Freitag, 26.5.2017
SG Dortmund: Zuständigkeit des Jobcenters für Schulgeld von Trennungskindern richtet sich nach gewöhnlichem Aufenthalt
Das Schulgeld für Kinder von Langzeitarbeitslosen muss das Jobcenter zahlen, in dessen Bezirk die Schüler ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben. Dies gilt nach einem Urteil des Sozialgerichts Dortmund vom 16.05.2017 auch dann, wenn sie sich zum Stichtag am Beginn des Schulhalbjahres bei dem umgangsberechtigten Elternteil im Zuständigkeitsbereich eines anderen Jobcenters aufhalten (Az.: S 19 AS 2534/15). Mehr lesen
Grüne schlagen Gesetz zur selbstbestimmten Geschlechtsidentität vor
Nach dem Willen von Bündnis 90/Die Grünen soll das Transsexuellengesetz durch ein Gesetz zur Anerkennung der selbst bestimmten Geschlechtsidentität ersetzt werden. Der von der Fraktion vorgelegte entsprechende Gesetzentwurf (BT-Drs. 18/12179) sieht vor, dass das im Geburtseintrag angegebene Geschlecht einer Person auf ihren Antrag zu ändern ist, wenn es nicht ihrer Geschlechtsidentität entspricht. Im Antrag beim Standesamt soll angegeben werden, ob im Geburtseintrag "weiblich", "männlich" oder keine Geschlechtsangabe eingetragen wird und wie der Vorname lautet. Mehr lesen
AG München: Käufer muss falsche Ebay-Bewertung löschen
Eine falsche Bewertung einer Ebay-Transaktion stellt eine Pflichtverletzung im Rahmen des Kaufvertrags dar und führt zu einem Löschungsanspruch des falsch Bewerteten. Dies hat das Amtsgericht München mit inzwischen rechtskräftigem Urteil vom 23.09.2016 entschieden. Das Gericht nahm an, dass es sich bei der Abgabe der falschen Bewertung um einen Schaden und eine Beeinträchtigung der Verkäufer-Rechte handelt, da die Bewertung das Aushängeschild für das Gewerbe darstelle (Az.: 142 C 12436 /16). Mehr lesen
Trumps Einreisestopp kommt vor den Supreme Court
Nach einer weiteren Niederlage vor Gericht steht nun fest: Donald Trumps umstrittener Einreisestopp wird den Supreme Court der USA beschäftigen. Zuvor hatte ein Berufungsgericht im US-Bundesstaat Virginia ein Urteil aus erster Instanz aufrechterhalten, womit das Einreiseverbot zunächst auf Eis bleibt. Justizminister Jeff Sessions teilte am 25.05.2017 mit, seine Behörde werde den entschiedenen Kampf für die Verteidigung der Macht und der Pflichten der Regierung fortsetzen – deswegen der Gang vor das Oberste Gericht. Einen Zeitpunkt für eine Befassung oder Verhandlung gibt es noch nicht. Mehr lesen
Südkoreanischer Offizier wegen homosexueller Handlungen verurteilt
Die Verurteilung eines Armeeoffiziers in Südkorea wegen homosexueller Handlungen hat bei Menschenrechtsgruppen Empörung ausgelöst. Ein Militärgericht habe den Hauptmann am 24.05.2017 zu sechs Monaten Haft verurteilt, die zu einem Jahr auf Bewährung ausgesetzt worden sei, berichtete Amnesty International. Diese "ungerechte Verurteilung" sollte sofort außer Kraft gesetzt werden, sagte die Leiterin für die Ostasien-Forschung der Gruppe, Roseann Rife. "Niemand sollte allein auf der Grundlage seiner sexuellen Orientierung, Aktivität oder des Geschlechts strafrechtlich verfolgt werden." Amnesty warf den Militärbehörden "Hexenjagd" auf homosexuelle Soldaten vor. Mehr lesen
DAV: Gerichte sollen Gedenktafeln auf Mitglieder der NS-Justiz überprüfen
Der Deutsche Anwaltverein (DAV) kritisiert, dass Gedenktafeln an Gerichtsgebäuden nach wie vor an Mitglieder der NS-Justiz erinnern. Wie der DAV in einer Mitteilung vom 23.05.2017 betonte, würde er es begrüßen, wenn insbesondere die Präsidenten der obersten Gerichtshöfe des Bundes und der Gerichte in der Zuständigkeit der Landesjustizverwaltungen entsprechende Andenken überprüfen würden. Mehr lesen
SG Dresden: Krankenkasse muss akut an Brustkrebs erkrankter Patientin noch nicht zugelassene Behandlung zahlen
Das Grundrecht auf Gewährleistung effektiven Rechtsschutzes kann es gebieten, dass einer Patientin die Behandlung mit einer neuartigen Chemotherapie zugesprochen wird, auch wenn noch nicht feststeht, dass das Medikament für diese Behandlung zugelassen werden kann und sicher wirksam ist. Das hat das Sozialgericht Dresden am 29.03.2017 beschlossen (Az.: S 18 KR 268/17 ER, rechtskräftig). Mehr lesen
Richter stehen Führerscheinentzug als Strafe aufgeschlossen gegenüber
Die Justiz ist dem Führerscheinentzug als alternativer Strafe nicht abgeneigt. Als mittelschwere Sanktion, etwa für Einbrecher und säumige Unterhaltszahler, sei eine Zwangspause für die Kfz-Nutzung zusätzlich zum bisherigen Strafkatalog aus Geld- und Freiheitsstrafen durchaus denkbar. Zu diesem Schluss kamen die Präsidenten aller deutschen Oberlandesgerichte und des Bundesgerichtshofs bei ihrer Jahrestagung in Düsseldorf. Mehr lesen
Wer ist schuld? – Anklage zum Kölner Archiveinsturz erhoben
Dienstag, 03.03.2009: Laute Warnrufe von Arbeitern einer U-Bahn-Baustelle schrecken die Menschen in der Kölner Severinstraße auf. Nur Augenblicke später stürzt das Historische Stadtarchiv donnernd zusammen. Zwei junge Männer, die in einem der zerstörten Nachbarhäuser wohnen, sterben in den Trümmern. Tonnenweise wertvolle Archivgüter werden in der Tiefe begraben. Mehr als acht Jahre später hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage erhoben. Sieben Menschen sollen sich demnach vor Gericht für den Einsturz verantworten – zwei Beschäftigte der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) und fünf Mitarbeiter der am U-Bahn-Bau beteiligten Firmen. Die Anklage lautet auf fahrlässige Tötung und Baugefährdung. Mehr lesen
Mittwoch, 24.5.2017
FG Hamburg: Aufzeichnungspflichten nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz gelten auch für Landwirtschaft und Gartenbau
Die alle Beschäftigten umfassenden Aufzeichnungspflichten des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes (AentG) gelten auch für die Branchen, für die ein Tarifvertrag für allgemein anwendbar erklärt worden ist. Dies ergibt sich aus einem Urteil des Finanzgerichts Hamburg vom 10.05.2017, wonach auch in Landwirtschaft und Gartenbau die Arbeitszeiten aller Arbeitnehmer dokumentiert werden müssen (Az.: 4 K 73/15). Mehr lesen
OLG Hamm: Verweigerung des Vollkaskoschutzes bei Nordschleifenunfall war rechtens
Schließen die Versicherungsbedingungen einer Kraftfahrzeugversicherung den Versicherungsschutz für ʺTouristenfahrten auf offiziellen Rennsteckenʺ aus, hat ein Versicherungsnehmer, der mit seinem Fahrzeug im Rahmen eines sogenannten ʺFreien Fahrensʺ auf der Nordschleife des Nürburgrings verunglückt, keinen Leistungsanspruch gegen seinen Vollkaskoversicherer. Das hat das Oberlandesgericht Hamm am 08.03.2017 entschieden und damit das erstinstanzliche Urteil des Landgerichts Hagen bestätigt (Az.: 20 U 213/16,  BeckRS 2017, 107679). Mehr lesen
Bundeskabinett bringt Änderung der Gasnetzzugangsverordnung auf den Weg
Das Bundeskabinett hat am 24.05.2017 den Entwurf der ersten Verordnung zur Änderung der Gasnetzzugangsverordnung beschlossen. Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte, soll mit der Änderungsverordnung das System des Gasnetzzugangs optimiert und an die in den vergangenen Jahren geänderten energiewirtschaftlichen Herausforderungen angepasst werden. Der Verordnungsentwurf regele, dass die Fernleitungsnetzbetreiber künftig allen Transportkunden untertägige Kapazitäten verpflichtend anzubieten haben. Bislang erfolge dies nur auf freiwilliger Basis. Die Flexibilität auf den Gasmärkten solle hierdurch erhöht werden. Außerdem sei eine Zusammenlegung der beiden bestehenden deutschen Gasmarktgebiete zum 01.04.2022 vorgesehen. Mehr lesen
Sexverbrechen im Internet bestellt – zwölf Jahre Haft für Dänen
Ein Däne muss unter anderem wegen des Anschauens von Vergewaltigungen minderjähriger Philippiner für zwölf Jahre ins Gefängnis. Ein Bezirksgericht im dänischen Glostrup urteilte am 23.05.2017 zudem, der 70-Jährige habe sich wegen Besitzes von Kinderpornografie sowie Inzests schuldig gemacht. Insgesamt wurden ihm mehr als 340 Fälle zur Last gelegt, in denen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren auf den Philippinen an live im Internet übertragenen Sexshows teilnahmen oder sexuell missbraucht wurden. Mehr lesen
VGH Kassel: Rechtsreferendarinnen dürfen auf der Richterbank kein Kopftuch tragen

Rechtsreferendarinnen islamischen Glaubens dürfen kein Kopftuch tragen, wenn sie auf der Richterbank sitzen, Sitzungen leiten und/oder Beweisaufnahmen durchführen, Sitzungsvertretungen für die Staatsanwaltschaft übernehmen oder während der Verwaltungsstation Anhörungsausschusssitzungen leiten. Dies hat der Verwaltungsgerichtshof Kassel mit Beschluss vom 23.05.2017 in einem Eilverfahren entschieden und die Entscheidung der Vorinstanz aufgehoben. Das staatliche Neutralitätsgebot rechtfertige ein Kopftuchverbot für Rechtsreferendarinnen bei Tätigkeiten, bei denen sie die Justiz oder den Staat repräsentierten (Az.: 1 B 1056/17).

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FG Düsseldorf: Stewardess kann Kosten für häusliches Arbeitszimmer nicht abziehen
Eine Stewardess kann die Kosten für ein häusliches Arbeitszimmer nicht als Werbungskosten bei den Einkünften aus nichtselbstständiger Arbeit absetzen. Dies hat das Finanzgericht Düsseldorf mit Urteil vom 24.04.2017 entschieden. In seiner Begründung verwies das Gericht darauf, dass die Inanspruchnahme des Raums für berufliche Zwecke von ganz untergeordneter Bedeutung gewesen sei (Az.: 8 K 1262/15 E, BeckRS 2017, 110670). Mehr lesen
OLG Nürnberg: Weidemilch muss nicht von auf der Weide gemolkenen Kühen stammen
Die Bezeichnung Weidemilch ist nicht irreführend, wenn die Milch von Kühen stammt, welche an mindestens 120 Tagen im Jahr wenigstens 6 Stunden auf der Weide waren. Dies hat das Oberlandesgericht Nürnberg mit einem jetzt veröffentlichten Urteil vom 07.02.2017 klargestellt (Az.: 3 U 1537/16, BeckRS 2017, 102379, nicht rechtskräftig). Mehr lesen
BGH: Die «Freigabe» des Wohnraummietverhältnisses löst auch die Mietkaution aus dem Insolvenzbeschlag

InsO §§ 35 I, 108 I, 109 I 2, 203 I Nr. 3

Gibt der Insolvenzverwalter für das Wohnraummietverhältnis des Schuldners eine Enthaftungserklärung ab, wird der Anspruch des Schuldners auf Rückzahlung einer die gesetzlich zulässige Höhe nicht übersteigenden Mietkaution vom Insolvenzbeschlag frei. (Leitsatz des Gerichts)

BGH, Beschluss vom 16.03.2017 - IX ZB 45/15 (LG Karlsruhe), BeckRS 2017, 107638

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BSG: Krankenkasse muss Land Berlin Sozialversicherungsbeiträge auf VBL-Eigenanteile zurückzahlen

Öffentliche Arbeitgeber in den neuen Bundesländern können die Erstattung von Sozialversicherungsbeiträgen verlangen, die sie in der Vergangenheit auf Eigenanteile ihrer Beschäftigten zur Versorgungskasse des Bundes und der Länder (VBL) gezahlt haben. Dies hat das Bundessozialgericht am 23.05.2017 in einem Musterverfahren entschieden. Nach alter Rechtslage habe es keine Rolle gespielt, ob der Arbeitgeber die entsprechenden Zuwendungen tatsächlich lohnsteuerfrei belassen habe oder nicht (Az.: B 12 KR 6/16 R).

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Zwei neue Vorsitzende Richter am BVerwG
Zwei neue Vorsitzende Richter am Bundesverwaltungsgericht heißen Andreas Korbmacher und Richard Häußler. Wie das Gericht mitteilte, wurden sie mit Wirkung zum 23.05.2017 ernannt. Korbmacher wird künftig für den Siebten Revisionssenats tätig sein. Dieser ist insbesondere für das Umweltschutzrecht einschließlich des Immissionsschutzrechts, das Abfallrecht, das Atomrecht, das Bergrecht, das Recht des Baus von Wasserstraßen und das Informationsfreiheitsrecht zuständig. Häußler wurde der Vorsitz der für die Verfahren nach der Wehrdisziplinar- und Wehrbeschwerdeordnung zuständigen Wehrdienstsenate übertragen. Mehr lesen
BFH: Rückstellungen für Entsorgungskosten von Energiesparlampen erst nach Abholanordnung gerechtfertigt
Hersteller von Elektro- und Elektronikgeräten sind nach dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) verpflichtet, nach dem 13.08.2005 in Verkehr gebrachte Geräte abzuholen und zu entsorgen. Nach einem jetzt veröffentlichten Urteil des Bundesfinanzhofs vom 25.01.2017 können für diese Verpflichtungen Rückstellungen erst gebildet werden, wenn sie sich durch den Erlass einer sogenannten Abholanordnung hinreichend konkretisiert haben (Az.: I R 70/15). Mehr lesen