Mittwoch, 21.2.2018
"Kundin", nicht "Kunde" : Seniorin pocht vor BGH auf weibliche Anrede

Die Welt der Formulare ist männlich. Werden Frauen benachteiligt, wenn nur vom "Kunden" oder "Kontoinhaber" die Rede ist? Eine Sparkassen-Kundin findet das. Die 80-jährige Marlies Krämer aus dem saarländischen Sulzbach will sich auch in unpersönlichen Vordrucken als "Kundin" oder "Kontoinhaberin" wiederfinden – und ist dafür vor den Bundesgerichtshof gezogen. Am 20.02.2018 war die erste mündliche Verhandlung (Az.: VI ZR 143/17). Am 13.03.2018 soll das Urteil fallen.

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EuGH-Vorlage zur Eintrittspflicht des Pensions-Sicherungs-Vereins bei Kürzung der Pensionskassenrente

Das Bundesarbeitsgericht geht davon aus, dass das nationale Recht keine Eintrittspflicht des Pensions-Sicherungs-Vereins (PSV) für Kürzungen von Leistungen der betrieblichen Altersversorgung vorsieht, wenn die Leistungen im Durchführungsweg Pensionskasse erbracht werden. Eine Haftung des PSV kann sich laut BAG daher allenfalls aus Art. 8 der Richtlinie 2008/94/EG ergeben. Das Gericht hat jetzt den Europäischen Gerichtshof um eine Vorabentscheidung zur Auslegung und unmittelbaren Geltung dieser Regelung ersucht (Beschluss vom 20.02.2018, Az.: 3 AZR 142/16 (A)).

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BAG: Ausschluss betrieblicher Hinterbliebenenversorgung bei großem Altersunterschied keine Diskriminierung

Sieht eine Regelung in einer Versorgungsordnung vor, dass Ehegatten nur dann eine Hinterbliebenenversorgung erhalten, wenn sie nicht mehr als 15 Jahre jünger als der Versorgungsberechtigte sind, liegt darin keine gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verstoßende Diskriminierung wegen des Alters. Das hat das Bundesarbeitsgericht entschieden (Urteil vom 20.02.2018, Az.: 3 AZR 43/17).

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Dienstag, 20.2.2018
LSG Berlin-Brandenburg hebt Festsetzung des Erstattungsbetrages für neues Arzneimittel Constella auf

Das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg hat der Klage eines pharmazeutischen Unternehmers stattgegeben und die Festsetzung des Erstattungsbetrages für das neue Arzneimittel Constella mit dem Wirkstoff Linaclotid durch die Schiedsstelle aufgehoben. Die Festsetzung sei rechtswidrig gewesen, da sie auf einer fehlerhaften Nutzenbewertung des Gemeinsamen Bundesausschusses beruht habe (Urteil vom 25.01.2018, Az.: 1 KR 295/14 KL). Das LSG hat die Revision zugelassen.

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OLG Hamm: Patient muss bei Neulandmethode auf möglicherweise unbekannte Risiken hingewiesen werden

Die Einwilligung einer Patientin in eine Operation mit einer neuen, noch nicht allgemein eingeführten Methode (Neulandmethode) ist unwirksam, wenn die Patientin nicht besonders darauf hingewiesen wird, dass es sich um ein neues Verfahren handelt, bei dem auch unbekannte Risiken auftreten können. Dies hat das Oberlandesgericht Hamm mit Urteil vom 23.01.2018 entschieden und ein von der Vorinstanz ausgeurteiltes Schmerzensgeld bestätigt (Az.:26 U 76/17, BeckRS 2018, 1400).

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OLG Karlsruhe: Anwohnerin muss Lichteinwirkung durch Kirchturmbeleuchtung in Tauberbischofsheim dulden

Eine Anwohnerin muss die mit der Beleuchtung des Kirchturms der Stadtkirche Tauberbischofsheim verbundene Lichteinwirkung auf ihre Eigentumswohnung dulden. Dies hat das Oberlandesgericht Karlsruhe mit rechtskräftigem Urteil vom 20.02.2018 entschieden. Die Lichteinwirkungen beeinträchtigten die Wohnung nur unwesentlich und könnten etwa durch lichtundurchlässige Vorhänge abgewehrt werden (Az.:12 U 40/17).

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EuGH-Generalanwalt: Polen verstößt mit Abholzung im geschützten Bialowieza-Urwald gegen EU-Recht

Polen verstößt mit seinen Entscheidungen über Waldbewirtschaftungsmaßnahmen im Natura-2000-Schutzgebiet Puszcza Białowieska, insbesondere über eine verstärkte Abholzung von Bäumen, gegen EU-Recht. Diese Ansicht vertritt der Generalanwalt beim Gerichtshof der Europäischen Union in seinen Schlussanträgen vom 20.02.2018. Diese Entscheidungen seien zwangsläufig geeignet, die Fortpflanzungsstätten geschützter Arten zu beschädigen (Az.: C-441/17).

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Unter Korruptionsverdacht stehender lettischer Zentralbankchef zum Rücktritt aufgefordert

Der lettische Ministerpräsident Maris Kucinskis hat Lettlands Zentralbankchef lmars Rimsevics, gegen den wegen Korruptionsverdachts ermittelt wird, am 19.02.2018 zum Rücktritt aufgefordert. Rimsevics, der auch EZB-Ratsmitglied ist, wird vorgeworfen, 100.000 Euro Bestechungsgeld angenommen zu haben. Er bestreitet die Vorwürfe.

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BGH: Arztbewertungsportal Jameda muss Basisprofil einer Ärztin löschen

Das Arztbewertungsportal Jameda muss das Basisprofil einer Ärztin vollständig löschen. Dies hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 20.02.2018 entschieden. Anders als in einem 2014 entschiedenen Fall (BeckRS 2014, 20426) überwiege hier das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Ärztin. Denn anders als beim kostenfreien Basisprofil würden zahlende Konkurrenzärzte beim Aufruf nichtzahlender Ärzte mit Profilbildern als Werbung eingeblendet. Damit verlasse Jameda seine Stellung als "neutraler" Informationsmittler (Az.: VI ZR 30/17).

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OLG Zweibrücken: Ersatzweise "neu" zugewiesene Landwirtschaftsprämien nach Pachtende zu übertragen

Ein Verpächter landwirtschaftlicher Flächen kann trotz Wegfalls der mitverpachteten Zahlungsansprüche durch die EU-Agrarreform 2015 bei Pachtende die Übertragung der dem Pächter "neu" zugewiesenen Prämien verlangen. Dies hat das Pfälzische Oberlandesgericht Zweibrücken mit Urteil vom 15.02.2018 entschieden (Az.: 4 U 111/17 Lw).

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OLG Jena: Anforderungen an ärztliche Invaliditätsfeststellung in privater Unfallversicherung

VVG § 178; AUB Ziff. 1.5, Ziff. 2.1.1.1, Ziff. 5.2.1; ZPO § 286

Die nach Versicherungsbedingungen für die Unfallversicherung erforderliche ärztliche Feststellung der unfallbedingten Invalidität muss den «Unfall» nicht explizit als solchen bezeichnen und nicht den diesem zugrunde liegenden Lebenssachverhalt angeben. Ausreichend ist nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Jena, dass die Invaliditätsursache sowohl in deren medizinischer Ausprägung als auch in zeitlicher Hinsicht so konkret bezeichnet wird, dass einerseits deren medizinischer Inhalt und andererseits der ihr zugrunde liegende Lebenssachverhalt jeweils eindeutig von etwaig in Betracht kommenden anderen Ursachen abgegrenzt werden können.

OLG Jena, Urteil vom 31.08.2017 - 4 U 820/15 (LG Gera), BeckRS 2017, 140273

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BVerfG: Meinungsfreiheit kann Bezeichnung eines rehabilitierten DDR-Justizopfers als Bandit erlauben

Das Bundesverfassungsgericht hat die Verurteilung eines Website-Betreibers, der ein hingerichtetes und später in der Bundesrepublik rehabilitiertes Opfer der DDR-Justiz in einem Beitrag als Bandit und Anführer einer terroristischen Vereinigung bezeichnet hatte, wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener aufgehoben und die Sache zur erneuten Entscheidung zurückverwiesen. Die Strafgerichte hätten die Meinungsfreiheit des Website-Betreibers verletzt, da sie den politischen Kontext seiner Äußerungen nicht hinreichend berücksichtigt und das entgegenstehende Persönlichkeitsrecht des Verstorbenen falsch gewichtet haben (Beschluss vom 24.01.2018, Az.: 1 BvR 2465/13).

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Ungarn: Scharfe Kritik an Orbans Plänen zu NGOs

Die Absicht des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban, zivilen Flüchtlingshelfern die Arbeit zu verbieten, ist international auf scharfe Kritik gestoßen. "Diese Einstellung passt zu einem Diktator, dem der Machterhaltungstrieb wichtiger ist als jeglicher politischer moralischer Anstand", sagte der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn dem Berliner "Tagesspiegel“ in der Ausgabe vom 20.02.2018.

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AG München: 208.000 Euro Geldstrafe für Diebstahl umverpackter Kalbsleber

Am 10.01.2018 verurteilte der zuständige Strafrichter am Amtsgericht München einen 58jährigen ledigen Kaufmann wegen Diebstahls zu einer Geldstrafe von 260 Tagessätzen zu je 800 Euro, insgesamt 208.000 Euro, und entließ ihn aus der Untersuchungshaft. Der Mann hatte vier Mal binnen eines Monats in einem Supermarkt Kalbsleber im Wert von 13 bis zuletzt 47 Euro in eine Obsttüte umgepackt und diese dann an
der Selbstbedienungskasse als billigeres Obstprodukt abgewogen und entsprechend bezahlt (Az.: 864 Ds 238 Js 223135/17, rechtskräftig).

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Montag, 19.2.2018
Türkisches Gericht bestätigt: Verfahren gegen Yücel startet Ende Juni 2018
Die türkische Justiz hat den Beginn eines Strafverfahrens gegen den "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel trotz dessen Ausreise aus der Türkei bestätigt. Als ersten Tag der Verhandlung im zentralen Justizgebäude im Istanbuler Stadtteil Caglayan sei der 28.06.2018 angesetzt, teilte das 32. Strafgericht am 19.02.2018 auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Der deutsch-türkische Journalist war am 16.02.2018 – mehr als ein Jahr nach seiner Festnahme – überraschend aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Er war noch am selben Tag aus der Türkei ausgereist. Mehr lesen
SG Mainz: Kein höheres Arbeitslosengeld II wegen zurückzuzahlender Halbwaisenrente

Das Jobcenter, das auf Hartz-IV-Leistungen eine vom Leistungsempfänger erhaltene Halbwaisenrente angerechnet hat, muss wegen der Anrechnung keinen Ausgleich zahlen, wenn der Leistungsempfänger die Halbwaisenrente später wieder zurückzahlen muss, weil deren Voraussetzungen nicht (mehr) vorlagen. Dies hat das Sozialgericht Mainz mit Urteil vom 09.02.2018 entschieden (Az.: S 10 AS 51/17).

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BSG-Richter erhalten Medientraining für künftige TV-Übertragungen aus Gerichtssälen

Mit einem Medientraining bereiten sich Richter des Bundessozialgerichts in Kassel auf bevorstehende TV-Übertragungen aus den Gerichtssälen vor. Hintergrund ist das Gesetz zur Erweiterung der Medienöffentlichkeit, das zum 18.04.2018 in Kraft tritt und Film- und Tonaufnahmen von Urteilsverkündungen und -begründungen in den obersten Bundesgerichten erlaubt.

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SG Dortmund verneint Arbeitsunfall einer Erzieherin: Kein Tinnitus durch Kinderschrei ins Ohr möglich

Eine Erzieherin, die Ohrgeräusche darauf zurückführt, dass ihr ein Kind ins Ohr geschrien hat, hat keinen Anspruch auf Entschädigungsleistungen der gesetzlichen Unfallversicherung. Dies hat das Sozialgericht Dortmund mit Urteil vom 22.01.2018 entschieden. Kinderschreie seien nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht geeignet, einen Tinnitus zu verursachen (Az.: S 17 U 1041/16).

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17-jährige deutsche IS-Anhängerin im Irak zu sechs Jahren Haft verurteilt

Die 17-jährige deutsche IS-Anhängerin Linda W. aus Pulsnitz ist am 18.02.2018 von einem irakischen Gericht zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Das erfuhren der "Norddeutsche Rundfunk" (NDR), der "Westdeutsche Rundfunk" (WDR) und die "Süddeutsche Zeitung" aus Justizkreisen in Bagdad.

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Klarheit über Fahrverbote erwartet – Kommt die blaue Plakette?
Vor der wegweisenden Verhandlung am Bundesverwaltungsgericht zu Fahrverboten für Dieselautos in Städten wird die Forderung nach Einführung einer blauen Plakette lauter. "Die Bundesregierung, zumindest das Verkehrsministerium, scheint das Thema auszusitzen. Das landet im Ergebnis dann in unseren Rathäusern und da gehört es nicht hin", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, der Deutschen Presse-Agentur. Falls das Gericht Fahrverbote für zulässig erkläre, werde es eine politische Debatte über die Einführung einer blauen Plakette geben. Mehr lesen