Freitag, 11.8.2017
VG Neustadt: Landkreis muss Beförderungskosten für in Frankreich wohnende Schüler des Landes übernehmen

Das Verwaltungsgericht Neustadt an der Weinstraße hat zwei Schülern, die in Frankreich wohnen und in Rheinland-Pfalz die Realschule plus besuchen, einen Rechtsanspruch auf Übernahme von Schülerbeförderungskosten zuerkannt. Der Anspruch folge aus Art. 7 Abs. 2 der europäischen Arbeitnehmerfreizügigkeitsverordnung 492/2011/EU (Urteil vom 22.06.2017, Az.: 2 K 1054/16.NW). Der beklagte Landkreis hat gegen die Entscheidung Berufung eingelegt.

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AG Düsseldorf: AfD-Wahlkampfauftakt kann im Henkel-Saal stattfinden

Die AfD kann den Auftakt ihres Bundestagswahlkampfs mit Spitzenkandidatin Alice Weidel wie geplant am 13.08.2017 im traditionsreichen Düsseldorfer Henkel-Saal veranstalten. Das Amtsgericht in Düsseldorf hat am 11.08.2017 eine entsprechende einstweilige Verfügung zugunsten des örtlichen AfD-Kreisverbands erlassen.

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LG Saarbrücken: Versuchter Betrug statt Terrorverdacht - Zweieinhalb Jahre Haft

Das Landgericht Saarbrücken hat einen 39-jährigen Syrer, der angeklagt war, Terroranschläge geplant zu haben, wegen versuchten Betruges zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. "Das Ergebnis der Beweisaufnahme war eindeutig, da hatte die Kammer nicht den geringsten Zweifel", sagte der Vorsitzende Richter Bernd Wagner. "Der Angeklagte war weder fähig noch willens, die angekündigten Anschläge durchzuführen."

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SPD will EU-Quote für Elektroautos – Union dagegen
In der Debatte um Diesel-Abgase und drohende Fahrverbote fordert die SPD eine Quote für Elektroautos in der EU. Der Vorstoß ist Teil eines Fünf-Punkte-Plans von Kanzlerkandidat Martin Schulz zur Zukunft des Automobilstandorts Deutschland. Einen Zeitpunkt oder einen angestrebten Anteil von E-Autos in Europa nennt Schulz nicht. Unterstützung für den Vorstoß kam am 11.08.2017 von zwei SPD-Ministerinnen, die Union ist dagegen. Erst Anfang dieser Woche hatte die EU-Kommission mitgeteilt, es gebe keine Pläne zur Einführung einer verbindlichen Quote für Elektroautos. Mehr lesen
BGH: Angebot einer kostenlosen anwaltlichen Erstberatung nach einem Verkehrsunfall ist zulässig

BRAO § 49 b I 1 und 2; RVG §§ 4 I 1 bis 3, 34 I 2, 3

Schreibt das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz keine bestimmte Gebühr für eine Erstberatung vor, gibt es keine Mindestgebühr, die unter Verstoß gegen § 49 I 1 BRAO unterschritten werden könnte. Dies gilt auch hinsichtlich der nach § 34 I 2 RVG, § 612 II BGB bei Fehlen einer Vereinbarung maßgeblichen „üblichen" Vergütung. Ein Rechtsanwalt darf daher kostenlose Erstberatungen für Personen anbieten, die einen Verkehrsunfall erlitten haben. (von der Schriftleitung ergänzter Leitsatz des Gerichts)

BGH, Urteil vom 03.07.2017 - AnwZ (BrfG) 42/16, BeckRS 2017, 117491

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Seehofer: Abschiebung von Flüchtlingen ist "fast unmöglich"
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat vor zu hohen Erwartungen an die Möglichkeit der Abschiebung abgelehnter Asylbewerber gewarnt. Es sei "fast unmöglich, die Migranten wieder zurückzuführen, wenn sie einmal im Land sind", sagte der CSU-Vorsitzende dem Magazin "Focus". "In der Frage der Abschiebung herrscht in Deutschland eine große Illusion." Mehr lesen
LG Traunstein: Haftstrafen für Schleuser wegen 13 Toten bei Flucht über Mittelmeer
Im Prozess um den Tod von 13 Flüchtlingen auf dem Mittelmeer hat das Landgericht Traunstein am 11.08.2017 drei Schleuser zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der 27 Jahre alte Hauptangeklagte bekam vier Jahre Haft, der Bootsführer zweieinhalb Jahre. Den dritten einschlägig vorbestraften Angeklagten, der als eine Art Vermittler wirkte, verurteilte das Gericht unter Einbeziehung der früheren Strafe zu zwei Jahren auf Bewährung. Mehr lesen
Slowakischer Ex-Regierungschef Meciar wird nicht angeklagt
Der ehemalige slowakische Regierungschef Vladimir Meciar muss sich doch nicht wegen Amtsmissbrauchs vor Gericht verantworten. Die Polizei habe die im Juli 2017 begonnenen Ermittlungen wegen Verjährung eingestellt, sagte eine Polizeisprecherin am 10.08.2017 in Bratislava dem TV-Sender Markiza. Mehr lesen
Pause vor dem Endspurt im Schlecker-Prozess
Bis zuletzt hat Anton Schlecker an sein Lebenswerk geglaubt. Dass sein Drogerieimperium einmal in die Pleite schlittern könnte, war für ihn undenkbar – so jedenfalls hat es der 72-Jährige vor Gericht dargestellt. Aber stimmt das? Oder hat Schlecker sein Geld in Sicherheit gebracht, als er das Unheil kommen sah, wie die Staatsanwaltschaft ihm vorwirft? Seit März wird der Fall in Stuttgart vor Gericht aufgearbeitet (Az.: 11 KLs 152 Js 53670/12). Am 11.08.2017 ist der 20. Verhandlungstag, dann geht es im September weiter. Fragen und Antworten zum aktuellen Stand. Mehr lesen
DJV kritisiert Haftbefehle gegen türkische Journalisten wegen Smartphone-App
Der Deutsche Journalisten-Verband verurteilt Haftbefehle gegen 35 Journalisten in der Türkei. Berichten zufolge werfe das Erdogan-Regime den Berichterstattern vor, Mitglieder der Gülen-Bewegung zu sein, heißt es in einer Mitteilung vom 10.08.2017. Neun Journalisten sollen bereits festgenommen worden sein. Als angeblicher Beweis ihrer Schuld werde die Nutzung der Messenger-App ByLock für Smartphones angeführt, die auch von den Putschisten im Juli 2016 benutzt worden sein soll. Mehr lesen
Venezuelas Justiz geht gegen Oppositionelle vor – neue US-Sanktionen
Im Machtkampf in Venezuela geht das harte Vorgehen gegen Oppositionspolitiker weiter. Der Oberste Gerichtshof enthob den bekannten Bürgermeister des zu Caracas gehörenden Bezirks El Hatillo, David Smolansky, seines Amtes und verurteilte ihn zu 15 Monaten Gefängnis. Vor seiner Verurteilung hatte Smolansky das Vorgehen des von den Sozialisten kontrollierten Gerichtshofs scharf kritisiert. "Es gibt keine anderen Präzedenzfälle in Lateinamerika, in dem bisher elf Bürgermeister abgesetzt, verhaftet oder ins Exil gezwungen worden sind." Smolansky rief zum Widerstand auf: "Das ist ein Staatsstreich". Mehr lesen
CDU-Politiker Wolf: Aufforderung zum Suizid soll strafbar sein
Baden-Württembergs Justizminister Guido Wolf (CDU) will nach einem Vorfall in Baden-Baden dafür sorgen, dass die Aufforderung zum Suizid künftig strafbar ist. "Wenn aus nackter Sensationsgier Menschen zum Suizid aufgefordert werden, ist das aus meiner Sicht unbedingt strafwürdig", sagte Wolf der "Heilbronner Stimme" und dem "Mannheimer Morgen" (Ausgabe vom 11.08.2017). Mehr lesen
Donnerstag, 10.8.2017
LSG Bayern: Zahnmedizinische Begutachtung nur durch den MDK
Für die Prüfung der Leistungspflicht in zahnmedizinischen Behandlungsfällen steht es nicht im Belieben der gesetzlichen Krankenkassen, sich einen bestimmten Gutachter oder Gutachterdienst auszuwählen. Dies hat das Landessozialgericht Bayern mit zwei Urteilen vom 27.06.2017 entschieden. Das Sozialgesetzbuch bestimme, dass die Krankenkassen allein den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) mit der Begutachtung beauftragen dürfen (Az.: L 5 KR 170/15, BeckRS 2017, 120059 und L 5 KR 260/16, BeckRS 2017, 120058). Mehr lesen
SG Berlin gibt Ausblick auf Einführung des Elektronischen Rechtsverkehrs

Das Sozialgericht Berlin als Pilotgericht der Berliner Justiz ist startklar für den Elektronischen Rechtsverkehr. Dies teilte das Gericht am 10.08.2017 mit. Fünf Monate vor Beginn der Nutzungspflicht von Empfangseinrichtungen für elektronische Gerichtspost (beA, EGVP) durch Rechtsanwälte und Behörden seien alle Kammern des SG technisch in der Lage, elektronische Post zu empfangen und zu versenden.

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OLG München: Bei Architektenwettbewerb für Konzerthaus in München bleibt Braunfels außen vor
Die Hoffnungen des Architekten Stephan Braunfels, doch noch am Wettbewerb für das neue Konzerthaus in München teilnehmen zu dürfen, haben sich zerschlagen. Der Vergabesenat des Oberlandesgerichts München hat Braunfels' Beschwerde am 10.08.2017 abgewiesen. Der Architekt hatte geklagt, weil ihn der Freistaat nicht für den prestigeträchtigen Wettbewerb berücksichtigt hatte. Er kritisiert unter anderem die Intransparenz und Anonymität des Verfahrens. Der Architekt verlangte, dass das ganze Verfahren aufgehoben und neu gestartet wird. Ohne Erfolg. Mehr lesen
TÜV Rheinland: Vorsorgender Gesundheitsschutz in Gebäuden darf sich nach EuGH-Urteil nicht verschlechtern

Der TÜV Rheinland fordert, beim vorsorgenden Gesundheitsschutz in Gebäuden keine Abstriche zu machen. Er weist dabei auf eine Warnung des Umweltbundesamtes (UBA) vor möglichen Gesundheitsrisiken bei der Nutzung von Gebäuden durch nicht ausreichende europäische Standards hin. Hintergrund ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 2014 (BeckRS 2014, 82180), wonach zusätzliche nationale Anforderungen an harmonisierte Bauprodukte mit CE-Kennzeichnung durch Bauregellisten unzulässig sind.

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OLG Jena: Kein Ersatz der Umlackierungskosten für unverhältnismäßig aufwendige Airbrushlackierung bei Totalschaden

BGB §§ 249, 251

Bei Totalschaden eines Fahrzeugs mit einer individuellen Lackierung (Airbrushlackierung) kann der Geschädigte Zahlung in Höhe der Umlackierungskosten für ein Ersatzfahrzeug nicht verlangen, wenn der Aufwand für die Umlackierung unverhältnismäßig ist. Der nach § 251 BGB geschuldete Geldersatz ist, weil mangels eines Marktes für vergleichbare gebrauchte Sachen eine Ersatzbeschaffung nicht möglich ist, auf der Grundlage des Anschaffungswertes unter Berücksichtigung von Abschreibungen für die Alterung zu ermitteln. Dabei kommt es auf das Alter des Fahrzeugs an, nicht auf das Alter der Lackierung. Dies hat das Oberlandesgericht Jena entschieden.

OLG Jena, Urteil vom 16.03.2017 - 1 U 493/16 (LG Meiningen), BeckRS 2017, 117732

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OLG Hamm: 50.000 Euro Schmerzensgeld für übersehenes Kompartmentsyndrom
Zeigen sich nach einer unfallbedingten Gipsschienenbehandlung bei einem Patienten Symptome eines Kompartmentsyndroms, muss der mit der Nachsorge betraute Hausarzt diese abklären lassen. Dies hat das Oberlandesgericht Hamm am 13.06.2017 klargestellt. Versäumt er dies, könne ein grober Behandlungsfehler vorliegen, für den dem Patienten ein Schmerzensgeld in Höhe von 50.000 Euro zustehen kann, wenn er infolge des Arztfehlers seinen rechten Unterarm verliert (Az.: 26 U 59/16, BeckRS 2017, 117083). Mehr lesen
LG Nürnberg-Fürth: Besonderer "Kick" durch Brandstiftung bringt sieben Jahre Jugendstrafe
Wegen des besonderen "Kicks" hat ein heute 21-Jähriger neun Brände gelegt – dafür wurde er nun zu sieben Jahren Jugendstrafe sowie Unterbringung in einer Entziehungsanstalt verurteilt. Der junge Mann habe die Taten im Alkoholrausch begangen und sei vermindert schuldfähig, hieß es am 08.08.2017 in der Begründung der Jugendkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth. Vom Tatvorwurf des Mordversuchs sahen die Richter ab, da der 21-Jährige offenbar zum Tatzeitpunkt die Folgen der Brandstiftungen nicht habe überblicken können. Mehr lesen
Bundesregierung hält Rückführungen nach Afghanistan weiter für eingeschränkt möglich
Die Bundesregierung korrigiert ihre Haltung zu Rückführungen afghanischer Staatsbürger nicht. Nach einem Zwischenbericht zur Neubewertung der Sicherheitslage könnten Straftäter und Gefährder weiterhin nach Afghanistan abgeschoben werden, heißt es in einer Mitteilung vom 09.08.2017. Nach dem schweren Anschlag auf die deutsche Botschaft in Kabul am 31.05.2017 hatte die Bundesregierung die Abschiebungen nach Afghanistan beschränkt. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatten sich deshalb darauf verständigt, dass das Auswärtige Amt eine aktuelle Darstellung der Sicherheitslage in Afghanistan vornimmt. Mehr lesen