Montag, 16.1.2017
LG Berlin: Zwei Jahre und acht Monate Haft für Ex-Lageso-Beamten wegen Bestechlichkeit
In der Affäre um Korruption am Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) ist ein damaliger Referatsleiter zu zwei Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt worden. Der 49 Jahre alte suspendierte Beamte habe 143.000 Euro von Verantwortlichen einer Sicherheitsfirma kassiert, die Aufträge zur Bewachung von Flüchtlingsunterkünften erhielt, begründete das Landgericht Berlin am 13.01.2017 sein Urteil. Dafür habe er es unterlassen, seinen Dienstherren über Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit in der Firma zu unterrichten. Dies wertete das Gericht als Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall. Mehr lesen
VG Hannover: Kommunales "Wildtierverbot" für Zirkusaufführungen ist rechtswidrig

Kommunen dürfen die Bereitstellung von öffentlichen Flächen für Zirkusse nicht auf solche Betriebe beschränken, die keine Wildtiere mit sich führen ("Wildtierverbot"). Dies hat das Verwaltungsgericht Hannover mit Eilbeschluss vom 12.01.2017 entschieden. Die Regelung eines Wildtierverbots in Zirkussen sei allein Sache des Bundesgesetzgebers. Im Tierschutzgesetz werde aber lediglich eine behördliche Erlaubnis gefordert (Az.: 1 B 7215/16).

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LG Hildesheim: Kein Eintritt der Reiseversicherung für Verlust von Reisepapieren durch Überfall
Eine Reiseversicherung, die erhebliche Schäden am Eigentum durch strafbare Handlungen im Verlauf einer Reise beinhaltet, trifft keine Einstandspflicht, wenn dem Versicherten bei einem Überfall Pass und Flugtickets geraubt werden. Es fehle an einem erheblichen Schaden unmittelbar am Eigentum, weil der reine Sachwert der Papiere gering sei, hob das Landgericht Hildesheim hervor (Urteil vom 06.01.2017, Az.: 7 S 136/16). Mehr lesen
Haftstrafe für Abgeordnete der pro-kurdischen HDP in der Türkei
Ein türkisches Gericht hat eine Haftstrafe von mehr als viereinhalb Jahren gegen eine Parlamentarierin der pro-kurdischen HDP verhängt. Nursel Aydogan, Abgeordnete für die Kurdenmetropole Diyarbakir, habe "Straftaten im Namen einer Terrororganisation" begangen. Das geht aus dem Gerichtsprotokoll hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Aydogans Anwalt Abdülkadir Gülec kündigte Berufung gegen das Urteil vom 13.01.2017 an. Mehr lesen
Bundesregierung über härteres Vorgehen gegen Hasskommentare einig
CDU/CSU und SPD haben sich nach einem Zeitungsbericht auf ein schärferes Vorgehen gegen Hasskommentare und gefälschte Nachrichten in sozialen Medien verständigt. Das berichtet die "Rheinische Post" unter Berufung auf ein Gespräch zwischen Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) und Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Die Koalition will demnach künftig darauf bestehen, dass Facebook, Twitter und andere Plattformen leicht zugängliche Beschwerdestellen unterhalten und innerhalb von 24 Stunden reagieren. Sonst drohe ihnen eine empfindliche Strafzahlung. "Das Bußgeld muss wirken und im Zweifel auch weh tun", sagte Kauder der Zeitung. Mehr lesen
LG Potsdam: Mobilfunkunternehmen können bei Rechnungsposten Dritter nicht auf Gutschrift verweisen
Mobilfunkunternehmen dürfen Kunden nicht darauf verweisen, dass sie sich bei unberechtigten Rechnungsposten eines Drittanbieters für eine Gutschrift geleisteter Entgelte an diesen wenden müssen. Dies geht aus einem Urteil des Landgerichts Potsdam vom 26.11.2015 hervor, das nun rechtskräftig geworden ist. Weil E-Plus (BASE) bei unklaren Rechnungsposten stets an den Drittanbieter verwies, hatte die Verbraucherzentrale Hamburg gegen das Unternehmen geklagt. Wie die Verbraucherschützer am 13.01.2017 mitteilten, ist die gegen die daraufhin ergangene Entscheidung des LG eingelegte Berufung inzwischen zurückgenommen worden. E-Plus habe auf eine weitere Verhandlung in der nächsten Instanz verzichtet (Az.: 2 O 340/14, NJOZ 2016, 1287). Mehr lesen
Freitag, 13.1.2017
LSG Bayern: Blindengeld auch für schwer demente Menschen
Auch schwer demente Menschen, deren Blindheit auf einer allgemeinen Herabsetzung ihrer Aufmerksamkeits- und Gedächtnisfähigkeiten beruht, haben Anspruch auf Blindengeld. Dies hat das Bayerische Landessozialgericht mit Urteil vom 19.12.2016 entschieden. Eine spezifische Sehstörung sei nicht erforderlich (Az.: L 15 BL 9/14). Mehr lesen
BGH: Gehbehinderter Wohnungseigentümer darf Fahrstuhl nur mit Zustimmung aller übrigen Wohnungseigentümer einbauen
Einem Wohnungseigentümer ist es verwehrt, ohne Zustimmung aller übrigen Wohnungseigentümer in dem gemeinschaftlichen Treppenhaus auf eigene Kosten einen Personenaufzug einzubauen, und zwar auch dann, wenn er aufgrund einer Gehbehinderung auf den Aufzug angewiesen ist, um seine Wohnung zu erreichen. Dies hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 13.01.2017 entschieden. Die übrigen Wohnungseigentümer könnten allerdings verpflichtet sein, den Einbau eines Treppenlifts oder einer Rollstuhlrampe zu dulden (Az.: V ZR 96/16). Mehr lesen
FG Köln: Verluste aus Knock-Out-Zertifikaten mit Stopp-Loss-Schwelle sind steuerlich abzugsfähig
Anschaffungskosten für Knock-Out-Zertifikate sind auch im Verlustfall bei den Einkünften aus Termingeschäften als Werbungskosten zu berücksichtigen, wenn die Zertifikate eine Stopp-Loss-Schwelle haben, die dem Basispreis vorgelagert ist. Dies gilt sowohl vor als auch nach Einführung der Abgeltungssteuer. Das hat das Finanzgericht Köln mit Urteil vom 26.10.2016 (Az.: 7 K 3387/13) entschieden. Gegen das Urteil ist beim Bundesfinanzhof unter dem Aktenzeichen VIII R 1/17 die Revision anhängig. Mehr lesen
AG München weist Schmerzensgeldklage nach Sturz im Supermarkt ab
Das Amtsgericht München hat die Klage einer Frau auf Schmerzensgeld nach einem Sturz im Supermarkt rechtskräftig abgewiesen. Werde eine zerbrochene Flasche umgehend entfernt und die ausgelaufene Flüssigkeit beseitigt, genüge dies zur Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht. Die zusätzliche Aufstellung eines Warnschildes sei nur erforderlich, wenn dies aufgrund der Umstände, insbesondere der naheliegenden Wahrscheinlichkeit eines Schadenseintritts, angezeigt ist (Urteil vom 09.02.2016, Az.: 158 C 21362/15). Mehr lesen
SG Dresden: Jobcenter muss außergewöhnliche Fahrtkosten zu Therapie erstatten
Für außergewöhnlich hohe Fahrtkosten zu einer regelmäßigen ambulanten Psychotherapie muss das Jobcenter aufkommen. Dies hat das Sozialgericht Dresden mit Urteil vom 12.12.2016 entschieden. Das SG hat die Berufung zugelassen (Az.: S 3 AS 5728/14). Mehr lesen
Journalisten haben Verfassungsbeschwerde gegen "Datenhehlerei"-Paragrafen eingelegt

Ein Bündnis von Bürgerrechtsorganisationen und Journalisten hat Verfassungsbeschwerde gegen den «Datenhehlerei»-Paragrafen 202d StGB eingelegt. Der Straftatbestand verstoße gegen die Pressefreiheit, da Journalisten und ihre Helfer nicht ausreichend vor Strafverfolgung geschützt würden.

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SPD setzt im Anti-Terror-Kampf auf Härte und Prävention
Die SPD will die neuen Anti-Terror-Gesetze im Bundestag rasch umsetzen – dringt zugleich aber auf mehr Prävention, um künftige Anschläge zu verhindern. "Ich rechne damit, dass wir Ende Januar schon die Gesetzentwürfe bekommen, die dazu notwendig sind", sagte der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, zum Auftakt einer zweitägigen Klausur am 12.01.2017 in Berlin. Wichtige Sicherheitslücken würden dadurch geschlossen. Mehr lesen
BVerfG: Richtervorlage zum Rohrleitungsgesetz für Bau von Kohlenmonoxid-Pipeline unzulässig

Die Richtervorlage des Oberverwaltungsgerichts Münster zum Rohrleitungsgesetz für den Bau der Kohlenmonoxid-Pipeline der Bayer AG zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen ist unzulässig. Dies hat das Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 21.12.2016 entschieden. Das OVG habe die von ihm angenommene Unvereinbarkeit des Gesetzes mit Art. 14 Abs. 3 Satz 1 GG nicht ausreichend begründet (Az.: 1 BvL 10/14).

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BGH: Gutgläubigkeit des Empfängers einer unentgeltlichen Leistung

InsO §§ 134 I, 143 II 2

Sind dem Anfechtungsgegner Umstände bekannt, die mit auffallender Deutlichkeit dafür sprechen und deren Kenntnis auch einem Empfänger mit durchschnittlichem Erkenntnisvermögen ohne gründliche Überlegung die Annahme nahe legt, dass die Befriedigung der Gläubiger infolge der Freigiebigkeit verkürzt ist, muss er den Umständen nach wissen, dass die empfangene Leistung die Gläubiger benachteiligt. (Leitsatz des Gerichts)

BGH, Beschluss vom 08.09.2016 - IX ZR 151/14, BeckRS 2016, 20068

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Donnerstag, 12.1.2017
SG Leipzig bejaht Ausnahme vom Kopfteilprinzip bei Lebensgemeinschaft mit einkommens- und vermögensloser EU-Ausländerin
Das Sozialgericht Leipzig hat entschieden, dass das Jobcenter die vollen Kosten einer Wohnung übernehmen muss, wenn diese von einer Lebensgemeinschaft aus einem Deutschen und einer EU-Ausländerin bewohnt wird und letztere einkommens- und vermögenslos ist. Es hat damit eine Ausnahme vom Kopfteilprinzip bei Lebensgemeinschaften zugelassen (Urteil vom 10.10.2016, Az.: S 17 AS 1584/13, rechtskräftig). Mehr lesen
OVG Lüneburg setzt Höhe naturschutzrechtlicher Ersatzzahlungen eines Windparkbetreibers herab
Wenn Windkraftanlagenbetreiber zu naturschutzrechtlichen Ersatzzahlungen herangezogen werden, müssen bei der Bemessung diejenigen Landschaftsteile außer Acht gelassen werden, von denen aus die Windenergieanlagen wegen Sichtverstellungen und -verschattungen nicht zu sehen sind. Unter Hinweis hierauf hat das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen in Lüneburg die einer Windparkbetreibergesellschaft auferlegte Ersatzzahlung herabgesetzt (Urteil vom 10.01.2017, Az.: 4 LC 198/15). Mehr lesen
VG Düsseldorf bestätigt sofortige Schließung privaten Duisburger Berufskollegs
Das "Private Berufskolleg für Wirtschaft Duisburg" bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Die persönliche Unzuverlässigkeit der Schulleitung und vertretungsberechtigten Person des Schulträgers sowie der Betrieb des Kollegs in nicht genehmigten Räumlichkeiten rechtfertigten die mit sofortiger Wirkung erfolgte Aufhebung seiner Genehmigung, hat das Düsseldorfer Verwaltungsgericht entschieden. Den Antrag des Trägers des Berufskollegs auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes lehnte das Gericht ab. Gegen den Beschluss vom 11.01.2017 (Az.: 18 L 4084/16) ist die Beschwerde möglich. Mehr lesen
EuGH bestätigt Kartellgeldbuße von fast 60 Millionen Euro gegen Roullier-Gruppe

Die Roullier-Gruppe muss wegen ihrer Beteiligung an einem Futterphosphat-Kartell in der Zeit von 1993 bis 2004 eine Geldbuße in Höhe von fast 60 Millionen Euro zahlen. Dies hat der Europäische Gerichtshof mit Urteil vom 12.01.2017 bestätigt. Die Gruppe könne sich nicht auf die von der Kommission im Vergleichsverfahren vorgeschlagenen Ermäßigungen berufen, da sie erst nach ihrem Rückzug aus den Vergleichsverhandlungen im ordentlichen Verfahren eine kürzere Kartellbeteiligung geltend gemacht habe (Az.: C-411/15 P).

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OLG Hamm: Vorabvergütungen der "Osnabrücker Sonntagzeitung" müssen nicht zurückgezahlt werden
Ein als stiller Gesellschafter an der insolventen Herausgeberin der "Osnabrücker Sonntagszeitung" beteiligter Anleger muss Vorabvergütungen der Herausgeberin auf seine Kapitalanlagen nicht an den Insolvenzverwalter zurückzahlen. Das hat das Oberlandesgericht Hamm entschieden (Urteil vom 12.12.2016, Az.: 8 U 44/16) und damit das erstinstanzliche Urteil des Landgerichts Münster abgeändert. Mehr lesen