Donnerstag, 14.12.2017
BVerwG: BND darf keine Telefonmetadaten mehr im VERAS-System speichern und nutzen

Der Bundesnachrichtendienst (BND) darf im Verkehrsdatenanalysesystem VERAS keine Telefonmetadaten mehr speichern und nutzen. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteilen vom 13.12.2017 entschieden und Unterlassungsklagen eines Rechtsanwalts und eines Vereins teilweise stattgegeben. Für die Praxis des BND gebe es derzeit keine Rechtsgrundlage, so das BVerwG (Az.: 6 A 6.16 und 6 A 7.16).

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OLG Frankfurt am Main: Waschanlagenbetreiber haftet nicht für Schäden durch defekten Sensor des Trocknungsbügels

Der Betreiber einer Waschanlage haftet nicht für Beschädigungen, die durch den Gebläsebalken einer Waschstraße verursacht werden, dessen Sensor defekt ist. Das hat das Oberlandesgericht Frankfurt am Main entschieden und bekräftigt, dass der Betreiber einer Waschstraße grundsätzlich nur für schuldhafte Pflichtverletzungen einzustehen habe (Urteil vom 14.12.2017, Az.: 11 U 43/17, rechtskräftig).

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Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen Siemens wegen BER ein

Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat Ermittlungen gegen Siemens wegen mutmaßlichen Abrechnungsbetrugs beim Bau des neuen Hauptstadtflughafens BER eingestellt. Die Flughafengesellschaft hatte 2015 Anzeige erstattet, dabei ging es um Siemens-Rechnungen aus den Jahren 2013 und 2014 und die Summe von 1,9 Millionen Euro.

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BAG: Eine Drohung mit Suizid und/oder Amoklauf kann die fristlose Kündigung des Arbeitsverhältnisses begründen

BGB §§ 134, 241 II, 626 I, II; StGB § 241; SGB IX §§ 84 II 3, 85, 91; TV-H § 34 II 1; ArbGG § 64 VI 1; GG Art. 1 I, 2 I; BDSG § 1 II; HDSG §§ 2 II, 34 I 1; BPersVG § 108 II; HPVG § 78 II

1. Eine Selbstmorddrohung des Arbeitnehmers im Zustand freier Willensbetätigung kann einen wichtigen Grund zur Kündigung des Arbeitsverhältnisses darstellen, soweit er mit der Drohung versucht, Druck auf den Arbeitgeber auszuüben, um seine Interessen durchzusetzen.

2. Auch eine Amokdrohung kommt als „an sich“ wichtiger Grund i.S.d. § 626 I BGB in Betracht, da ein solches Verhalten eine erhebliche Nebenpflichtverletzung des Arbeitnehmers nach § 241 II BGB darstellt.

BAG, Urteil vom 29.06.2017 - 2 AZR 47/16 (LAG Hessen), BeckRS 2017, 131400

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Geldwäsche-Ermittler beim Zoll stehen vor Berg an Verdachtsmeldungen

Mafia, Menschenhändler, Terroristen - wer Geld aus dubiosen Quellen bekommt, "wäscht" es und verschleiert so die Herkunft. In Deutschland befasst sich eine spezielle Einheit beim Zoll mit Verdachtsfällen. Zwischen dem Start am 26.06.2017 und dem 30.11.2017 gingen dort rund 29.000 Meldungen ein, von denen aber bislang weniger als 5.000 entweder an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet oder verworfen wurden. Das geht aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums an den Linken-Bundestagsabgeordneten Fabio De Masi hervor. Beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) zeigte man sich alarmiert.

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BAG: Befristung des Arbeitsvertrags einer Maskenbildnerin rechtmäßig

Die Vereinbarung überwiegend künstlerischer Tätigkeit im Arbeitsvertrag einer Maskenbildnerin an einer Bühne ist geeignet, die Befristung des Arbeitsvertrags wegen der Eigenart der Arbeitsleistung nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 TzBfG zu rechtfertigen. Das hat das Bundesarbeitsgericht in Erfurt entschieden und die Befristungskontrollklage abgewiesen (Urteil vom 13.12.2017, Az.:7 AZR 369/16).

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VG Schleswig: Deutsche Umwelthilfe unterliegt mit Klagen gegen Typgenehmigungen für Dieselfahrzeuge

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) als anerkannter Umweltverband ist für Klagen gegen Typgenehmigungen für Kraftfahrzeuge nicht klagebefugt. Mit dieser Begründung hat das Verwaltungsgericht Schleswig in insgesamt fünf Verfahren die Klagen der DUH gegen das Kraftfahrbundesamt in Flensburg als unzulässig abgewiesen, Berufung und Sprungrevision aber zugelassen (Urteile vom 13.12.2017, Az.: 3 A 26/17; 3 A 30/17; 3 A 38/17; 3 A 142/17; 3 A 59/17).

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EuG bestätigt Befugnisse der Europäischen Zentralbank im Bereich der Aufsicht über Kreditinstitute
Das auf die Europäische Zentralbank (EZB) im Bereich der Bankenaufsicht anwendbare Recht beschränkt ihre Befugnisse nicht strikt auf Kreditinstitute. Dies geht aus zwei Urteilen des Europäischen Gerichts Erster Instanz vom 13.12.2017 hervor. Die EZB ist danach befugt, eine Aufsicht über die französische Crédit mutuel-Gruppe durch die Confédération nationale du Crédit mutuel (CNCM) zu organisieren, und zwar auch in Bezug auf den Crédit mutuel Arkéa. Dieser hatte moniert, dass die CNCM kein Kreditinstitut sei, es keine "Crédit mutuel-Gruppe" gebe und die EZB den Crédit mutuel Arkéa nicht verpflichten könne, zusätzliches Eigenkapital vorzuhalten (Az.: T-712/15 und T-52/16). Mehr lesen
Mittwoch, 13.12.2017
BGH: Rückzahlungsklage der Bundesrepublik nach gescheitertem Bundeswehr-IT-Projekt endgültig erfolglos

Der Klage der Bundesrepublik Deutschland auf Rückzahlung von mehr als 40 Millionen Euro aus einem gescheiterten IT-Projekt der Bundeswehr bleibt ein Erfolg endgültig versagt. Nach Mitteilung des Oberlandesgerichts Koblenz hat der Bundesgerichtshof die Nichtzulassungsbeschwerde der Bundesrepublik mit Beschluss vom 08.11.2017 zurückgewiesen, sodass das klageabweisende OLG-Urteil von 2015 (BeckRS 2015, 19871) jetzt rechtskräftig ist.

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BSG: Regelaltersrente ohne "Abschlag" bei Erstattung vorangegangener vorzeitiger Altersrente durch Haftpflichtversicherer
Zumindest wenn der Haftpflichtversicherer des Unfallverursachers dem Rentenversicherungsträger die schädigungsbedingt in Anspruch genommene vorzeitige Altersrente des Versicherten vollständig erstattet, hat die Berechnung der nachfolgenden Regelaltersrente ohne "Abschläge" zu erfolgen. Das hat das Bundessozialgericht mit Urteil vom 13.12.2017 entschieden (Az.: B 13 R 13/17 R). Mehr lesen
Bundesregierung hält Einstufung "sicherer Herkunftsstaaten" für gerechtfertigt
Die Bundesregierung hält die Einstufung von sechs Balkanstaaten und zwei afrikanischen Staaten als sogenannte sichere Herkunftsländer weiter für gerechtfertigt. Die acht Länder erfüllten weiterhin die Voraussetzungen für eine solche Einstufung, heißt es in einem Bericht des Bundesinnenministeriums, über den das Kabinett am 13.12.2017 beriet. "Die politische Entwicklung in allen Ländern gibt nach Auffassung der Bundesregierung keine Anhaltspunkte für eine Überprüfung der Entscheidung des Gesetzgebers." Auf 70 Seiten beschreibt die Regierung die Lage in den acht Ländern. Mehr lesen
BVerfG: Frühere Staatsanwälte beim DDR-Generalstaatsanwalt müssen Rentenkürzung hinnehmen

Der Gesetzgeber durfte an herausgehobene Funktionen im DDR-Staatsapparat ohne Verfassungsverstoß eine Begrenzung der in die bundesdeutsche Rentenversicherung zu überführenden Versorgungsanwartschaften knüpfen. Dies hat das Bundesverfassungsgericht mit Beschlüssen vom 09.11.2017 bekräftigt. Zu diesen Funktionen zähle auch die eines Staatsanwaltes beim DDR-Generalstaatsanwalt. Ferner sei die Begrenzung auch dann verfassungsgemäß, wenn hochrangigen Funktionären einzelvertraglich eine Versorgung aus einem Versorgungssystem für andere Berufsgruppen zugesichert worden sei. Dies stelle ihre Funktionärseigenschaft nicht in Frage (Az.: 1 BvR 1069/14 und 1 BvR 2369/14).

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OLG Düsseldorf spricht in Prozess um geplanten IS-Anschlag in Düsseldorf einen Angeklagten frei
In einem Prozess um einen geplanten Anschlag der Terrorgruppe Islamischer Staat in Düsseldorf hat das Oberlandesgericht Düsseldorf einen der Angeklagten am 13.12.2017 freigesprochen. Der 26-jährige Jordanier war zuvor vom Hauptangeklagten entlastet worden und bereits im Sommer 2017 nach einem Jahr aus der Untersuchungshaft freigekommen (Az.: III-6 StS 4/17). Mehr lesen
VerfGH Baden-Württemberg: AfD-Fraktion unterliegt in Organstreit gegen Landtag
Die Anträge der AfD-Fraktion in dem gegen den Landtag von Baden-Württemberg gerichteten Organstreitverfahren um die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses "Linksextremismus in Baden-Württemberg" bleiben erfolglos. Der baden-württembergische Verfassungsgerichtshof hat die Anträge mit Urteil vom 13.12.2017 als unzulässig beziehungsweise unbegründet zurückgewiesen. Die AfD hatte sich gegen die Ablehnung ihres am 10.08.2016 zusammen mit der damaligen ABW-Fraktion gestellten Antrags auf Einsetzung des Ausschusses sowie gegen die am 28.09.2016 vom Landtag beschlossene Änderung des § 2 Abs. 3 Satz 1 Alt. 2 UAG gewandt (Az.: 1 GR 29/17). Mehr lesen
FG Rheinland-Pfalz verneint Steuerermäßigung für Anliegerbeiträge zum Straßenausbau
Anliegerbeiträge zum Ausbau von Gehwegen und Straßenbeleuchtung beinhalten keine sogenannten haushaltsnahen Handwerkerleistungen im Sinne des § 35a Abs. 3 EStG und führen daher zu keiner Steuerermäßigung. Dies hat das Finanzgericht Rheinland-Pfalz mit einem Urteil vom 18.10.2017 entschieden (Az.: 1 K 1650/17). Mehr lesen
BFH zweifelt an Steuerfreiheit medizinischer Analysen eines Facharztes für klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik
Der Bundesfinanzhof hat Zweifel, ob von einem Laborarzt an ein Laborunternehmen ausgeführte medizinische Analysen, die der vorbeugenden Beobachtung und Untersuchung von Patienten dienen, von der Umsatzsteuer befreit sind. Er hat deshalb mit Beschluss vom 11.10.2017 den Gerichtshof der Europäischen Union diesbezüglich um Klärung gebeten (Az.: XI R 23/15). Mehr lesen
Auch Niederlande klagen gegen deutsche Maut-Pläne
Die Niederlande schließen sich der Klage Österreichs gegen die Einführung einer Pkw-Maut in Deutschland an. Das teilte das Verkehrsministerium in Den Haag am 13.12.2017 mit. Die deutschen Pläne verstießen gegen europäische Regeln, hieß es zur Begründung. Die Bürgermeister von Grenzstädten begrüßen den Schritt. Mehr lesen
FG Berlin-Brandenburg: Erschließungsbeiträge für Straßenausbaumaßnahmen nicht als Handwerkerleistungen absetzbar

Ein Ehepaar wollte einen Teil der Erschließungskosten, die es an die Gemeinde für den Ausbau der unbefestigten Sandstraße vor ihrem Grundstück zahlen musste, als solche für eine haushaltsnahe Dienstleistung von der Einkommensteuer absetzen. Das Finanzgericht Berlin-Brandenburg wies seine Klage ab. Für Erschließungs- und Straßenausbaubeiträge könne die Steuerermäßigung für Handwerkerleistungen nicht in Anspruch genommen werden, entschied das Gericht, ließ aber die Revision zu. Die Rechtssache ist beim Bundesfinanzhof (Az.: VI R 50/17) anhängig (Urteil vom 25.10.2017, Az.: 3 K 3130/17, BeckRS 2017, 133662, nicht rechtskräftig).

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BFH: Verpflichtung von Rechtsanwälten zur Abgabe der Zusammenfassenden Meldung trotz Schweigepflicht

UStG § 18 a II, IV, VII, XI

Ein Rechtsanwalt, der Beratungsleistungen an im übrigen Gemeinschaftsgebiet ansässige Unternehmer erbracht hat, die ihm ihre Umsatzsteueridentifikationsnummer mitgeteilt haben, kann die unter anderem für diese Fälle vorgeschriebene Abgabe einer zusammenfassenden Meldung mit den darin geforderten Angaben (u. a. Umsatzsteuer-Identifikationsnummer des Mandanten, Gesamtbetrag der Beratungsleistung an den Mandanten) nicht unter Berufung auf seine Schweigepflicht verweigern. (Leitsatz des Gerichts)

BFH, Urteil vom 27.09.2017 - XI R 15/15, BeckRS 2017, 132666

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Geplante Reform des polnischen Gerichtssystems: BRAK warnt vor Eingriffen in den Rechtsstaat

Die Venedig-Kommission des Europarates (Europäische Kommission für Demokratie durch Recht) hat am 11.12.2017 festgestellt, dass die in Polen geplanten Reformen des Gerichtssystems gegen die polnische Verfassung sowie gegen Menschenrechte und rechtsstaatliche Grundsätze verstoßen. Auch die Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) warnt vor Eingriffen in den Rechtsstaat und hat sich daher einer von der Vollversammlung des Europäischen Rates der Anwaltschaften (CCBE) verabschiedeten Resolution angeschlossen.

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