Donnerstag, 23.3.2017
LG Coburg: Kein Widerspruchsjoker bei Kreditsicherungsabtretung unmittelbar nach Versicherungsvertragsschluss

Ein Versicherungsnehmer kann für eine zwischenzeitlich gekündigte Kapitallebensversicherung trotz wirksamer Ausübung des Widerspruchsrechts wegen widersprüchlichen Verhaltens keine Rückzahlung von Beiträgen verlangen, wenn er seine Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag unmittelbar nach Abschluss zur Kreditsicherung verwendet hatte. Dies hat das Landgericht Coburg mit jetzt rechtskräftigem Urteil vom 07.11.2016 entschieden (Az.: 14 O 629/15).

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BAG: Kein Betriebs- oder Unternehmensübergang bei Erwerb von Anteilen an einem Unternehmen

Der bloße Erwerb von Anteilen an einem Unternehmen stellt nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union keinen Übergang von Unternehmen, Betrieben oder Unternehmens- beziehungsweise Betriebsteilen im Sinn der Richtlinie 2001/23/EG dar. Deswegen ist in einem solchen Fall weder der Anwendungsbereich der Richtlinie 2001/23/EG zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Wahrung von Ansprüchen beim Übergang von Unternehmen, Betrieben oder Unternehmens- und Betriebsteilen noch der von Art. 16 der Charta der Grundrechte (GRC) eröffnet. Dies hat das Bundesarbeitsgericht in einem Fall entschieden, in dem es um die Geltung des Tarifvertrages für den Öffentlichen Dienst (TVöD) aufgrund einer dynamischen Bezugnahmeklausel in einem Arbeitsvertrag ging. Das BAG bejahte die Anwendbarkeit des TVöD (Urteil vom 23.03.2017, Az.: 8 AZR 89/15).

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Experten begrüßen Carsharinggesetz
Der von der Bundesregierung vorgelegte Entwurf für ein Carsharinggesetz (BT-Drs. 18/11285) trifft bei Experten auf grundsätzliche Zustimmung. Das wurde während einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur am 22.03.2017 deutlich. Sowohl Willi Loose vom Bundesverband CarSharing als auch Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) zeigten sich jedoch enttäuscht darüber, dass die für die Umsetzung des Gesetzes benötigten Rechtsverordnungen noch nicht vorlägen. Mehr lesen
Experten überwiegend für Fahrverbot als Nebenstrafe

Die Möglichkeit, Fahrverbote auch wegen Straftaten zu verhängen, die nichts mit dem Führen eines Fahrzeugs zu tun haben, ist bei einer öffentlichen Anhörung des Bundestags-Rechtsausschusses überwiegend auf Zustimmung gestoßen. Gegenstand des Hearings war ein Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Strafgesetzbuchs, des Jugendgerichtsgesetzes, der Strafprozessordnung und weiterer Gesetze (BT-Drs. 18/11272), der diese neue Nebenstrafe vorsieht. Richter sollen sie zusätzlich zu der für das Delikt vorgesehenen Geld- oder Haftstrafe verhängen können, wenn ihnen das sinnvoll erscheint.

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BAG: Kürzere Kündigungsfrist in der Probezeit muss sich aus Arbeitsvertrag deutlich ergeben

Sieht der Arbeitsvertrag eine Probezeit von längstens sechs Monaten vor, kann das Arbeitsverhältnis in dieser Zeit gemäß § 622 Abs. 3 BGB ohne weitere Vereinbarung von beiden Seiten mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden. Ist jedoch in einem vom Arbeitgeber vorformulierten Arbeitsvertrag in einer weiteren Klausel eine längere Kündigungsfrist festgelegt, ohne unmissverständlich deutlich zu machen, dass diese längere Frist erst nach dem Ende der Probezeit gelten soll, ist dies vom Arbeitnehmer regelmäßig dahin zu verstehen, dass der Arbeitgeber schon während der Probezeit nur mit der vereinbarten längeren Frist kündigen kann. Dies stellt das Bundesarbeitsgricht in einem Urteil vom 23.03.2017 (Az.: 6 AZR 705/15) klar.

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Atommüll: Bundestag beschließt Endlagergesetz

Bis 2031 soll die Entscheidung für einen Standort gefallen sein, 2050 die Lagerung beginnen: Der Bundestag hat das Gesetz zur Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll beschlossen. Von Beginn der Standortauswahl an sollen Bürger und Betroffene in das Verfahren eingebunden werden.

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OVG Münster: Nächtlicher Flugverkehr am Flughafen Düsseldorf muss nicht eingeschränkt werden

Die Zahl der zulässigen Landungen in der ersten Nachtstunde am Flughafen Düsseldorf, die durch eine Änderung der Betriebsgenehmigung erhöht worden war, muss nicht wieder reduziert werden. Das Oberverwaltungsgericht Münster hat mit Urteil vom 22.03.2017 die von drei Privatklägern begehrte Aufhebung der entsprechenden Betriebsregelungen abgelehnt (Az.: 20 D 30/14.AK).

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EU-Kommission registriert Bürgerinitiativen zu Rechten von EU-Bürgern nach Brexit und lehnt "Stopp-Brexit-Initiative" ab

Die Europäische Kommission hat am 22.03.2017 zwei europäische Bürgerinitiativen zu den Rechten von Unionsbürgern in Hinblick auf den Austritt eines Mitgliedstaats aus der EU registriert. Einen dritten Vorschlag mit dem Titel "Stopp dem Brexit" (englisches Original "Stop Brexit") lehnte sie ab. Die Beschlüsse der Kommission beziehen sich auf die rechtliche Zulässigkeit der vorgeschlagenen Initiativen. Inhaltlich hat sich die Kommission mit den Initiativen eigenen Angaben zufolge noch nicht befasst.

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BGH: Nach Wahl fiktiver Schadensabrechnung sind Kosten einer Reparaturbestätigung nicht mehr ersatzfähig

BGB § 249

Wählt der Geschädigte den Weg der fiktiven Schadensabrechnung, sind die im Rahmen einer tatsächlich erfolgten Reparatur angefallenen Kosten einer Reparaturbestätigung für sich genommen nach Auffassung des Bundesgerichtshofs nicht ersatzfähig. Eine Kombination von fiktiver und konkreter Schadensabrechnung sei insoweit unzulässig.

BGH, Urteil vom 24.01.2017 - VI ZR 146/16 (LG Mühlhausen), BeckRS 2017, 102550

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BVerwG: Beamter kann zu Rückzahlung durch Ehefrau erschlichener Beihilfe verpflichtet sein

Hat ein beihilfeberechtigter Beamter seine Ehefrau ermächtigt, ihn in Beihilfeangelegenheiten zu vertreten und hat diese ohne Kenntnis des Beamten, aber unter seinem Namen Beschäftigte der Beihilfestelle durch Bestechung oder arglistige Täuschung veranlasst, unrichtige Beihilfebescheide zu seinen Gunsten zu erlassen, können diese zurückgenommen werden. Auch können die aufgrund dieser Bescheide antragsgemäß auf das Konto der Ehefrau überwiesenen Beihilfeleistungen von dem Beamten grundsätzlich zurückgefordert werden, obwohl er von diesen Zahlungen keine Kenntnis hatte. Das hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteilen vom 22.03.2017 entschieden (Az.: 5 C 4.16 und 5 C 5.16).

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Finanzausschuss ebnet Weg für das Verkehrsteuergesetz

Für Personenkraftwagen der Euro-6-Emissionsklasse soll die Kraftfahrzeugsteuer gesenkt werden. Der Finanzausschuss des Bundestages hat dazu am 22.03.2017 den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines "Gesetzes zur Änderung des Zweiten Verkehrsteueränderungsgesetzes" (BT-Drs. 18/11235) mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD angenommen. Die Oppositionsfraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen stimmten dagegen.

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Gesetzliche Altersbezüge steigen zum Juli 2017

Für über 20 Millionen Rentner steigen auch dieses Jahr die Renten spürbar. Nach den nun vorliegenden Daten des Statistischen Bundesamtes und der Deutschen Rentenversicherung Bund steht die Rentenanpassung zum 01.07.2017 fest, heißt es in einer Mitteilung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vom 22.03.2017. In Westdeutschland steige die Rente um 1,90%, in den neuen Ländern um 3,59%. Damit betrage der aktuelle Rentenwert (Ost) nun 95,7% des aktuellen Rentenwerts West (bisher: 94,1%).

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LG Frankfurt am Main: Kein Schadensersatz für Ex-DFB-Präsident Zwanziger wegen Info-Leck

Im Zusammenhang mit der Affäre um die Fußball-WM 2006 ist der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger mit einer Schadenersatzklage gegen das Land Hessen gescheitert. Der 71-Jährige wollte vor dem Landgericht Frankfurt am Main ein Schmerzensgeld von 25.000 Euro erstreiten, weil die Staatsanwaltschaft seiner Meinung nach in den Ermittlungen wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung gegen ihn sowie die früheren DFB-Funktionäre Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt regelmäßig Informationen an die Medien weitergibt.

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Weltstrafgericht verlängert Haft für Kongos Ex-Vizepräsidenten Bemba

Der Internationale Strafgerichthof hat die Haftstrafe für den bereits als Kriegsverbrecher verurteilten früheren kongolesischen Vizepräsidenten Jean-Pierre Bemba um ein Jahr verlängert. Wegen der Bestechung von Zeugen wurde der 54-Jährige am 22.03.2017 in Den Haag zusätzlich zu einer Geldstrafe von 300.000 Euro verurteilt. Der Schuldspruch war bereits im Oktober 2016 erfolgt. Es war das erste Urteil des Gerichts zur unerlaubten Einflussnahme auf die Justiz. Die Geldstrafe soll dem Fonds des Gerichts für Opfer der Verbrechen zugute kommen.

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Mittwoch, 22.3.2017
EU-Kommission will Kartellrechtsdurchsetzung in den Mitgliedstaaten stärken
Den nationalen Wettbewerbsbehörden soll nach den Plänen der Europäischen Kommission die wirksame Durchsetzung des EU-Kartellrechts erleichtert werden. Am 22.03.2017 hat sie eine Reihe von Vorschlägen für eine entsprechende EU-Richtlinie vorgelegt. Um eine einheitliche Durchsetzung des europäischen Wettbewerbsrechts zu gewährleisten, sollen die Kartellbehörden der Mitgliedsstaaten danach insbesondere über die passenden Durchsetzungsinstrumente verfügen, wenn sie die gemeinsame Rechtsgrundlage anwenden. Dem Vorschlag ging eine einschlägige öffentliche Konsultation voraus, die die Kommission im November 2015 eingeleitet hatte. Mehr lesen
Gesetzentwurf zur Umsetzung der Vierten Geldwäscherichtlinie in Bundestag eingebracht

Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf unter anderem zur Umsetzung der Vierten Geldwäscherichtlinie 2015/849/EU (BT-Drs. 18/11555) in den Bundestag eingebracht. Dies teilte der parlamentarische Pressedienst am 22.03.2017 mit. Danach soll es strengere Vorgaben für die geldwäscherechtlich Verpflichteten geben, etwa bei grenzüberschreitenden Korrespondenzbeziehungen. Daneben sieht der Entwurf auch vor, dass die Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen vom Bundeskriminalamt in die Generalzolldirektion überführt und neu ausgerichtet wird.

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Bundesfinanzministerium gründet FinTechRat
Das Bundesfinanzministerium will Veränderungen im Bereich der digitalen Finanztechnologien durch Experten begleiten lassen und hat daher am 22.03.2017 den FinTechRat gegründet. Dieser soll das Ministerium insbesondere zu (informations-)technologischen Entwicklungen, ihren Potentialen sowie zu Chancen und Risiken beraten. Mehr lesen
BAG: Nachträgliches Wettbewerbsverbot bei fehlender Karenzentschädigung trotz salvatorischer Klausel nichtig
Ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot ist nichtig, wenn die Vereinbarung entgegen § 110 GewO in Verbindung mit § 74 Abs. 2 HGB keinen Anspruch des Arbeitnehmers auf eine Karenzentschädigung beinhaltet. Wie das Bundesarbeitsgericht mit Urteil vom 22.03.2017 erneut bekräftigt hat, können weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer aus einer solchen Vereinbarung Rechte herleiten. Eine in Allgemeinen Geschäftsbedingungen enthaltene salvatorische Klausel kann nach der Entscheidung nicht – auch nicht einseitig zugunsten des Arbeitnehmers – zur Wirksamkeit des Wettbewerbsverbots führen (Az.: 10 AZR 448/15). Mehr lesen
BSG: Falschabbiegen auf Weg zur Arbeit kann gesetzlichen Unfallschutz entfallen lassen

Wer irrtümlich vom direkten Weg zur Arbeitsstätte abweicht (hier: Falschabbiegen), ist nur dann weiter gesetzlich unfallversichert, wenn der Irrtum auf äußeren, mit der besonderen Art des Weges verbundenen Gefahren wie etwa schlecht beschilderten Wegen oder Sichtbehinderung durch Nebel beruht. Dies hat das Bundessozialgericht mit Urteil vom 20.12.2016 bekräftigt. Hingegen entfalle der Versicherungsschutz, wenn sich der Versicherte aufgrund von Umständen verfährt, die in seiner Person liegen, etwa weil er unaufmerksam ist. Die objektive Beweislast für die Gründe des Verfahrens trage der Versicherte (Az.: B 2 U 16/15 R, BeckRS 2016, 116935).

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Wegen Homosexualität verurteilte Männer sollen rehabilitiert werden
Die Bundesregierung will homosexuelle Männer, die nach § 175 StGB verurteilt wurden, rehabilitieren. Dafür hat sie am 22.03.2017 den Entwurf eines Gesetzes zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 08.05.1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen und zur Änderung des Einkommensteuergesetzes beschlossen. Die alten Urteile seien aus heutiger Sicht eklatantes Unrecht. Sie verletzten jeden Verurteilten zutiefst in seiner Menschenwürde, betonte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Mehr lesen