Donnerstag, 11.5.2017
BGH spricht Richter frei: Keine Freiheitsberaubung durch fehlerhafte Haftbefehle

Das Landgericht Potsdam hatte einen Richter freigesprochen, dem der Vorwurf der Rechtsbeugung in Tateinheit mit Freiheitsberaubung durch den Erlass von Haftbefehlen gemacht worden war. Die hiergegen gerichteten Revisionen der Staatsanwaltschaft und eines Nebenklägers blieben ohne Erfolg. Der Bundesgerichtshof sah keine Rechtsfehler bei der Beweiswürdigung des Landgerichts und bestätigte den Freispruch (Urteil vom 10.05.2017, Az.: 5 StR 19/17).

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DAV und DRB helfen türkischen Juristen mit Auswanderungsplänen

Bei deutschen Anwälten und Richtern gehen zunehmend Anfragen türkischer Juristen ein, die aus politischen Gründen eine Übersiedlung nach Deutschland erwägen. Der Deutsche Anwaltverein (DAV) und der Deutsche Richterbund (DRB) berichten, dass sie Mitte April eine türkischsprachige Webseite eingerichtet hatten - als Anlaufstelle für Kollegen, die nach Deutschland flüchten wollen oder dies bereits getan haben und die Rat suchen, wie sie hierzulande arbeiten können. Bislang seien bereits mehr als 50 Anfragen türkischer Anwälte und Richter eingegangen, sagten Sprecher beider Verbände auf Anfrage der Presse.

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Mittwoch, 10.5.2017
AG Bad Säckingen: Bewährungsstrafe für Rentner nach tödlicher Fahrt in Menschenmenge
Für seine tödliche Irrfahrt in der Fußgängerzone von Bad Säckingen muss der inzwischen 85 Jahre alte Autofahrer nicht ins Gefängnis. Er wurde am 10.05.2017 zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Er darf sich außerdem nicht mehr ans Steuer eines Autos setzen und muss 1.500 Euro an die Opferschutzorganisation Weißer Ring zahlen (Az.: 2 LS 24 JS 3442/16). Mehr lesen
AG Dortmund: Flughäfen dürfen für Einziehen von Zusatzgebühren für (Billig-)Fluggesellschaften keine Bearbeitungsgebühr verlangen

Flughäfen dürfen für das Einziehen von Servicegebühren, die (Billig-)Fluggesellschaften für Zusatzleistungen verlangen, keine Bearbeitungsgebühr erheben. Dies hat das Amtsgericht Dortmund mit rechtskräftigen Urteilen vom 01.03.2017 entschieden, wie die Rechtsanwaltskanzlei "Marccus Partners" am 08.05.2017 mitteilte.

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BGH verneint Kündigung eines Wohnraummietverhältnisses zur Durchführung eines sozialen Wohngruppenprojekts
Die Kündigung eines Wohnraummietverhältnisses durch den Vermieter nach der Generalklausel des § 573 Abs. 1 Satz 1 BGB zwecks Durchführung eines sozialen Wohngruppenprojekts durch einen Dritten ist unwirksam, wenn die Fortsetzung des Mietverhältnisses die Finanzierung und Verwirklichung des Gesamtprojekts nicht gefährdet. Dies hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 10.05.2017 entschieden und damit seine Rechtsprechung zur Anwendung der Generalklausel bei Wohnraumkündigungen fortgeführt (Az.: VIII ZR 292/15). Mehr lesen
BAG: Bestimmtheit einer Änderungskündigung

BGB §§ 145, 623, 611 I; KSchG §§ 1 I, 23 I

Ein mit einer Änderungskündigung übermitteltes Vertragsangebot muss so konkret gefasst sein, dass der Arbeitnehmer es ohne Weiteres annehmen kann.

BAG, Urteil vom 26.01.2017 - 2 AZR 68/16 (LAG Nürnberg), BeckRS 2017, 103511

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StGH Hessen: Cockpit-Klage zum Streikrecht bleibt erfolglos
Ein Gericht des Landes Hessen kann einer Gewerkschaft aus der Hessischen Verfassung kein über das Grundgesetz hinausgehendes Streikrecht zubilligen. Dies hat der Staatsgerichtshof des Landes Hessen mit Urteil vom 10.05.2017 klargestellt und eine Grundrechtsklage der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit gegen das Land Hessen zurückgewiesen. In Hessen bestehe das gleiche Streikrecht wie in anderen Ländern, betonte das Gericht (Az.: P.St. 2545). Mehr lesen
EuGH: Drittstaatsangehöriger Elternteil eines minderjährigen Kindes mit EU-Bürgerschaft kann abgeleitetes Aufenthaltsrecht haben

Ein Drittstaatsangehöriger kann als Elternteil eines minderjährigen Kindes, das die Unionsbürgerschaft besitzt, aus Art. 20 AEUV ein abgeleitetes Aufenthaltsrecht in der EU geltend machen, wenn es zwischen ihm und dem Kind ein Abhängigkeitsverhältnis dergestalt gibt, dass auch das Kind zum Verlassen des EU-Gebiets gezwungen wäre, wenn ihm ein Aufenthaltsrecht versagt würde. Dies hat der Gerichtshof der Europäischen Union mit Urteil vom 10.05.2017 entschieden. Ob ein solches Abhängigkeitsverhältnis bestehe, sei anhand der Einzelfallumstände im Lichte des Kindeswohls zu prüfen (Az.: C-133/15).

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OLG Oldenburg: Essig und Salz sind keine Pflanzenschutzmittel
Weder Essig noch Salz sind Pflanzenschutzmittel. Nach einem Beschluss des Bußgeldsenats des Oberlandesgerichts Oldenburg vom 25.04.2017 ist deren Einsatz zur Unkrautvernichtung damit nicht nach dem Pflanzenschutzgesetz verboten (Az.: 2 Ss OWi 70/17). Mehr lesen
Bundesregierung: Einbrecher sollen härter bestraft werden
Die Bundesregierung will das Strafmaß für Einbrecher anheben. Wie die Bundesregierung am 10.05.2017 mitteilte, hat das Kabinett einen entsprechenden Gesetzentwurf beschlossen. Für den Einbruch in eine Privatwohnung soll danach künftig eine Mindeststrafe von einem Jahr Haft gelten. Die Möglichkeit, nach unten von der Mindeststrafe abzuweichen, soll es nicht mehr geben. Damit sieht die geplante Neuregelung einen Strafrahmen von einem Jahr bis zehn Jahren Freiheitsstrafe vor. "Wir müssen alles tun, um die Menschen in ihren eigenen vier Wänden so gut wie möglich zu schützen", sagte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Mehr lesen
Von der Leyen kündigt grundlegende Veränderungen in der Truppe an
Wegen der Affäre um den terrorverdächtigen Soldaten Franco A. hat Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) grundlegende Veränderungen in der Bundeswehr angekündigt. Die aktuelle Aufklärung des Falls durch die Bundesanwaltschaft sei zwar das Wichtigste, sagte von der Leyen am 10.05.2017 vor einer Sondersitzung des Verteidigungsausschusses zu der Affäre. "Aber ich bin mir völlig darüber im Klaren, darüber will ich auch im Ausschuss heute berichten, dass wir einen breiten Prozess innerhalb der Bundeswehr selber haben, den wir gemeinsam gehen müssen, vom Rekruten bis zum General, vom Referenten bis zur Ministerin." Es gehe um die innere Führung, das Wehrdisziplinarwesen, um die politische Bildung von Soldaten, um den Traditionserlass von 1982. Mehr lesen
BFH: Bloßes Aufgreifen einer Gestaltungsidee rechtfertigt nicht Annahme eines Steuerstundungsmodells
Die Annahme eines Steuerstundungsmodells ergibt sich nicht ohne Weiteres aus dem bloßen Aufgreifen einer bekannten Gestaltungsidee. Wie der Bundesfinanzhof mit Urteil vom 17.01.2017 entschieden hat, handelt es sich mangels vorgefertigten Konzepts nicht um ein Steuerstundungsmodell, wenn ein Anleger eine von ihm selbst oder von seinem Berater entwickelte oder modifizierte und individuell angepasste Investition umsetzt (Az.: VIII R 7/13). Mehr lesen
BFH: Turnierbridge ist gemeinnützig
Die Förderung von Turnierbridge ist als gemeinnützig anzuerkennen, weil Turnierbridge die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet ebenso fördert wie Sport. Dies hat der Bundesfinanzhof mit zwei Urteilen vom 09.02.2017 entschieden (Az.: V R 69/14 und V R 70/14). Mehr lesen
VGH Mannheim: Vorläufig kein Äußerungsrecht für fraktionslosen Mannheimer Gemeinderat im Amtsblatt

Der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof in Mannheim hat in zwei Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes entschieden, dass einem fraktionslosen Mitglied des Mannheimer Gemeinderats vorläufig kein Äußerungsrecht im Amtsblatt der Stadt Mannheim einzuräumen ist (Beschlüsse vom 28.04.2017, Az.: 1 S 345/17 und 1 S 617/17).

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Amsterdamer Berufungsgericht: Kreml organisierte Pleite des russischen Ölkonzern Yukos

Der Konkurs des russischen Ölkonzerns Yukos war nach einem Amsterdamer Gerichtsurteil unrechtmäßig. Die Pleite des Konzerns sei vom Kreml bewusst betrieben worden, urteilte ein Berufungsgericht in Amsterdam am 09.05.2017. Die Richter gaben damit erneut den Alt-Eigentümern ausländischer Yukos-Tochterunternehmen recht.

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BaFin setzt in mehr als 100 Fällen Basiskonto-Eröffnung durch

Seit Mitte 2016 hat in Deutschland jeder Bürger einen Rechtsanspruch auf ein Girokonto. Der Konteninhaber erhält eine Bankkarte und darf Geld überweisen. Überzogen werden kann ein solches Konto nicht. In mehr als 100 Fällen hat die Finanzaufsicht BaFin bisher beim "Konto für Jedermann" zugunsten von Verbrauchern eingegriffen. "Hat der Verbraucher tatsächlich das Recht auf die Einrichtung eines Basiskontos, können wir seinen individuellen Anspruch durchsetzen", sagte BaFin-Exekutivdirektorin Béatrice Freiwald am 09.05.2017 in Frankfurt am Main.

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OLG Dresden: Die Linke im sächsischen Landtag obsiegt im Streit mit AfD um Flyer-Äußerung

Die AfD-Fraktion im sächsischen Landtag hat keinen Anspruch darauf, dass die Fraktion Die Linke die in ihrem Flyer gemachte Äußerung "CDU, SPD und AfD sind gegen Volksentscheide. Wir nicht. DIE LINKE FRAKTION im Sächsischen Landtag" unterlässt. Das hat das Oberlandesgericht Dresden entschieden und damit eine Entscheidung der Vorinstanz gekippt (Urteil vom 09.05.2017, Az.: 4 U 102/17).

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Dienstag, 9.5.2017
LG Berlin ruft in Rechtsstreit gegen Google wegen Leistungsschutzrechten EuGH an

Das Landgericht Berlin hält in dem Rechtsstreit einer Verwertungsgesellschaft, die Leistungsschutzrechte für Presseverleger wahrnimmt und Klage gegen das Unternehmen Google Inc. erhoben hat, eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes für notwendig und legt diesem zwei Rechtsfragen vor. Dabei geht es darum, ob die Vorschriften des Urhebergesetzes für die in der Suchergebnisliste verwendete Vorschau Googles gelten (Beschluss vom 08.05.2017, Az.: 16 O 546/15).

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BGH billigt Festhalten von Flüchtlingen in Transitzone
Flüchtlinge dürfen nach Auffassung des Bundesgerichtshofs vorübergehend im Transitbereich eines Flughafens festgehalten werden. Nach einer gewissen Zeit könne dies zwar einem Freiheitsentzug gleichkommen, heißt es in einem am 09.05.2017 in Karlsruhe veröffentlichten Beschluss vom 16.03.2017. Dies sei allerdings erst nach 30 Tagen der Fall. Dann sei ein Aufenthalt in der Transitzone nämlich nur noch rechtmäßig, wenn ein Richter diesen anordne (Az.: V ZB 170/16, BeckRS 2017, 108852). Mehr lesen
BaFin verbietet CFDs mit Nachschusspflicht im Privatkundengeschäft

Privatkunden dürfen künftig keine finanziellen Differenzkontrakte (Contracts for Difference, CFDs) mit Nachschusspflicht mehr angeboten werden. Ein entsprechendes Verbot hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) am 08.05.2017 verfügt. CFDs ohne Nachschusspflicht bleiben hingegen erlaubt.

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