Durcheinander in der Bundesregierung beim Kampf gegen Hasskommentare und Falschnachrichten im Internet: Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) hat jetzt ihrem Parteifreund und Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) dazwischengefunkt. Maas soll eigentlich im Auftrag der Koalition soziale Netzwerke wie Facebook notfalls per Gesetz dazu bringen, nach Beschwerden innerhalb von 24 Stunden auf Hetze, Beleidigungen und Lügen zu reagieren. Nun warnte Zypries in einem Schreiben an die EU-Kommission vor einer zu weitreichenden Regulierung von Plattformen wie Facebook.
Zypries warnt vor "Privatisierung der Rechtsdurchsetzung"
Sie bedauere Forderungen, "die Verantwortlichkeit der Plattformbetreiber derart auszuweiten, dass sie einer Privatisierung der Rechtsdurchsetzung gleichkommt". Dies halte sie ökonomisch, vor allem aber gesellschaftspolitisch für besorgniserregend, zitierte "Spiegel Online" am 03.03.2017 aus dem Brief. Ziel einer geplanten EU-Richtlinie sollten laut Zypries freiwillige Maßnahmen der Unternehmen sein.
Redaktion beck-aktuell, 6. März 2017 (dpa).
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Buermeyer, Bessere Rechtsdurchsetzung statt hektischer Rechtssetzung, DRiZ 2017, 78
Wefing, Politik muss den Druck auf Facebook erhöhen, DRiZ 2016, 410
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Galetzka/Krätschmer, Rassismus und Terrorismus im Netz - Strafrechtliche Verantwortlichkeit der Betreiber von sozialen Netzwerken, MMR 2016, 518
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