LSG Niedersachsen-Bremen: Krankenkasse muss keine Bauchdeckenstraffung zur Beseitigung psychischer Leiden bezahlen

Eine gesetzliche Krankenkasse muss keine OP zur Bauchdeckenstraffung bezahlen, wenn nach massiver Gewichtsreduktion eine Fettschürze zu psychischen Leiden führt. Dies hat das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen mit Beschluss vom 10.07.2017 entschieden (Az.: L 16 KR 13/17, BeckRS 2017, 116882).

Kläger begehrt OP zur Bauchdeckenstraffung

Der Kläger hatte bei einer Körpergröße von 174 Zentimetern ein ursprüngliches Spitzengewicht von 165 Kilogramm. Nach einer Schlauchmagenoperation kam es zu einem Gewichtsverlust bis auf 85 Kilogramm und zu einem erschlafften Hautüberschuss im Bereich des Bauches. Gegenüber seiner Krankenkasse begehrte der Kläger eine Bauchdeckenstraffung, da er unter seinem Aussehen psychisch leide. Er möge sich nirgends mit freiem Oberkörper zeigen und fühle sich den Blicken anderer Menschen ausgesetzt. Nur durch eine Operation sei ein ästhetisches Körperbild wieder herzustellen. Außerdem hänge die Fettschürze so weit herunter, dass es bei nächtlichen Spontanerektionen zu schmerzhaften Penisverklemmungen komme.

LSG: Psychische Leiden begründen grundsätzlich keinen Anspruch auf OP-Kostenübernahme

Das LSG hat die Leistungsablehnung der Krankenkasse bestätigt. Psychische Leiden seien nach höchstrichterlicher Rechtsprechung vorrangig durch Psychiater oder Psychologen zu behandeln und rechtfertigten keinen operativen Eingriff. Eine grundsätzlich kosmetische Operation sei nur in wenigen Ausnahmefällen zu übernehmen, die hier nicht vorlägen. 

Kein Ausnahmefall gegeben 

Eine Entstellung verneint das LSG, denn eine Fettschürze, die etwa eine Handbreite herunterhänge, führe in üblicher Alltagskleidung zu keinem außergewöhnlichen Körperbild. Auf das Aussehen im unbekleideten Zustand oder auf ein subjektiv anderes Empfinden des Klägers komme es nicht an. Bestehende Hautirritationen stellten sich als vergleichsweise geringfügig dar und ließen sich auch ohne OP durch Creme- und Puderbehandlung erfolgreich therapieren. Eine Straffung der Bauchdecke zur Behandlung einer vorgetragenen Penisverklemmung sei als mittelbare Krankenbehandlung zu qualifizieren, die nur als ultima ratio in Betracht komme. Der Kläger könne jedoch schon durch einfache Selbsthilfemöglichkeiten Vorsorge gegen drohende Verklemmungen betreiben, indem er geeignete Nachtwäsche trage.

LSG Niedersachsen-Bremen, Urteil vom 10.07.2017 - L 16 KR 13/17

Redaktion beck-aktuell, 31. Juli 2017.

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