Donnerstag, 23.11.2017
VG Schleswig: Moratorium für Windkraftanlagen ist verfassungsgemäß

Raumbedeutsame Windkraftanlagen sind in Schleswig-Holstein auch weiterhin vorläufig unzulässig. Die Verlängerung der zugrunde liegenden Vorschrift im Landesplanungsgesetz ist verfassungsgemäß, wie das Verwaltungsgericht Schleswig in zwei Verfahren am 22.11.2017 entschieden hat (Az.: 6 A 133/14 und 6 A 599/17).

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Roboter-Anwalt berät bei Kündigungen

Wer von seinem Arbeitgeber gekündigt wurde, kann sich in Zukunft von einem Roboter-Anwalt beraten lassen, den die Passauer Anwaltskanzlei Ratis jetzt veröffentlicht hat. Die offizielle Präsentation finde am 28.11.2017 im Rahmen der Euroforum-Konferenz "Legal Tech" in Berlin statt, so die Kanzlei. Die Beratung erfolge online und kostenlos.

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BVerfG bestätigt Ordnungsgeld für muslimischen Angeklagten wegen Nichtaufstehens zur Urteilsverkündung

Ein Muslim erhielt als Angeklagter in einem Strafverfahren ein Ordnungsgeld auferlegt, weil er sich zur Urteilsverkündung nicht erhoben hatte und wiederholt unentschuldigt verspätet zur Hauptverhandlung erschienen war. Durch das Ordnungsgeld sah er sich in seiner Glaubensfreiheit verletzt. Er argumentierte, er dürfe sich aus religiösen Gründen nur für Allah erheben. Das Bundesverfassungsgericht hat seine Verfassungsbeschwerde mit Beschluss vom 08.11.2017 als offensichtlich unzulässig erachtet (Az.: 2 BvR 1366/17).

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LSG Baden-Württemberg: Vorbestehende Gesundheitsstörungen können Beschädigtenrente eines Gewaltopfers entgegenstehen

Um als Opfer einer Gewalttat eine Beschädigtenrente zu erhalten, ist ein bestimmter Grad der Schädigung erforderlich. Dabei können diejenigen Gesundheitsstörungen nicht eingerechnet werden, die bereits vor der Gewalttat bestanden haben und daher nicht durch die Tat verursacht sein können. Dies hat das Landessozialgericht Baden-Württemberg mit Urteil vom 09.11.2017 klargestellt (Az.: L 6 VG 4283/16).

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OLG Saarbrücken: Justizopfer erhält Schmerzensgeld von Gutachterin

Ein 74-Jähriger, der wegen des mangelhaften Gutachtens einer Psychologin zwei Jahre zu Unrecht im Gefängnis gesessen hat, hat nun einen jahrelang laufenden Rechtsstreit gegen diese gewonnen. Am 23.11.2017 sprach ihm das Saarländische Oberlandesgericht ein Schmerzensgeld in Höhe von 60.000 Euro zu. "Ich bin erleichtert, aber wäre froh, wenn all das nicht geschehen wäre", sagte der Mann spontan nach der Entscheidung.

 

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BGH: Formularvertragliche Verlängerung der Verjährung von Vermieteransprüchen (§ 548 Abs. 1 BGB) ist unwirksam

BGB §§ 548, 307

Ein Vermieter kann die in § 548 Abs. 1 BGB geregelte sechsmonatige Verjährung seiner gegen den Mieter gerichteten Ersatzansprüche nach Rückgabe der Mietsache durch formularvertragliche Regelungen (Allgemeine Geschäftsbedingungen) nicht verlängern.

BGH, Urteil vom 08.11.2017 - VIII ZR 13/17 (LG Berlin)

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OVG Lüneburg: Autofahrer müssen nach Wildunfall nicht für Kadaverbeseitigung zahlen

Nach Wildunfällen müssen Autofahrer nicht für Kosten aufkommen, die durch die Beseitigung der Tierkadaver entstehen. Das hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg entscheiden. Die Richter wiesen die Berufungen der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr gegen drei Entscheidungen des Verwaltungsgerichts Hannover zurück (Urteile vom 22.11.2017, Az. 7 LC 34/17 u.a.).

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OVG Berlin-Brandenburg: Nur subsidiärer Schutz für aus Heimat geflohene Syrerin

Eine wegen des Bürgerkriegs geflohene Syrerin, die in ihrer Heimat nicht individuell verfolgt worden ist, kann in Deutschland lediglich sogenannten subsidiären Schutz beanspruchen. Illegale Ausreise und Asylantragstellung in Deutschland führten nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu politischer Verfolgung. Das hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg in einem Berufungsverfahren entschieden (Urteil vom 22.11.2017, Az.: OVG 3 B 12.17).

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BAG: Sitzverteilung nach dem d´Hondtsches Höchstzahlverfahren bei Betriebsratswahl ist rechtmäßig

Die Anordnung des d´Hondtschen Höchstzahlverfahrens zur Verteilung der Betriebsratssitze bei der Betriebsratswahl in § 15 Abs. 1 und Abs. 2 WO BetrVG ist verfassungsgemäß. Das hat das Bundesarbeitsgericht entschieden und klar gestellt, dass das d´Hondtsche Höchstzahlverfahren weder den aus Art. 3 Abs. 1 GG folgenden Grundsatz der Gleichheit der Wahl noch die durch Art. 9 Abs. 3 GG geschützte Koalitionsfreiheit verletzt (Beschluss vom 22.11.2017, Az.: 7 ABR 35/16).

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SG Münster: AStA-Mitglieder der Uni Münster unterliegen der Sozialversicherungspflicht

Die Vorsitzenden und Referenten des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) in Münster sind als sozialversicherungsrechtliche Beschäftigte der Studierendenschaft anzusehen. Dies hat zur Folge, dass die Studierendenschaft Sozialversicherungsbeiträge entrichten muss, wie das Sozialgericht Münster in einem im Oktober 2017 zugestellten Urteil vom 17.10.2017 entschieden hat (Az.: S 4 R 115/13, nicht rechtskräftig).

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LSG Baden-Württemberg: Partnerschaftsbonusmonate beim Elterngeld Plus nur bei "offizieller" Reduzierung der Arbeitszeit
Eltern, die beim Bezug von Elterngeld Plus gemeinsam den viermonatigen Partnerschaftsbonus in Anspruch nehmen wollen, müssen beide gleichzeitig die Erwerbstätigkeit in zulässiger Weise auf 25 bis 30 Wochenstunden reduzieren. Dies hat das Landessozialgericht Baden-Württemberg in einem Urteil vom 07.11.2017 entschieden. Wer in einer Ausbildung unverändert "offiziell" voll arbeite und volles Gehalt beziehe, könne nicht durch eine faktische Reduzierung der aufgewendeten Zeit die Voraussetzungen des Partnerschaftsbonus herbeiführen (Az.: L 11 EG 2662/17). Mehr lesen
Mittwoch, 22.11.2017
BGH: Verkäufer kann nach erfolgreichem Antrag des Käufers auf PayPal-Käuferschutz erneut Kaufpreiszahlung verlangen
Der Anspruch eines Verkäufers auf Zahlung des Kaufpreises erlischt zwar, wenn der vom Käufer entrichtete Kaufpreis vereinbarungsgemäß dem PayPal-Konto des Verkäufers gutgeschrieben wird. Jedoch treffen die Kaufvertragsparteien mit der einverständlichen Verwendung des Bezahlsystems PayPal gleichzeitig stillschweigend die weitere Vereinbarung, dass die betreffende Kaufpreisforderung wiederbegründet wird, wenn das PayPal-Konto des Verkäufers nach einem erfolgreichen Antrag des Käufers auf Käuferschutz rückbelastet wird. Dies hat der Bundesgerichtshof mit zwei Urteilen vom 22.11.2017 klargestellt. In beiden Revisionsverfahren ging es maßgeblich um die Frage, ob der Verkäufer nach der Rückbuchung des Kaufpreises erneut berechtigt ist, den Käufer auf Zahlung in Anspruch zu nehmen (Az.: VIII ZR 83/16 und VIII ZR 213/16). Mehr lesen
Gesetzlicher Rentenversicherungsbeitrag sinkt auf 18,6%

Zum 01.01.2018 sinkt der Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung von 18,7 auf 18,6%. Dies hat das Bundeskabinett am 22.11.2017 beschlossen, wie die Bundesregierung mitteilte.

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BVerfG: OLG Dresden muss über Auslieferung eines Tschetschenen nach Russland neu entscheiden – Gefahr politischer Verfolgung ungenügend aufgeklärt

Gerichte verletzen in Auslieferungssachen das Grundrecht auf effektiven Rechtsschutz, wenn sie bei entsprechenden Anhaltspunkten nicht hinreichend aufklären und eigenständig prüfen, ob im Fall der Auslieferung politische Verfolgung droht. Dies hat das Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 13.11.2017 entschieden. Weil das Oberlandesgericht Dresden dieser Pflicht nicht ausreichend nachgekommen sei, müsse es nun über die Zulässigkeit der Auslieferung eines Tschetschenen nach Russland neu entscheiden (Az.: 2 BvR 1381/17).

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Zweiter Richter stoppt Trumps Transgender-Bann in US-Armee
Ein US-Bundesrichter hat den von Präsident Donald Trump geplanten Ausschluss von Transmenschen vom Militärdienst blockiert. Mit einer einstweiligen Verfügung stoppte Richter Marvin Garbis vom Bundesgericht in Maryland am 21.11.2017 (Ortszeit) das Transgender-Verbot, da es wahrscheinlich verfassungswidrig sei. Mehr lesen
EuGH: Verbot missbräuchlicher Praktiken im Mehrwertsteuerbereich unmittelbar in Mitgliedstaaten anwendbar
Das Verbot missbräuchlicher Praktiken im Mehrwertsteuerbereich ist unabhängig von einer nationalen Maßnahme zu seiner Durchsetzung in den Mitgliedstaaten anwendbar. Dies hat der Gerichtshof der Europäischen Union mit Urteil vom 22.11.2017 klargestellt. Es handele sich um einen allgemeinen Grundsatz des Unionsrechts, der keine nationale Umsetzungsmaßnahme erfordert, heißt es in der Begründung des Gerichts (Az.: C-251/16). Mehr lesen
BGH bestätigt Verurteilung wegen Mordes aus Habgier an einer Verwandten
Die Verurteilung einer Frau wegen Mordes aus Habgier an einer Verwandten ist rechtskräftig. Der Bundesgerichtshof hat die Revision der Angeklagten durch Beschluss vom 15.11.2017 als unbegründet verworfen. Das Landgericht Limburg an der Lahn hatte die Frau zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt (Az.: 2 StR 261/17). Mehr lesen
EuGH: Anerkennung des Instituts des Vermächtnisses mit unmittelbarer dinglicher Wirkung bei Eintritt des Erbfalls

AEUV Art. 267; EuErbVO Art. 1 II, 31; GBO §§ 19, 20, 22, 35

Art. 1 Abs. 2 Buchst. k und l sowie Art. 31 der Verordnung (EU) Nr. 650/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 04.07.2012 über die Zuständigkeit, das anzuwendende Recht, die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen und die Annahme und Vollstreckung öffentlicher Urkunden in Erbsachen sowie zur Einführung eines Europäischen Nachlasszeugnisses sind dahin auszulegen, dass sie der Ablehnung der Anerkennung der dinglichen Wirkungen des Vindikationslegats, das dem von einem Erblasser gemäß Art. 22 Abs. 1 dieser Verordnung gewählten auf die Rechtsnachfolge von Todes wegen anzuwendenden Recht bekannt ist, durch eine Behörde eines Mitgliedstaats entgegenstehen, wenn diese Ablehnung allein auf der Begründung beruht, dass dieses Vermächtnis das Eigentum an einer Immobilie betrifft, die in einem Mitgliedstaat belegen ist, dessen Rechtsordnung das Institut des Vermächtnisses mit unmittelbarer dinglicher Wirkung im Zeitpunkt des Eintritts des Erbfalls nicht kennt.

EuGH, Urteil vom 12.10.2017 - C-218/16, BeckRS 2017, 127607

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UN-Tribunal verurteilt Mladic: Lebenslang für "Schlächter vom Balkan"
Rund 22 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica hat das UN-Kriegsverbrechertribunal den bosnisch-serbischen Ex-General Ratko Mladic (75) zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Richter sprachen den Angeklagten am 22.11.2017 in Den Haag für schlimmste Gräueltaten im Krieg (1992 bis 1995) schuldig: Für Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und den Völkermord in Srebrenica 1995, wo bosnisch-serbische Truppen etwa 8.000 bosnisch-muslimische Jungen und Männer ermordet hatten. Es war das schlimmste Kriegsverbrechen nach 1945 in Europa. Mladic war danach als "Schlächter vom Balkan" bezeichnet worden. Mehr lesen
BFH zur Abzugsfähigkeit von Schulgeld: Finanzbehörde muss schulrechtliche Kriterien prüfen
Der Sonderausgabenabzug für Schulgeld beim Besuch von Privatschulen setzt nicht voraus, dass die zuständige Schulbehörde in einem Grundlagenbescheid bescheinigt, die Privatschule bereite ordnungsgemäß auf einen anerkannten Schul- oder Berufsabschluss vor. Vielmehr muss die Finanzbehörde die ordnungsgemäße Vorbereitung auf einen anerkannten Abschluss prüfen, wie der Bundesfinanzhof zu § 10 Abs. 1 Nr. 9 Satz 3 EStG entgegen der Auffassung der Finanzverwaltung entschieden hat (Az.: X R 26/15). Mehr lesen