ben­le­ger woll­te fa­schis­ti­sche Dik­ta­tur

Fast 40 Jahre nach dem Ok­to­ber­fest­at­ten­tat be­le­gen neue Er­mitt­lun­gen ein­deu­tig: Die Tat mit 13 Toten und mehr als 200 Ver­letz­ten war rechts­ex­tre­mis­tisch mo­ti­viert. Der Bom­ben­le­ger Gun­dolf Köh­ler woll­te die da­ma­li­ge Bun­des­tags­wahl be­ein­flus­sen - und wünsch­te sich einen Füh­rer­staat nach dem Vor­bild des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus. Das er­ga­ben Me­di­en­be­rich­ten zu­fol­ge neue Un­ter­su­chun­gen, die gut fünf­ein­halb Jahre an­dau­er­ten.

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Deutsch­land hat nun eine Gleich­stel­lungs­stra­te­gie - Was be­deu­tet das?

Die Chan­cen­gleich­heit von Män­nern und Frau­en soll künf­tig Auf­ga­be der gan­zen Bun­des­re­gie­rung sein - und nicht mehr nur Sache der Frau­en­mi­nis­te­rin. Dazu be­kennt sich das Ka­bi­nett in der ers­ten na­tio­na­len Gleich­stel­lungs­stra­te­gie, die am 08.07.2020 in Ber­lin ver­ab­schie­det wurde. Ge­set­ze und För­der­pro­gram­me sol­len das Thema stär­ker als bis­her be­rück­sich­ti­gen. Fa­mi­li­en­mi­nis­te­rin Fran­zis­ka Gif­fey (SPD) sprach von einem Mei­len­stein.

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Be­sei­ti­gung von ab­ge­la­ger­tem Klär­schlamm un­ter­fällt dem Ab­fall­recht

Im Rah­men einer frü­he­ren Ent­wäs­se­rungs­pra­xis ab­ge­la­ger­ter Klär­schlamm stellt nicht de­po­niefä­hi­gen Ab­fall dar und muss der ord­nungs­ge­mä­ßen Ent­sor­gung in einer Ab­fall­ent­sor­gungs­an­la­ge zu­ge­führt wer­den. Er un­ter­liegt in­so­weit den all­ge­mei­nen Vor­schrif­ten des Ab­fall­rechts, nicht mehr was­ser­recht­li­chen Be­stim­mun­gen. Das hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig am 08.07.2020 ent­schie­den.

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