Freitag, 3.3.2017
SPD und Grüne für Wählen ab 16
Bei der Bundestagswahl im September 2017 liegt die Entscheidung wieder einmal in den Händen der zahlenmäßig übermächtigen älteren Generation. SPD und Grüne fordern nun ein Wahlrecht schon ab 16 Jahren, damit Jüngere künftig stärker über Deutschlands Zukunft mitbestimmen können. SPD-Generalsekretärin Katarina Barley sagte: "Es gibt bereits heute ein Ungleichgewicht zwischen den berechtigten Interessen der Jungen gegenüber denen der Senioren." Die SPD will die Forderung in ihr Wahlprogramm aufnehmen, das im Juni 2017 beschlossen werden soll. Auch die Grünen sind seit langem dafür. "Wir wollen die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre, damit Jugendliche Politik aktiv mitgestalten", sagte Katrin Göring-Eckardt, Fraktionschefin vo Bündnis 90/Die Grünen. Die CDU will an der Altersgrenze 18 festhalten. Mehr lesen
OVG Lüneburg: "Wildtierverbot“ für Zirkusaufführungen in Hameln rechtswidrig
Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hat entschieden, dass das "Wildtierverbot" der Stadt Hameln unzulässig ist. Es hat deshalb die Beschwerde der Stadt Hameln gegen einen Eilbeschluss des Verwaltungsgerichts Hannover zurückgewiesen. In dem angegriffenen Beschluss war die Stadt verpflichtet worden, trotz eines vom Rat beschlossenen "Wildtierverbots" über die Gastspielerlaubnis für eine Zirkusaufführung neu zu entscheiden (Beschluss vom 02.03.2017, Az.: 10 ME 4/17, unanfechtbar). Mehr lesen
Koalition bringt Entwurf für Betriebsrentenstärkungsgesetz in Bundestag ein
Mehr Menschen als bisher sollen künftig das Modell der Betriebsrente für die eigene Altersvorsorge nutzen. Das ist das Ziel eines Gesetzentwurfes der Bundesregierung (Drs.-Nr.: 18/11286). Darin verweist sie darauf, dass insbesondere bei Beschäftigten in kleineren Unternehmen und mit niedrigem Einkommen die Betriebsrente sehr wenig verbreitet ist. Es seien deshalb "neue Wege" nötig, um die betriebliche Altersversorgung zu stärken und damit auch ein höheres Versorgungsniveau der Beschäftigten durch kapitalgedeckte Zusatzrenten zu erreichen. Mehr lesen
SG Detmold bestätigt Rückzahlungspflicht des Krankenhauses bei falscher Rechnung
Ein Krankenhaus, das zur Behandlung gesetzlich Versicherter zugelassen ist, muss nachweisen, dass die für die Vergütung relevanten Maßnahmen im Rahmen der stationären Behandlung tatsächlich stattgefunden haben. Kann das Krankenhaus den Nachweis nicht führen, muss es nach einem jetzt veröffentlichten Urteil des Sozialgerichts Detmold vom 04.11.2016 anteilig die von der Krankenkasse schon gezahlte Vergütung zurückerstatten (Az.: S 24 KR 48/15, BeckRS 2016, 115532, rechtskräftig). Mehr lesen
BVerwG: Dienstliche Beurteilung erfordert hinreichende Kenntnis der für Beurteilung wesentlichen Tatsachen
Die dienstliche Beurteilung eines Beamten darf nur dann von einem Beurteiler erstellt werden, der die Leistung im Beurteilungszeitraum nicht aus eigener Anschauung kennt, wenn ein Beurteilungssystem sicherstellt, dass er über hinreichende Kenntnis von den für die Beurteilung wesentlichen Tatsachen verfügt. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil vom 02.03.2017 im Verfahren um das Beurteilungssystem der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen entschieden (Az.: 2 C 21.16). Mehr lesen
SG Detmold: Krankenkasse muss Kosten für stationäre Behandlung bei fehlender Einwilligung des Patienten nicht übernehmen
Allein der Umstand, dass Krankenhausärzte die Notwendigkeit einer stationären Behandlung annehmen, kann nicht auch dann zu einer Vergütung durch die Krankenkasse führen, wenn der Versicherte das Krankenhaus verlässt und seine Einwilligung zu einer stationären Behandlung nicht erteilt. Dies hat das Sozialgericht Detmold mit Urteil vom 19.01.2017 klargestellt. Die Eingabe der Patientendaten in das Computersystem der Klinik reiche für den Beginn der stationären Behandlung nicht aus (Az.: S 3 KR 555/15, BeckRS 2017, 102486). Mehr lesen
VG Dresden: Syrische Flüchtlinge haben nicht automatisch Recht auf Zuerkennung des Flüchtlingsstatus
Syrische Staatsangehörige, die vor dem Bürgerkrieg geflüchtet sind, haben nicht ohne weiteres Anspruch auf Zuerkennung des sogenannten Flüchtlingsstatus nach der Genfer Flüchtlingskonvention. Das hat das Verwaltungsgericht Dresden mit insgesamt sechs Urteilen vom 01.03.2017 entschieden (Az.: 4 K 1073/16.A, 4 K 991/16.A, 4 K 689/16.A, 4 K 613/16.A, 4 K 730/16.A, 4 K 777/16.A). Mehr lesen
Möglichkeiten zur Unterbindung türkischer Wahlkämpfe in Deutschland
Ursprünglich wollte der türkische Justizminister Bekir Bozdag in Baden-Württemberg Wahlkampf für die Verfassungsreform von Präsident Recep Tayyip Erdogan machen. Doch dann stoppte die Stadt Gaggenau die Veranstaltung. Verwaltung, Recht und Diplomatie machen solche Eingriffe in Deutschland schwierig. Mehr lesen
BVerwG: In Extremfällen kann Recht auf tödlich wirkende Dosis einer Arznei zum schmerzlosen Suizid bestehen
Der Zugang zu einem Betäubungsmittel, das eine würdige und schmerzlose Selbsttötung ermöglicht, darf vom Staat in extremen Ausnahmesituationen nicht verwehrt werden. Dies geht aus einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 02.03.2017 hervor. Zur Begründung verwies das Gericht auf das allgemeine Persönlichkeitsrecht aus Art. 2 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG: Dieses umfasse auch das Recht eines schwer und unheilbar kranken Patienten, zu entscheiden, wie und zu welchem Zeitpunkt sein Leben beendet werden soll, vorausgesetzt, er könne seinen Willen frei bilden und entsprechend handeln (Az.: 3 C 19.15). Mehr lesen
BGH: Anbringen von "Skimming"-Vorrichtungen an Geldautomaten begründet nicht automatisch Mittäterschaft einer (späteren) Fälschung von Zahlungskarten

StGB §§ 152b, 25 II

Wer eine Spähvorrichtung an einem Geldautomaten anbringt, die der Weiterleitung der dadurch erfassten Daten an Hintermänner dient („Skimming“), kann Mittäter einer (späteren) Fälschung von Zahlungskarten mit Garantiefunktion in Tateinheit mit Computerbetrug nur sein, wenn der Tatbeitrag jedenfalls als eine nicht ganz untergeordnete Beteiligung an Vorbereitungshandlungen zu werten ist. (Leitsatz des Verfassers)

BGH, Beschluss vom 16.11.2016 - 2 StR 246/16, BeckRS 2016, 114611

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Gesetzentwurf: Fixierung Minderjähriger muss künftig von Richter genehmigt werden
Die "Einführung eines familiengerichtlichen Genehmigungsvorbehaltes für freiheitsentziehende Maßnahmen bei Kindern" ist Gegenstand eines Gesetzentwurfs (BT-Drs. 18/11278), den die Bundesregierung jetzt in den Bundestag eingebracht hat. Die freiheitsentziehende Unterbringung von Minderjährigen unterliegt bereits der Genehmigung durch das Familiengericht. Dagegen gilt für sogenannte freiheitsentziehende Maßnahmen wie die Fixierung oder das Anbringen von Bettgittern in einem Krankenhaus, einem Heim oder einer sonstigen Einrichtung bisher ausschließlich das elterliche Sorgerecht. Wie der Pressedienst des Bundestages am 02.03.2017 mitteilte, will die Bundesregierung dies nun ändern. Mehr lesen
VG Potsdam: Bürgerbegehren zum Erhalt von Potsdamer DDR-Bauten unzulässig
Das Verwaltungsgericht Potsdam hat ein Bürgerbegehren zum Erhalt von DDR-Bauten in der Historischen Mitte in Potsdam für unzulässig erklärt. Die Forderungen der Initiative seien nicht hinreichend klar bestimmt, erklärte der Vorsitzende Richter Volker Deppe am 02.03.2017 zur Begründung der Entscheidung. Die Bürger hätten den Eindruck gewinnen müssen, das der Abriss der Fachhochschule, eines Plattenbau-Wohnblocks und des ehemaligen Interhotels "Mercure" zu verhindern sei, sagte Deppe. Dies sei aber rechtlich gar nicht möglich (Az.: VG 1 K 3818/16). Mehr lesen
VGH München: Informationsfreiheitssatzung der Gemeinde Inzell ist ungültig

Die Informationsfreiheitssatzung der Gemeinde Inzell (Landkreis Traunstein) ist unwirksam. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München hat mit Beschluss vom 27.02.2017 einem gegen die Regelung gerichteten Normenkontrollantrag stattgegeben. Für die nach der Satzung erlaubten Grundrechtseingriffe gebe es keine ausreichende Ermächtigung in Form eines Parlamentsgesetzes. Die in der Bayerischen Gemeindeordnung verankerte allgemeine satzungsrechtliche Befugnis reiche nicht (Az.: 4 N 16.461).

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Donnerstag, 2.3.2017
DAV fordert Gesetzgeber zur zügigen Anpassung des "Sanierungserlasses" auf

Der Deutsche Anwaltverein (DAV) fordert noch in dieser Legislaturperiode eine gesetzliche Regelung, die klarstellt, unter welchen Voraussetzungen Sanierungsgewinne steuerfrei sind. Dies geht aus seiner Stellungnahme vom Februar 2017 zur Entscheidung des Großen Senats des Bundesfinanzhofs vom 28.11.2016 (BeckRS 2017, 94182) hervor, wonach der sogenannte Sanierungserlass des Bundesfinanzministeriums gegen den Grundsatz der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung verstößt.

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Rohrbomben-Prozess: LG Bochum verurteilt Lidl-Erpresser zu zehn Jahren Haft
Zwei Erpresser des Lebensmittel-Discounters Lidl sind vom Bochumer Landgericht zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt worden. Der 48-jährige IT-Techniker und seine sechs Jahre ältere Verlobte hatten gestanden, zwischen 2012 und 2016 drei Sprengsätze vor Lidl-Filialen in Bochum, Bottrop und Herten gezündet zu haben. Dabei war eine Mitarbeiterin leicht verletzt worden. Lidl hatte den Erpressern rund eine Million Euro überwiesen. Abgehoben worden waren aber nur 1.800 Euro. Das Urteil vom 02.03.2017 lautet auf Mordversuch, räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung und Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion. Mehr lesen
OVG Koblenz: Erhebung der Jagdabgabe in Rheinland-Pfalz ist verfassungsgemäß
Die Erhebung der Jagdabgabe nach dem rheinland-pfälzischen Landesjagdgesetz begegnet keinen durchgreifenden verfassungsrechtlichen Bedenken. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in Koblenz mit Urteil vom 15.02.2017 entschieden und die Klage eines Jagdpächters abgewiesen (Az.: 8 A 10578/16.OVG). Mehr lesen
Niedergebrannte Flüchtlingshalle: LG Düsseldorf spricht Asylbewerber frei
Im Prozess um den Großbrand einer Flüchtlingshalle in Düsseldorf sind zwei nordafrikanische Asylbewerber vom Landgericht Düsseldorf freigesprochen worden. Sie standen unter Verdacht, die Halle absichtlich angezündet zu haben, weil in der Halle trotz des Fastenmonats Ramadan Mittagessen ausgegeben wurde. Die Kammer habe "in dubio pro reo" entschieden, sagte die Vorsitzende Richterin Pascale Wierum am 02.03.2017. Die Verdachtsmomente hatten sich in der Hauptverhandlung deutlich abgeschwächt. Mehr lesen
VG Braunschweig: Beschränkte Prüfungskompetenz deutscher Gerichte bei in EU zugelassenen Pflanzenschutzmitteln

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) muss über die Anträge einer Herstellerin von Pflanzenschutzmitteln, in Deutschland zwei Pflanzenschutzmittel im Weg der gegenseitigen Anerkennung zuzulassen, neu entscheiden. Dies hat das Verwaltungsgericht Braunschweig mit rechtskräftigen Urteilen vom 30.11.2016 entschieden. Bei solchen Verfahren bestehe grundsätzlich eine Bindung an die Zulassungsentscheidung des Referenzmitgliedstaats, es sei denn, es dränge sich eine systematische Verletzung des Zulassungsrechts auf (Az.: 9 A 27/16, 9 A 28/16, BeckRS 2016, 112125 und BeckRS 2016, 110721).

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Gericht: Breiviks Isolationshaft verstößt nicht gegen Menschenrechte

Die Isolationshaft des norwegischen Massenmörders Anders Behring Breivik verstößt nach Auffassung eines Berufungsgerichts in Norwegen nicht gegen die Menschenrechte des Verbrechers. "Das Gericht ist zu dem Schluss gekommen, dass Anders Behring Breivik weder Folter noch unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung ausgesetzt ist oder war", verkündete das Gericht in Oslo am 01.03.2017. Damit kassierten die Richter ein früheres Urteil gegen den norwegischen Staat in zweiter Instanz.

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LG Arnsberg entscheidet in Kronkorken-Prozess - Gewinner muss teilen
In einem erbittert geführten Prozess um den Hauptpreis eines Kronkorken-Gewinnspiels einer Brauerei hat der Gewinner eines Autos eine Niederlage erlitten. Der Mann muss nach einer Entscheidung des Arnsberger Landgerichts vom 02.03.2017 einen Teil des Geldes aus dem Verkauf des gewonnenen Wagens an eine frühere Freundin zahlen. Da die Freunde zuvor beschlossen hätten, die Ausgaben des Ausflugs zu teilen, bei dem der Gewinn entstand, seien sie alle auch dessen "Miteigentümer". Der beklagte Mann könne den überraschenden Gewinn nicht einfach für sich behalten. Mehr lesen