Montag, 12.2.2018
OLG Hamm: Die Einwilligung zur Beschneidung setzt die Beteiligung des Knaben voraus

StGB §§ 46, 223, 230; BGB § 1631d

Wird ein Angeklagter nach einer rechtswidrigen Beschneidung eines Kindes wegen vorsätzlicher Körperverletzung verurteilt, hat das Tatgericht im Rahmen der Strafzumessung regelmäßig das Ausmaß der konkreten Verletzung und die Auswirkungen der Tat auf das geschädigte Kind aufzuklären. (Leitsatz des Gerichts)

OLG Hamm, Urteil vom 21.11.2017 - 5 RVs 125/17, BeckRS 2017, 139015

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OVG Bautzen: Abgabefreie Einleitung von Niederschlagswasser in ein Gewässer nur bei fristgerechter Antragstellung

Die Einleitung von Niederschlagswasser im Trennsystem ist nur abgabefrei, wenn neben dem Vorliegen der materiellen Voraussetzungen der erforderliche Antrag bis zum 31.03. des Folgejahres bei der Landesdirektion Sachsen gestellt wird. Dies hat das Sächsische Oberverwaltungsgericht in Bautzen mit zwei Urteilen vom 17.01.2018 entschieden und damit die Berufungen der klagenden Gemeinden zurückgewiesen (Az.: 5 A 808/17 und 5 A 832/17).

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Fahrplan: Von Koalitionsverhandlungen zur neuen Regierung

Wie geht es nach der Einigung von CDU, CSU und SPD auf einen Koalitionsvertrag weiter? Die nächste Etappe auf dem Weg zu einer neuen Regierung ist zunächst der SPD-Mitgliederentscheid, der am 20.02.2018 beginnt. Für den Fall, dass die SPD-Basis Ja sagt, ist der Weg frei zur Wahl der Kanzlerin im Bundestag.

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OLG Frankfurt am Main: Stadt darf Rennbahnbestuhlung demontieren und verwerten

Die Stadt Frankfurt am Main darf die Klappsitze auf der Tribüne des ehemals vom Renn-Klub genutzten Rennbahngeländes interessierten Frankfurter Sportvereinen überlassen. Dem Renn-Klub stünden hieran keine Rechte zu, entschied das Oberlandesgericht Frankfurt am Main mit Beschluss vom 09.02.2018 (Az.:2 W 11/18).

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USA: Uber und Google-Schwester Waymo legen Streit um Roboterautos bei

Uber und die Google-Schwesterfirma Waymo haben überraschend ihren Streit um den Vorwurf des Diebstahls von Roboterwagen-Technologie beigelegt. Mitten im Prozess in San Francisco gaben die Unternehmen am 09.02.2018 eine Einigung bekannt. Als Teil des Deals bekommt Waymo eine Beteiligung von 0,34% an dem Fahrdienst-Vermittler. Nach den Konditionen der Einigung ist der Anteil rund 245 Millionen Dollar wert, weil Uber dabei insgesamt mit 72 Milliarden Dollar bewertet wurde.

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OLG Karlsruhe: Im “Zementmordfall“ muss erneut über Unterbringung des Verurteilten entschieden werden

Im als “Zementmord“ bekannt gewordenen Fall muss die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts erneut darüber befinden, ob die Unterbringung des heute 29 Jahre alten Verurteilten in einem psychiatrischen Krankenhaus zu vollziehen ist. Dies hat das Oberlandesgericht Karlsruhe mit Beschluss vom 07.02.2018 entschieden (Az.: 2 Ws 19/18).

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Freitag, 9.2.2018
LG Traunstein: Lange Haft für Mord an Konvertitin
Weil er auf einem Supermarktparkplatz eine zum Christentum konvertierte Frau, Mutter von vier Kindern, erstochen hat, ist ein abgelehnter Asylbewerber aus Afghanistan verurteilt worden. Am 09.02.2018 hat das Landgericht Traunstein den 30-Jährigen zu lebenslanger Haft verurteilt. Es stellte auch die besondere Schwere der Schuld fest. "Der Angeklagte hat vier Kindern die Mutter und den Lebensmittelpunkt genommen", sagte der Vorsitzende Richter Erich Fuchs. "Ihm war vollkommen gleichgültig, welche Folgen die Tat für die beiden kleinen Söhne hat." Mehr lesen
VGH Mannheim bestätigt Entlassung mehrerer Soldaten wegen folterähnlicher Aufnahmerituale

Die Entlassung mehrerer Bundeswehrsoldaten der Staufer-Kaserne in Pfullendorf wegen ihrer Beteiligung an folterähnlichen Aufnahmeritualen war rechtmäßig. Dies hat der Verwaltungsgerichtshof Mannheim mit unanfechtbaren Beschlüssen vom 08. und 09.02.2018 entschieden und die Vorinstanz bestätigt. Unabhängig von einem Einverständnis der Betroffenen handele es sich um ein schwerwiegendes Fehlverhalten, das den militärischen Zusammenhalt gefährden könne (Az.: 4 S 2200/17, 4 S 2201/17 und 4 S 2144/17).

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OVG Lüneburg: Vorläufige Dienstenthebung einer Lehrerin wegen Reise zum "Dschungelcamp" rechtmäßig
Weil sie während der Unterrichtszeit mit ihrer Tochter nach Australien geflogen war, ist eine niedersächsiche auf Lebenszeit verbeamtete Gymnasiallehrerin vorläufig des Dienstes enthoben worden, zudem wurden Teile ihrer Dienstbezüge einbehalten. Die Antragstellerin wird also bis zum Abschluss des sie betreffenden Disziplinarverfahrens keinen Dienst mehr tun dürfen (Beschluss vom 09.02.2018, Az.: 3 ZD 10/17, unanfechtbar). Mehr lesen
OLG Stuttgart: Werbung mit wie Olympische Ringe angeordneten Grillpatties zulässig

Lidl darf mit Grillpatties, die als Olympische Ringe angeordnet sind, für Grillprodukte werben. Dies hat das Oberlandesgericht Stuttgart mit Urteil vom 08.02.2018 entschieden und eine Berufung des Deutschen Olympischen Sportbundes zurückgewiesen, der wegen einer Lidl-Werbekampagne vor der Eröffnung der Olympischen Spiele 2016 Unterlassung verlangt hatte. Die Werbung spiele lediglich auf das olympische Emblem an und erwecke insbesondere nicht den Eindruck, Lidl gehöre zum Kreis der offiziellen Sponsoren der Olympischen Spiele (Az.: 2 U 109/17).

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Deutscher Richterbund beklagt wachsende Gehaltskluft zwischen Justiz und Privatwirtschaft
Richter und Staatsanwälte verlieren im Gehaltsvergleich mit Juristen in Unternehmen und großen Anwaltskanzleien immer mehr den Anschluss, meldet der Deutsche Richterbund (DRB). Dies habe eine Studie der Kienbaum Consultants International GmbH ergeben. Die Gehälter von Mitarbeitern ohne Führungsrolle in Wirtschaft und in Kanzleien hätten sich im 25-Jahres-Vergleich etwa verdoppelt. Zum Vergleich habe der Zuwachs bei den Einkommen für Berufseinsteiger in der Justiz zwischen 1992 und 2017 lediglich 50% betragen. Eine kurzsichtige Besoldungspolitik verschärfe ohnehin bestehende Nachwuchssorgen, warnt der DRB. Mehr lesen
Bermuda schafft Ehe für alle ab - Kritik aus Großbritannien
Großbritanniens Außenminister Boris Johnson ist angesichts eines Rückziehers des britischen Überseegebiets Bermuda in Sachen Ehe für alle in die Kritik geraten. Johnson hatte sich entschlossen, kein Veto gegen die Abschaffung eines entsprechenden Gesetzes in Bermuda einzulegen. Der Labour-Abgeordnete David Lammy bezeichnete diese Entscheidung am 08.02.2018 bei einer Debatte im Parlament in London als "Quelle großer Schande". Mehr lesen
LAG Hessen: Kündigung wegen mehr als zweijähriger Freiheitsstrafe rechtens
Ein Arbeitgeber kann das Beschäftigungsverhältnis mit einem Arbeitnehmer kündigen, der eine Freiheitsstrafe von mehr als zwei Jahren zu verbüßen hat und dessen vorzeitige Entlassung nicht sicher erwartet werden kann. Dies hat das LAG mit einem jetzt bekannt gewordenen Urteil vom 21.11.2017 entschieden. Ein Vergleich mit dem gesetzlich geregelten Ruhen eines Arbeitsverhältnisses während der Elternzeit sei nicht gerechtfertigt, da dies dem Schutz der Familie diene, befand das Gericht (Az.: 8 Sa 146/17). Mehr lesen
Ohne Anklage ein Jahr in Haft: Deniz Yücel und die Krise mit Ankara
Am 14.02.2017 stellte sich Deniz Yücel in Istanbul freiwillig der Polizei, die nach dem "Welt"-Korrespondenten gefahndet hatte. Niemand rechnete damals damit, dass der deutsch-türkische Journalist ein Jahr später noch immer ohne Anklage in Untersuchungshaft sitzen würde. Das Datum markiert aber nicht nur den Tag, an dem Yücel seine Freiheit verlor, sondern auch den Beginn einer bis dahin beispiellosen Krise zwischen Deutschland und der Türkei. Eine Krise, die die Regierung in Ankara beilegen möchte. Die Gründe dafür sind vor allem wirtschaftlicher Natur. Es geht aber auch um Rüstungsgüter aus deutscher Produktion. Mehr lesen
BGH: Tatrichter darf für Schätzung der erforderlichen Sachverständigenkosten nur für plausibel befundene Listen oder Tabellen verwenden

BGB §§ 249 II 1, 281 II, 323II, 437 Nr. 2, 562 I, 563 I 1, 563 I 2, 634 Nr. 3, 638 I

Für die Schätzung der Sachverständigenkosten, die für die Begutachtung des bei einem Verkehrsunfall beschädigten Fahrzeugs erforderlich sind, können geeignete Listen oder Tabellen Verwendung finden. Wenn das Gericht berechtigte Zweifel an der Eignung einer Liste hat, kann sein Ermessen hinsichtlich deren Verwendung beschränkt sein und es muss die Heranziehung einer Liste gegebenenfalls ablehnen. Der Tatrichter sei gehalten, solche Listen oder Schätzgrundlagen einer Plausibilitätskontrolle zu unterziehen, betont der Bundesgerichtshof in Fortführung seiner Rechtsprechung (vgl. VersR 2011, 769). Er führt weiter aus, dass das Ergebnis der BVSK-Honorarbefragung 2011 als Schätzgrundlage für die Ermittlung der erforderlichen Nebenkosten des Privatsachverständigen nicht geeignet sei, weil die Befragung auf der Grundlage unklarer Vorgaben zu den Nebenkosten durchgeführt worden sei.

BGH, Urteil vom 24.10.2017 - VI ZR 61/17 (LG Düsseldorf), BeckRS 2017, 138736

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BGH: Nachbarrechtlicher Ausgleichsanspruch nach Brand durch Reparaturarbeiten eines beauftragten Handwerkers
Ein Grundstückseigentümer, der einen Handwerker Reparaturarbeiten am Haus vornehmen lässt, ist gegenüber dem Nachbarn verantwortlich, wenn das Haus infolge der Arbeiten in Brand gerät und das Nachbargrundstück dabei beschädigt wird. Dies hat der Bundesgerichtshof am 09.02.2018 entschieden. Dass der Handwerker sorgfältig ausgesucht wurde, ändere daran nichts, betonten die Richter in dem Urteil. Die Sache wurde an das Oberlandesgericht zur neuen Verhandlung und Entscheidung zurückverwiesen. Dieses müsse nun klären, ob der geltend gemachte Anspruch der Höhe nach berechtigt ist (Az.: V ZR 311/16). Mehr lesen
OVG Bautzen: Anspruch auf Zuerkennung des Flüchtlingsstatus für wehrpflichtige Syrer
Flüchtlinge aus Syrien, die sich durch ihre Flucht als Wehrpflichtige oder Reservisten dem Wehrdienst entziehen wollten, haben Anspruch auf Zuerkennung des Flüchtlingsstatus. Dies hat das Sächsische Oberverwaltungsgericht in Bautzen mit Urteilen vom 07.02.2018 in mehreren Verfahren entschieden. Diese Frage ist in der Rechtsprechung umstritten. Drei OVGs/VGHs vertreten die jetzt vom Sächsischen OVG vertretene Auffassung, vier die gegenteilige Ansicht (Az.: 5 A 714/17.A; 5 A 1234/17.A; 5 A 1237/17.A; 5 A 1245/17.A und 5 A 1246/17.A). Mehr lesen
LG München verhängt Ordnungsgeld: Check24 muss sich offener als Versicherungsmakler zu erkennen geben
In einem langjährigen Rechtsstreit zwischen Versicherungsvertretern und Check24 hat das Landgericht München ein Ordnungsgeld von 15.000 Euro gegen das Online-Portal verhängt. Damit erlegt das Gericht dem Unternehmen auf, die Besucher der Seite künftig früher als bisher zu informieren, dass Check24 als Online-Versicherungsmakler Provisionen erhält. In der Chefetage von Check24 wird nun überlegt, ob das Unternehmen Beschwerde einlegen soll: Der Beschluss werde intensiv geprüft, erklärte ein Sprecher am 08.02.2018. Mehr lesen
Zwangsprostitution statt großer Liebe: BGH bestätigt Urteil gegen zwei Männer weitgehend
Sie verliebten sich in einen "Loverboy", schenkten ihm Vertrauen, verschuldeten sich und mussten schließlich im Bordell anschaffen: Vier Frauen wurden von zwei Männern aus Köln in einem perfiden System von Abhängigkeit, Ausbeutung und Misshandlungen zur Prostitution gezwungen. Dafür sitzen ein 33-Jähriger und sein fünf Jahre jüngerer Komplize für zehn und acht Jahre hinter Gittern. Zu Recht, entschied am 08.02.2018 in Karlsruhe der Bundesgerichtshof (Az.: 3 StR 274/17). Gleichwohl muss das Landgericht Düsseldorf noch einmal ran. Mehr lesen
AG Lüneburg: Haftstrafe für falschen Narkosearzt
Einen falschen Arzt hat das Amtsgericht Lüneburg zu drei Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt. Der 30-Jährige gestand am 08.02.2018 nach Angaben eines Gerichtssprechers, sich ohne entsprechenden Abschluss in einem Lüneburger Krankenhaus als Narkosearzt ausgegeben zu haben. Ein Schöffengericht befand ihn des Missbrauchs einer Berufsbezeichnung, der gefährlichen Körperverletzung sowie der Hehlerei für schuldig. In das Urteil floss auch eine frühere Freiheitsstrafe ein. Mehr lesen