Dienstag, 16.10.2018
FG Münster: Keine gewerbesteuerliche Hinzurechnung von aktivierten Mietzahlungen

Miet- und Pachtzinsen sind, soweit sie in einen Aktivposten "unfertige Erzeugnisse“ einbezogen wurden, nicht gemäß § 8 Nr. 1 lit. d) GewStG hinzuzurechnen. Denn der Hinzurechnung unterliegen nur Beträge, die bei der Ermittlung des Gewinns abgesetzt worden sind. Soweit eine Aktivierung als Herstellungskosten im Rahmen des Postens "unfertige Erzeugnisse“ erfolgt, liegt dagegen keine Gewinnabsetzung vor. Das entschied das Finanzgericht Münster in einem jetzt bekannt gewordenen Urteil vom 20.07.2018 (Az.: 4 K 493/17 G, BeckRS 2018, 23119). Die Revision ist laut Mitteilung bereits beim Bundesfinanzhof (Az.:IV R 31/18) anhängig.

Mehr lesen
Finanzausschuss: Steuervorteil für E-Autos sowie erweiterte Haftung elektronischer Marktplätze umstritten

Die von der Bundesregierung geplante Steuervergünstigung für die Privatnutzung von Elektro-Dienstwagen und Hybridfahrzeugen ist von den Sachverständigen in einer öffentlichen Anhörung des Finanzausschusses am 15.10.2018 unterschiedlich beurteilt worden. Im umsatzsteuerlichen Teil des Gesetzentwurfs ist daneben vorgesehen, für die Betreiber eines elektronischen Marktplatzes eine Haftung einzuführen, wenn Händler für die über den Marktplatz bestellten Waren keine Umsatzsteuer abgeführt haben, teilte die Bundestagspressestelle mit.

Mehr lesen
Montag, 15.10.2018
Oberstes Verwaltungsgericht Polens erkennt lesbisches Paar als Eltern an

Polnische Behörden dürfen die Eintragung eines lesbischen Paares als Eltern in die Geburtsurkunde ihres Kindes nicht verweigern. Zu diesem Ergebnis kam das Oberste Verwaltungsgericht Polens in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil, von dem Beobachtern und Medien zufolge Signalwirkung ausgeht.

Mehr lesen
Abschiebung von 9/11-Terrorhelfer Motassadeq hat begonnen

Nach fast 15 Jahren Haft ist der 9/11-Terrorhelfer Mounir el Motassadeq für seine geplante Abschiebung nach Marokko aus dem Gefängnis in Hamburg abgeholt worden. Er wurde mit einem Hubschrauber von der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel zum Hamburger Flughafen gebracht, wie ein dpa-Reporter vor Ort berichtete. Auf ersten Fotos war er mit verbundenen Augen zu sehen, wie er aus einem Hubschrauber gebracht wurde. Das Hanseatische Oberlandesgericht hatte Motassadeq wegen Beihilfe zum Mord und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Mehr lesen
FG Münster: Rechtsschutz gegen Maßnahmen des "Flankenschutzes" nur bei schwerwiegenden Eingriffen

Eine Klage gegen eine Ortsbesichtigung durch einen sogenannten Flankenschützer, also einen im Auftrag des Festsetzungsfinanzamts tätigen Steuerfahnder, ist nur zulässig, wenn ein erheblicher Eingriff in die Persönlichkeitssphäre des Steuerpflichtigen oder ein schwerwiegender Grundrechtseingriff vorliegt. Dies ist nicht schon der Fall, wenn der Flankenschützer zwecks Prüfung des Vorliegens eines häuslichen Arbeitszimmers um Einlass in die Wohnung eines Steuerpflichtigen bittet und bei der sodann freiwillig gewährten Wohnungsbesichtigung feststellt, dass tatsächlich ein steuerlich anzuerkennendes Arbeitszimmer vorgehalten wird. Dies hat das Finanzgericht Münster mit Urteil vom 11.07.2018 entschieden (Az.: 9 K 2384/17, BeckRS 2018, 24587).

Mehr lesen
Regierungsentwurf zur Anpassung des § 35 TKG vorgelegt

Die Bundesregierung will die Rechtsschutzregelung für entgeltregulierte Telekommunikationsunternehmen in § 35 Abs. 5 TKG in Umsetzung einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BeckRS 2016, 55864) anpassen und hat dazu einen entsprechenden Gesetzentwurf (BT-Drs. 19/4722) in den Bundestag eingebracht. Dies teilte der parlamentarische Pressedienst am 12.10.2018 mit. Danach sollen künftig nur noch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor rückwirkend höheren Kosten im Streit mit anderen Anbietern geschützt werden.

Mehr lesen
FG Münster: Zinshöhe bereits für Zeiträume ab 2014 verfassungsrechtlich zweifelhaft

Das Finanzgericht Münster hält den Zinssatz für Aussetzungszinsen schon für Zeiträume ab 2014 für verfassungswidrig zu hoch. Denn bereits im Jahr 2014 habe sich die lang andauernde Niedrigzinsphase ernstlich verfestigt, so das Gericht in einem Beschluss vom 31.08.2018 (Az.: 9 V 2360/18 E, nicht rechtskräftig, BeckRS 2018, 23229).

Mehr lesen
FG Münster: Doppelte Haushaltsführung auch bei langjährig am Beschäftigungsort zusammenlebender Familie möglich

Eine doppelte Haushaltsführung kann auch dann vorliegen, wenn Ehepartner seit langen Jahren zusammen mit ihrem Kind am gemeinsamen Beschäftigungsort leben. Dies hat das Finanzgericht Münster mit Urteil vom 26.09.2018 entschieden und einer Klage auf Berücksichtigung von Werbungskosten stattgegeben (Az.: 7 K 3215/16 E). 

Mehr lesen
LG Frankfurt am Main entlastet DFB-Funktionäre – Kein Hauptverfahren in WM-Affäre

In der WM-Affäre um das Fußball-Sommermärchen 2006 haben die früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger sowie der ehemalige Generalsekretär Horst R. Schmidt einen juristischen Erfolg erzielt. Das Landgericht Frankfurt lehnte die Eröffnung eines Hauptverfahrens gegen das Trio am 15.10.2018 ab. Die Staatsanwaltschaft hatte alle drei im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung angeklagt.

Mehr lesen
LG Wuppertal verhängt nach Ermordung eines Kleinkindes ungewöhnlich lange Jugendhaft

Für den Mord an einem zweijährigen Mädchen hat das Wuppertaler Landgericht einen 19-Jährigen zu einer ungewöhnlich langen Jugendstrafe von 13 Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die Mutter der kleinen Tuana muss für drei Jahre und sechs Monate in den Erwachsenenvollzug ins Gefängnis. Sie habe teilnahmslos verfolgt, wie ihr Lebensgefährte das Kind gequält und malträtiert habe, warf der Vorsitzende Richter der Mutter am 12.10.2018 vor.

Mehr lesen
Ex-Verfassungsrichter Papier: Kanzler-Amtszeit auf zwei Perioden begrenzen

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, befürwortet eine Amtszeitbegrenzung für Bundeskanzler auf zwei Wahlperioden. Er sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Ausgabe vom 13.10.2018), zwar könne der Kanzler jederzeit abberufen werden durch ein konstruktives Misstrauensvotum, also die Wahl eines neuen Regierungschefs. "Aber offensichtlich sind die politischen Parteien, die den Kanzler tragen, gar nicht mehr in der Lage, eine solche Selbstkorrektur vorzunehmen." Eine begrenzte Amtszeit erhöhe zudem den Druck auf die Amtsträger, Nachwuchs zu fördern. Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel hat ihre inzwischen vierte Kanzlerschaft angetreten.

Mehr lesen
Mesale Tolu fliegt zu ihrem Prozess in die Türkei

Die monatelang in der Türkei inhaftierte Mesale Tolu fliegt am Abend des 15.10.2018 erneut nach Istanbul, um an ihrem Prozess wegen angeblicher Terrorpropaganda und Unterstützung von Terroristen teilzunehmen. "Mein Prozess beginnt morgen (16.10.2018) um 11.00 Uhr, und ich werde hinreisen", sagte die Ulmer Journalistin und Übersetzerin der Deutschen Presse-Agentur am 15.10.2018. Sie wolle sich persönlich gegen alle Vorwürfe verteidigen und Freispruch beantragen.

Mehr lesen
OLG Hamm: Sicherheitsabstand von 2 Metern in jedem Fall zu klein

StVO § 4 I; StVG §§ 7, 17, 18; VVG § 115 I 1 Nr. 1

Das Oberlandesgericht Hamm hat in einem Beschluss entschieden, dass der Anscheinsbeweis gegen den Auffahrenden allenfalls dann erschüttert sein kann, wenn eine grundlose Vollbremsung mit der nötigen Gewissheit im Sinne des § 286 ZPO bewiesen ist. Ein Sicherheitsabstand von 2 Metern auf das vorausfahrende Fahrzeug sei, gerade im außerörtlichen Verkehr, immer unzureichend und mache eine rechtzeitige Reaktion auf Fahrmanöver des Vorausfahrenden unmöglich.

OLG Hamm, Beschluss vom 31.08.2018 - 7 U 70/17 (LG Bielefeld), BeckRS 2018, 22721

Mehr lesen
LG Gießen bestätigt Verurteilung einer Ärztin wegen Verstoßes gegen Werbeverbot für Abtreibungen

Das Landgericht Gießen hat die Verurteilung einer Ärztin wegen Verstoßes gegen § 219a StGB, der die Werbung für Abtreibungen unter Strafe stellt, bestätigt. Der Argumentation des Verteidigers der Ärztin, der § 219a StGB in seiner jetzigen Form als verfassungswidrig bezeichnet hatte, ist es nicht gefolgt.

Mehr lesen
OVG Berlin-Brandenburg: Sanierungsrechtliche Ausgleichsbeträge in Berlin-Mitte fehlerhaft berechnet

Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hält die Berechnung sanierungsrechtlicher Ausgleichsbeträge für Grundstücke im ehemaligen Sanierungsgebiet "Spandauer Vorstadt" im Bezirk Berlin Mitte für fehlerhaft. Dies hat es mit Urteilen vom 11.10.2018 bekräftigt (Az.: OVG 2 B 2.16 und andere). Es sei außer acht gelassen worden, dass aufgrund privater Investitionen auch ohne die Sanierung mit einer Bodenwertsteigerung zu rechnen war.

Mehr lesen
VGH Kassel: Aus Gründen der Flugsicherung keine weiteren Windenergieanlagen in Frankfurt am Main

Im Einwirkungsbereich des Funkfeuers der Deutschen Flugsicherung für den Flughafen Frankfurt am Main dürfen keine weiteren Windenergieanlagen errichtet werden, da ansonsten eine Gefahr für die Flugsicherung besteht. Dies hat der Verwaltungsgerichtshof Hessen in Kassel mit Urteil vom 11.10.2018 entschieden und damit die Berufung einer Betreiberin von Windenergieanlagen gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichts Frankfurt am Main zurückgewiesen (Az.: 9 A 867/15).

Mehr lesen
LAG Hessen zu Betriebsratswahlen: Kopierte Vorschlagsliste und elektronische Stimmauszählung zulässig

Es ist zulässig, wenn bei einer Betriebsratswahl die Wahl-Vorschlagslisten vervielfältigt und die Kopien mit den gesammelten Stützunterschriften für einen Wahlvorschlag lose eingereicht werden. Auch dürfen die zur Wahl des Betriebsrats abgegebenen Stimmen mit Hilfe von Hochleistungsscannern ausgezählt werden. Dies hat das Hessische Landesarbeitsgericht entschieden und damit in zwei Eilverfahren die an das Wahlverfahren zu stellenden Anforderungen konkretisiert (Beschlüsse vom 25.04.2018, Az.: 16 TaBVGa 83/18, BeckRS 2018, 10072 und 16 TaBVGa 77/18, BeckRS 2018, 23972).

Mehr lesen
Freitag, 12.10.2018
BGH: Anfechtung eines privaten Versicherungsvertrags wegen arglistiger Täuschung

GVG § 17a IV 4; VVG § 22; BGB § 123; SGB XI §§ 23 I, 110

Nach dem Bundesgerichtshof fällt ein Verfahren über die Rechtmäßigkeit der Anfechtung eines privaten Pflegeversicherungsvertrages in die Zuständigkeit der Sozialgerichtsbarkeit.

BGH, Beschluss vom 12.09.2018 - IV ZB 1/18 (OLG Dresden), BeckRS 2018, 22807

Mehr lesen
SG Karlsruhe: Vorschüsse auf Verletztengeld bei nachträglicher Feststellung des Nichtbestehens von Ansprüchen zurückzuzahlen

Ein gesetzlich Unfallversicherter muss Verletztengeldvorschüsse an die Berufsgenossenschaft zurückzahlen, wenn sich nachträglich herausstellt, dass der Anspruch nicht besteht. Dies hat das Sozialgericht Karlsruhe mit Urteil vom 27.09.2018 entschieden und eine Klage abgewiesen (Az.: S 1 U 3399/17).

Mehr lesen
VerfGH Bayern: "Auslandsbayern" dürfen vom passiven Wahlrecht ausgeschlossen werden

"Auslandsbayern" ohne Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt seit drei Monaten in Bayern dürfen vom passiven Wahlrecht zum Landtag ausgeschlossen werden. Dies hat der Bayerische Verfassungsgerichtshof am 09.10.2018 entschieden. Die entsprechende Ortsbindungsregelung im Landeswahlgesetz sei mit der Bayerischen Verfassung vereinbar (Az.: Vf. 1-VII-17).

Mehr lesen