Freitag, 26.1.2018
EGMR hat Tausende Klagen gegen Türkei abgewiesen
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat mehr als 27.000 Klagen gegen die Türkei als unzulässig abgewiesen. Die Zahl der Beschwerden gegen das Land war nach dem Putschversuch vom Juli 2016 nach oben geschossen. In zahlreichen Fällen entschieden die Richter aber, dass zunächst der nationale Rechtsweg ausgeschöpft werden müsse, wie Gerichtspräsident Guido Raimondi am 25.01.2017 erläuterte. Mehr lesen
Bundesanwaltschaft untersucht eigene Geschichte auf NS-Belastungen
Die Bundesanwaltschaft lässt die ersten Jahre ihres Bestehens auf personelle Belastungen aus der Zeit des Nationalsozialismus prüfen. Dabei gehe es unter anderem um die Frage, welche und wie viele nationalsozialistisch belastete Mitarbeiter in der Anfangszeit der Behörde bis 1974 an welchen Stellen tätig waren, sagte Generalbundesanwalt Peter Frank in Karlsruhe. Zu klären sei, welchen Einfluss dies gegebenenfalls auf die Arbeit der Bundesanwaltschaft hatte. Mehr lesen
EuGH: Illegale Asylbewerber dürfen nicht einfach ins EU-Ankunftsland geschickt werden
Illegal in ein EU-Land eingereiste Asylbewerber dürfen nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs nicht ohne Weiteres in den EU-Staat zurückgeschickt werden, in dem sie erstmals Asyl beantragt haben. Es müsse vielmehr wieder ein mehrstufiges Verfahren durchlaufen werden, urteilten die Luxemburger Richter am 25.01.2018 (Az.: C-360/16, BeckRS 2018, 292). Mehr lesen
BVerwG konkretisiert Voraussetzungen für Einbeziehung politisch Verfolgter in Zusatzversorgung der DDR
Die Zugehörigkeit politisch Verfolgter zu einem Zusatzversorgungssystem der DDR, die von den DDR-Stellen eine Versorgungszusage auch ohne die politische Verfolgung nicht erhalten hätten, kann nach dem Beruflichen Rehabilitierungsgesetz (BerRehaG) nicht mit Blick auf die Rechtsprechung des Bundessozialgerichts zum Anspruchs- und Anwartschaftsübertragungsgesetz (AAÜG) fingiert werden. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil vom 25.01.2018 klargestellt (Az.: 3 C 3.16). Mehr lesen
Streit über Justizreform: Polen zeigt mit dem Finger auf Deutschland
Polens neuer Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hält das umstrittene polnische Justizsystem für unabhängiger als das deutsche. Als Beispiel nannte Morawiecki den Richterwahlausschuss in Deutschland. "Da sitzen nur Politiker drin. Deutschland steht nicht im Einklang mit den Vorschlägen der Venedig-Kommission des Europarats", sagte der Regierungschef der Deutschen Presse-Agentur. Das polnische System erfülle diese Kriterien deutlich besser: Dort seien 15 von 25 Ausschussmitgliedern Richter. Mehr lesen
BAG: Kein Betriebsübergang bei fehlendem Wechsel in der für den Betrieb der wirtschaftlichen Einheit verantwortlichen Person
Ein Betriebsübergang im Sinne des § 613a Abs. 1 BGB liegt nur vor, wenn die für den Betrieb des Unternehmens verantwortliche natürliche oder juristische Person, die insoweit die Arbeitgeberverpflichtungen gegenüber den Beschäftigten eingeht, im Rahmen vertraglicher Beziehungen wechselt. Dies hat das Bundesarbeitsgericht mit Urteil vom 25.01.2018 entschieden (Az.: 8 AZR 338/1). Das BAG hat am gleichen Tag auch über fünf weitere, weitgehend gleich gelagerte Sachen entsprechend entschieden. Mehr lesen
VG Koblenz: Keine Fehlalarm-Kostenpauschale für Feuerwehreinsätze nach Brandmelderauslösung durch angebranntes Essen

Die Stadt Bad Kreuznach durfte von der Betreiberin zweier Seniorenzentren keine Fehlalarm-Kostenpauschalen für Einsätze der Feuerwehr erheben, die nach starker Rauchentwicklung unter anderem durch angebranntes Essen auf einer angelassenen Herdplatte durch ausgelöste Brandmelder veranlasst worden waren. Dies hat das Verwaltungsgericht Koblenz mit Urteil vom 09.01.2018 entschieden. Ein die Kostenpauschale rechtfertigender Fehlalarm liege hier nicht vor (Az.: 3 K 376/17.KO).

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BGH: Wiederbeschaffungsaufwand maßgeblich für vorgerichtliche Anwaltsvergütung

BGB § 249 II 1

Dem Anspruch des Geschädigten auf Ersatz vorgerichtlicher Rechtsanwaltskosten im Verhältnis zum Schädiger ist grundsätzlich der Gegenstandswert zugrunde zu legen, der der berechtigten Schadensersatzforderung entspricht. Verlange der Geschädigte vom Schädiger im Rahmen seiner ihm durch § 249 Abs. 2 Satz 1 BGB eingeräumten Ersetzungsbefugnis den Wiederbeschaffungsaufwand (Wiederbeschaffungswert abzüglich Restwert) für ein beschädigtes Fahrzeug, dann richtet sich nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs der für den Anspruch auf Ersatz vorgerichtlicher Rechtsanwaltskosten maßgebliche Gegenstandswert nach dem Wiederbeschaffungsaufwand und nicht nach dem ungekürzten Wiederbeschaffungswert.

BGH, Urteil vom 12.12.2017 - VI ZR 611/16 (LG Bonn), BeckRS 2017, 136451

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Donnerstag, 25.1.2018
Nach Mord an sechsfacher Mutter: LG Wuppertal verurteilt Sohn und Schwager

Wegen Mordes an der sechsfachen Mutter Hanaa S. hat das Landgericht Wuppertal am 24.01.2018 den ältesten Sohn und einen Schwager der Frau verurteilt. Außerdem erhielten der Ehemann und ein weiterer Schwager wegen Beihilfe zum Mord jeweils eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren und sechs Monaten. Die mitangeklagte Schwester des Ehemanns wurde freigesprochen.

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Fotografieren von Unfall-Toten soll strafbar werden

Niedersachsen will das Fotografieren und Filmen von Verkehrstoten unter Strafe stellen lassen. Die Landesregierung werde eine entsprechende Bundesrats-Initiative starten, kündigte Justizministerin Barbara Havliza (CDU) am 25.01.2018 beim Verkehrsgerichtstag in Goslar an. Für Angehörige sei es eine schwere Belastung, wenn Bilder oder Filme der Toten anschließend im Internet kursierten. Zudem würden Persönlichkeitsrechte der Opfer verletzt. Wer derartige Aufnahmen anfertige, handele pietätlos.

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LG Berlin: Mehrjährige Haftstrafen wegen Drogenhandels im Darknet

Das Landgericht Berlin hat wegen Drogenhandels im Darknet mehrjährige Haftstrafen verhängt. Das Urteil vom 25.01.2018 lautet auf bandenmäßigen unerlaubten Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge beziehungsweise Beihilfe hierzu. Der Hauptangeklagte Rio Y. muss sechs Jahre in Haft, die Angeklagte Sayuri I. für drei Jahre und drei Monate. Gegen einen dritten Angeklagten verhängte das LG in dem Zusammenhang wegen vorsätzlicher Geldwäsche eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten (Az.: 510 KLs 24/17, nicht rechtskräftig).

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BVerwG: Anderweitige Beschäftigung steht Arbeitsassistenz für Erwerbstätigkeit schwerbehinderten Menschen nicht entgegen

Dem Anspruch eines schwerbehinderten Menschen auf Übernahme der Kosten einer notwendigen Arbeitsassistenz steht nicht entgegen, dass dieser bereits eine andere Teilzeitbeschäftigung ausübt. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil vom 23.01.2018 entschieden (Az.: 5 C 9.16).

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BVerwG: Ausländerbehörden für Aufhebung eines vom Bundesamt angeordneten Einreise- und Aufenthaltsverbots zuständig

Das Bundesverwaltungsgericht hat die zwischen Bund und Ländern streitige Frage, welche Behörde für die nachträgliche Aufhebung eines vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nach § 11 Abs. 7 AufenthG gegen einen Ausländer verfügten Einreise- und Aufenthaltsverbots sachlich zuständig ist, zugunsten einer Zuständigkeit der Ausländerbehörden entschieden (Az.: 1 C 7.17).

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BVerwG: Keine höhere Vergütung für Förderungsleistung von Tagesmüttern und -vätern

Eine Tagesmutter ist mit ihrem Begehren gescheitert, vom Jugendhilfeträger einen höheren Betrag zur Anerkennung ihrer Förderungsleistung zu erhalten. Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass der vom Jugendhilfeträger festgesetzte Betrag für die Anerkennung der Förderungsleistung an eine Tagespflegeperson in Höhe von 2,70 Euro je Kind und Stunde im konkreten Fall gerichtlich nicht zu beanstanden sei. Der vom Jugendhilfeträger vorgenommene Abschlag von den Tariflöhnen der in Kindertageseinrichtungen beschäftigten Erzieher sei zulässig, da Tagespflegepersonen üblicherweise nicht über ähnlich qualifizierende Berufsabschlüsse verfügten wie die in Kindertageseinrichtungen tätigen Personen (Urteil vom 25.01.2018, Az.: 5 C 18.16).

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BGH: ASICS-Händler dürfen mit Preissuchmaschinen zusammenarbeiten

ASICS darf es seinen Händlern nicht generell verbieten, Preissuchmaschinen zu nutzen. So hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass solch pauschale Verbote, die nicht an qualitative Anforderungen anknüpfen, unzulässig sind. Der Kartellverstoß sei so offensichtlich, dass die Frage keiner weiteren Klärung in einer mündlichen Verhandlung und auch keiner Vorlage an den Gerichtshof der Europäischen Union bedürfe. Auf den Beschluss vom 12.12.2017 (Az.: KVZ 41/17, BeckRS 2017, 139458) weist das Bundeskartellamt hin.

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EuGH: Psychologische Tests zur Überprüfung der Homosexualität eines Asylbewerbers unzulässig

Asylbewerber dürfen keinem psychologischen Test zur Bestimmung ihrer sexuellen Orientierung (hier: Homosexualität) unterzogen werden. Dies hat der Europäische Gerichtshof mit Urteil vom 25.01.2018 entschieden. Dies stelle einen unverhältnismäßigen Eingriff in das Privatleben des Asylbewerbers dar, da ein solcher Test Einblick in dessen intimste Lebensbereiche gebe (Az.: C-473/16).

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EuGH: Schrems kann in Österreich nur wegen eigener Ansprüche gegen Facebook Ireland klagen

Maximilian Schrems kann wegen eigener Ansprüche in Österreich Klage gegen Facebook Ireland erheben. Hingegen kann er nicht als Zessionar von Ansprüchen anderer Verbraucher den Verbrauchergerichtsstand in Anspruch nehmen, um die abgetretenen Ansprüche geltend zu machen. Dies hat der Gerichtshof der Europäischen Union entschieden (Urteil vom 25.01.2018, Az.: C-498/16).

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Experten beklagen zunehmende Aggressivität im Straßenverkehr
Eine Frau aus Bremen fährt bei Göttingen auf dem Überholstreifen der Autobahn 7. Von hinten rast ein Sport-Kombi heran und fährt dicht auf. Der Fahrer hupt und betätigt die Lichthupe. Die Bremerin erschrickt und verliert die Kontrolle. Der Kleinwagen schleudert, überschlägt sich und bleibt auf dem Dach liegen. Die Fahrerin ist schwer verletzt. Fälle wie diesen haben Experten vor Augen, wenn sie die zunehmende Aggressivität auf Deutschlands Straßen kritisieren. Die Bußgelder müssten erhöht werden, fordern Teilnehmer des 56. Verkehrsgerichtstages (VGT), der in dieser Woche in Goslar zusammenkommt. Mehr lesen
USA: Urteil gegen früheren Turn-Arzt Nassar soll Opfern Hoffnung geben

Auch mit dem spektakulären Urteil von bis zu 175 Jahren Haft ist der Skandal um den ehemaligen US-Turnarzt Larry Nassar nicht beendet. Gegen den US-Turnverband und das frühere Umfeld Nassars richten sich bohrende Fragen. Richterin Rosemarie Aquilina und die Opfer Nassars erhoffen sich von dem historischen Spruch auch eine abschreckende Signalwirkung.

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Zwölf Jahre Gefängnis für Brasiliens Ex-Präsidenten Lula

Der langjährige Präsident Brasiliens, Luiz Inácio Lula da Silva (72), soll wegen Korruption und Geldwäsche für zwölf Jahre und einen Monat ins Gefängnis. Das entschied am 24.01.2018 ein Berufungsgericht in Porto Alegre und erhöhte damit sogar noch die Strafe der ersten Instanz. Damit könnte Lula auch nicht wie von ihm geplant im Oktober 2018 erneut für das Präsidentenamt kandidieren.

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