Montag, 4.5.2020
Nebenklage-Anwälte rechnen wegen NSU-Urteils mit OLG München ab

19 Anwälte von Angehörigen der NSU-Opfer haben nach Vorlage des schriftlichen Urteils gegen die Rechtsterroristin Beate Zschäpe mit dem Münchner Oberlandesgericht abgerechnet. In einer schriftlichen Stellungnahme, die sie nun veröffentlichten, werfen sie den Richtern eine "hässliche Gleichgültigkeit" gegenüber den Nebenklägern vor und beklagen ein "Versagen des Rechtsstaats".

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LG Köln verurteilt Profi-Boxer Felix Sturm zu drei Jahren Freiheitsstrafe auch wegen Dopings

Der ehemalige Boxweltmeister Felix Sturm muss unter anderem wegen Steuerhinterziehung und versuchter Steuerhinterziehung drei Jahre ins Gefängnis. Dabei ging es um eine Gesamtsumme von rund einer Million Euro in den Jahren 2008 bis 2010 sowie 2013. Das Landgericht Köln verurteilte ihn am 30.04.2020 aber auch wegen Dopings. Als richtungsweisend bezeichnete die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) das Urteil. Der in Leverkusen geborene Sohn bosnischer Eltern, der mit bürgerlichem Namen Adnan Catic heißt, ist der erste deutsche Spitzensportler, der auf Grundlage des im Dezember 2015 erlassenen Anti-Doping-Gesetzes verurteilt wurde.

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Bundesregierung legt Gesetzentwurf zu Änderung des NetzDG vor

Die Bundesregierung hat den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) vorgelegt (BT-Drs. 19/18792). Eine Reihe von ergänzenden Regelungen soll die Bekämpfung strafbarer Inhalte auf den Plattformen der erfassten Anbieter sozialer Netzwerke weiter verbessern und transparenter machen. Ferner soll die Beilegung von Streitigkeiten zwischen Beschwerdeführern sowie Nutzern mit den Anbietern zukünftig vereinfacht und effektiver gemacht und die Durchsetzung zivilrechtlicher Ansprüche wegen der Verletzung absolut geschützter Rechte aufgrund rechtswidriger Inhalte erleichtert werden.

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GFF-Gutachten sieht größere Spielräume für politische Betätigung gemeinnütziger Vereine

Nach einem Rechtsgutachten ist eine politische Betätigung zivilgesellschaftlicher Organisationen nach geltendem Recht in größerem Umfang mit der Gemeinnützigkeit vereinbar als dies vom Bundesfinanzhof in seinem Attac-Urteil (BeckRS 2019, 2190) angenommen wird. Dies schreibt die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF), die das Gutachten in Auftrag gegeben hat, mit Blick auf die geplante Reform des Gemeinnützigkeitsrechts in einer Pressemitteilung vom 02.05.2020.

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OLG Stuttgart: 2019 gegen VW erhobene Klage auf Schadenersatz wegen Erwerbs eines Skandal-Diesels nicht verjährt

Die Volkswagen AG muss dem Käufer eines vom Abgasskandal betroffenen Fahrzeugs wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung nach § 826 BGB Schadenersatz leisten, obwohl die Klage erst im Jahr 2019 erhoben wurde. Dies hat der 7. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart entschieden, der die Ansprüche – anders als der 10. Zivilsenat des OLG Stuttgart nicht als verjährt ansieht. In dem Urteil vom 30.04.2020 (Az.: 7 U 470/19) wurde die Revision zum Bundesgerichtshof zugelassen.

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OLG Frankfurt am Main: Handy-Kunden haben bei einseitiger Preiserhöhung unabhängig von deren Höhe Widerspruchsrecht

Bei einseitigen Preiserhöhungen durch den Mobilfunkanbieter haben Kunden stets – auch bei Erhöhungen unter 5% – ein Widerspruchsrecht. Dies hat das Oberlandesgericht Frankfurt am Main entschieden. In dem Urteil vom 09.04.2020 zu den AGB einer Mobilfunkanbieterin stellte es zugleich klar, dass die Androhung einer Sperre für den Fall eines Zahlungsverzugs des Handy-Kunden in Höhe von mindestens 75 Euro auch in Textform erfolgen kann (Az.: 1 U 46/19).

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LSG Niedersachsen-Bremen: Gesetzliche Krankenkassen müssen Transsexuellen keine Barthaarentfernung bezahlen
Transsexuelle haben gegen ihre gesetzliche Krankenkasse keinen Anspruch auf eine Kostenübernahme für eine Barthaarentfernung mittels einer Elektronadel-Epilation in einem Kosmetikstudio. Dies hat das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen mit Urteil vom 17.03.2020 entschieden. Der Arztvorbehalt stehe dieser Leistung entgegen, selbst wenn keine Vertragsärzte die Behandlung anböten. Es obliege dem Gesetzgeber, eine entsprechende Gesetzesgrundlage zu schaffen. Das LSG hat die Revision zugelassen (Az.: L 16 KR 462/19, BeckRS 2020, 4755). Mehr lesen
DRB zu Corona-Gerichtsentscheidungen: Justiz bewährt sich als wirksames Korrektiv

Der Deutsche Richterbund (DRB) weist die Kritik von Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) an korrigierenden Entscheidungen der Gerichte in der Corona-Krise zurück. "Die Exekutive sollte sich darüber bewusst sein, dass eine Korrektur unverhältnismäßiger Maßnahmen durch die Gerichte gerade in der aktuellen Ausnahmesituation erkennen lässt, dass der Rechtsstaat funktioniert“, sagten die DRB-Vorsitzenden Barbara Stockinger und Joachim Lüblinghoff am 03.05.2020.

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BGH kippt Schuldsprüche wegen Überfalls auf Kirmes in Thüringen

Der Bundesgerichtshof hat das Urteil wegen eines mutmaßlich rechtsextremen Überfalls 2014 auf eine Kirmesgesellschaft in Thüringen gekippt. Die Revision der vor drei Jahren Verurteilten habe Erfolg gehabt, heißt es in einem Beschluss des BGH, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und über den am 02.05.2020 auch die Nebenklage informierte. Das Urteil aus dem Jahr 2017 werde aufgehoben. Eine andere Strafkammer des Landgerichts Erfurt müsse den Fall nun neu verhandeln (Az.: 2 StR 352/18).

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BAG: Unzulässigkeit einer Elementenfeststellungsklage mit Vergangenheitsbezug

ZPO § 256 I

Das nach § 256 I ZPO erforderliche Feststellungsinteresse ist für eine Elementenfeststellungsklage nur dann gegeben, wenn durch die Entscheidung über den Feststellungsantrag der Streit insgesamt beseitigt wird und das Rechtsverhältnis der Parteien abschließend geklärt werden kann. Begehrt der Kläger die Feststellung eines in der Vergangenheit liegenden Rechtsverhältnisses, ist die Klage nur zulässig, wenn sich aus der Feststellung noch Rechtsfolgen für die Gegenwart oder Zukunft ergeben. (Orientierungssatz der Richterinnen und Richter des BAG)

BAG, Urteil vom 03.12.2019 - 9 AZR 54/19 (LAG Schleswig-Holstein), BeckRS 2019, 40413

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LG Duisburg stellt Loveparade-Prozess ein – Mammutverfahren endet ohne Urteil

Das Landgericht Duisburg hat am 04.05.2020 den Prozess um das Unglück bei der Loveparade 2010 mit 21 Toten ohne Auflagen eingestellt. Bei den drei zuletzt verbliebenen Angeklagten hatte das Gericht zuvor nur eine geringe Schuld vermutet. Eines der aufwendigsten Strafverfahren der Nachkriegszeit endet damit nach knapp zweieinhalb Jahren und 184 Sitzungstagen ohne ein Urteil. Die Kammer wollte am 04.05.2020 im Anschluss an die Verkündung des Beschlusses noch ihre Erkenntnisse aus dem Verfahren vortragen.

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OVG Hamburg: Beschränkung der Verkaufsfläche von Einzelhandelsgeschäften auf 800 qm hat Bestand

Die Inhaberin eines Sportwarengeschäfts in der Hamburger Innenstadt ist in zweiter Instanz mit ihrem Eilantrag gegen die Beschränkung der Verkaufsfläche von Einzelhandelsgeschäften auf 800 qm gescheitert. Das Oberverwaltungsgericht Hamburg hat auf die Beschwerde der Freien und Hansestadt Hamburg die vorangegangene stattgebende Entscheidung des Verwaltungsgerichts Hamburg geändert und den Eilantrag abgelehnt (Az.: 5 Bs 64/20, unanfechtbar).

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VGH Mannheim: Verkaufsflächenbeschränkung auf 800 qm im sonstigen Einzelhandel gleichheitswidrig

Die Inhaberin eines Sportgeschäfts war mit ihrem Vorgehen gegen die baden-württembergische Beschränkung der Verkaufsfläche auf 800 qm im sonstigen Einzelhandel teilweise erfolgreich. Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim hat mit Beschluss vom 30.04.2020 entschieden, die Beschränkung sei gleichheitswidrig, da der Handel mit Kraftfahrzeugen und Fahrrädern sowie der Buchhandel, für die keine Verkaufsflächenbegrenzung gelte, ohne sachlichen Grund privilegiert werde. Die Begrenzung der Verkaufsfläche auf 800 qm bleibe aber vorläufig bis zum 03.05.2020 in Kraft (Az.: 1 S 1101/20, unanfechtbar).

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VG Düsseldorf: Entfernung von Wahlwerbeplakaten der NPD war rechtmäßig

Die Ordnungsverfügung des Oberbürgermeisters der Stadt Mönchengladbach vom 16.05.2019, alle Wahlwerbeplakate der NPD mit dem Wahlwerbeslogan "Stoppt die Invasion: Migration tötet!" in Mönchengladbach zu entfernen, war rechtmäßig. Denn die Gestaltung der Plakate erfülle den Straftatbestand der Volksverhetzung. Das hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf mit Urteil vom 29.04.2020 entschieden und damit die Klage des Kreisverbandes der NPD abgewiesen (Az.: 20 K 3926/19). Dieser war bereits im Vorfeld der Europawahl im Mai 2019 mit einem Eilantrag gescheitert.

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VerfGH Rheinland-Pfalz: Verfassungsbeschwerden gegen "Maskenpflicht" abgewiesen

In Rheinland-Pfalz waren zwei Verfassungsbeschwerden erfolglos, die sich gegen die seit dem 27.04.2020 in dem Bundesland in bestimmten Fällen geltende Verpflichtung zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes richten. In beiden Fällen sei der Grundsatz der Subsidiarität nicht gewahrt, da die Beschwerdeführer zunächst um fachgerichtlichen Rechtsschutz hätten nachsuchen müssen, begründet der Verfassungsgerichtshof Rheinland-Pfalz seine beiden Beschlüsse vom 29. und 30.04.2020 (Az.: VGH B 25/20, VGH B 26/20 und VGH A 27/20).

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OLG Frankfurt am Main: Ärzte müssen auf Tatsachen beruhende Meinungen auf Bewertungsportal hinnehmen

Ein Ärztebewertungsportal erfüllt eine von der Rechtsordnung gebilligte und gesellschaftlich erwünschte Funktion, sofern der Betreiber als neutraler Informationsmittler auftritt. Nutzerbewertungen in Form von Meinungsäußerungen auf einem solchen Portal seien hinzunehmen, wenn sie auf einer Tatsachengrundlage beruhen und die Grenze zur Schmähkritik nicht überschreiten, entschied das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (Urteil vom 09.04.2020, Az.: 16 U 218/18).

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OLG Koblenz spricht im Abgasskandal Schadenersatz auch bei "spätem" Kfz-Kauf zu

Die Volkswagen AG haftet als Herstellerin des vom Abgasskandal betroffenen Motors EA 189 auch bei einem "späten" Kauf aus sittenwidriger vorsätzlicher Schädigung. Eine Mitteilung vom 22.09.2015 und eine im Oktober 2015 freigeschaltete Website mit Informationen für die Öffentlichkeit über den Einbau der beanstandeten Software ließen das objektiv sittenwidrige Verhalten nicht entfallen, weil die Gefahr der Stilllegung des Fahrzeugs nicht offengelegt worden sei. Dies hat der 8. Senat des Oberlandesgerichts Koblenz entschieden (Urteile vom 13.03.2020 - Az.: 8 U 1351/19, BeckRS 2020, 6237 und vom 03.04.2020 - Az.: 8 U 1956/19, BeckRS 2020, 5086).

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Donnerstag, 30.4.2020
OVG Münster: Verkaufsfläche von Einzelhandelsgeschäften bleibt auf 800 Quadratmeter begrenzt

Die anlässlich der Corona-Pandemie verordnete grundsätzliche Verkaufsflächenbeschränkung von Ladengeschäften auf 800 Quadratmeter bleibt vollziehbar. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in Münster durch unanfechtbaren Beschluss vom 29.04.2020 in einem Eilverfahren entschieden. Zwar sei der Ausgang des Hauptsacheverfahrens offen. Vor dem Hintergrund des mit der Verkaufsflächenbeschränkung bezweckten Schutzes von Leib und Leben gehe die Abwägung der widerstreitenden Interessen aber zulasten des Eilrechtsschutz beantragenden Warenhausbetreibers (Az.: 13 B 512/20.NE).

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BFH: Verluste aus dem entschädigungslosen Entzug von Aktien können steuerlich geltend gemacht werden

Werden (nach dem 31.12.2008 erworbene) Aktien einem Aktionär ohne Zahlung einer Entschädigung entzogen, indem in einem Insolvenzplan das Grundkapital einer Aktiengesellschaft (AG) auf Null herabgesetzt und das Bezugsrecht des Aktionärs für eine anschließende Kapitalerhöhung ausgeschlossen wird, erleidet der Aktionär einen Verlust, der in entsprechender Anwendung von § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG in Verbindung mit § 20 Abs. 4 Satz 1 EStG steuerlich geltend gemacht werden kann. Dies hat der Bundesfinanzhof mit Urteil vom 03.12.2019 gegen die Auffassung des Bundesfinanzministeriums entschieden. Das Ministerium war dem Revisionsverfahren beigetreten.

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BGH: Spiegel Online durfte Manuskript Volker Becks zum Thema "Sex mit Kindern" veröffentlichen

Der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Volker Beck, hat vor dem Bundesgerichtshof im Streit mit Spiegel Online um die Veröffentlichung eines heiklen Manuskripts aus den 1980er Jahren, in dem er für die teilweise Entkriminalisierung gewaltfreier sexueller Handlungen Erwachsener mit Kindern eintrat, eine Niederlage erlitten. Die Veröffentlichung des Originalmanuskripts und des 1988 erschienenen Buchbeitrags Becks durch Spiegel Online im Jahr 2013 sei zulässig gewesen, so der BGH mit Urteil vom 30.04.2020 (Az.: I ZR 228/15 – Reformistischer Aufbruch II).

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