Freitag, 30.6.2017
Online-Nutzungen urheberrechtlich geschützter Materialien in Wissenschaft und Lehre werden neu geregelt
Für Studierende und Hochschullehrer in Deutschland wird der Umgang mit digitalen Materialen rechtlich unkomplizierter. Der Bundestag modernisierte am 30.06.2017 das Urheberrecht für die Wissenschaft im Bereich der Online-Nutzungen. Forschungsministerin Johanna Wanka (CDU) zeigte sich erleichtert: Die große Koalition habe "einen Kraftakt geschafft", das Gesetz sei aber nun "anwendbar, rechtssicher und praktikabel". Mehr lesen
Von Waschbären bis Mieterstrom: Aktuelle Beschlüsse des Bundestages
Es war die letzte Nachtsitzung vor der Sommerpause: Am 29.06.2017 und in der Nacht zum 30.06.2017 brachte der Bundestag neue Gesetze und Richtlinien auf den Weg. Dabei ging es unter anderem um Bundeswehreinsätze, den Jugendschutz, um Versicherungsverträge und den sogenannten Mieterstrom. Eine Übersicht. Mehr lesen
Bundestag beschließt umstrittenes Gesetz gegen Hass im Netz
Der Bundestag hat am 30.06.2017 das umstrittene Gesetz beschlossen, das Online-Netzwerke zu einem härteren Vorgehen gegen Hetze und Terror-Propaganda verpflichten soll. Es sieht unter anderem vor, dass Facebook, Twitter, YouTube und ähnliche Netzwerke klar strafbare Inhalte binnen 24 Stunden nach einem Hinweis darauf löschen müssen. Für nicht eindeutige Fälle ist eine Frist von sieben Tagen vorgesehen. Bei systematischen Verstößen drohen Strafen von bis zu 50 Millionen Euro. Bei der Abstimmung hatten Gegner des Gesetzes aus den Fraktionen der Grünen und Linken keine Chance gegen die Regierungsmehrheit von Union und SPD. Mehr lesen
BVerwG: Dortmunder Wettbürosteuer derzeit unzulässig
Die Wettbürosteuer der Stadt Dortmund in der derzeitigen Ausgestaltung ist unzulässig. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit drei Urteilen vom 29.06.2017 entschieden. Das Gericht wertete den von der Stadt gewählten Flächenmaßstab als Verletzung der Steuergerechtigkeit und verwies auf den Wetteinsatz als praktikableren Wirklichkeitsmaßstab (Az.: 9 C 7.16 bis 9 C 9.16). Mehr lesen
Neuregelungen zum Kinder- und Jugendschutz beschlossen
Mit dem Ziel eines verbesserten Kinder- und Jugendschutzes hat der Bundestag ein umfangreiches Gesetzespaket verabschiedet. Die in der Nacht zum 30.06.2017 beschlossenen Maßnahmen sehen unter anderem eine engere Zusammenarbeit zwischen Jugendämtern und anderen Behörden vor. Das Gesetz benötigt allerdings noch die Zustimmung des Bundesrats. Verabschiedet wurde außerdem eine Gesetzesänderung, nach der die Fixierung Minderjähriger künftig vom Richter genehmigt werden muss. Mehr lesen
Brenneisen und Marx zu BGH-Richterinnen ernannt
Am Bundesgerichtshof gibt es zwei neue Richterinnen. Wie das Gericht am 29.06.2017 mitteilte, wurden Ute Brenneisen und Nina Marx vom Bundespräsidenten ernannt. Das Präsidium des BGH hat Brenneisen dem vornehmlich für das Werkvertrags-, Handelsvertreter- und Zwangsvollstreckungsrecht zuständigen Siebten Zivilsenat zugewiesen. Marx wird mit jeweils hälftiger Arbeitskraft für den vornehmlich für den gewerblichen Rechtsschutz und das Urheberrecht mit Ausnahme der technischen Schutzrechte, für das Wettbewerbsrecht, das Transportrecht, das Maklerrecht sowie für Rechtstreitigkeiten über Schiedssprüche zuständigen Ersten Zivilsenat sowie für den Zehnten Zivilsenat tätig sein, der schwerpunktmäßig mit Patent- und Gebrauchsmusterstreitsachen sowie Patentnichtigkeitssachen befasst und darüber hinaus für Personenbeförderungs- und Reisevertragsrecht, Schenkungs- und Vergaberecht zuständig ist. Mehr lesen
BVerwG: Kein Anspruch in Statistikunterlagen zu Unternehmenskonzentration
Das Statistikgeheimnis steht einem Anspruch nach dem Informationsfreiheitsgesetz auf Zugang zu amtlichen Informationen zur Unternehmenskonzentration entgegen, wenn eine mit dem Statistikgeheimnis unvereinbare Reidentifizierung von Unternehmern und Unternehmen anhand dominanter Merkmale nicht ausgeschlossen werden kann. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht mit Urteil vom 29.06.2017 entschieden (Az.: 7 C 22.15). Mehr lesen
BAG: Gerichte für Arbeitssachen werden bei maßgeblichen kartellrechtlichen Vorfragen unzuständig
Stellen sich in einem Verfahren vor den Gerichten für Arbeitssachen kartellrechtliche Vorfragen im Sinn von § 87 Satz 2 GWB und kann der Rechtsstreit ohne Beantwortung dieser Fragen nicht entschieden werden, sind die Gerichte für Arbeitssachen für die Entscheidung des Rechtsstreits nicht (mehr) zuständig. Dies hat das Bundesarbeitsgericht mit am 29.06.2017 entschieden. Nach dem Urteil sind die bei den ordentlichen Gerichten gebildeten Kartellspruchkörper ausschließlich zuständig (Az.: 8 AZR 189/15). Mehr lesen
60 Jahre Kartellrecht – Kartellamt möchte Verbraucher besser schützen
Als vor 60 Jahren, Anfang Juli 1957, das deutsche Kartellrecht verabschiedet wurde, hatten die Macher die Zwangskartelle des NS-Staats noch in frischer Erinnerung. Auch auf Druck der Besatzungsmächte ging es um die Entflechtung deutscher Industrie-Schlüsselbranchen wie Stahl, Zement und Papier. Heute ist die Arbeit des Bundeskartellamtes oft kleinteiliger und näher an die Verbraucher herangerückt: Die Behörde hilft mit einer Transparenzstelle beim Benzin-Preisvergleich, nimmt Bier-, Zucker- und Kaffeepreise unter die Lupe, überprüft den Lebensmittelhandel, Milchpreise und die Fernwärmeversorgung und kämpft gegen illegale Wurstkartelle. Mehr lesen
Bundestag stimmt Ehe für alle zu
In einer historischen Entscheidung hat der Bundestag Ja zur Ehe für alle gesagt. Bei 623 abgegebenen Stimmen sprach sich eine Mehrheit von 393 Abgeordneten am 30.06.2017 für eine völlige rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare aus. 226 Parlamentarier stimmten mit Nein, vier enthielten sich. Mehr lesen
BGH: Niedrige tatsächliche Voraussetzungen bei der Annahme des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs

StGB § 263 III Nr. 1, V; StPO § 264

Ein Bandenbetrug liegt vor, wenn sich mindestens drei Personen dazu verbunden haben, für eine gewisse Dauer mehrere selbständige Betrugstaten zu begehen. Unschädlich ist, wenn diese Taten für einzelne Tatbeteiligte aufgrund eines einheitlichen Organisationsbeitrages in Tateinheit zueinander stehen. (Leitsatz des Verfassers)

BGH, Urteil vom 19.04.2017 - 2 StR 290/16, BeckRS 2017, 112019

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BVerwG: Journalist darf Gutachten über NS-Vergangenheit ehemaliger verstorbener Ministeriumsmitarbeiter einsehen
Ein Journalist hat Anspruch auf Einsicht in ein Gutachten über die politische Belastung ehemaliger Mitarbeiter des Bundeslandwirtschaftsministeriums in der NS-Zeit, wenn die Mitarbeiter bereits verstorben sind. Dies geht aus einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 29.06.2017 hervor. Einsicht bezüglich noch lebender Personen muss hingegen nicht gewährt werden, urteilte das Gericht (Az.: 7 C 24.15). Mehr lesen
Donnerstag, 29.6.2017
BGH verweist Designstreit um Ikea-Bettgestell "Malm" an Vorinstanz zurück

Der Streit um das Ikea-Bettgestell "Malm" geht weiter. Dies hat ein Designer aus Frankfurt erreicht, der wegen weitgehender Übereinstimmungen des "Malm"-Designs mit einem eingetragenen Design seiner Möbelmarke e15 gegen Ikea geklagt hatte. Dabei ging es insbesondere um die Frage, ob Ikea sich auf ein Vorbenutzungsrecht aus § 41 Abs. 1 GeschmMG/DesignG stützen kann, was die Vorinstanz bejaht hatte. Der BGH sieht dies anders und hat das Urteil der Vorinstanz aufgehoben und die Sache zurückverwiesen. Die Annahme eines auf die Vornahme von Vorbereitungshandlungen gestützten Vorbenutzungsrechts setze, anders als das Oberlandesgericht Düsseldorf angenommen habe (vgl. GRUR-RS 2016, 17791), voraus, dass die Vorbereitungshandlungen im Inland stattgefunden haben (Urteil vom 29.06.2017, Az.: I ZR 9/16).

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Kriegsverbrechertribunal im Kosovo vor dem Start
Ein Sondertribunal zur Aufarbeitung von Gräueltaten im Kosovo-Krieg kann seine Arbeit aufnehmen. Der Verfassungsgerichtshof des Balkanlandes machte am 28.06.2017 den Weg für die Verfolgung von Kriegsverbrechen durch Rebellen der inzwischen aufgelösten Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) frei. Mehr lesen
Wissenschafts-Urheberrecht nach Koalitionseinigung am Freitag im Bundestag

Das Urheberrecht für die Wissenschaft wird im Bereich der Online-Nutzung von Lehrmaterialien gelockert und modernisiert. Nach einem Kompromiss von Union und SPD kann der von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) vorgelegte Gesetzentwurf nach der zweiten und dritten Lesung am 30.06.2017 vom Bundestag verabschiedet werden. Kritik kam vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der am 28.06.2017 von einem "schweren Rückschlag für Bildung und Wissenschaft in Deutschland" und einem "Armutszeugnis für die deutsche Bildungspolitik" sprach. Der Verein kündigte an, alle rechtlichen Möglichkeiten zu prüfen, um gegen das Gesetz vorzugehen.

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Österreichs Verfassungsgerichtshof hebt Urteil gegen Ausbau des Flughafens Wien auf

Der Flughafen Wien kann nach einem Urteil von grundsätzlicher Bedeutung wieder auf den Bau einer dritten Landebahn hoffen. Der österreichische Verfassungsgerichtshof hat am 29.06.2017 ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts des Landes (BVwG) kassiert. Dieses habe in seiner Ablehnung der Ausbau-Pläne vor allem den Klimaschutz und den Bodenverbrauch in einer verfassungswidrigen Weise in seine Interessensabwägung einbezogen, entschieden die Richter. Die Rechtssache geht nun zurück an das BVwG, das eine neuerliche Entscheidung treffen muss.

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Bundestag verabschiedet Gesetz: Illegale Straßenrennen künftig Straftat

Der Bundestag hat am 29.06.2017 ein Gesetz zur Ahndung illegaler Straßenrennen verabschiedet. Danach gelten iIllegale Straßenrennen künftig als Straftat – nicht mehr nur als Ordnungswidrigkeit. Es drohen bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe und der Verlust der Fahrerlaubnis oder des Fahrzeugs. Auch der Versuch wird unter Strafe gestellt.

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VG Hamburg verbietet Pro-Erdogan-Mahnwache zu G20

Das Verwaltungsgericht Hamburg hat am 29.06.2017 eine Mahnwache von Unterstützern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan während des G20-Gipfels verboten. Ein Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz des Veranstalters gegen die Demonstrationsverbotszone wurde abgelehnt, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte (Az.: 3 E 6431/17).

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BSG: Kein höheres Elterngeld aufgrund Einmalzahlung von Urlaubs- oder Weihnachtsgeld

Ein jährlich einmal gezahltes Urlaubs- oder Weihnachtsgeld erhöht nicht das Elterngeld. Vielmehr bleiben diese Gelder bei der Bemessung des Elterngeldes als sonstige Bezüge außer Betracht, wie das Bundessozialgericht am 29.06.2017 entschieden hat (Az.: B 10 EG 5/16 R).

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BSG sieht begrenzten Korrekturbedarf bei Vergütung für Psychotherapeuten

Psychotherapeuten haben für das Jahr 2008 keinen Anspruch auf höhere Vergütung. Für das Jahr 2007 ist ihnen jedoch ein zu niedriges Honorar gezahlt worden, weil bei der Bemessung der Praxiskosten von veralteten Daten ausgegangen worden ist. Dies hat das Bundessozialgericht in zwei Musterverfahren entschieden (Az.: B 6 KA 36/16 R und B 6 KA 29/17 R).

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