Donnerstag, 1.3.2018
BGH kippt Mordurteil für Raser

Das bundesweit erste Mordurteil gegen Raser ist aufgehoben. Der Bundesgerichtshof gab am 01.03.2018 der Revision zweier Männer statt, die nach einem illegalen Autorennen vom Landgericht Berlin zu lebenslangen Haftstrafen wegen Mordes verurteilt worden waren (Az.: 4 StR 399/17). Die Verurteilung wegen Mordes habe keinen Bestand haben können, weil sie auf einer in mehrfacher Hinsicht rechtsfehlerhaften Grundlage ergangen sei. Außerdem entschied der BGH in zwei weiteren ähnlichen Fällen aus Bremen und Frankfurt.

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Linke fordert Recht auf volle Information über Miet-Berechnung

Die Linke im Bundestag will Vermietern umfassende Informationspflichten über die Miete auferlegen. Sie sollen Mieter bei Mietbeginn darüber informieren müssen, auf welchen Tatsachen die Berechnung der Miethöhe beruht, heißt es unter anderem in einem Gesetzentwurf, über den am 01.03.2018 der Bundestag beriet. "Die Mieten in den Ballungszentren explodieren", sagte Caren Lay, Sprecherin für Mietenpolitik ihrer Fraktion. Die bestehende Mietpreisbremse sei ein zahnloser Tiger. "Wir wollen, dass sämtliche Ausnahmen gestrichen werden." Die Mieten müssten wirksam gedeckelt werden. Der Gesetzentwurf über eine erweiterte Auskunftspflicht sei als Angebot eines kleinsten gemeinsamen Nenners an die anderen Fraktionen gedacht.

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EGMR: Trotz Tochter in Deutschland kein Aufenthaltsrecht für Nigerianer

Die Weigerung Deutschlands, einem wegen Drogenhandels verurteilten Nigerianer eine Aufenthaltserlaubnis zu erteilen, verstößt nicht gegen dessen Menschenrechte. Das urteilte am 01.03.2018 der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg (Az.: 58681/12). Der Mann hatte vor Gericht geltend gemacht, eine Abschiebung würde ihn in seinem Recht auf Familienleben verletzen. Er hat eine Tochter in Deutschland. Dieser Argumentation folgten die Richter nicht.

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Wettbewerbszentrale legt Jahresbericht vor

Die Wettbewerbszentrale hat ihren Bericht für das Jahr 2017 vorgelegt. Danach sind 2017 insgesamt 10.478 Anfragen und Beschwerden wegen unlauteren Wettbewerbs bearbeitet worden. In 3.474 Fällen ist die Selbstkontrollinstitution der Wirtschaft mit förmlichen Untersagungsverfahren gegen Wettbewerbsverstöße eingeschritten. Darüber hinaus sind 464 Unternehmen wegen kleinerer Rechtsverstöße formlos verwarnt und zur Änderung von Werbung aufgefordert worden.

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EuGH: Ungarische Regelungen zur Konzessionierung von Präsenzkasinos und Online-Kasinospielen verstoßen gegen EU-Recht

Die ungarischen Rechtsvorschriften über die Erteilung von Konzessionen zum Betrieb herkömmlicher Kasinos sowie über die Veranstaltung von Online-Kasinospielen verstoßen gegen die EU-Dienstleistungsfreiheit. Dies hat der Europäische Gerichtshof mit Urteil vom 28.02.2018 entschieden. Denn sie hinderten in einem anderen Mitgliedstaat ansässige Glücksspielveranstalter in diskriminierender Weise am Zugang zum ungarischen Markt für diese Spiele (Az.: C-3/17).

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Linksfraktion fordert weniger Eigenanteil in der Pflege
Menschen mit Pflegebedarf müssen nach Ansicht der Linksfraktion finanziell systematisch entlastet werden. Pflege mache zunehmend arm und zwinge viele Menschen in die Sozialhilfe, heißt es in einem Antrag (BT-Drs. 19/960) der Abgeordneten. Mehr lesen
Digitale Überwachung: China schafft den "besseren Menschen"

Yu Ganqing ist genervt, dass er heute ins Bürgeramt muss. Seine Arbeit unterbrechen, Dinge liegenlassen. Aber anders geht es nicht. Yu Ganqing benötigt eine Bescheinigung über seine "soziale Vertrauenswürdigkeit". Das Führungszeugnis muss sich der 30-Jährige auf dem Bürgeramt in Rongcheng ausdrucken lassen. Es enthält einen Punktestand. Diese Benotung errechnen die Behörden mit einem weltweit beispiellosen Sozialkredit-System, das die kommunistische Führung bis 2020 in ganz China einführen will. Es trennt zwischen guten und schlechten Bürgern. "Ich brauche das Papier, um den Kredit für eine Wohnung zu beantragen", sagt der Angestellte.

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OVG Schleswig weist Klage gegen Ausbau des Lübecker Flughafens ab

Die Gemeinde Groß Grönau ist mit ihrer Klage gegen den geplanten Ausbau des Flughafens Lübeck gescheitert. Das Schleswig-Holsteinische Oberverwaltungsgericht in Schleswig hat am 26.02.2018 entschieden, dass der Planfeststellungsbeschluss die gemeindlichen Belange ausreichend berücksichtigt. Soweit Bedenken hinsichtlich der Zulassung von Flügen in der "Nachtrandzeit" bestanden hätten, seien diese durch eine Änderung der Planfeststellung jetzt ausgeräumt worden (Az.: 1 KS 2/10).

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OVG Hamburg: Facebook darf personenbezogene Daten deutscher WhatsApp-Nutzer weiterhin nicht verwenden

Facebook darf personenbezogene Daten deutscher WhatsApp-Nutzer vorerst nicht auf Grundlage der bisher abgeforderten Einwilligung erheben und speichern. Dies hat das Hamburgische Oberverwaltungsgericht in einem Eilverfahren entschieden (Az.: 5 Bs 93/17). Es hat damit die vorausgegangene Entscheidung des Verwaltungsgerichts Hamburg bestätigt, das einen Eilantrag Facebooks gegen eine sofort vollziehbare Untersagungsverfügung des Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz und Informationssicherheit abgelehnt hatte (ZD 2017, 402).

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BGH: Verstoß gegen Parteianträge und Dispositionsmaxime

ZPO § 308 I 1

Ein Gericht entscheidet unter Verstoß gegen die im Zivilprozess geltende Dispositionsmaxime, wenn es seinem Urteilsausspruch über einen auf Irreführung gestützten Unterlassungsantrag einen Irreführungsaspekt zugrunde legt, den der Kläger nicht schlüssig vorgetragen hat (Fortführung von BGH GRUR 2017, 295 – Entertain). (Leitsatz des Gerichts)

BGH, Urteil vom 11.10.2017 - I ZR 78/16, BeckRS 2017, 141118

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EuGH: Adidas widersetzt sich erfolgreich Eintragung von zwei Parallelstreifen auf Schuhen

Adidas kann sich der Eintragung von zwei Parallelstreifen auf Schuhen als Unionsmarke widersetzen. Dies hat das Gericht der Europäischen Union entschieden. Es sieht die Gefahr, dass die im vorliegenden Fall angemeldeten Marken die in der Darstellung von drei Parallelstreifen auf einem Schuh bestehende ältere Marke von Adidas in unlauterer Weise ausnutzen (Urteile vom 01.03.2018, Az.: T-85/16 und T-629/16).

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Mord in religiösem Eifer – Lebenslange Haft für Barmbeker Attentäter
Er wollte möglichst viele Christen töten, attackierte in einer Edeka-Filiale plötzlich Kunden: Der Messerstecher von Hamburg-Barmbek ist am 01.03.2018 vom Oberlandesgericht Hamburg zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden (Az.: 3 St 4/17). Die Richter des Staatsschutzsenats stellten zusätzlich die besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren rechtlich zwar möglich, in der Praxis aber so gut wie ausgeschlossen. Der Palästinenser Ahmad A. habe sich des Mordes sowie des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung in sechs Fällen schuldig gemacht, sagte der Vorsitzende Richter Norbert Sakuth. Mehr lesen
LG Detmold: Lebenslange Haft und Sicherungsverwahrung für Doppelmord an Mutter und Kind

Wegen des Doppelmordes an einer 24-jährigen Frau und ihrem sechsjährigen Sohn im ostwestfälischen Detmold ist ein früherer Nachbar zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Außerdem stellte das Landgericht Detmold am 28.02.2018 die besondere Schwere der Schuld fest und ordnete Sicherungsverwahrung für den 53-jährigen Täter an (Az: 21 Ks 13/17).

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Umweltausschuss berät über Konsequenzen des Diesel-Urteils

Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu möglichen Fahrverboten für Diesel-Fahrzeuge ist noch unklar, ob und wie der Bund rechtlich tätig werden wird. Bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit am 28.02.2018 erklärte ein Vertreter des Umweltministeriums, dass es nach der bisherigen Begründung des Urteils keine bundesrechtliche Regelung brauche. In der Pflicht seien zunächst die Länder. Er erwarte aber, dass im Zuge der Debatte auch über eine vom Bund zu setzende Rahmenregelung, etwa die "Blaue Plakette", diskutiert werden wird. Innerhalb der Bundesregierung herrsche bei dem Thema Uneinigkeit.

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OLG Düsseldorf: Rossmann muss wegen Preisabsprachen bei Kaffee 30 Millionen Euro zahlen

Die Drogeriemarktkette Rossmann muss wegen illegaler Preisabsprachen mit dem Kaffeeröster Melitta eine Geldbuße von 30 Millionen Euro zahlen. Das Oberlandesgericht Düsseldorf verurteilte Rossmann am 28.02.2018 wegen einer "vorsätzlichen Kartellwidrigkeit“. Damit wurde die vom Bundeskartellamt zunächst verhängte Strafe von 5,5 Millionen Euro beinahe versechsfacht. Rossmann hatte Einspruch gegen den Bußgeldbescheid eingelegt.

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Bundesregierung will beA bald wieder online stellen

Die Bundesregierung will sicherstellen, dass das besondere elektronische Anwaltspostfach (beA) so zügig wie möglich wieder in Betrieb genommen werden kann. Ein konkreter Termin für die Wiederinbetriebnahme sei aber noch nicht bekannt, schreibt das Bundesjustizministerium in der Antwort der Bundesregierung (BT-Drs. 19/898) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (BT-Drs. 19/677), wie die Bundespressestelle am 28.02.2018 mitteilte.

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Mittwoch, 28.2.2018
Nordrhein-Westfalen will Gesichtsverhüllung im Gerichtssaal verbieten
Nordrhein-Westfalens Justizminister Peter Biesenbach (CDU) will sämtliche Gesichtsverhüllungen im Gerichtssaal verbieten. Dies geht aus einer Mitteilung des nordrhein-westfälischen Justizministeriums vom 28.02.2018 hervor. Vorgesehen seien ein Landesgesetz, das es Justizangehörigen bei Verhandlungen verbiete, religiös oder weltanschaulich anmutende Kleidung zu tragen, sowie eine Bundesratsinitiative, die auf eine Änderung des Gerichtsverfassungsgesetzes hinwirken soll. Mehr lesen
SG Detmold: Krankenkasse muss Krankengeld trotz verspäteter Vorlage der AU-Bescheinigung zahlen
Sofern der Arzt die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht dem Versicherten aushändigt, sondern diese mit dafür von der Krankenkasse zur Verfügung gestellten Freiumschlägen direkt an die Kasse weiterleitet, muss die Krankenkasse auch dann Krankengeld an den Versicherten zahlen, wenn die Bescheinigung zu spät bei ihr eingeht. Dies hat das Sozialgericht Detmold mit jetzt veröffentlichtem Urteil vom 15.11.2017 im Fall einer 1957 geborenen Frau entschieden, die auch nach Ablauf des Entgeltfortzahlungszeitraums krankgeschrieben war (Az.: S 5 KR 266/17, BeckRS 2017, 142548). Mehr lesen
KG: Lebensmittel-Zutaten müssen auch bei Online-Angeboten angegeben werden
Ein Lieferservice muss Kunden vor einer mit Kosten verbundenen Bestellung im Internet über die Zutaten der angebotenen Lebensmittel und die darin enthaltenen Allergene informieren. Das hat das Kammergericht mit Urteil vom 23.01.2018 klargestellt, wie der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) am 27.02.2018 mitteilte. Auch über die Aufbewahrungsbedingungen und den Verzehrzeitraum müsse nach der Entscheidung des KG (Az.: 5 U 126/16) informiert werden. Mehr lesen
BGH: Schadenersatzanspruch des Vermieters wegen Beschädigung der Mietsache erfordert keine Schadensbeseitigungsfrist
Der Schadenersatzanspruch des Vermieters wegen Beschädigung der Mietwohnung erfordert keine vorherige Fristsetzung zur Schadensbeseitigung. Dies hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 28.02.2018 entschieden. Das Fristsetzungserfordernis gelte nur für die Nicht- oder Schlechterfüllung von Leistungspflichten, heißt es in der Begründung des Gerichts. Bei der Pflicht, die übertragenen Räume schonend und pfleglich zu behandeln, handele es sich dagegen um eine nicht leistungsbezogene Nebenpflicht (Az.: VIII ZR 157/17). Mehr lesen