Freitag, 23.2.2018
OLG Stuttgart bestätigt Wertgrenze für Werbegeschenke an Apotheker
Werbegeschenke für Ärzte und Apotheker dürfen nicht mehr als einen Euro kosten. Mit Urteil vom 22.02.2018 hat das Oberlandesgericht Stuttgart eine Entscheidung des Landgerichts Stuttgart bestätigt, wonach die Wertgrenze für Heilmittelwerbung auch für Fachkreise gilt. Im zugrundeliegenden Fall hatte ein pharmazeutisches Unternehmen zu Werbezwecken Produktkoffer mit sechs verschiedenen Arzneimitteln gegen Erkältungsbeschwerden bundesweit an Apotheker verschenkt. Die Medikamente hatten einen (unrabattierten) Einkaufspreis von 27,47 Euro. Ein Konkurrent hatte auf Unterlassung geklagt (Az.: 2 U 39/17). Mehr lesen
Gewerkschaft will Diesel-Fahrverbote mit Drei-Punkte-Plan verhindern
Die Industriegewerkschaft IG BCE hat einen Drei-Punkte-Plan vorgelegt, um drohende Fahrverbote für Dieselautos in Städten zu verhindern. "Niemand darf dafür bestraft werden, dass er einst in bestem Treu und Glauben einen Diesel gekauft hat", sagte der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis, am 22.02.2018. Millionen Pendler seien auf ihre im Betrieb vergleichsweise günstigen und CO2-armen Diesel-Fahrzeuge angewiesen und derzeit zutiefst verunsichert. Mehr lesen
VG Berlin: "Bierbikes" rollen weiter durch Berlin – mit Einschränkungen
Sogenannte Bierbikes können in der Bundeshauptstadt mit Einschränkungen vorerst weiter unterwegs sein. Wie bisher sind aber der Boulevard Unter den Linden, die Friedrichstraße und die Leipziger Straße tabu. Das sieht ein Kompromiss vor, auf den sich der Betreiber der Bigbikes und das Bezirksamt Mitte am 22.02.2018 vor dem Berliner Verwaltungsgericht einigten. Die neue Sondererlaubnis wird zunächst bis Ende Februar 2019 befristet. Neu ist auch, dass Fahrten am Samstag und Sonntag uneingeschränkt möglich sein sollen. Mehr lesen
Donnerstag, 22.2.2018
BVerwG: Einbürgerung scheitert bei Unbeachtlichkeit verhängter Strafe nicht an zusätzlicher Entziehung der Fahrerlaubnis
Bleibt eine strafgerichtliche Verurteilung – zum Beispiel wegen einer Verkehrsstraftat – wegen der geringen Höhe der verhängten Geld- oder Bewährungsstrafe bei der Anspruchseinbürgerung außer Betracht, kann die zusätzlich (unselbstständig) angeordnete Maßregel der Besserung und Sicherung (hier: Entziehung der Fahrerlaubnis und Wiedererteilungssperre nach §§ 69, 69a StGB) der Einbürgerung nicht entgegengehalten werden. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil vom 22.02.2018 entschieden (Az.: 1 C 4.17). Mehr lesen
BAG-Präsidentin: Missbrauch bei Befristungen eindämmen
Ingrid Schmidt, die Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts, hofft auf eine wirksame gesetzliche Missbrauchskontrolle bei befristeten Arbeitsverträgen. "Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich der Gesetzgeber durchringt, Regelungen zu treffen, die den Missbrauch von Befristungen verhindern", sagte die höchste deutsche Arbeitsrichterin am 22.02.2018 in Erfurt. Problematisch seien Kettenbefristungen oder die Kombination befristeter Verträge und sachgrundloser Befristungen. Dadurch könnte es passieren, dass Arbeitnehmer über viele Jahre hingehalten würden. "Wir brauchen eine Klarstellung, wann es Missbrauch ist." Mehr lesen
EuGH-Generalanwalt: Deutscher "Glen"-Whisky könnte Verbraucher irreführen
Die Bezeichnung "Glen" für deutschen Whisky könnte nach Ansicht des Generalanwalts am Europäischen Gerichtshof Henrik Saugmandsgaard Øe irreführend sein. Entscheidend sei, ob der durchschnittliche Verbraucher bei dem Begriff automatisch an "Scotch Whisky" denke, teilte der Generalanwalt am 22.02.2018 in Luxemburg mit. In diesem Fall wäre die Bezeichnung "Glen" unzulässig. Dies müsse jedoch das Landgericht Hamburg klären (Az.: C-44/17). Mehr lesen
VGH Mannheim: Schleierfahndung durch Bundespolizei im 30-Kilometer-Grenzgebiet verstößt gegen EU-Recht

Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim hat in zwei Berufungsverfahren von der Bundespolizei im 30-Kilometer-Grenzgebiet vorgenommene Personenkontrollen (Schleierfahndung) für rechtswidrig erachtet. Die entsprechende Befugnisnorm des § 23 Abs. 1 Nr. 3 BPolG verstoße gegen den Schengener Grenzkodex und hätte daher nicht angewendet werden dürfen (Urteile vom 13.02.2018, Az.: 1 S 1468/17 und 1 S 1469/17).

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EGMR: Unternehmen in Frankreich durfte nicht als privat markierte Ordner auf PC eines Mitarbeiters durchsuchen
Mit der Durchsuchung persönlicher Daten eines Angestellten auf dessen Firmenrechner hat das französische Bahnunternehmen SNCF nicht gegen das Recht auf Privatsphäre verstoßen. Die Ordner seien nicht eindeutig als privat gekennzeichnet gewesen. Das urteilte am 22.02.2018 der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg (Az.: 588/13). Mehr lesen
BAG: Annahmeverzugsvergütung gilt wegen fehlender oder unwirksamer Kündigung des Arbeitsverhältnisses als Neumasseverbindlichkeit
Kündigt der Insolvenzverwalter in einer masseunzulänglichen Insolvenz das Arbeitsverhältnis rechtzeitig, das heißt spätestens zum erstmöglichen Termin nach der Anzeige der Masseunzulänglichkeit, gelten Annahmeverzugsansprüche, die im Fall der Unwirksamkeit der Kündigung für die Zeit nach diesem Termin entstehen, gemäß §§ 209 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 Nr. 2 InsO als Neumasseverbindlichkeiten. Dies hat das Bundesarbeitsgericht entschieden (Urteil vom 22.02.2018, Az.: 6 AZR 868/16). Mehr lesen
Grüne wollen verbindliches Lobbyregister
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen dringt auf die Einführung eines verbindlichen Lobbyregisters. In einem entsprechenden Antrag (BT-Drs. 19/836), der am Abend des 22.02.2018 erstmals auf der Tagesordnung des Bundestagsplenums steht, verweist die Fraktion darauf, dass der Austausch von Politik und Interessenvertretern für eine funktionierende Demokratie wichtig sei und Lobbyisten wichtige Erfahrungen aus ihrer Praxis in die politische Meinungsbildung einbrächten. Die Lobbytätigkeit müsse aber im politischen Bereich für die Öffentlichkeit transparent sein und nach klar definierten Regeln erfolgen. Mehr lesen
VG Düsseldorf: Personalrat der Uniklinik Düsseldorf kann neue Schichtpläne nicht verhindern
Der Personalrat der nichtwissenschaftlichen Beschäftigten der Universitätsklinik Düsseldorf kann im Eilverfahren nicht verlangen, dass die Klinikleitung wieder zum alten Schichtmodell für Pfleger und Schwestern zurückkehrt, die fortdauernd gegen das Arbeitszeitgesetz verstoßen habe. Das hat die 2. Fachkammer für Landespersonalvertretungssachen des Verwaltungsgerichts Düsseldorf mit Beschluss vom 22.02.2018 entschieden (Az.: 40 L 74/18.PVL). Mehr lesen
LG Berlin: GASAG schuldet Berlin für die Vergangenheit keine erhöhten Konzessionsabgaben

Das Landgericht Berlin hat die Stufenklage des Landes Berlin gegen die GASAG AG auf Auskunft und Zahlung erhöhter Konzessionsabgaben mit am 21.02.2018 verkündeten Urteil insgesamt abgewiesen (Az.: 2 O 340/16, nicht rechtskräftig). Es erklärte 2005 und 2006 nachträglich abgeschlossene Vereinbarungen für unwirksam.

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Fraktionen einig: Möglichkeiten zur Steuergestaltung sollen reduziert werden
Alle Fraktionen im Finanzausschuss haben die Absicht bekräftigt, gegen Steuerhinterziehung und Steuergestaltungen vorzugehen. In der von der Vorsitzenden Bettina Stark-Watzinger (FDP) geleiteten Sitzung am 21.02.2018 wurden vier Anträge zu dem Thema beraten. Mehr lesen
EuGH: Schwangere Arbeitnehmerinnen nicht vor Massenentlassung geschützt

Schwangeren Arbeitnehmerinnen darf im Rahmen einer Massenentlassung gekündigt werden. Dies hat der Europäische Gerichtshof mit Urteil vom 22.02.2018 entschieden. In diesem Fall müsse der Arbeitgeber der entlassenen schwangeren Arbeitnehmerin nur die Gründe für die Massenentlassung und die sachlichen Kriterien mitteilen, nach denen die zu entlassenden Arbeitnehmer ausgewählt worden seien (Az.: C-103/16).

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VG Mainz: Sektenbeauftragter des Bistums Mainz darf südkoreanische Freikirche kritisieren
Ein Jugendverein der südkoreanischen evangelischen Freikirche "Good News Mission" kann vom Bistum Mainz nicht die Unterlassung von Äußerungen seines Sektenbeauftragten zur Tätigkeit des Vereins verlangen. Dies entschied das Verwaltungsgericht Mainz unter Hinweis darauf, dass Kritik an der Tätigkeit anderer Religionsgemeinschaften, selbst wenn sie scharf sei, erlaubt sei (Urteil vom 11.01.2018, Az.: 1 K 577/17.MZ). Mehr lesen
AG Bielefeld: Geltendmachung von Ansprüchen aus Unfall durch Vater und Tochter als getrennte Angelegenheiten

StVG § 7 I; VVG § 115; RVG §§ 7, 15; BRAO § 3 III

Wird ein Rechtsanwalt von Vater und volljähriger Tochter mit der Geltendmachung von Ansprüchen aus demselben Unfall beauftragt, können die Rechtsanwaltskosten als gesonderte Angelegenheiten getrennt abgerechnet werden. Voraussetzung ist nach einem Urteil des Amtsgerichts Bielefeld, dass die Ansprüche unterschiedliche Schadenpositionen betreffen und die Aufträge und Vollmachten zu verschiedenen Zeitpunkten erteilt wurden. Eine einheitliche Angelegenheit liege demgegenüber vor, wenn ein Auftrag, ein Tätigkeitsrahmen sowie ein innerer Zusammenhang vorliegen. Fehle einer dieser Voraussetzungen, liegen mehrere Angelegenheiten vor.

AG Bielefeld, Urteil vom 29.09.2017 - 401 C 158/17, BeckRS 2017, 139600

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EuGH: Polens Luftqualität unzureichend

Polen hat in Bezug auf seine Luftqualität gegen das Unionsrecht verstoßen. Denn die Grenzwerte für PM10-Konzentrationen seien in diesem Mitgliedstaat fortdauernd überschritten worden, so der Gerichtshof der Europäischen Union mit Urteil vom 22.02.2018 (Az.: C-336/16).

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EuGH: Zu Hause zu verbringende Bereitschaftszeit kann "Arbeitszeit" sein
Die Bereitschaftszeit, die ein Arbeitnehmer zu Hause verbringt und während der er der Verpflichtung unterliegt, einem Ruf des Arbeitgebers zum Einsatz innerhalb kurzer Zeit Folge zu leisten, ist als "Arbeitszeit" anzusehen. Dies hat der Gerichtshof der Europäischen Union unter Hinweis darauf entschieden, dass die Verpflichtung, persönlich an dem vom Arbeitgeber bestimmten Ort anwesend zu sein, sowie die Vorgabe, sich innerhalb kurzer Zeit am Arbeitsplatz einzufinden, die Möglichkeiten eines Arbeitnehmers erheblich einschränke, sich anderen Tätigkeiten zu widmen (Urteil vom 21.02.2018, Az.: C-518/15, BeckRS 2018, 1566). Mehr lesen
Paris will Regeln für Asyl und Einwanderung verschärfen

Mit schärferen Gesetzen will Frankreich Asylanträge schneller bearbeiten und härter gegen illegale Einwanderung vorgehen. Die Regierung brachte die umstrittenen Änderungen des Asyl- und Einwanderungsrechts am 21.02.2018 in einer Kabinettssitzung auf den Weg. Die Vorschläge sollen helfen, abgelehnte Asylbewerber konsequenter abzuschieben. Innenminister Gérard Collomb begründete die Gesetzesinitiative auch damit, dass die Zahl der Asylanträge in Frankreich im Jahr 2017 weiter gestiegen sei, obwohl sie sich in Europa insgesamt halbiert habe.

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LG Frankfurt am Main: Lebenslang für "Lasermann" wegen heimtückischen Mordes
Äußerlich lässt sich John Ausonius keine Gefühlsregung anmerken, während er der Urteilsbegründung des Frankfurter Landgerichts lauscht. Für den 64 Jahre alten Schweden ging es in dem Mordprozess um alles oder nichts: Die Staatsanwaltschaft hatte für ihn eine lebenslange Freiheitsstrafe gefordert, der Verteidiger auf Freispruch plädiert. Die Richter haben am 21.02.2018 keinerlei Zweifel: Auch ohne ein Geständnis des als "Lasermann" bekannten Angeklagten seien sie von seiner Schuld überzeugt und setzten in ihrer Entscheidung auf eine "lückenlose Indizienkette", sagt die Vorsitzende Richterin. Mehr lesen