Dr. Hans-Jürgen Hillmer
Schulungs- und Zertifizierungsappelle des TÜV-Verbands
Die KI-Nutzung hat im Jahresvergleich stark zugenommen: Bereits mehr als die Hälfte der Deutschen gibt sich nach einer Verbandsstudie vom 27.11.2024 als KI-Anwender aus. Parallel hat am 25.11.2024 das Statistische Bundesamt Zahlen zur KI-Nutzung speziell in Unternehmen veröffentlicht. Häufigste KI-Anwendungen in Unternehmen sind demnach die Analyse von Schriftsprache oder das Text Mining (Umwandlung unstrukturierter Texte mit Machine Learning in strukturierte Daten).
Praxis-Info!
Hintergrund
Mittlerweile sind KI-Dienste ein alltägliches Arbeitswerkzeug für Texte, Recherchen und Problemlösungen geworden. Anwendungen der generativen KI wie ChatGPT, Google Gemini, MidJourney oder Anthropic Claude haben 53% der Deutschen bereits genutzt (nach 37% im Oktober 2023). Das hat eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands gemäß Bekanntgabe vom 27.11.2024 ergeben. Allerdings misstraut fast die Hälfte der Befragten KI-generierten Ergebnissen: Sie sorgen sich wegen der unzähligen Fake News, der vielfältigen Desinformation und der sich ausweitenden Manipulationen von Wahlen.
Erkenntnisse
Der TÜV-Verband fordert deshalb dazu auf, KI-Kompetenzen zu fördern und Wahlmanipulationen zu verhindern. Es solle ein Leitmarkt für KI-Prüfungen und -Zertifizierungen etabliert werden. In der Forsa-Umfrage wurde der bereits eingespielte KI-Einsatz wie folgt beschrieben:
- Die Hälfte der KI-Nutzenden setzt die Tools ein, um Texte korrekt zu verfassen (50%). Fast ebenso viele nutzen KI für allgemeine Recherchezwecke oder als Alternative zur Internetsuche (48%).
- Gut ein Drittel der Befragten nutzt generative KI für kreative Zwecke und Prozesse wie Ideenfindung (36%) sowie zur Lösung von Problemstellungen (34%).
- Etwa jeder Vierte nutzt sie zum Erstellen und Bearbeiten von Bildern und Videos (24%) und jeder Fünfte für Übersetzungen (20%).
- Immerhin 44% nutzen KI-Anwendungen aus Spaß bzw. zu Unterhaltungszwecken.
Zur Qualität der KI-Ergebnisse wird mitgeteilt, dass knapp die Hälfte der Nutzenden nur geringes oder kein Vertrauen in die Richtigkeit der Ergebnisse von KI-Anwendungen (48%) hat. 43% geben an, dass die Ergebnisse nicht konkret genug sind, und 31%, dass sie oft fehlerhaft oder falsch sind. Allerdings wissen sich die meisten zu helfen und überprüfen die Ergebnisse von ChatGPT & Co. durch weitere Recherchen (78%). Immerhin 44% fragen die KI nach Quellen, um Ergebnisse zu überprüfen. „Die Skepsis gegenüber der Verlässlichkeit von KI-Ergebnissen verdeutlicht, wie wichtig es ist, Kompetenzen im Umgang mit KI-Technologien zu stärken“, betonte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands. Er schlussfolgert, dass der Erwerb von KI-Kompetenzen und die kontinuierliche Weiterbildung entscheidend für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Technologie und gegen Manipulation sein werden.
Parallel hat am 25.11.2024 das Statistische Bundesamt Ergebnisse zur KI-Nutzung in Unternehmen veröffentlicht. Demnach nutzen 20% der Unternehmen in Deutschland KI-Technologien (Anstieg innerhalb eines Jahres um 8 Prozentpunkte). Ferner wurde ermittelt, dass große Unternehmen ab 250 Beschäftigten deutlich häufiger KI-Technologien einsetzen als mittlere und kleine Unternehmen: Bei Großunternehmen liegt der Anteil bei 48%, bei mittleren Unternehmen sind es 28%, bei kleinen Unternehmen 17%.
Unternehmen, die KI einsetzen, nutzen am häufigsten Technologien zur Analyse von Schriftsprache oder Text Mining (48%), zur Spracherkennung (47%) und zur Erzeugung natürlicher Sprache (34%). Diese KI-Anwendungen werden vorrangig für
- Marketing oder Vertrieb (33%),
- zur Organisation von Unternehmensverwaltungsprozessen oder des Managements (24%) und
- für Buchführung, Controlling oder Finanzverwaltung (24%) genutzt.
Von den Unternehmen, die bisher keine KI-Technologien nutzen, haben 18% deren Einsatz in Betracht gezogen. Nach den Gründen für den Nichtgebrauch gefragt, nannten diese Unternehmen folgende Punkte:
- Unklarheit über die rechtlichen Folgen (58%);
- Bedenken hinsichtlich der Wahrung des Datenschutzes und der Privatsphäre (53%);
- Schwierigkeiten mit der Verfügbarkeit oder Qualität der Daten (45%);
- Inkompatibilität mit vorhandenem Bestand an Geräten, Software und Systemen (44%);
- ethische Überlegungen (23%).
Praxishinweise: - Die vollständige Mitteilung des Statistischen Bundesamts finden Sie unter: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/11/PD24_444_52911.html.
- In der Forsa-Umfrage des TÜV-Verbands sticht hervor, dass ein Großteil der Befragten (81%) durch den Einsatz von KI kaum erkennen kann, ob Fotos und Videos echt oder gefälscht sind. 77% geben an, dass sie den Wahrheitsgehalt eines KI-generierten Textes nicht erkennen können. Und 45% sind der Meinung, dass die KI-Technologie eine Gefahr für die Demokratie ist. Bühler fordert deshalb „klare Leitlinien für den Einsatz von KI im Wahlkampf und freiwillige Selbstverpflichtungen der politischen Parteien zum verantwortungsvollen Umgang mit KI“. Darüber hinaus müsse der Referentenentwurf für die deutschen Umsetzungsbestimmungen zur EU-Verordnung über Künstliche Intelligenz (AI Act) trotz Regierungskrise zügig fertiggestellt werden. Dies schaffe nicht nur Planungs- und Rechtssicherheit für Unternehmen und Prüforganisationen, sondern auch ein höheres Schutzniveau für die Bürger (dazu siehe Nachricht im BC-Newsletter vom 21.11.2024).
- Eine deutliche Mehrheit der Deutschen fordert vor diesem Hintergrund Transparenz- und Kennzeichnungspflichten für KI-generierte Inhalte (90%). Eine verpflichtende Sicherheitsprüfung von KI-Systemen durch unabhängige Prüforganisationen halten 83% für wichtig, damit Produkte und Anwendungen mit KI sicher und ethisch vertretbar sind. Und 80% halten eine Regulierung von KI für notwendig, um die Entwicklung und den Einsatz von KI verantwortungsvoll zu steuern.
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Dr. Hans-Jürgen Hillmer, BuS-Netzwerk Betriebswirtschaft und Steuern, Coesfeld
BC 12/2024
BC20241226